Die Suche nach einem T-Platz / Erstgesprächsmarathon

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

pandas
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Beitrag Sa., 20.04.2013, 22:14

@ miss

Na, mit Druck meinte ich das Erleben der Umstände, wie Du sie im ersten Absatz beschrieben hast. Natürlich kann ich das nachvollziehen; ging mir auch schon so, ich hatte ja auch eine Verhaltenstherapie gemacht, 50 Stunden, bevor ich dreieinhalb Jahre später meinen Analytiker fand und die PA bei ihm begann.
Und es ist so: Die Verhaltenstherapie ist aus meiner Sicht mißgelaufen. Bevor ich sie begann, dachte ich bei dieser Suche auch: Ich brauche JETZT eine Therapie (und war auch willig, es mal mit Verhaltenstherapie an sich auszuprobieren). Deshalb sollte die Suche schnell gehen, d.h. es sind mir ein paar Sachen während der Vorgespräche aufgefallen, aber ich dachte ich probiere es trotzdem mit ihr, denn dann komme ich schneller voran in Bezug auf die Punkte, die mich eine Therapie suchen ließen. Das war nicht so. Sondern die auffälligen Dinge wurden tatsächlich zu unüberwindbaren Hindernissen.
Deswegen habe ich beim nächsten Mal lieber länger gesucht. Ich hatte sogar während der drei Jahre ab und an Vorgespräche, mich dann aber dagegen entschieden.

Ich meine deshalb, dass man nicht eins : eins von ausgehen kann, dass, je schneller man eine Therapie beginnen kann, desto schneller wird es besser. Es lieber länger "auszuhalten" versuchen, aber so die Chance vergrößern könnte, durch mehr Eigensinn bei der Suche die Effizienz der Therapie zu erhöhen.

Und zur Geldfrage: Naja, Du könntest per se doch auch eine tiefenpsychologische Gruppentherapie machen?
Was würdest Du denn machen, wenn Du frei aussuchen könntest, alles finanziert werden würde?

Und zu den drei Therapeuten, die über ihre Patienten schimpften: Kommt wohl vor - Burnout bei Therapeuten. Würde ich auch keine Patientin sein wollen, über die hinter ihren Rücken ausserhalb der Praxis so hergezogen wird ...
... da hilft wohl auch nur Hineinspüren bei den Gesprächen, ob der Therapeut authentisch empathisch ist oder nur so tut ...
... denn ob die auf eine konkrete Frage ehrlich antworten würden, gerade wenn es sich um einen "Herzieher" handelt?

Ansonsten, es gibt leider viele Berufsgruppen heutzutage, die nach der Arbeit Witze/Lästern über die Arbeit machen und alles was mit ihr verbunden ist ... eine Wohlstandskrankheit vielleicht?
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leberblümchen
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Beitrag So., 21.04.2013, 07:24

Miss, vermutlich würden die Analytiker dann fragen: "Warum wollen Sie das wissen?" oder so ähnlich... Vielleicht würde ich mich als Adressat dann fragen: "Was muss diese Frau für ein explosiver, gefährlicher Patient sein, wenn sie mich das vorher fragt".

Eigentlich finde ich die Frage schon toll, zumal sie sich ja eh irgendwann stellt - also: Die Angst, ihn zu nerven, zu langweilen, zu belasten, die kennen wohl viele Patienten. Ich hab auf diese Angst einmal gesagt bekommen: "Ich habe mir diesen Job bewusst ausgesucht" und einmal: "Ich kann sehr gut für mich sorgen". Mehr musste ich nicht wissen. WIE er für sich sorgt und ob er wirklich jeden Tag voller Vorfreude am Zappeln ist, bis er mich sieht , das geht mich ja nichts an...

Wenn du fragst, ob er seinen Job liebt, dann klingt das für mich so, als würdest du womöglich erwarten - ich weiß, dass du das nicht so meinst! -, dass der Therapeut auch nachts um drei Uhr noch am Schreibtisch sitzt und mindestens bis Mitternacht mit seinen Patienten telefoniert - so, wie man sich das von jemandem vorstellt, der seinen Job liebt...

