Betrachtet man die Formen der Dissoziation mal so auf einer Achse, stünde die normale Alltagsdissoziation (die jeder hat) ganz links und DIS ganz rechts. Dazwischen tummeln sich dann alle Erscheinungsformen/Ausprägungen, also links vor DIS dann das Co-Bewusstsein, wieder davor so DDNOS/DP/DR usw., Übergänge fließend.
Bei all dem, was ich inzwischen gelesen und (von Betroffenen) von anderen erfahren habe, scheint es wohl so zu sein, dass Menschen mit einer hohen Imaginationsfähigkeit auch eine gute und Dissoziationsfähigkeit haben.
@Stern,
nicht dass da was falsch angekommen ist.
Die „Innere-Kind“-arbeit finde ich durchaus je nach Sachlage sehr gut und gewinnbringend, genauso wie diverse Imaginationsübungen. Mit ersteres habe ich nur ganz wenig Erfahrung (bei meiner Ex-Thera), war nicht so zielführend, mit letzteren deutlich mehr.
stern hat geschrieben: Die Arbeit ist evtl. für DIS unpassend. Nicht aber für andere Patientengruppen. Man muss halt schauen, was damit angestrebt wird... und es das leisten kann. Z.B: eher Distanzierung, Differenzierungn oder eher Zusammenführung oder ob etwas eher Imagination sein soll. Etwas muss nicht per se schlecht sein, aber kann eben je nach INDIVIDUELLEN Schwierigkeiten unpassend sein.
Klar, sehe ich ja auch so, kam vielleicht nur nicht so an. Ich hatte halt versucht darzustellen, dass abgespaltene Persönlichkeiten (bei DIS, und darum ging es ja JennyDoe) was anderes sind als aktiv (und damit zum großen Teil bewusst) imaginisierte „Figuren“, zu denen ich auch dieses Innere Kind zähle. Denn soweit ich es verstanden habe, ist es ein Symbol für die kindlichen Gefühle/Anteile, die auch ein jeder hat und es soll helfen, sich diese bewusst zu werden. Aber da möchte ich jetzt nicht weiter drauf einsteigen, denn es sollte ja hier um DIS gehen.
Jenny Doe hat geschrieben: Ich möchte nur gerne mal verstehen, was sämtliche DIS-Autoren meinen, wenn sie von Fanatsiegebilden (Huber), Phantasiefähigkeit und Vorstellungskraft, Identifikation mit Heldenfiguren (Gast) sprechen. Das ist für mich nicht vereinbar mit einem Kind, das traumatisiert wird und aus seiner Not heraus die Erfahrung abspaltet. Da hat das Kind nicht die Zeit sich zu überlegen, wie denn die abgespaltene Persönlichkeit aussehen und heißen könnte, ob die Persönlichkeit ein Held, ein Löwe oder was auch immer sein soll, ... DIS-Therapeuten beschreiben die Persönlichkeitssbildung aber als einen aktiven und bewussten Vorgang und als Fantasieprodukt. Das ist nicht vereinbar mit einem Kind, das eine Situation nicht mehr ertragen kann und aus Not heraus abspaltet.
Ich sehe es so, dass da durchaus was Hand in Hand gehen. Kann ein Kind gut imaginisieren, schafft es sich vielleicht innere Fantasiepersonen (nenne ich jetzt bewusst so), innere Helden, die ihm helfen, Alltagssituationen zu bewältigen. Z.B. eine starke Person mit Laser-Kanonen, die alles niedermetzeln kann, wenn andere Kinder ihm blöd kommen, um seine negativen Erfahrungen mit dominanten Spielkameraden zu kompensieren. Wenn dann diese schon in der Fantasie vorkommenden „Konstrukte“ schon existiere, und es dann zu einem schweren Trauma kommt, kann ich mir schon vorstellen, dass für die Abspaltung in eine Person so ein vorhandenes „Konstrukt“ „benutzt“ (in „“, da nicht aktiv) wird. War bei mir zwar nicht so, kann ich mir aber durchaus vorstellen, dass es so sein kann.
Jenny Doe hat geschrieben: Anderseits, wenn ich mit Multiplen rede, dann kann ich mich nicht des Eindrucks verwehren, dass es doch Fantasie ist. Denn sie erzählen z.B. Innie X hat das und das gemacht. Ich, als Außenstehende, sehe aber keine Innie X. Mir steht nicht plötzlich ein Mann gegenüber oder eine Frau, die plötzlich blonde Haare hat anstatt braune. Es muss also anderseits doch etwas sein, was Multiple im Kopf sehen.
Ja, es gibt da auch etwas, was Multis im Kopf sehen/fühlen/hören… .
Auch bei mir agieren nicht alle im Außen, gibt auch welche, die nur im Innern „aktiv“ sind, gerade die ganz Kleinen. Auch die höre ich, bringen sich mit Gefühle/Affekte/verbale Äußerungen ein, berichten auch mal von Zoff mit anderen. Auch die anderen in mir sind nicht unbedingt amnestisch untereinander, auch da gibt es (inzwischen) durchaus ein Bewusstsein zwischeneinander.
Was ich aber durchaus immer wieder gelesen habe, ist durchaus diese unterschwellig vorhandene Sichtweise der Autoren (Therapeuten), dass die Abgespaltenen Persönlichkeiten doch „nur“ Fantasiegestallten sind, und nichts reales. Klar weiß jeder von uns, dass wir nur einen Körper haben, uns diesen sozusagen teilen, und damit zwangsläufig auch einen Raubbau am Körper betreiben, aber sie existieren, in ihrer individuellen Einzigartigkeit.
Diese Unterschwelligkeit geht z.B. auch aus dieser Stellen heraus, aus dem von Stern zitiertem Buch -> Seite 374 Punkt 7:
http://books.google.de/books?id=qaJj4ZG ... onepage&q=
Ich kann mal, wenn ich wieder zu Hause bin, mal nachsehen, hatte da selber auch noch einige Beispiele zu.
Und wenn dann die Therapeuten mit dieser Einstellung den Patienten dazu drängen, dass sie doch in Wirklichkeit nur eine Person sind, erhöht das nur den Widerstand, denn keine der für uns Multis existierende Person will „weggemacht“ werden, die bekommen dann Existenzangst, und die steht im Widerspruch zum Integrationswille. Integration ist das allgemeine Ziel von Therapeuten, die die DIS als Störung, als Krankheit ansehen. Integration ist nicht zwingend Ziel von uns DIS´lern.
Aber: alles in der Natur ist auf Energieeffizienz ausgelegt. Und zum Aufrechterhalten der DIS ist ein sehr hoher Energieaufwand notwendig. Wenn das DIS-System selbst erkennt/erfährt, dass es diese Aufspaltung nicht mehr braucht, kommt es langfristig von alleine zur (vielleicht auch nur teilweise) Integration. Der erste Schritt dahin ist die Förderung des Co-Bewusstseins. Damit rücken die Personen sozusagen schon mal näher zusammen. So wie die Aufspalterei kein aktiver Vorgang ist, ist auch die Integration (in aller Regel) kein aktiver Vorgang, so nach dem Motto: ich will jetzt Morgen Integrieren, sondern es passiert, wenn die Rahmenbedingungen vorhanden sind, von alleine.