Ich-Gefühl bei multiplen Persönlichkeiten

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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gesprungenesWasser
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Beitrag Di., 22.02.2011, 03:39

Hallo heissundkalt,
heissundkalt hat geschrieben:@ ENA
irgenwie war das jetzt ein gutes beispiel für meine ausraster, die ich ständig am deckeln bin. (meistens wut auf mich selbst). hättest du mit mir geredet, wäre dir vermutlich nichts aufgefallen. schriftlich rutscht mir so was dann manchmal doch raus hatte igendwie angenommen, su wärst jetzt wahnsinnig wütend... und eine sekunde später schalte ich um und weiß, dass es nun mal mißverständnisse gibt und "werde" beruhigt... ja, so fühlt es sich...nicht ich beruige mich, sondern ich "werde" beruhigt. egal, gehört nicht hier her.
Doch, gehört hierher. Finde zumindest ich. Denn es geht um Gefühle. Und ich verstehe Gefühle als zum Ganzheitlichen des Ich-Erlebens gehörend. Als gW habe ich keine Gefühle und keine Emotionen. Das behaupte ich und ich nehme gW auch nur so wahr. Nun habe ich aber auf einige Äußerungen hier überreagiert. "Ich" (?) fühlte mich verletzt. Daran erinnere ich mich als gW. Ich weiß als gW aber nicht wie es sich anfühlt verletzt zu sein und kann diese Verletztheit auch nicht (nach-)empfinden. Es ist ein ausschließlich intellektuelles Erinnern an den "Zustand Verletzt-Sein". Vielleicht hat ENA Recht und es hat hier eine andere meiner "Identitäten" reagiert?
heissundkalt hat geschrieben:ein anteil sieht alles völlig klar, emotionslos, sachlich, nach den fakten.
der andere ist eben ein kreischendes, wütendes, verletztes, trauriges kind, das immer überreagiert, alles auf sich bezieht und die emotion pur ist.
zwei sehr starke und gegensätzliche anteile, die ich manchmal eben auch fast als zwei unterschiedliche personen wahrnehme. nichts davon, oder wenig, selten doch mehr, schimmert für die außenwelt sichtbar hindurch... (...) das sehe ich messerscharf. oder ein teil von mir. trotzdem wirbelt es in mir, weil "jeder" in mir es anders aufnimmt und verarbeitet...
So gibt es womöglich einen weiteren Anteil? Einen nach außen hin „regulierenden“, der ein "Alltags-Ich" aufrechterhält?

LG gW

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Beitrag Di., 22.02.2011, 08:21

elpida hat geschrieben: Stärkung der einzelnen Anteile halte ich persönlich für völlig verkehrt,
Dito. Was du im Folgenden beschreibst ist ja das selbe Prinzip, was auch ich beschrieb: Dem reinem Persönlichkeits innerhalb seiner Rolle aufzeigen, dass dieser Anteil nicht so starr ist sondern auch andere Seiten hat.
zu den mir nicht freundlich gesinnten Anteilen:
...
ich spüre irgendwie, seine Wut, Kälte und Verachtung gilt gar nicht mir persönlich und lasse mich auf das alles einfach mal ein .. rede mit ihm, höre zu, hinterfrage, stelle selbst Fragen, gehe auf seine Geschichten ein usw. -


Hmm. Genau das hatte ich mir gedacht. Die nicht-freundlich gesinnten Anteile nimmt man nicht/weniger persönlicher, lässt Milde walten. Aber die freundlich-gesinnten Anteile nimmt man dafür für sehr voll? Du kämst sicherlich nie auf die Idee, die positiven Aspekte zu hinterfragen oder unpersönlich zu nehmen, richtig?

Da ist für mich der Hund begraben, auch wenn ich extrem lange gebraucht habe, auch noch nach der Trennung, dies für mich zu verarbeiten: Will man den Gegenüber wirklich ALLE Teile annehmen, dann gilt auch gleiches Recht für alle...ehm... für alle Anteile. Und eben nicht, dass man ein Anteil für persönlicher, echter und voller nimmt als die anderen.