Ich weiß nicht mal, ob man seinen Job lieben muss - der IST ja auch manchmal anstrengend. Wie ich mich selbst kenne, würde ich vermutlich fragen: "Gehören Sie auch zu denen, die über ihre Patienten lästern?" - sicher nicht taktvoll, aber mich würde da wirklich die Reaktion interessieren

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Miss_Understood
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Beitrag So., 21.04.2013, 13:46

titus2 hat geschrieben:Miss, vermutlich würden die Analytiker dann fragen: "Warum wollen Sie das wissen?" oder so ähnlich...
Ja, damit ist zu rechnen. "Ich möchte es wissen, weil es mir wichtig ist, dass mein zukünftiger Therapeut grunsätzlich auch jetzt noch mit Leidenschaft und Engagement seine Arbeit macht und nicht überwiegend widerwillig und genervt. Weil ich mir dabei selbst auch mehr Hilfe und weiterkommen erwarte als wenn jemand selbst kurz vor dem Burnout steht." würde ich dann sagen Ich weiss allerdings nicht WIE ehrlich da jemand sein wird, wenn er oder sie Klienten braucht.
titus2 hat geschrieben:Vielleicht würde ich mich als Adressat dann fragen: "Was muss diese Frau für ein explosiver, gefährlicher Patient sein, wenn sie mich das vorher fragt".
Echt?!?!? Mannmannmann, DA bringste mich erst auf was ... so spontan hätte ICH diesen Schluss nicht gezogen.
titus2 hat geschrieben:Eigentlich finde ich die Frage schon toll, zumal sie sich ja eh irgendwann stellt - also: Die Angst, ihn zu nerven, zu langweilen, zu belasten, die kennen wohl viele Patienten. Ich hab auf diese Angst einmal gesagt bekommen: "Ich habe mir diesen Job bewusst ausgesucht" und einmal: "Ich kann sehr gut für mich sorgen". Mehr musste ich nicht wissen. WIE er für sich sorgt und ob er wirklich jeden Tag voller Vorfreude am Zappeln ist, bis er mich sieht , das geht mich ja nichts an...
JA! Ich glaub mich interessiert wirklich auch nur eine kurze Reaktion. Ich möcht ja nicht Supervisor werden bei ihm/ihr!
titus2 hat geschrieben:Wenn du fragst, ob er seinen Job liebt, dann klingt das für mich so, als würdest du womöglich erwarten - ich weiß, dass du das nicht so meinst! -, dass der Therapeut auch nachts um drei Uhr noch am Schreibtisch sitzt und mindestens bis Mitternacht mit seinen Patienten telefoniert - so, wie man sich das von jemandem vorstellt, der seinen Job liebt...
Ach so. Hm ja, könnte man auch denken. Also meine letzte Therapeutin WAR schon auf eine Art engagiert. Sie suchte mir mal dies mal das raus, gab mir zwei drei Mal Lektüretipps, brannte mir eine CD mit wissenschaftlichen Aufsätzen zu meinem Hörproblem. Fand ich super, damit rechne ich aber nicht. ABER sie war auch jemand, die definitiv NIE Notfallanrufe oder sowas zulies. Sie sagte zwar, dass ich ihr mailen könnte, aber das war in einer speziellen Situation als wir den ersten Konflikt hatten und das zu erklären, was das alles in mir auslöste einfach zu komplex war. Das nutzte ich dann auch, darüber gesprochen haben wir in der Stunde. Fand ich auch okay so. Aber mehr wäre nicht drin gewesen.
titus2 hat geschrieben:Ich weiß nicht mal, ob man seinen Job lieben muss - der IST ja auch manchmal anstrengend.
Na, das schliesst sich ja nicht aus. Ich meine halt eben grundsätzlich.
titus2 hat geschrieben:Wie ich mich selbst kenne, würde ich vermutlich fragen: "Gehören Sie auch zu denen, die über ihre Patienten lästern?" - sicher nicht taktvoll, aber mich würde da wirklich die Reaktion interessieren
Großartig! Könnte ich mir auch vorstellen, aber NICHT in der ersten Stunde. Das wäre so für mich eine gefühlte ... hm ... Anmassung - weil klar dürfen die lästern - unter sich halt. Auf witzige Weise. Aber ich bin ja nicht 'unter sich'. Undd herumwitzeln, ich muss zugeben, das traue ich mich nicht in der ersten Stunde. Es sei denn der Therapeut kann das. Hach, ich denke seufzend an den extrem guten Hypnotherapeuten zurück - der nur noch Privatpatienten annimmt kurz nachdem ich ihm zusagen wollte, erst einige Monate nach dem Erstgespräch ... DER konnte das krass gut. Ich meine mich zu erinnern, dass er auch in Provokativer Therapie eine Ausbildung hatte, keine Ahnung mehr.
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Beitrag So., 21.04.2013, 13:54

Ja, eben - wenn ich Geld hätte käme in Frage jemanden zu finden, der oder besser DIE Provokativ arbeitet. Oder systemisch. Oder Hypnotherapie. Tanztherapie vielleicht auch oder eben was körperliches wie eine Tantraausbildung. Sehr gut vorstellbar auch die Art und weise wie ich es in einem Wochenende mal kennengelernt habe wie man in Gestalttherapie an den Kontakt herangeht. Ja, verdammt, ich glaube mir hilft da wirklich 'echter' Kontakt und kein 'Hintercouchler'. Mennö. Da eine Gestalt-Jahresgruppe mit zu machen wäre toll. Jener Hypnotherapeut macht ja auch Gruppen, aber leider beides völlig unbezahlbar für mich. Geld. Geld. Geld. *seufz.
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pandas
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Beitrag So., 21.04.2013, 14:29

Achso, Du hast da schon konkrete Menschen mit Angeboten im Kopf, Du kennst also bereits einen Hypnotherapeuten?
Naja, aber in der Hypnotherapie geht es ja auch nicht um direkten Kontakt, im Gegenteil. Da steht doch die Methode im Vordergrund, während der Hypnose ist man doch total bei sich selbst.

Gestalttherapie-Jahresgruppe, das wäre ja eher ein Analog zu klassischer, problem/symptom-indizierter Therapie ...
... dass Gestalttherapie nicht zu den anerkannten KK-Methoden gehört kann man natürlich kontrovers sehen; vielleicht ändert sich das ja sogar mal.
Andersseits, könnte sich auch alles ganz ins Negative verändern; so dass kaum noch etwas über KK geht, so wie in den meisten Ländern ...

Vielleicht schnupperst Du einfach mal in eine tiefenspychologische Gruppentherapie oder eine Gruppenanalyse hinein? Um zu schauen, was da nun konkret die Unterschiede sind.

Hast Du mal den deutsch-türkischen PA´ler gefragt, ob Du IN der Gruppe Probestunden machen kannst oder ob er, bevor er Dich der Gruppe vorstellt, eine völlig verbindliche Zusage haben möchte?
Zweiteres kann wohl auch sein, da sich sonst die Gruppenmitglieder vielleicht abgelehnt fühlen, wenn Du Dich gegen "sie" entscheidest.

Ansonsten, ab und an bieten privat zu bezahlende Gruppen doch auch Sozialplätze an oder Ratenzahlung. Hast Du das mal erfragt?

@ titus

Ich finde schon auch, wenn ich einen Job wirklich liebe, gerade dann darf der auch anstrengend sein. Fatal ist es ja nur, wenn er anstrengend ist, ich mich aber nicht mit dem Job identifizieren kann.
Du liebst doch auch Deine Italienisch-Kurse, Vokabeln und Grammatik sind doch sicher aber auch mal anstrengend?
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Beitrag So., 21.04.2013, 14:44

biber hat geschrieben: Vielleicht schnupperst Du einfach mal in eine tiefenspychologische Gruppentherapie oder eine Gruppenanalyse hinein? Um zu schauen, was da nun konkret die Unterschiede sind.

