Therapeutische Beziehung im Nebel

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Talula
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 00:47

candle hat geschrieben: Na entweder willst Du ihn und zeigst Eier oder Du läßt es.
Ja, candle, ich will ihn, und ich werde Eier zeigen.
Talula
The big turnaround you make in your head is from victim to survivor. Tori Amos

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Milly1
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 07:21

Nein, candle ist nicht die einzig normale hier, ich bin ja auch noch da (kleiner Scherz am frühen Morgen).
Ich möchte jetzt aber auch mal was fragen dürfen:
Ohne jetzt alle Beiträge im Kopf zu haben, kann man deinen Zustand ungefähr so zusammenfassen?
Du glaubst bzw. bist dir inzwischen ziemlich sicher, dein Th. will was von dir und du würdest es auch wollen.
Anstatt das nun s o f o r t zu klären, willst du nochmal bis Juli/August warten? Wozu? Ruf ihn und frage nach einem privaten Treffen, am Besten heute abend noch.
Entweder bist du am Ziel deiner Wünsche angekommen oder es wird ein böses Erwachen geben. Jedenfalls wäre der Nebel vor Ablauf von weiteren 300 Seiten gelegt, wobei ich den Eindruck habe, dass du diesen Nebel doch recht angenehm findest, oder?

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estelle
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 08:35

Milly1 hat geschrieben:Anstatt das nun s o f o r t zu klären, willst du nochmal bis Juli/August warten? Wozu?
Hallo talula,

wenn dir das durch deine Prüfungen hilft dann mache es so,erhalte den Nebel aufrecht.
Abstürzen kannst du immer noch,das ist nicht so eilig. Warum diesen Nebel nicht noch so lange wie
möglich genießen,die Realität holt dich schon noch früh genug wieder ein!

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Milly1
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 09:06

Kann mir hier jemand vielleicht halbwegs verständlich erklären, wie man einen solchen Zustand "genießen" kann/soll? Wenn sich ihr Denken (scheinbar) nur um "ob, vielleicht, doch, weiß nicht" dreht?
Mir scheint das eher eine Belastung zu sein, die man schnellstmöglich beseitigen sollte. Das Leben ist zu kurz, um es (nur) in einer Traumwelt zu verbringen.

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estelle
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 09:24

Wieso? Träume können einen doch durchaus eine Zeitlang über Wasser halten.

http://www.traumwelt.net/

Einen traumhaften Tag,
Violetta.

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candle
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 10:47

Letztlich gehe ich davon aus, dass jemand schreibt und Hilfe bzw. Ratschläge will. Und das ist mein Ratschlag: Nicht warten, ran an die Sache. Meine Problemchen haben dann hier doch nichts zu suchen. Ich weiß nicht, warum einige das hier immer ausgraben und einführen. Finde ich für Talua auch doof.

Was ich hier schreibe, würde ich meiner Freundin auch so schreiben übrigens, besser gesagt sagen.

Es ist eben so, dass jeder Probleme hat auf der Welt in unterschiedlicher Tragweite. Manches kann ich nicht verstehen, bemühe mich aber oder versuche mich einzufühlen mit Parallelen zu meinen Gefühlen in ähnlichen Situationen. Mehr kann ich nicht tun.

Und ich kann Talua auch dann nicht nachvollziehen, wenn sie einerseits verliebt ist, dann aber darüber nachdenkt den Therapeuten anzuzeigen, weil er sie emotional mißbraucht. Wie kommt denn das Verhalten zustande? Macht man das, wenn man jemanden liebt, dass man schon Rache in sich spürt, wenn es nicht so geht wie man will? Das verstehe ich leider nicht, dieses Gefühlsauf- und ab.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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estelle
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 10:59

Milly1 hat geschrieben:Kann mir hier jemand vielleicht halbwegs verständlich erklären, wie man einen solchen Zustand "genießen" kann/soll?
Nachdem mein rationaler,realistischer Eisschranktherapeut mich daraufhin therapiert hat mir meine
unglückliche Beziehung und meine Berufsunfähigkeit zu erhalten und die Realität zu sehen, komme
ich jetzt langsam wieder dahin zurück mir Träume erlauben zu dürfen.

Warum sollte ich nicht wenigstens träumen dürfen,wenn die Realität nun mal scheiße ist und nicht so
schnell zu ändern,während ich mich durch Wäscheberge und Unmengen an Geschirr von meinen
leiblichen und freiwilligen Familienangehörigen zu kämpfen habe.
Das kann man sich doch auch mit etwas Träumen versüßen.

Und bei Talula ist es momentan eben ihre Prüfung.

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candle
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 11:15

Hallo Vio.!