Dein Text klangt für mich jetzt so: Als ob DEIN Freund einen Kumpel habe, der in einigen Dingen anderer Auffassung ist, manchmal auch über dich herzieht oder dir weiß machen wollte, es ginge nur um Sex und dich vergraulen wollte. Aber der "Kumpel" hat mittlerweile akzeptiert, dass das Beziehungs-Ich nicht von seiner Auffassung abweicht, dass du dich nicht vergraulen lässt, also hat er sich notgedrungen damit arrangiert.
Verstehst du, was ich meine? Klingt für mich eher nach einer Zweier-Beziehung (Du und sein Beziehungs-Ich), und ab und zu kommt eben noch wer anderes dazu, der mittlerweile nicht nur toleriert, sondern auch akzeptiert ist, aber trotzdem irgendwie außen vor steht. Alleine schon dadurch, dass die nicht-freundlich-gesinnten Anteile weniger persönlich-ernst nimmt als seine anderen Anteile. Sie haben NICHT den selben Stellenwert bzw. Beziehungswert für dich.
und wie gesagt scheinen sich Anteile immer mehr zu überlappen bzw. ineinanderzufließen .. und ehrlich, hätte ich von alledem keinen Schimmer, hätte Null Kontakt, könnte ich je meinen Freund wirklich erfassen, begreifen, verstehen, geschweige denn, ihm helfen?
Siehe weiter vorne. Wenn jemand weite Bereiche seiner Persönlichkeit versteckt und verdrängt - ob mit oder ohne DIS! - dann kann man den Gegenüber nicht erfassen, begreifen, verstehen, geschweige denn helfen. Das dürfte selbstverständlich sein. Unterschiedlich ist doch nur die ART wie es sich äußert und kommunziert wird.
Das ist er mitsamt seinen Erinnerungen, Erfahrungen, Gefühlen, Gedanken .. halt ein bißchen verstreut

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Beitrag Di., 22.02.2011, 08:30

Ups. Ich hätte erst mal weiter lesen sollen.
elpida hat geschrieben:Ich sehe es als ein aneinander Herantasten, als ein Gemeinsam auf halt etwas unüblichere Art bedingt durch den Umstand der Wechsel, Abspaltungen und Erinnerungslücken. Und wenn du mich fragst, ob es nicht dahingehend geht, dass Positives genommen, und Negatives bestenfalls toleriert wird - das kann ich mit einem klaren NEIN beantworten. Und was ist schon positiv, was negativ?
Klang aber im ersten Teil ganz anders. Oder ich verstehe es nur nicht.
Da ich diese Anteile nicht als eigenständige Personen sehe, sondern eben als abgespaltene Teile der Gesamtpersönlichkeit, habe ich auch keine Schwierigkeiten, diesen authentisch zu begegnen. Ich treffe auf seine Wut, Unlust und was es da sonst noch "Negatives" geben mag, halt völlig separiert.
Also, um auf dein konkretes Beispiel zurückzukommen: Wenn er dich grob beleidigt und erzählt, es ginge ihm nur um Sex so wie am Anfang... dann ist es dein normales, authentisches Verhalten, so etwas nicht/weniger persönlich zu nehmen? Also wenn ein anderer NICHT-DIS'ler so etwas zu dir sagen würde, würdest du genauso damit umgehen, wie du es in seinem Fall getan hast?

Für mich gehört das alles zu ihm und ich kann ihn wirklich annehmen.
Indem du gewisse Seiten an ihm NICHT so an dich ranlässt (... weniger persönlich nehmen) als andere?

Das ist nicht wertend oder kritisierend gemeint. Siehe eingangs. Meine sehr schmerzvolle Erkenntnis war die, dass es alle Anteile GLEICHBERECHTIG sind im Sinne von wahr, ernst gemeint oder persönlich/weniger Persönlich. Auch die Anteile, die einem lieben.

Sicherlich kenne ich es, dass man die "negativen" Seiten nicht so persönlich nimmt. Nur folgt nach langen schmerzhaften Erfahrungen für mich daraus, dass man die liebenden Seiten ebenso wenig (oder viel) persönlich nehmen darf.
Aber vielleicht belassen wir es so oder so mal dabei - wir kommen sonst noch total vom ursprünglichen Thema ab ...
Einverstanden.

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elpida
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Beitrag Di., 22.02.2011, 12:29

@ Gothika

ich dürfte mich wirklich einfach völlig mißverständlich ausdrücken ..

wollte zum einen sagen, dass nichts starr ist, alles in Bewegung ist

und eben z.B. dieser mir (und auch anderen Anteilen gegenüber) ursprünglich feindlich Gesinnte, mittlerweile einen völlig anderen Zugang zu mir und auch zu anderen Anteilen und zu sich selbst hat - und ich auch zu ihm ... kann heute mit ihm besser, aufrichtiger und direkter kommunizieren, als ich es mit meinem Freund im Alltag kann !!

und es ist genau umgekehrt, als du es nun aufgefasst hast - ich halte solche Innenanteile heute fast für wichtiger, als suptertoll-funktionierende, freundliche, angepasste, manipulative Alltagspersonen .. über die ich mich viel mehr aufregen kann, ob ihrer Blindheit, Kontrolliertheit, Angepasstheit usw. - weil eben genau diese Innis die Hauptträger der Gefühle sind - ALLES ZUSAMMEN MACHT MEINEN FREUND AUS

werde ich persönlich angegriffen, reagiere ich natürlich dementsprechend .. lasse da keine Milde walten, wie du meinst, dazu habe ich ein viel zu aufbrausendes, direktes Gemüt .. aber manchmal spielt da eben auch Täteridentifikation usw. mit, weil ich viell. durch irgendwas Auslöser/Trigger war und er dadurch erst in diesen Zustand gekommen ist durch automatische Schutzmechanismen .. und ich bin froh, dass heute besser sehen, spüren und unterscheiden zu können .. und Reden, Streiten, oder was auch immer - auf authentischer Ebene - bringt ihn, mich und uns dann auch wirklich weiter ..

Erkennen zu können, dass er sich in gewissen Zuständen außerhalb des Hier und Jetzt befindet, heißt nun wirklich nicht, dass ich ihn dann nicht ernst nehme, ihn nicht für voll nehme !! So ist es einfach nicht.

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elpida
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Beitrag Mi., 23.02.2011, 09:33

.. meine Erfahrung ist eben, dass ich - seit ich meinen Freund als eine Person sehen und begegnen kann, egal in welchem Zustand er sich befindet - sich im Insgesamt viel getan hat ..

und, um wieder zum eigentlichen Thema zurückzukehren und auch auf den letzten Beitrag von gW einzugehen (was Emotions- u. Gefühlslosikeit mancher Anteile angeht):

bei meinem Freund gibt es z.B. Anteile, die heute Gefühle und Emotionen immer mehr zulassen und empfinden können, die früher einfach tabu und völlig abgespalten waren, sich Ängste abbauen, Schutzmechanismen als solche erkannt werden u.v.m. - und er sich immer mehr spürt - und ich sehe in dieser Entwicklung schon einen Zusammenhang mit offener, authentischer Begegnung (was Streit, Diskussionen, Tränen, Lachen und was auch immer beinhaltet !!)

Ich glaube halt, würde ich heute seine Seiten nicht als Ganzes sehen, erfassen und auch wirklich spüren - und ihnen nicht so begegnen - würde ich damit die Gespaltenheit nur festigen, wenn nicht sogar fördern - was wohl kaum zur Förderung eines ganzheitlichen Ich-Gefühls beitragen würde.

Darum geht es mir. Das sind meine Erfahrungen bis dato ..

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Beitrag Mi., 23.02.2011, 18:03

@Elpida,

danke für die Ausführung.

@all

Hab ihr euch schon mal gefragt, wie sich für "Normale" das Ich-Gefühl anfühlt? Oder ist das für Euch eher ein Buch mit sieben Siegeln? Stellt ihr euch die Frage, und wenn ja, glaubt ihr, es würde euch (bei eurer Suche, eurer Zielsetzung etc.pp) helfen, wenn ihr einen Vergleich hättet?

Ich wollte nochmal explizit betonen, dass JEDER Mensch verschiedene Persönlichkeitsanteile hat, und es ist nicht immer leicht, diese zu unter einen Hut zu bringen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass manche Aspekte von DIS gar nicht so unnormal sind, und eher irrtümlicherweise zu der Erkrankung gezählt werden. Also, mir geht es zumindest im allgemeinen psychologischen Dschungel durchaus manchmal so, dass man den Sinn für ein "normales Maß" verliert und ein Gesundheitsideal anstrebt, was so gar nicht gegeben ist.

Eigentlich... - bitte nicht steinigen - ... hab ich mir heute so überlegt, dass die größten Unterschiede wohl "nur" in den Erinnerungslücken liegen, dem Focus/Weltbild und dem (mehr oder weniger) Mangel an Kontrolle.

Auch OHNE DIS bzw. Innenpersönlichkeiten ist es sauschwer, widersprüchliche Gefühle zu vereinbaren und nebeneinander existieren zu lassen, versteht man oftmals seine eigene Emotionen nicht mehr, wenn sie schwanken oder gar völlig unterschiedlich sind, kann man manchmal das eigene Verhalten nicht wirklich nachvollziehen, ist man im virtuellen Leben eine "ganz andere Person", egal wie authentisch man ist (liegt an der Natur des Medium per se!), hat gewisses Rollenverhalten, mit dem nicht immer leicht umzugehen ist und aus dem man nicht rauskommt (und sich hilflos selbst zuschaut, wie man nach Schemata F reagiert, als wäre man eine Fremde, obwohl man sich doch geschworen hatte, das nächste Mal anders zu reagieren). Kein Mensch kennt sich zu 100% wirklich oder hat immer eine Erklärung für seine Emotionen parat, geschweige denn kann sie kontrollieren.
Oftmals weiß man gar nicht, was man wirklich fühlt. Muss die Ungewissheit aushalten, hat Angst sich selbst zu ergründen, verdrängt die Schattenseiten, die sich dann gerne zum ungünstigen Moment entladen. Jeder Mensch hat z.B. ein Beziehungs-ICH, dass sogar ziemlich konträr zum Single-Ich sein kann, und jeder Mensch verhält sich anders, denkt anders und fühlt anders je nachdem in welcher Situation mit welchen Menschen er sich befindet. Das kann schon sehr verwirrend sein.

Für mich wurde all das in dem Moment zum "Problem" als ich trennungsbedingt in eine waschechte Identitätskrise geriet, den Zugang zu meinen Emotionen verlor und wortwörtlich in zwei Hälften zerrissen war, die sehr DIS-ähnlich sich einander abwechselnden und gegenseitig bekriegten.
Jetzt lerne ich das alles wieder neu, ein schwieriger und oft auch verwirrender Prozess, an dessen Anfang ich erst stehe. Aber ich beginne langsam zu ahnen, dass manche Dinge, die ich den Subpersönlichkeiten zugeschoben habe, in Wahrheit relativ normale Aspekte waren, ich es lediglich nicht "verstanden" (oder: verlernt) hatte. Aber vor allem: Ich entdecke langsam, dass ich teilweise utopische Ansprüche an den "vermeintlichen gesunden Zustand" hatte. Beispielsweise die Suche nach einem konstanten, fixen Ich. Oder der Wunsch nach absoluter Klarheit und Eindeutigkeit der Emotionen. Und ich erkenne auch MEINEN Anteil an all dem. Beispielsweise habe ich mich so in ein Entweder/Oder reingesteigert (ich darf, muss entweder das eine oder das andere fühlen!), dass es kein Wunder ist, dass ich mich mehr und mehr gespalten habe. Ich ließ mir mit meinem Fatalismus ja keine Wahl. Ein großer Schritt war daher für mich,a ls mir eine Thera erklärte, dass es doch völlig normal sei, dass man nach einer Trennung Wut UND Trauer spüre, und beides seine berechtigkeit hat. Ich glaub, in dem Moment hab ich ganz schön blöd aus der Wäsche geschaut, weil ich drei Jahre lang nicht mal ansatzweise auf die Idee gekommen wäre, nein, stattdessen habe ich (unbewusst) die Spaltungen schön vorangetrieben...

