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Di., 12.02.2019, 11:18
@ Anna-Luisa (und Philosophia)
Nein, das meinte ich mit meiner Aussage nicht.
Niemand muss das. Man kann, wenn man will und es einem nichts ausmacht. Einigen ist ein Wochenende vielleicht nicht so "heilig". Wenn es ein Angebot gibt, sich außerhalb der Stunden zu melden, dann ist es einem Therapeuten, dem das Wochenende nicht "heilig" ist, egal, ob so ein Telefonat an einem Nachmittag oder Abend eines Werktages stattfindet oder an einem Samstag/Sonntag. Bezahlt wird es ohnehin nicht, ob nun Freitag Nachmittag oder Sonntag Vormittag.
Gut, ich in meinem Falle habe den Kontakt mit meinem Schützling aufgeschrieben zur Abrechnung, was aber daran liegt, dass ich es eben als Arbeitszeit abrechnen kann. Kann ein Therapeut anscheinend nicht. Liegt aber dann ja in seinem Ermessen, zu welchen Zeiten er "unbezahlt" telefonieren mag.
Da wäre eben eher die Frage, warum die Therapeuten überhaupt "unbezahlt" telefonieren (Mailen). Vielleicht, weil sie das einfach mit einkalkulieren, es angemessen empfinden, gelegentlich Mehraufwand zu betreiben und sich das für sie aber über die grundsätzliche Zahlung deckt? Reich wird ein Therapeut wohl nicht, jedoch ist der Stundenlohn ja durchaus nicht gering. Außerdem besteht ja eine verpflichtende telefonische Erreichbarkeit seitens der Therapeuten, unbezahlt. Das gibt die GKV vor, daraus schließe ich, dass ich als Patient durchaus ein Recht habe, auch außerhalb der Sitzungen, meine Therapeutin telefonisch zu kontaktieren. Ob, wann, wie oft und wie lange sie dann erreichbar ist, liegt ja in ihrem Ermessen.
Das, was du da schilderst ist schon sehr extrem und überhaupt nicht das, was ich meine.
Urlaub ist Urlaub, privat verplantes Wochenende ist privat verplantes Wochenende. Ich setze keine (ständige) Erreichbarkeit voraus. Aber ich weiß, ich darf mich melden, wenn ich es brauche und als wichtig genug abgewogen habe. Ich melde mich dann nicht in der Erwartungshaltung, dass sie da jetzt bitte auch sofort erreichbar ist oder sich binnen weniger Minuten zurückmeldet. Ich rufe an mit dem Wissen: kann auch sein, dass ich sie nicht erreiche. Das ist dann schade aber damit kann ich leben. Ich rufe auch nicht an, weil sie mich in dem Moment dringend "retten" muss. Aushalten tut man es immer irgendwie und wenn es so schlimm ist, dass man es nicht aushält, dann wäre der Weg auch ein anderer, z. B. Klinik. Ende 2018 hatte sie "offiziell" Urlaub, arbeitete aber was anderes währenddessen und war somit erreichbar. Hab ich aber nicht genutzt, bin stattdessen in die Klinik.
Für mich ist es ein "Bonus" in einem Moment, wo ich Beruhigung gebrauchen kann. Etwas, um es mir leichter zu machen. Wenn möglich: Schön! Wenn nicht möglich: Trotzdem zu verkraften.
In meinem berichteten Fall war es ja auch tatsächlich so, dass sie (Freitag) eben nicht erreichbar war. Weil sie unterwegs war und ihr Handy entsprechend nicht dabei hatte. Das steht ihr zu, das verstehe ich und das finde ich auch ganz normal.
Dass sie mir dann angeboten hatte, am Sonntag zu telefonieren, fand ich dann wiederum nicht normal und für mich nicht mehr angebracht und habe es abgelehnt. Sie sollte bitte ihren (freien) Sonntag genießen. Ich kann aber nicht leugnen, dass ich es sehr nett fand, dass sie es getan hätte. Und wäre es für mich "bitter" nötig gewesen, vielleicht hätte ich es angenommen, ich weiß es nicht. Glaube aber nicht, da mir das zu viel gewesen wäre, ihr freie Zeit am Wochenende zu rauben. In diese Richtung vertrauen die Therapeuten doch auch auf ihre Patienten. Und denen, wo man auf gute Abgrenzung eben nicht vertrauen kann, bieten sie das sicher auch gar nicht an.
Und grundsätzlich kommt es ja auch immer darauf an, wo, in welcher Phase, in welchem Prozess der Therapie man sich gerade befindet und welche Probleme man hat.
Ein distanzloser sehr einnehmender Patient wird solche Angebote eben eher nicht bekommen.
Ich hatte lange Schwierigkeiten damit, um Hilfe zu bitten. Das hat sie erkannt und bot mir immer wieder an, sie anrufen zu dürfen. Über ein halbes Jahr lang hätte ich das nie getan und ihr auch so gesagt. Sie erkannte: Ich verbiete mir, klein, schwach und bedürftig zu sein. Ich hatte lange nicht genug Vertrauen in sie. Ihre Angebote sind eine Hilfestellung, ihr zu vertrauen. Auf diese ganze Beziehung zu vertrauen. Obwohl sich da inzwischen viel entwickelt hat und ich kleine Fortschritte mache in dem Prozess, mich drauf einzulassen, stelle ich das alles dennoch immer wieder mal in Frage. Misstraue ihr, zweifle sie an. Diese "zusätzlichen" Angebote helfen mir aber tatsächlich ein wenig, darauf ein bisschen mehr zu vertrauen. Ich nutze sie nur, wenn wirklich nötig. Momentan ist diese "Sicherheit" im Prozess noch wichtig.
Und dann wird die Zeit kommen, wo ich das nicht mehr brauchen werde. Wo es einfach nicht mehr nötig sein wird.
Kann ich selbst auch schlecht glauben, sie ist sich da aber aus Erfahrung sehr sicher.
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare