Liebt mich mein Analytiker oder ist es nur Einbildung?
Es geht dabei nicht nur um Gefühle, sondern um strukturelle Beziehungen. Ich hatte Muttigefühle für meine Studenten und trotzdem war mir immer bewusst, dass ich nicht ihre Mutti bin und keine Freundin, sondern dass ich am Ende knallhart ihre Aufsätze bewerte. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ein Analytiker muss Gefühle und Ratio walten lassen und wer sich für den Freund seiner Patienten hält, hat entweder nie Freundschaft definiert oder selber Defizite. Das sich gewisse Gefühle entwickeln, mag ja sein, aber die muss ein Analytiker reflektieren und nicht ausagieren und den Patienten als Freund betrachten. Das musst du in einer Physiotherapie eben nicht; für einen Therapeuten gehört das allerdings zum Business die eigenen Gefühle im Blick zu behalten.
Aber ich nehme mal an, wir sehen das unterschiedlich und werden da nicht auf nen grünen Zweig kommen.
Aber ich nehme mal an, wir sehen das unterschiedlich und werden da nicht auf nen grünen Zweig kommen.
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Was nützt dir dein Studium, wenn Du deinem Gegenüber seine Gefühle absprichst?MariJane hat geschrieben:Echt? Du kennst mich. Nein, ich erzähl dir jetzt nicht, was ich studiert habe und wie mein Background gelagert ist.Lockenkopf hat geschrieben:
Die TE ist psychologisch gebildet. Sie kann, im Gegensatz zu Dir, mit der freudianischen Bedeutung des Wortes Libido umgehen.
Dir gegenüber würde wahrscheinlich kein Psychotherapeut dieses Wort benutzen.
Und meinst, dein Gegenüber müsste so empfinden, wie Du es definierst?
Liebe Grüße
Lockenkopf
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Ich speche niemanden seine Gefühle ab, erwarte aber von einem Therapeuten einen reflektierten Umgang mit diesen. Weil genau das ihr Job ist.Lockenkopf hat geschrieben:Was nützt dir dein Studium, wenn Du deinem Gegenüber seine Gefühle absprichst?MariJane hat geschrieben:
Echt? Du kennst mich. Nein, ich erzähl dir jetzt nicht, was ich studiert habe und wie mein Background gelagert ist.
Und meinst, dein Gegenüber müsste so empfinden, wie Du es definierst?
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Weder die TE noch ich haben je was von ausagieren der Gefühle geschrieben. Es geht um Wahrnehmung der eigenen Gefühle und die Wirkung auf den Pat., und sonst nichts.MariJane hat geschrieben:Es geht dabei nicht nur um Gefühle, sondern um strukturelle Beziehungen. Ich hatte Muttigefühle für meine Studenten und trotzdem war mir immer bewusst, dass ich nicht ihre Mutti bin und keine Freundin, sondern dass ich am Ende knallhart ihre Aufsätze bewerte. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ein Analytiker muss Gefühle und Ratio walten lassen und wer sich für den Freund seiner Patienten hält, hat entweder nie Freundschaft definiert oder selber Defizite. Das sich gewisse Gefühle entwickeln, mag ja sein, aber die muss ein Analytiker reflektieren und nicht ausagieren und den Patienten als Freund betrachten. Das musst du in einer Physiotherapie eben nicht; für einen Therapeuten gehört das allerdings zum Business die eigenen Gefühle im Blick zu behalten.
Aber ich nehme mal an, wir sehen das unterschiedlich und werden da nicht auf nen grünen Zweig kommen.
Dozent und Therapeut sind zwei völlig verschiedene Berufe.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am Fr., 03.02.2017, 00:48, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf
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Ich denke, wenn ein Therapeut von Nächstenliebe sprechen würde, wäre das aber wirklich nicht so verwickelnd und missverständlch... Also ich denke, dass diese Aussage was für sich hat, weil dem Klienten dann klar werden dürfte, dass er nicht der/die Eine ist...isabe hat geschrieben:Das Schlüsselwort lautete ja hier im Thread "Übertragungsliebe / real", wenn ich nicht irre. Und darin genau liegt das große Problem, das sich nicht lösen lässt, indem man es an irgendeinem Punkt durch "Nächstenliebe" ersetzt, damit es harmloser klingt...
Und ein Psychologiestudent weiß nicht zwingend mehr über Psychoanalyse als Studenten oder Absolventen anderer Disziplinen, bei denen die PA explizit, wenn auch interdisziplinär, behandelt wird. Ein Psychologiestudent ist kein Psychoanalytiker. So wie ein Literaturstudent kein Schriftsteller ist und ein Medizinstudent kein Herzchirurg.
Physiotherapeut und Psychotherapeut ebenfalls.Lockenkopf hat geschrieben:
Weder die TE noch ich haben je was von ausagieren der Gefühle geschrieben. Es geht um Wahrnehmung und Wirkung und sonst nichts.
Dozent und Therapeut sind zwei völlig verschiedene Berufe.
Doch du agierst Gefühle in dem Moment aus, wo du dieses Rollenmodell, die Gefühle sein lässt und sie nicht hinterfragst, auch wenn du es nicht aussprichst. Weil Menschen interagieren und sich auch partiell in der Interaktion definieren- ohne das die Beziehung thematisiert werden muss. Dazu empfehle ich G.H. Mead und Erving Goffman (zwei Sozialpsychologe).
Zuletzt geändert von MariJane am Fr., 03.02.2017, 00:54, insgesamt 1-mal geändert.
Very funny, indeed...Lockenkopf hat geschrieben:
Dozent und Therapeut sind zwei völlig verschiedene Berufe.
Du möchtest jetzt sagen, dass Physiotherapeut und Psychotherapeut einander näher sind als Dozent / Lehrer und Psychotherapeut?
Entschuldige, aber das ist wirklich komisch. Die Beziehung zwischen Schüler / Lehrer (egal, ob in der Schule oder an der Uni) ist viel enger als die von einem Physio zu seinem Kunden. Weil es da auch langfristig um Vorbilder, um geistige Inhalte und manchmal auch um private Themen / Probleme geht und der Dozent von fast allen Schülern / Studenten als "Autorität" wahrgenommen wird; das Gefälle ist also dasselbe, und ich kenne genau das, was MariJane sagt, auch, allerdings habe ich nicht gelehrt, aber ich weiß, dass Dozenten den jungen Studenten gegenüber dasselbe empfinden und dass sich - sogar vom Alter unabhängig - entsprechende Übertragungen einstellen, in beide Richtungen.
Natürlich ist das nicht bei jedem Schüler / Studenten so, aber es kommt nicht so selten vor, dass ein Dozent mütterliche Gefühle entwickelt oder ein Schüler sich verliebt usw. Und dass das der Rollenverteilung geschuldet ist.
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Du hast es noch nicht verstanden!MariJane hat geschrieben:
Ich denke, wenn ein Therapeut von Nächstenliebe sprechen würde, wäre das aber wirklich nicht so verwickelnd und missverständlch... Also ich denke, dass diese Aussage was für sich hat, weil dem Klienten dann klar werden dürfte, dass er nicht der/die Eine ist...
Es geht nicht um die Kommunikation der th. Gefühle dem Pat. gegenüber. Der Pat. hört davon rein garnichts.
Der Th. definiert seine Gefühle für sich und in der (schriftlichen u. mündlichen) Kommunikation mit Kollegen.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am Fr., 03.02.2017, 01:00, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf
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Und du meinst, weil Maya so eine Art "Kollegin" für ihren Analytiker ist, darf er sich so verhalten, dass sie annimmt, er sei eifersüchtig und er begehre sie?
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Physiotherapeut und Psychotherapeut ebenfalls.MariJane hat geschrieben:
Dozent und Therapeut sind zwei völlig verschiedene Berufe.
.[/quote]
Es sind beides th. Berufe.
Und die th. Beziehung meiner Pat. zu mir entspricht meiner Beziehung zu meinem Psychotherapeuten.
Liebe Grüße
Lockenkopf
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Maya glaubte wahrgenommen zu haben das ihr Th. sie liebt. Sie war sich der Wahrnehmung aber nicht sicher und ihrer Bedeutung nicht im klaren. Das hat sie beunruhigt.isabe hat geschrieben:Und du meinst, weil Maya so eine Art "Kollegin" für ihren Analytiker ist, darf er sich so verhalten, dass sie annimmt, er sei eifersüchtig und er begehre sie?