Na ja, so viel zu meinen Gedanken. Vielleicht kann ja der eine oder andere was damit anfangen.

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elpida
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Beitrag Mi., 23.02.2011, 19:55

Wie du schreibst, JEDER Mensch hat auch seine Abgründe, Muster, Schutzmechanismus, Widersprüchlichkeiten, Ungereimtheiten, Schwächen, Ängste, Unzulänglichkeiten, Probleme, innere Diskrepanzen usw. - ob mit oder ohne DIS.

Also, ich glaube auch ganz und gar nicht, dass wir so unterschiedlich sind.

Unter "ganzheitlichem Ich-Gefühl" verstehe ich nicht, dass man alles an sich mag, versteht und immer damit klar kommt. Auch jeder Uno hat seine persönliche Geschichte, kann Gefühle der Zerrissenheit, der Ohnmacht und mit allen möglichen psychischen Problemen zu kämpfen haben.

Den Unterschied sehe ich rein in der völligen Abspaltung der verschiedenen Persönlichkeitsanteile, Gefühle und Emotionen, was eben Amnesien mit sich bringt und einem ganzheitlichem Ich-Gefühl einfach im Weg steht.

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elpida
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Beitrag Mi., 23.02.2011, 21:26

Was für mich in dem ganzen Zusammenhang wirklich Thema ist, ob und inwieweit ein ganzheitliches Ich-Gefühl möglich und erstrebenswert ist. Irgendwie denke ich, dass da mal der persönliche Leidensdruck eine Rolle spielt. Habe ich damit kein Problem, mich nicht als ganzheitlich zu fühlen, warum sollte ich daran was ändern? Da wird es euch wahrscheinlich allen sehr unterschiedlich damit gehen und es auch "betriebsintern" unterschiedliche Zugänge geben. Oder ist das bei euch nicht so?

Mein Partner hat im Alltag durchaus ein - wenn auch jeweils unterschiedliches - Ich-Gefühl .. halt eingeschränkt auf sein jeweiliges Erleben, Empfinden und seine Erinnerungen. Sich nicht ganzheitlich zu fühlen, belastet ihn im Alltag mal mehr, mal weniger, mal gar nicht. Manche(s) in ihm leidet furchtbar darunter, nicht zu wissen, wer er eigentlich ist. Manche(s) in ihm scheint überhaupt kein Ich-Gefühl zu haben.

Ach, dieses Thema ist wirklich sowas von komplex ...

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heissundkalt
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Beitrag Do., 24.02.2011, 11:39

gesprungenesWasser hat geschrieben:Es ist ein ausschließlich intellektuelles Erinnern an den "Zustand Verletzt-Sein". Vielleicht hat ENA Recht und es hat hier eine andere meiner "Identitäten" reagiert?
erstmal danke, dass ich mich äußern "durfte"
bin momentan bisschen im streß, daher schreibe ich jetzt seltener. verfolge aber alles nicht weniger interessiert!

hmm... also genau das kenne ich allerdings auch, im nachhinein sind meine gefühle vom intellekt völlig abgespalten und ich muß mich "anstengen", um das gefühl wieder wachrufen zu können, dass ich in der ursprünglichen situation hatte. ich glaube das muß nicht zwingen mit unterschiedenlichen innenpersonen zu tun haben, die sich melden, kann aber. es kann ebenso aber auch damit zu tun haben, dass man gefühl und verstand absolut trennt und von einander abgespalten hat...
gesprungenesWasser hat geschrieben:So gibt es womöglich einen weiteren Anteil? Einen nach außen hin „regulierenden“, der ein "Alltags-Ich" aufrechterhält?
ja, mit sicherheit. allerdings nehme ich diese anteile, so fremd sie mir manchmal sind trotzdem als zu mir gehörig wahr.
LG, H&K
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heissundkalt
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Beitrag Do., 24.02.2011, 18:39

Hallo ihr Lieben!