Hast Du mal den deutsch-türkischen PA´ler gefragt, ob Du IN der Gruppe Probestunden hast oder ob er, bevor er Dich der Gruppe vorstellt, eine völlig verbindliche Zusage haben möchte?
Zweiteres kann wohl auch sein, da sich sonst die Gruppenmitglieder vielleicht abgelehnt fühlen, wenn Du Dich gegen "sie" entscheidest.
So konkret habe ich das nicht gefragt. Aber er sagte mir, so wenn man sich eben NACH der nächsten Zweiersitzung füreinander entscheiden würde, bekäme ich einen Therapievertrag. Wonach vor allem ich mich verpflichten muss, mir den Wochentag abends IMMER frei zu halten. Und die langen Sitzungen einmal im Monat auch sowie die Wochenenden alle 3 Monate. Immer. So wie er das sagte bekam ich ein wenig Bammel. Es klang fast bedrohlich. So dass ich mich nicht traute zu fragen, was denn wäre, wenn ich zb mal ins Krankenhaus müsste oder zu einer Familienfeier. 'Darf' ich das dann NICHT? Muss ich dann Ausfallgebühr zahlen? Ich meine, alleine wenn ich jetzt so ne Frage stelle, könnte er ja denken, dass ich schon nach Auswegen suchte, diese Verpflichtung zu hintergehen, oder? Kurz: ich fühlte mich auch da äusserst unwohl.

Egal, ich habe IHM per Mail jetzt schon auch abgesagt. Weitere Gedanken mache mir mir um ihn nicht mehr. Das Unwohlgefühl hat überwogen.

Grundsätzlich wäre das auch eine wichtige Frage, die ich mal stellen würde beim nächsten Mal. Dabei habe ich aber zugegeben Schiss, weil es ja so wirken könnte als suchte ich schon bevor ich anfinge nach dem Hinterausgang.

Ich hatte mal eine sehr unschöne Auseinandersetzung mit einem Zen-Lehrer vor Jahren. Seine damalige Freundin lud mich zu einer Schnupper-Meditationssitzung bei ihm ein. Was ich neugierig wahrnahm. Als ich ihm auf der gemeinsamen Hinfahrt mit ihm alleine im Auto, sie kam von woanders nach - erzählte, dass ich wenig darüber weiß und es eben mal 'ausprobieren' wolle, war er sehr entrüstet, was mich total überfahren hat. Man könne 'so etwas' nicht bloss mal ausprobieren. Man MÜSSE sich dem voll und ganz verpflichten. Usw. Wenn man sich nicht ganzen Herzens dafür entscheiden könnte, müsse man es besser lassen bis es soweit wäre oder auch nicht usw. - da saß ich da und wollte am liebsten raus - aber es war ja auch ein Geschenk von ihr - Püh - dieser immense Druck - War mir unangenehm. Ich habe die Befürchtung, dass das Psychoanalytiker auch so sehen.
biber hat geschrieben:Ansonsten, ab und an bieten privat zu bezahlende Gruppen doch auch Sozialplätze an oder Ratenzahlung. Hast Du das mal erfragt?
Ja, vor Jahren mal. Statt 200 EUR im Monat 100 zu zahlen kann ich auch nicht. :-/ Ich glaube kaum, dass das heute günstiger ist.
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pandas
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Beitrag So., 21.04.2013, 14:51

@ miss

Na, das ist unterschiedlich.
Tatsächlich gibt es in vielen Bereichen Menschen, die einen schnell so bedingungslos an ihr Vorhaben binden wollen, wie ja auch dieser Zen-Lehrer.
Ich mag aber keine Diktaturen, harmlos ausgedrückt. Deswegen empfehle ich da auch grundsätzliches Mißtrauen.