Maya hat für sich geklärt, welcher Art Leibe ihr Psychotherapeut für sie empfindet. Für sie ist das ganze nachvollziebar und deshalb kann sie sich jetzt darauf einlassen.
Und vielleicht gibt sie ja später, in einigen Monaten noch mal Rückmeldung, wie es denn weiter gelaufen ist.
Liebe Grüße
Lockenkopf
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.. und muss sie für sich klar kriegen, damit der Klient davon rein nichts merkt und so nicht in eine Rolle rutscht... Dementsprechend hat ein Therapeut seinen Klienten nicht zu lieben oder als Freund zu betrachten, sondern sollte diese Gefühle analysieren und damit klar bekommen.Lockenkopf hat geschrieben:
Du hast es noch nicht verstanden!
Es geht nicht um die Kommunikation der th. Gefühle dem Pat. gegenüber. Der Pat. hört davon rein garnichts.
Der Th. definiert seine Gefühle für sich und in der (Schriftlichen u. mündlichen) Kommunikation mit Kollegen.
Sorry, aber irgendwie bist du mir zu aggressiv und rechthaberisch. Meinetwegen: Du hast 100 Punkte. Ich: 0.
Gute Nacht!
PS: ich kenn das durchaus so, dass auch der Therapeut was zur therapeutischen Beziehung sagt... Zumindest wenn das was er sagen kann, unverfänglich ist. Und ansonsten, wenn der Therapeut seine Gefühle nicht in den Griff bekommt, sitzen die Klienten da und überlegen groß rum... dafür muss ein Therapeut gar nicht viel erzählen.
Zunächst möchte ich mich für die vorangegangenen Exemplifizierungen meiner These vom "narzistischen Mißbrauch von threads" ganz herzlich bedanken ! Allerdings hätten zwei oder drei Beispiele wirklich genügen können - es hätten nicht gleich zwanzig oder dreissig sein müssen.
Worauf ich aber hinweisen möchte: in der psychoanalytischen Therapie ist das "Durchspielen" einer früheren Beziehung in der "Übertragung" ein ganz wesentliche (wenn auch wohl nicht immer die entscheidende) therapeutische Komponente. Der Patient projiziert in den Analytiker das Bild eines früheren Beziehungspartners - häufig, aber nicht immer: das des gegengeschlechtlichen Elters - hinein. Wohl ebenfalls häufig werden mehrere solcher Bilder übereinander projiziert.
Es ist Aufgabe, des Analytikers, dieses Bild "als solches" zu erkennen und die Rolle(n), die ihm "auf's Auge gedrückt wird (oder werden)", anzunehmen und konstruktiv auszufüllen in einer Weise, die ein Nachholen der Austragung und Aufarbeitung der unerledigten Konflikte aus dieser Beziehung möglich macht. Deswegen geht es bei einer psychoanalytischen Therapie wohl sehr häufig sehr heiß her - die Emotionen sollen ja mitunter "kochen". Auch der Analytiker, der mit dieser Übertragung arbeitet, muß emotional 'agieren', muß jene Rolle "spielen", darf sich nicht in einer fischkalten Rationalität verschanzen, wenn diese Beziehungsarbeit in der Übertragung Erfolg haben soll.
Indessen ist dieses "emotionale Agieren" des analytischen Therapeuten ein bewußt-rationales und zielgerichtetes therapeutisches Verhalten, daß man in einer nicht-therapeutischen, "echten" (sexuellen) Beziehung wohl zurecht als "manipulativ" bewerten würde.
Die "Gegenübertragung", die der Patient beim Analytiker hervorruft, also die Affekte, Emotionen, Gefühle für oder gegen den Patienten, die der Analytiker, der ja selbst analysiert ist, sich beständig in der Analyse seiner selbst durch sich selbst und seine Balint-Gruppe halten muß, eben deswegen analysieren kann, ist daher auch ein mächtiges Instrument: das Unbewußte zweier Menschen kann miteinander interagieren, ohne daß deren Bewußtsein normalerweise etwas davon mitbekommt. Der Analytiker bekommt es mit - dafür ist er ja selbst analysiert.