Leider habe ich den titel vergessen, (ich glaube "aufschrei" ...?) aber ich habe gerade vor kurzem ein buch entdeckt, allerdings nur im buchladen überflogen, über eine frau mit multipler persönlichkeitsstörung/DIS.
In dem buch meldet sich das gesamte system zu wort sowie der therapeut.

was die kernfrage des integrierens der anteile zu einer einzigen vollständigen persönlichkeit angeht, äußert sich der therapeut wie folgt: eigentlich wird versucht (jedenfalls was seine "schule" betrifft) die kern-identität zu finden, die ursprüngliche, die durch die traumatischen ereignisse begann sich aufzuspalten.
bei dieser frau jedoch entdeckte der therapeut, dass das "wahre" ich, der kern "tot" ist und quasi nicht mehr existiert. es existieren die anteile, die jeder für sich, wie hier ja auch immer wieder beschrieben wird, sich in verschiednesten entwicklungsstadien befinden und die unterschiedlichsten aufgabenfelder zu "verwalten" haben. der therapeut strebte mit dem system, dass er nach und nach kennenlernte ein friedliches miteinander an und keine integration.
da das anscheinend oft der fall ist, könnte das buch auch schon älter sein, ich weiß es nicht, ich hatte es zufällig endeckt und fand die tatsache des "toten" kerns beinahe schon unheimlich... andererseits brachte die traumtisierte psyche eine reihe von interessanten innen-persönlichkeiten "zur welt" und dieser vorgang mutet schon wieder faszinierend an...
LG H&K
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ENA
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Beitrag Do., 24.02.2011, 18:46

......"Sybil"?

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Beitrag Do., 24.02.2011, 18:56

Hallo heissundkalt,

ich würde das Buch nicht kaufen. . Weil ich mir den toten Ich-Kern weder vorstellen kann noch will.
heissundkalt hat geschrieben: sich in verschiednesten entwicklungsstadien befinden und die unterschiedlichsten aufgabenfelder zu "verwalten" haben. der therapeut strebte [...] ein friedliches miteinander an und keine integration.
Und wer entscheidet über darüber, welche Persönlichkeit was zu verwalten hat? Wer nimmt die verschiedenen Persönlichkeiten wahr? Wer oder was ist der Admin? Das impliziert für mich, dass selbst in so einen Hardcore-Fall noch irgendetwas "dahinter" da ist...

Und auch friedliches Miteinander stell ich mir schwer vor, wenn es z.B. zu Erinnerungslücken kommt und/oder es KEINERLEI (!) "Adminstrative Instanz" gäbe. Weil sich ja jede Persönlichkeit der anderen Personen bewusst sein muss bzw. müsste.

Da würde ich dann eher an die Fälle denken, in denen Betroffener sich nicht mal bewusst ist, dass er ein Multi ist, und jeder einzele Persönlichkeit glaubt, die Einzige zu sein. Auch das gibt es.

Zumal ich weiterhin nicht glaube, dass die aus dem Ursprungs-Ich geborenen Innenpersönlichkeiten auf eine zufällige, beliebige Art und Weise bewusst oder unbewusst interagieren. Darin, WIE sie kooperieren, warum so und nicht anders, liegt das Ursrpungs-Ich verborgen. Es kann nicht "tot" sein, weil es mE selbst im schlimmsten Fall in die Innenpersönlichkeiten überging.

Ich empfinde so eine Aussage plus eine anschließende Buchveröffentlichung als höchst unseriös. Vor allem, wenn man bedenkt, was für eine demotivierende Message bei Betroffenen rüberkommen könnte.