Das managt jeder PA´ler anders. Gesetzlich ist lediglich eine Absagepflicht von 24 Stdn vorgeschrieben, für den Patienten.
Alles andere ist Absprache. Wenn man dann jedoch so einen Therapievertrag unterschreibt, so ist es verbindliche Absprache.
Die strengere Linie von PA´lern hat da in der Tat strenge Bedingungen.

Ich habe nur die Absagepflicht von 24 Stdn.
Ich muss auch nicht analog zu seinem Urlaub mein Fortfahren durchführen u.ä.
Natürlich überziehe ich das dann aber auch nicht.
Ich schätze mich selbst als durchaus zuverlässige Stunden-Einhalterin ein.
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Beitrag Di., 23.04.2013, 22:38

Alles stockt. Ich habe keine Lust zu suchen und merke, dass ich wieder ganz ganz gefährlich lethargisch werde. Außer aufräumen geht gar nichts. :-/
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ENA
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Beitrag Mi., 24.04.2013, 07:12

Ich formuliere es mal so: Gut, dass wenigstens aufräumen geht. (Der Rest kommt sicher auch wieder. Ganz bestimmt! )

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Beitrag Mi., 24.04.2013, 23:32

Heute. War das wirklich heute erst? Hatte ich ja noch einen fast vergessenen Erstgesprächstermin. Unlustig schleppte ich mich da hin. Lieblingsstadtteil. Sehr viele Erinnerungen in der Nachbarschaft von vor über 10 Jahren. Die Therapeutin erinnert mich an irgendjemand aus meiner Kindheit, mir fällt nicht wirklich ein, wer, eher so eine Mischung. Ferienlager-Betreuerin? (In die ich als Kind häufig förmlich verknallt war.) Gemeindereferentin? Oder noch früher Kindergartentante? So wie sie mit übereinandergeschlagenen Beinen, dicke Stricksocken mir gegenübersaß, füllig, süß, ein bischen tappsig, trotzdem klar und resolut, ein deutlicher Dialekteinschlag, der mir sehr vertraut war, nicht mein eigener, nein, ich habe dann vergessen sie zu fragen. Sie hat eine unglaubliche Warmherzigkeit, eine sehr direkte Aufmerksamkeit und sie lacht viel. Sie sagt mir klar heraus wie ich auf sie wirke, als es um Beruf geht, noch bevor ich es so wirklich sage und das geht durch und durch. Das ist jetzt nicht total überraschend, aber anbetrachts dessen, dass ich von Therapeuten und insbesondere Analytikerinnen diese kühle Neutralität erwarte (und ja bisher auch bekommen habe) fühle ich mich sofort angenommen. Wobei - ist das nicht eher so ein Teetrinken-Freundinnen-Gefühl? Obwohl ich einiges von den zurückliegenden Therapien erzähle und dies und das anreisse, zu lange beim Berufsthema bleibe, Krankheit 1 nur streife, bleibt es an der Oberfläche - die zeit vergeht so so schnell, ich springe von A nach B und verliere mich da und dort, frage zwischendurch 'Wie war nochmal die Frage?' und bin einfach da. Mit ihr. Das ist sehr sehr sehr angenehm. Vor allem, weil ich direkt mit der Tür ins Haus gefallen bin à la: Ich weiß grad gar nicht, was ich hier soll. Und ob Analyse überhaupt das Richtige für mich ist. Wenn dann Gruppe. zwischendrin meint sie fröhlich, dass mir bestimmt Gestalttherapie gut tun könnte. Ja - aber die Kasse? Ach ja, stimmt - die Kasse. Sie redet sich nicht raus, sie ist klar und präsent. Wirkt sehr mädchenhaft, obwohl ich sie schon so auf Mitte 50 schätze.
Ich rede sogar von mir aus nochmal das andere Gesundheitsthema an, sie reagiert darauf - einfach ganz normal. Wie ein normaler Mensch! Nicht ärztlich-distanziert, nicht verklausuliert, nicht analysierend. Okay, kommt vielleicht noch. Einige komische Sachen sagte sie. Aber noch komischer war, dass ich ihr das nicht krumm nahm. Sie hatte etwas sehr entwaffnendes. Normales. Es ist leicht das alles auszubreiten. Warm. Ich hatte mir vorgenommen, nicht zu weinen, aber so wie sie mit mir sprach war auch das okay. Meistens kommen mir die Tränen, wenn ich darüber spreche. Das war bei dem Analytiker nicht drin. Überhaupt nicht. Hier erzähle ich sogar von meiner NLP Weiterbildung. Über sie wusste ich auch nichts, weil der eigentliche Analytiker, den ich anmailte in der Praxisgemeinschaft mich an eben jene Kollegin verwies, und da ich doch eben wohl eher eine Therapeutin mir wünsche, fand ich das dann auch besser.