Mag ja sein und das hat Talua auch mal so begründet, aber vor zwei Jahren gab es die Prüfung ja noch nicht. Klar träume ich auch mal, kleine Rückblicke auf Urlaube und die Bilder zurückholen ist traumhaft schön und entspannt auch für ein paar Sekunden. Hier ist mir nur der Zeitaspekt "ein Dorn im Auge" und deshlab habe ich mich gefragt, ob jemand beziehungsfähig ist, wenn sie zwei Jahre auf ein Luftschloß wartet. Schreibt Talua nun wegen Leidensdruck oder Erfahrungsautausch? Wäre gut von Talua da eine Antwort zu bekommen, denn Erfahrungsaustausch kann ich da nur minimal liefern im Sinne von meiner eigenen Übertragung, die recht kurz lief.

candle
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Milly1
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 11:22

Weißt du Violetta, ein bisschen sehe ich es ja durchaus ein (liege hier grade auf meiner Terasse und stelle mir vor - träume - ich wäre jetzt auf einer schönen Südseeinsel, weit weg...)
Aber: das hier mit dem Th. ist kein Träumen mehr. Das ist ein "sich in etwas verrennen" und die Augen vor der Realität komplett verschließen. Das kann m.E. dauerhaft nicht gut gehen. Wie gesagt, nichts gegen ein bisschen träumen, aber dann muss man auch wissen, dass man nur träumt. Und auch die Realität sollte man nicht ganz aus den Augen verlieren. Denn auch bei aller Träumerei kommt man eben nie an der Realität vorbei.

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estelle
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 11:48

Milly1 hat geschrieben:Wie gesagt, nichts gegen ein bisschen träumen, aber dann muss man auch wissen, dass man nur träumt.
Ja,das ist richtig.

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Milly1
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 11:51

Und ich glaube, das ist Talula nicht so klar, weswegen "man" ihr das schnellstens vermitteln sollte...

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Pfötchen
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 12:59

Ahoi Talula
wenn dein Therapheut zugegeben hat, dass ihm "da etwas mit dir passiert ist", dann sollte er auch klar formulieren, welche Haltung er dir gegenüber nun einnehmen möchte- ich bin verliebt, heißt nicht folglich, ich möchte eine Beziehung-der Mann ist ja in festen Händen, vielleicht genießt er diese "kleine Nebenliebe" ja auch -wie so manch einer-aber ob er dafür auch seine Ehe (und nicht nur seinen Job) aufgeben würde? Was heißt denn "ich will Ihn" ? soll er sich scheiden lassen? Eine Affäire?
Pfötchen

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estelle
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 16:10

candle hat geschrieben:Klar träume ich auch mal, kleine Rückblicke auf Urlaube und die Bilder zurückholen ist traumhaft schön und entspannt auch für ein paar Sekunden.
Ja genau,es sind nur Sekundenblitze.

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hier bin ich
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Beitrag Mo., 07.06.2010, 09:15

Ist es immer noch Thema. Schlimm. Es ist keine Liebe, es ist geweckte Sehnsucht, die nicht erfüllt werden kann. Es ist keine Liebe, es ist ein Begehren, das nicht gefühlt werden kann. Die Abhängigkeit hat sich an stelle der Verliebtheit gesellt. Werde wach, dass alles ist ungesund, nach der Therapie wird es kein Gemeinsames geben. Nach der Therapie wird es dir noch schlechter, als heute gehen, zum einem, weil du "ganz" alleine da stehst, und zum anderen, weil dein Schmerz sich jetzt ganz zeigen kann und wird. Er ist Therapeut und wie jeder Therapeut bestimmt nicht das erste mal in der Situation, dass eine Patientin sich in ihn verliebt hat, dass eine Patientin ihn und seinen Äußerungen umdeutet, dass eine Patientin an eine gemeinsame Zukunft denkt und es sich wünscht, dass eine Patientin nicht die Wahrheit erkennen möchte.

Ich lese noch sehr viel, mit jeder Seite über Frauen, die geschädigt wurden in einer Therapie, weil der Therapeut zuviel "gesendet" hatte anfänglich, um es vielleicht mal einwenig entspannter laufen zu lassen, erkenne ich die Technik, die Methode dahinter...... es ist System, es ist beabsichtigt, bei der einen geht es auch wieder mal zurück, bei der anderen leider nicht, dann heißt es nur noch (ich wiederhole mich) SCHADENSBEGRENZUNG!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

grüße euch alle lieb

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Talula
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Beitrag Mo., 07.06.2010, 21:43

Hallo!

