Traue mich nicht auf die Couch

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

leberblümchen
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 15:00

Na klar drück ich dir die Daumen! Wenn ich einen Tipp hätte, würd ich ihn dir so gerne nennen.

Mein Therapeut, fällt mir gerade ein, hat neulich etwas gesagt, was die Sache ziemlich auf den Punkt gebracht hat (wird er sich auch nicht ausgedacht haben ). Ich hatte vor einigen Wochen das dringende Bedürfnis, ihm einige Dinge zu erzählen, die mir unendlich peinlich waren. Ich bin innerlich fast gestorben vor Scham. Aber das Bedürfnis, mich zu öffnen, war stärker. Seitdem konnte ich einige echt unangenehme Dinge erzählen, muss aber voher jedesmal echt kämpfen, bis es raus ist. Er meinte, das sei halt gut, dass ich ihm vertraue, aber die Scham ist eben biographisch zu erklären und die Tatsache, dass ich mich bei ihm so geborgen fühle, sei halt eine große Verlockung, mich zu öffnen - immer auch mit einem gewissen Risiko und mit Angst verbunden, aber die Versuchung, der Drang, dass es raus muss, das ist einfach viel stärker.

Hm, ob dir das jetzt so viel nützt? Aber hast du denn nicht auch manchmal so das Gefühl, dass das wie so ein starker Drang ist, dich ihr komplett zu öffnen? Und wenn nicht: Vielleicht kommt das noch? Ich weiß nicht, wodurch mein plötzlicher Wunsch, mich ihm anzuvertrauen, entstanden ist, aber ich hab irgendwie gefühlt, dass das gut für 'uns' sein würde und dass dadurch auch so was wie Nähe entstehen würde und dass das Vertrauen wachsen würde - und so war es dann auch. Vielleicht muss man einfach manchmal ins kalte, tiefe, unbekannte Wasser springen - du weißt doch, dass sie dich auffängt!

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Tellmewhy
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 17:33

Hallo giraffenkind.
Am schwierigsten zu integrieren fand ich in meiner Therapie das Gefühl der Abhängigkeit von meiner Therapeutin. Empfindest du vielleicht auch Abhängigkeit von deiner Therapeutin? Oder spielt das für dich eher keine Rolle?.

tellmewhy

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Giraffenkind
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 18:30

titus2 hat geschrieben: Aber hast du denn nicht auch manchmal so das Gefühl, dass das wie so ein starker Drang ist, dich ihr komplett zu öffnen?
Jaaaaaa, sehr sogar! Ich habe mich ja auch schon soooo viel getraut anzusprechen, aber eben nur anzusprechen, nicht auch meine Gefühle richtig hochkommen zu lassen und zu zeigen. Und das ist nun so ein großer Wunsch von mir und weil der Wunsch jetzt so stark geworden ist, mache ich mir mal wieder ganz viel Druck und so klappt das einfach nicht.
Ich weiß nicht, wodurch mein plötzlicher Wunsch, mich ihm anzuvertrauen, entstanden ist, aber ich hab irgendwie gefühlt, dass das gut für 'uns' sein würde und dass dadurch auch so was wie Nähe entstehen würde und dass das Vertrauen wachsen würde - und so war es dann auch. Vielleicht muss man einfach manchmal ins kalte, tiefe, unbekannte Wasser springen - du weißt doch, dass sie dich auffängt!
Ja, wenn ich denn nun noch schaffen könnte, mich mehr zu zeigen, würde das eben auch noch viel mehr Nähe bringen, sagte meine Analytikerin. Und das wünsche ich mir so sehr.
Stell' Dir vor, Du möchtest das so gerne und Dich so gerne zeigen und ihr dadurch näher sein und es Dich sehr erleichtern würde, mal ganz viel rauszulassen in ihrer Gegenwart und malst Dir die Sitzung schon aus usw. und dann passiert Dir vor lauter Stress, dass Du nichts von all dem sagen und zeigen kannst und Du verlässt die Sitzung und hast das Gefühl, es ist eher umgekehrt gelaufen, eben weil Du gar nichts mehr sagen konntest vor lauter "Dir selbst Druck machen" und zeigen konntest Du Dich erst recht nicht.... kannst Dir sicher ganz gut vorstellen, WIE schlimm sich das angefühlt hat, dann wieder so die Sitzung zu verlassen und nach Hause zu fahren. Ich war danach fix und fertig.

Danke fürs Daumen drücken!

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Giraffenkind
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 18:32

Tellmewhy hat geschrieben:Hallo giraffenkind.
Am schwierigsten zu integrieren fand ich in meiner Therapie das Gefühl der Abhängigkeit von meiner Therapeutin. Empfindest du vielleicht auch Abhängigkeit von deiner Therapeutin? Oder spielt das für dich eher keine Rolle?.

tellmewhy
Ja sicher, ich fühle mich gerade sehr abhängig.