EDIT-Nachtrag
Mir kam gerade der Scherz in den Sinn: "Zeig mir deine Innenpersönlichkeiten, und ich sag dir wer du bist." Ich bilde mir ein, als guter Therapeut dürfte man aus den Innenpersönlichkeiten auf das "eigentliche, ursprüngliche Ich" zurückschließen können...

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heissundkalt
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Beitrag Do., 24.02.2011, 19:11

@ENA: das weiß ich nicht mehr...

ALSO.... das mit dem toten kern muß ja nun nicht zwangsläufig so sein - so war das nicht gemeint
mir kam nur dieses buch in den sinn.
...also soweit ich das beim überlfliegen verstanden habe hatte wirkliche KEINER der anteile einen überlick...
keiner der anteile nahm zu anfang die anderen auch nur im ansatz wahr. erinnerungslücken kamen vll bei einer jeweils "vorne agierenden" person vor, wurden aber nicht in den rechten zusammenhang gebracht.

das buch wurde vom SYSTEM geschrieben, mit ausdrücklichem einverständnis aller. als teil der aufrbeitung der traumatischen kindeheit. der therapeut meldete sich im buch nur zu wort, aber nicht alleiniger autor!!

schritt für schritt hatten sich immer mehr anteile abgespalten... ähnlich wie es hier von euch oft beschrieben wurde gab es mehrere kinder, die immer kinder blieben, verschiedenen alters. es gab jugendliche, rebellisch oder schüchtern, wie auch immer... und dann eben verschiedene erwachsene, die auch zum teil verschiedene sprachen sprechen ect. jeder mußte eben irgendwie die "äußere hülle" weiterführen, das normale leben nach außen hin "repräsentieren" und die anteile begannen sich immer mehr zu verselbstständigen .
es muß dabei ja niemand übergeordnetes geben bzw MEHR geben, denn natürlich war das irgendwann noch vorhanden, nur diese frau wurde quasi, so stelle ich es mir vor, "geschält" und zwar alles - auch der kern. (also nur als bild, ich hoffe das nimmt hier keiner abwertend auf.) irgendwann gibt es eben nichts mehr abzuspalten, weil nichts mehr übrigbleibt...
die frage bleibt natürlich...wer die führung übernimmt... bei umzügen ect... bei berufswechseln...
klar, es erscheint beinahe unmöglich... andererseits kann ich es mir zumindest auf der theoretischen ebene vorstellen...

wie gesagt... ich habe das buch nur quergelesen und hoffe, dass ich nichts falsch wiedergebe.
ich glaube, es hieß tatsächlich "aufschrei".

lg, H&K
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heissundkalt
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Beitrag Do., 24.02.2011, 19:12

heissundkalt hat geschrieben: das mit dem toten kern muß ja nun nicht zwangsläufig so sein - so war das nicht gemeint
...nicht zwangsläufig IMMER so sein, meinte ich
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heissundkalt
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Beitrag Do., 24.02.2011, 19:29

Gothika hat geschrieben: Es kann nicht "tot" sein, weil es mE selbst im schlimmsten Fall in die Innenpersönlichkeiten überging.
sehe ich auch so. ich würde nur sagen, es ging nicht in die anderen über, sondern die anderen sind alle teil der ursprungspersönlichkeit, die ja aber nun alles ganzes nicht mehr existiert - wenn man etwas wieder und wieder zerteilt... wo soll da ein urspung sein? wer oder was und wo ist dann ein kern?
der kern kann ja nur bestehenbleiben, wenn die abspaltungen klar einzelne bereiche betreffen oder sich auf bestimmte situationen beziehen (eben dieses "in-der-situation-stecken-bleiben, was hier so oft geannt wurde). wenn das aber so enorm oft geschieht, dass irgenwann alles zerspalten ist und nur noch "chaos" existiert und eine masse an teil-identiäten kann ich mir diesen extremfall schon vorstellen... wie gesagt... in DIESEM fall.
ok, und das wird jetzt wirklich kompliziert

lg, H&K
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