Sie ist auch die erste, die mich ganz klar und locker fragt: "Was brauchen SIE denn für eine Therapeutin?" Coole Frage. Ich lache und sage auch ganz klar: "Ich brauch wen, die mich nicht immer völlig abschweifen lässt. Mich focussiert. Und ich kann nicht mit Therapeutinnen, die allzuviel mit mir mitleiden - geht nich. Gar nich." Ich sage noch ein zwei andere Aspekte, bemerke leider erst später, dass ich etwas sehr essentielles vergessen habe. Ich übernehme ihre sehr legere Ausdrucksweise - oder sie meine? "Weil - es ist total wichtig wie Sie sich fühlen, jetzt so hier mit mir. Und das darf sich auch ändern." sagt sie. Gefällt mir. Gefällt mir so gut, dass ich - als sie mich ganz normal fragt, ohne große Umschweife, ob ich einen zweiten Termin haben möchte - auch sofort klar ja sagen kann. Und gibt mir mit, dass ich darauf achtgebe, wie ich mich fühle. Und wenn sich mein Gefühl und Wunsch ändert, dass ich ihr bitte absage. Ganz klar und einfach. Sie hätte in 3 Monaten sicher einen Gruppen-Platz, sie führte insgesamt 5 Einzelgespräche vorher. Die Stunde ging SO schnell vorbei, dass ich kaum was gefragt habe zu dem wie es von statten geht bei ihr etc.

Als ich raus ging, fühlte ich mich etwas erschöpft, ein wenig verheult, aber gut. So gut, dass ich mich endlich traute nochmal bei Ex-Chef vorbeizugehen, in Fußweite. Na gut, dass das nicht alles reibungslos von statten ging war ja zu erwarten - ein offenes Thema wurde geklärt, das offene Honorar sprach er selber an (*hust), um dann das 'zu besprechen' und noch zwei andere Themen, die ich ankündigte, dazu habe ich einen Termin in 2 Wochen bekommen - nun ja. Immerhin, ich war da.

Danach leider schon wieder zuviel Geld ausgegeben für meine Wohnung.

Und danach erschöpft hier rumgehangen und wichtiges liegengelassen. Obwohl es brennt. Morgen.
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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 25.04.2013, 06:05

Oh das freut mich sehr was du ueber deinen Termin schreibst und nein, Analytiker koennen sich mitunter ganz gut positionieren. Hab auch so ein Exemplar und bin soooo froh drum.


Lg
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ENA
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Beitrag Do., 25.04.2013, 09:02