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Widow
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 18:55

Giraffenkind hat geschrieben: Ja, wenn ich denn nun noch schaffen könnte, mich mehr zu zeigen, würde das eben auch noch viel mehr Nähe bringen, sagte meine Analytikerin. Und das wünsche ich mir so sehr.
Liebes Giraffenkind,

das scheint aber doch nicht alles zu sein: Nach dem, was Du hier geschrieben hast, wünscht Du Dir diesen eventuellen Zuwachs an Nähe genauso sehr, wie Du ihn fürchtest (diese Nähe impliziert derzeit ja bereits eine massive Abhängigkeit, die Dir sehr zu schaffen macht). - Nach den noch "näheren" Stunden müsstest Du dennoch wieder in Dein Leben zurück, so wie jetzt auch. Und wenn Du das jetzt schon kaum aushältst, dann wirst Du unbewusst nicht noch eine größere Portion davon haben wollen (die Dir allerdings insofern vielleicht gerade gut tun würde, als möglicherweise peu à peu dadurch die Abhängigkeit "durchgearbeitet" werden könnte - so ja die hübsche Theorie).

Was mir nicht so ganz klar ist (naja, das ist 'ne ganze Menge, aber ich lasse es mal hierbei bewenden): Deine Analytikerin, die diesen ganzen Druck durch ihr Auf-die-Couch-Locken ja massiv mitverursacht hat, hat den doch schon wieder rausgenommen, indem sie Dein Hinlegen damit 'belohnte', dass Du das ja nicht gleich ganz absolut angehen musst, sondern portionsweise.
Hat sie denn nun schon gleich wieder (Du probierst das mit dem Liegen ja noch nicht sehr lange) so intensiv mit diesem "sich sehen Lassen, sich Zeigen" angefangen (find ich sowieso 'ne komische Wortwahl)? Vielleicht ist sie Dir momentan einfach zu schnell? (Das frage ich mich insbesondere angesichts Deiner sehr langen Sommerferien-Pause: Wann steht die an? Was, wenn Du auf die Wünsche/Vorschläge/Hinweise Deiner Hintercouchlerin jetzt versuchst einzugehen - und dann macht's plopp und die Unterbrechung ist da?)

Kann es also sein, dass Euer beider timing gerade ziemlich auseinanderläuft? Wenn ja, vielleicht wäre das ein Thema?
Ich wünsche Dir nächste Woche gute Stunden (auf der Couch und fern von ihr)!
Widow

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Tellmewhy
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 19:24

Hey, giraffenkind.

Ich dachte mir in meiner Therapie, ich möchte von meiner Therapeutin lieb gehabt werden. Irgendwie so, dass ich es annehmen kann. Und ich hatte das Gefühl es geht nicht, sie darf mich nicht lieb haben. Ich habe keine Chance Liebe zu bekommen. Geht es dir da vielleicht ähnlich oder kannst du mit diesem Bedürfnis nicht viel anfangen?

tellmewhy

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Giraffenkind
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 20:02

Widow hat geschrieben: Hat sie denn nun schon gleich wieder (Du probierst das mit dem Liegen ja noch nicht sehr lange) so intensiv mit diesem "sich sehen Lassen, sich Zeigen" angefangen (find ich sowieso 'ne komische Wortwahl)? Vielleicht ist sie Dir momentan einfach zu schnell?
Nein, sie hat überhaupt nichts mehr gesagt in der Richtung, ICH mache mir jetzt diesen ganzen Druck, weil mein Bedürfnis so groß ist, mich endlich zu zeigen.
Als ich in der letzten Sitzung am Anfang ansprach, dass das ja alles gar nicht so einfach wäre, sagte sie, dass ich wohl einfach noch nicht so weit bin.
Sommerferien-Pause: Wann steht die an? Was, wenn Du auf die Wünsche/Vorschläge/Hinweise Deiner Hintercouchlerin jetzt versuchst einzugehen - und dann macht's plopp und die Unterbrechung ist da?
In 2 Wochen.
Ich habe keine Ahnung, was in der Pause mit mir passiert, wenn ich mich vorher noch schaffen sollte mehr zu öffnen.


Widow
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 20:09

Giraffenkind hat geschrieben:Ich habe keine Ahnung, was in der Pause mit mir passiert, wenn ich mich vorher noch schaffen sollte mehr zu öffnen.
Warum legst Du dann jetzt soviel Wert darauf? (Themen gibt es doch ganz offensichtlich auch sonst noch mehr als genug für die nächsten zwei Wochen.)

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Giraffenkind
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 20:13

Widow hat geschrieben:Warum legst Du dann jetzt soviel Wert darauf? (Themen gibt es doch ganz offensichtlich auch sonst noch mehr als genug für die nächsten zwei Wochen.)
Weil es mir immer wieder so sehr schlecht geht und ich nicht weiterhin das Gefühl haben möchte, damit so alleine zu sein.... würde ich mich öffnen können und nicht nur darüber erzählen, sondern auch das Gefühl dazu richtig rüber bringen, würde ich ihr näher sein und mich mit meiner Traurigkeit weniger alleine fühlen.