Ich meine, daß man bei der Betrachtung der psychoanalytischen Therapie deren Besonderheiten gegenüber den nichtanalytischen Therapieformen sehr wohl im Auge behalten sollte.
Worauf ich aber hinweisen möchte: in der psychoanalytischen Therapie ist das "Durchspielen" einer früheren Beziehung in der "Übertragung" ein ganz wesentliche (wenn auch wohl nicht immer die entscheidende) therapeutische Komponente. Der Patient projiziert in den Analytiker das Bild eines früheren Beziehungspartners - häufig, aber nicht immer: das des gegengeschlechtlichen Elters - hinein. Wohl ebenfalls häufig werden mehrere solcher Bilder übereinander projiziert.
Es ist Aufgabe, des Analytikers, dieses Bild "als solches" zu erkennen und die Rolle(n), die ihm "auf's Auge gedrückt wird (oder werden)", anzunehmen und konstruktiv auszufüllen in einer Weise, die ein Nachholen der Austragung und Aufarbeitung der unerledigten Konflikte aus dieser Beziehung möglich macht. Deswegen geht es bei einer psychoanalytischen Therapie wohl sehr häufig sehr heiß her - die Emotionen sollen ja mitunter "kochen". Auch der Analytiker, der mit dieser Übertragung arbeitet, muß emotional 'agieren', muß jene Rolle "spielen", darf sich nicht in einer fischkalten Rationalität verschanzen, wenn diese Beziehungsarbeit in der Übertragung Erfolg haben soll.
Indessen ist dieses "emotionale Agieren" des analytischen Therapeuten ein bewußt-rationales und zielgerichtetes therapeutisches Verhalten, daß man in einer nicht-therapeutischen, "echten" (sexuellen) Beziehung wohl zurecht als "manipulativ" bewerten würde.
Die "Gegenübertragung", die der Patient beim Analytiker hervorruft, also die Affekte, Emotionen, Gefühle für oder gegen den Patienten, die der Analytiker, der ja selbst analysiert ist, sich beständig in der Analyse seiner selbst durch sich selbst und seine Balint-Gruppe halten muß, eben deswegen analysieren kann, ist daher auch ein mächtiges Instrument: das Unbewußte zweier Menschen kann miteinander interagieren, ohne daß deren Bewußtsein normalerweise etwas davon mitbekommt. Der Analytiker bekommt es mit - dafür ist er ja selbst analysiert.
Ich meine, daß man bei der Betrachtung der psychoanalytischen Therapie deren Besonderheiten gegenüber den nichtanalytischen Therapieformen sehr wohl im Auge behalten sollte.
Zuletzt geändert von Möbius am Fr., 03.02.2017, 08:29, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist natürlich vollkommen un-narzisstisch, anzunehmen, du hättest einen Grund, dich bei irgendwem für irgendwas zu bedanken...Möbius hat geschrieben:Zunächst möchte ich mich für die vorangegangenen Exemplifizierungen meiner These vom "narzistischen Mißbrauch von threads" ganz herzlich bedanken !
Genau. Und da die Welt nur aus schwarz oder weiß besteht, bedeutet dass, dass ein Analytiker, um sich nicht zu "verschanzen", "heiße Gefühle" haben muss und dieselben im Anderen noch wecken muss. Daher muss unbedingt beim Patienten der Eindruck erweckt werden, dieser sei "rattenscharf". Genau so wird das sicher gemeint sein...Es ist Aufgabe, des Analytikers, dieses Bild "als solches" zu erkennen und die Rolle, die ihm "auf's Auge gedrückt wird", anzunehmen und konstruktiv auszufüllen in einer Weise, die ein Nachholen der Austragung und Aufarbeitung der unerledigten Konflikte aus dieser Beziehung möglich macht. Deswegen geht es bei einer psychoanalytischen Therapie wohl sehr häufig sehr heiß her - die Emotionen sollen ja "kochen". Auch der Analytiker, der mit dieser Übertragung arbeitet muß emotional 'agieren', muß jene Rolle "spielen", darf sich nicht in einer fischkalten Rationalität verschanzen, wenn diese Beziehungsarbeit in der Übertragung Erfolg haben soll.
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