Miss_Understood hat geschrieben:Sie ist auch die erste, die mich ganz klar und locker fragt: "Was brauchen SIE denn für eine Therapeutin?" Coole Frage. Ich lache und sage auch ganz klar: "Ich brauch wen, die mich nicht immer völlig abschweifen lässt. Mich focussiert. Und ich kann nicht mit Therapeutinnen, die allzuviel mit mir mitleiden - geht nich. Gar nich." Ich sage noch ein zwei andere Aspekte, bemerke leider erst später, dass ich etwas sehr essentielles vergessen habe. Ich übernehme ihre sehr legere Ausdrucksweise - oder sie meine? "Weil - es ist total wichtig wie Sie sich fühlen, jetzt so hier mit mir. Und das darf sich auch ändern." sagt sie. Gefällt mir. Gefällt mir so gut, dass ich - als sie mich ganz normal fragt, ohne große Umschweife, ob ich einen zweiten Termin haben möchte - auch sofort klar ja sagen kann. Und gibt mir mit, dass ich darauf achtgebe, wie ich mich fühle. Und wenn sich mein Gefühl und Wunsch ändert, dass ich ihr bitte absage. Ganz klar und einfach. Sie hätte in 3 Monaten sicher einen Gruppen-Platz, sie führte insgesamt 5 Einzelgespräche vorher.
Das liest sich alles so super an, Miss!!!!
Ziemlich nach guter Basis!!!

...und hat sie Dir begründet, warum sie sich bei Dir auch eine Gestalttherapie vorstellen könnte?

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Beitrag Do., 25.04.2013, 10:23

Nein, hat sie nicht. Ich habe auch da nicht näher nachgefragt. Vielleicht beim nächsten Mal? Ich schleiche ja trotz kein Geld doch noch immer um diese Idee 'Gestalt-Gruppe' herum. Und habe entdeckt, dass es hier auch noch mehrere gibt, die Gruppen anbieten, die dann ermässigt keine 100, sondern knapp 70 kosten im Monat. Aber auch das ist derzeit nicht drin! Was ich auch nochmal recherchieren muss, in der 'relativen' Nähe (wobei mir eine Stunde Fahrtzeit schon fast zuviel ist) gibt es mehrere Tanztherapiegruppen (da großes Ausbildungsinstitut) - aber da gibt es bei mir auch mehrere einerseits/andererseits. Nicht nur die Geldfrage.

Was ich mich bei der gestrigen Therapeutin auch fragte ist, weil sie eben Analytikerin UND tiefenpsychologische Therapeutin ist, was das denn dann für eine Gruppe ist bzw. für welche Methode sie bei der Krankenkasse die Therapie beantragt. Weil so mein Gedankengang: wenn sie jetzt TPT in der Gruppe macht (und das würde für mich nicht wirklich funktionieren zb) könnte ich dann statt Abbruch quasi NOCHMAL die Richtung wechseln zu Analyse?

Bzw.: weiß das jemand hier, ob das grundsätzlich möglich wäre? Man kann ja die Richtung wechseln, aber kann man das auch zwei Mal - ohne Pause?

Ich erinnere mich auch, dass sie kurz sagte: PA sei das 'höhere' Verfahren. Habe aber vergessen nachzufragen, was das genau bedeutet. Wenn VT nicht weiterhilft, dann TPT, dann PA? Und von PA zu TPT wechseln gänge dann nicht mehr?

Wobei, wenn ich ehrlich bin, schmeckt mir es nicht, dass ich das jetzt schon überlege - ganz so als wollte ich die nächsten Jahre mich in Dauer-Therapie begeben ...
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Beitrag Mi., 01.05.2013, 13:16

Hm. Ich bin unzufrieden. Oder eher so mittelmässg weiter.

Ich ging zur zweiten Sitzung niedergeschlagen und traurig und frustriert - mit vielen Selbstzweifeln, Zweifel am Vorhaben neue Therapie und dann noch dazu Analytisch (aber was ist Gruppenanalyse?) selbst, dachte die ganze Zeit auf dem Hinweg nur an meinen Ex (wegen eines absolut empfehlenswerten Buches, was ich gerade lese von Wolfgang Schmidbauer: Kein Glück mit Männern. Fallgeschichten zur Nähe- Angst) und weil 'sein' Stadtteil - mir schwirrten tausend Themen die ich ansprechen könnte gleichzeitig im Kopf und ich könnte am liebsten sofort loslegen. Verdammt, ich brauche jemand! Regelmässigkeit!