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Tellmewhy
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 20:25

*nachdenklich* Hm..irgendwie wirkt es auf mich so als ob du das Gefühl hast, dass deine Therapeutin keines deiner starken Gefühle, die du hast, allein aushalten kann...aber das muss natürlich nicht tatsächlich so sein.

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Giraffenkind
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Beitrag Di., 10.07.2012, 12:36

Ich habe geschafft, ihr in der letzten Sitzung alles zu sagen, immerhin verschlug es mir nicht wieder die Sprache. Mir geht es gerade dermaßen schlecht, weil ich nur noch 3 Sitzungen habe und sie dann 6 Wochen nicht sehe, das fühlt sich so schlimm verlassen an, es ist einfach nur schrecklich und ich habe keine Ahnung, wie ich das überleben soll. Mein inneres Kind ist nur noch am weinen und hat solche Angst, sie zu verlieren und ich kann's einfach nicht beruhigen .... was macht diese Analyse bloß mit mir. Ich muss ihr noch mal ganz deutlich machen, dass es mir wirklich so schlecht geht, auch wenn die Gefühle nach aussen hin in der Sitzung nicht sichtbar werden.
Ich werde morgen wieder versuchen, alles anzusprechen.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 10.07.2012, 13:02

Giraffenkind hat geschrieben: Ich werde morgen wieder versuchen, alles anzusprechen.


Ich denke vor allen Dingen solltest du ansprechen wie schlecht es dir geht. Nicht dich dazu zwingen die traumatischen Dinge deiner Vergangenheit herauszukramen. Dazu bist du derzeit viel zu labil, das hat überhaupt keinen therapeutischen Nutzen in deiner Situation!
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Di., 10.07.2012, 13:21, insgesamt 1-mal geändert.

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Tristezza
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Beitrag Di., 10.07.2012, 13:15

Giraffenkind hat geschrieben:Ich muss ihr noch mal ganz deutlich machen, dass es mir wirklich so schlecht geht, auch wenn die Gefühle nach aussen hin in der Sitzung nicht sichtbar werden.
Und vor allem solltest du mit ihr überlegen, wie du die lange Urlaubspause einigermaßen überstehst (ich weiß nicht, inwiefern sie als Analytikerin dir da halbwegs konkrete Hilfestellungen gibt). Hattest du denn schon mal eine so lange Unterbrechung in der Analyse?

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Tellmewhy
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Beitrag Di., 10.07.2012, 13:28

Liebes giraffenkind,

du brauchst deine Angst, aber nicht gegen deine Therapeutin. Sie ist für dich da. Ihr kannst d vertrauen, dass sie dich in der Pause nicht verlässt. Und du bist eine erwachsene Frau. Als solche brauchst du dich nicht so stark von ihr abhängig fühlen wie du es vielleicht als Kind warst und es in deiner Vergangenheit nicht vertragen hast; wenn dir das hilft.
Versuche dir Gedanken darüber zu machen, wie es für dich ist, wenn du sie wieder siehst und du ihr erzählen kannst, was du während der langen Pause gemacht hast. Daran rütteln zu wollen, dass du ihr während der Zeit nicht begegnen kannst..es wäre gut, wenn du auch dafür Worte an deine Therapeutin findest. Überforderung, Wut, Trauer, Hass, Sehnsucht, Lähmung, egal, wie dich das berührt. Es ist wichtig für dich.

Glaub mehr an deine guten Erfahrungen mit ihr. Du wirst den Verlust deiner Therapeutin auf Zeit innerlich und äußerlich gut überstehen, und das meine ich nicht lakonisch, sondern ernst. Es ist immer ok, so furchtbare Angst zu haben und traurig zu sein. Aber du hast auch Erfahrungen gemacht, die dir die Angst und die Trauer für dein inneres Kind weniger quälend machen wollen. Bleib mit deiner Therapeutin innerlich in Kontakt, das meine ich.

Ciao
tellmewhy

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Giraffenkind
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Beitrag Di., 10.07.2012, 13:31

Ich werde das alles ansprechen und ihr einfach auch sagen, dass ich mir wünsche, dass sie mir (neben dem, dass wir zusammen überlegen werden) Hilfestellung gibt, diese ewig lange Pause zu überstehen. Ich habe keine Ahnung, ob sie das tun wird als Analytikerin.
Ich hätte ja den großen Wunsch, dass ich die Erlaubnis bekäme sie anzurufen, wenn gar nichts mehr geht und hätte die Hoffnung, dass allein diese Erlaubnis, sie notfalls anrufen zu dürfen, mir so viel bringt, dass ich es auch ohne Anruf schaffe. Aber ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob Analytiker sich auf so etwas einlassen oder ob das von Analytiker zu Analytiker verschieden ist. Ich muss ja auch mit einer Abfuhr rechnen, aber dann habe ich wenigstens eine klare Ansage und weiß, ich darf nicht, ich muss es irgendwie aushalten.
Nein, ich hatte noch nie so eine lange Unterbrechung in der Analyse und das kommt auch nur dadurch zustande, dass sie ihre Abschlußprüfungen hat. Sie sagt selbst, dass es sehr lang ist, aber es lässt sich diesmal nicht ändern.

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