Aber halt: es geht ja erst mal darum, sie kennenzulernen und zu einem Urteil (ürks, so wenig ich es mag verurteilt zu werden, mag ich das bei anderen) - ob sie mir helfen kann (helfen kann? ich zensiere ja schon sofort meine Gedanken - weil: helfen kann sie mir womöglich auch nicht, das muss ich ja selber etc. blahblah) - also gut: besser tut - als meine zuvorige Thera, an die ich eigentlich so rein gar nicht mehr denke. Da war wirklich so gut wie keine Beziehung, höchstens im Streit fühlbar.

Okay, also gut. Sie ist sehr herzlich. Immer noch das Gefühl der Kindergartentante. Dann fängt sie verständlicherweise mit der - sie nennt es ein wenig lachend, was mir sehr sympathisch ist, mit der rundum-Frage "wie das Therapeuten so tun" (O-Ton) an: "Erzählen Sie mir doch was darüber wie Sie aufgewachsen sind."

Und dann erzähle ich. Sie unterbricht mich sehr sehr sehr selten, ich erfahre nicht sehr viel über sie. Außer, was mich ein wenig überrascht, dass sie einen scheinbar recht feministischen Schwerpunkt hat.

Und - was mich sehr sehr skeptisch stimmt - als ich von meiner Mutter und ihren Nierenproblemen erzähle, die sie hatte als ich klein war (und ich auch, eben, geerbt) - "Aha - da ist ihr was an die Nieren gegangen!" Ich widersprach, wies auf 'erblich, Pech gehabt' und so weiter hin und dacht sofort, och je, jetzt durch mein Widersprechen wird sie erst recht denken, dass das ein fruchtbares Thema ist (und so halte ich mich beständig selbst in einer grauenhaften energiefressenden Ambivalenz zu allen möglichen Themen *aaargh). Mir ist diese simplifizierende Psychosomatik einfach zuwider! Aber anstatt die Gelegenheit beim Schopfe zu packen und genau DAS Thema und vor allem ihre Ansicht darüber zu hinterfragen, ertappte ich mich dabei einfach weiterzuerzählen, wo ich so schön im Fluß war. Und das Thema "Erzählen Sie was über ihren Werdegang" habe ich drauf. Ja, das 'muss' sein, aber beim nächsten Mal will ich unbedingt mehr von IHR mitkriegen.

So ging ich dann raus. Mit einem diffusen Gefühl, dass mir eine Feministin gegenübersaß. Und ich fragte mich, ob sie wohl in einer glücklichen Beziehung ist. Und ich fragte mich, ob es sie wohl irgendwie komisch berührt habe, als ich von meinem Vater sprach, der sehr übergewichtig ist und sich eben auch so 'typisch sandsackartig unangreifbar' verhält, ich schluckte gerade noch so das 'wie viele Übergewichtige' herunter - denn - auch sie hat mehr als eine rundliche Figur. Die Art und Weise wie sie etwas schräg auftretend die Treppe hochging liess mich außerdem eine weitergehende funktionelle Problematik erahnen. Womöglich hatte sie selbst gar eine noch weiterreichende Behinderung, denn im Aufgang und Treppenhaus ist ein Treppenlift installiert. Gut, kann auch für gehbehinderte Klienten sein. Sie sitzt allerdings recht lässig vor mir - und es wirkt nicht so als sei sie mit ihrem Körper im Unreinen - da musste ich an ein anderes Erstgespräch denken mit der Hexe mit den Wallegewändern ...

Na gut, der nächste Termin steht. Da möchte ich unbedingt MEINE Fragen an sie loswerden.
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Beitrag Mi., 01.05.2013, 13:34

Weiß das hier keiner?
Wenn man jetzt TPT in der Gruppe macht könnte ich dann statt Abbruch quasi NOCHMAL die Richtung wechseln zu Analyse?

Bzw.: weiß das jemand hier, ob das grundsätzlich möglich wäre? Man kann ja die Richtung wechseln, aber kann man das auch zwei Mal - ohne Pause?
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