Rosenrot, Milly, Violetta
Rosenrot, Du hattest gefragt, ob ich schon einen Termin in's Auge gefasst habe. Milly, Violetta: Zum Thema Träumen - Es ist nicht so, dass ich stundenlang mir eine Zukunft mit diesem Mann erträume, in dem Sinne also keine Fluchtgefahr. Unterschwellig beschäftigt mich aber die Beziehung sehr, und das ist keine angenehme Situation. Ich werde deswegen demnächst einen Termin vereinbaren. Da ich selbst demnächst verreist sein werde, wird der Termin dann eventuell Ende des Monats / Anfang Juli sein. Und Rosenrot, ja, ich werde so gut es geht auf mich Acht geben, danke für Deine Sorge!

Candle & Hier bin ich & alle hier
Mir ist noch mal sehr bewusst geworden, worin der "Kern des Nebels" liegt, die Ursache allen Übels.
Und je mehr ich mit Abstand darüber nachdenke, desto mehr kann ich selbst nur den Kopf schütteln darüber, wie eventuell meine Therapie gelaufen ist.

Zunächst, ihr hattet folgendes geschrieben:
Und ich kann Talua auch dann nicht nachvollziehen, wenn sie einerseits verliebt ist, dann aber darüber nachdenkt den Therapeuten anzuzeigen, weil er sie emotional mißbraucht. Wie kommt denn das Verhalten zustande?
Ich lese noch sehr viel, mit jeder Seite über Frauen, die geschädigt wurden in einer Therapie, weil der Therapeut zuviel "gesendet" hatte anfänglich, um es vielleicht mal einwenig entspannter laufen zu lassen, erkenne ich die Technik, die Methode dahinter...... es ist System, es ist beabsichtigt
Also, geht bitte von Folgendem aus: Irgendwann wird es einer Patientin während der Therapie sehr deutlich, dass sich ihr Therapeut in sie verliebt hat. Und zwar verliebt in echt, nicht als Methode. (So wie ich ihn erlebt habe, das war nicht gespielt - wäre schön, wenn ihr das so annehmen könntet!). Die Patientin verliebt sich auch. Der Therapeut macht verbal Andeutungen über seine Gefühle und darüber, dass die Patientin in der Hinsicht „über ihn schon 'ne Menge mitbekommen" hätte. Die Patientin teilt ihre Gefühle mit, sagt, dass sie sich eine Beziehung vorstellen kann. Der Therapeut grenzt sich ab. Er stellt die weitere Therapie in Frage. Wohl auch, weil er weiß, dass die Patientin ihn als verliebt erlebt hat. Die Therapie geht trotzdem weiter. Von Seiten der Patientin, weil sie sich weiter Hoffnungen macht. Was der Therapeut immer wieder merkt, über viele Monate hinweg... während die Therapie weiter geht und weiter...

denn es gibt eben ein grundsätzliches Problem: Der therapeutische Rahmen ist - im Gegensatz zum normalen Leben draußen - nicht geeignet, um so eine verwirrte Beziehung richtig zu klären. Ich behaupte mal, das kann gar nicht funktionieren. Man hängt weiter zusammen rum, zum Teil emotional eng, nie aber weiß einer, ob die Antwort des anderen echt ist oder taktisch notwendig durch den Rahmen usw.

Und jetzt kommt der Punkt, an dem dann vielleicht eine Art Verletzung der Abstinenz und eine Art emotionaler Missbrauch beginnen: Mein Therapeut hat selbst vor längerer Zeit in Frage gestellt, ob es möglich ist, in der Therapie die Beziehung zu klären. Er sagte mal "warum soll es nicht auch hier möglich sein, die Beziehung zu klären". Er weiß selbst, dass die Beziehung für mich verworren ist. Er weiß das, weil er auch weiß, welches Bild ich zu Recht vor zwei Jahren von ihm bekommen habe.

Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass er von Beginn an wusste, eine private Beziehung/Partnerschaft (eben das, was ich ihm ja schon damals gegenüber als Wunsch geäußert hatte) kommen für ihn nicht in Frage, dann hat er mit seiner Entscheidung die Therapie doch nicht zu beenden, einen großen Fehler begangen. Denn er hat in Kauf genommen, dass genau das passiert, was tatsächlich eingetreten ist und was er selbst formuliert hat: Die Beziehung ist in der Therapie schwer aufzuklären. Die Patientin hält aus nicht zu enttäuschender Hoffnung weiter an ihm fest. Und - das hatte Anastasia mal so geschrieben - verliert wertvolle Zeit darüber.

Eigentlich gehört das einfach nicht in eine Therapie: Verliebtheitsgefühle des Therapeuten, die, wie der Therapeut auch noch weiß, bei der Patientin angekommen sind.
Keine Basis für eine therapeutische Beziehung.

Deswegen frage ich mich heute: Warum hat er die Therapie damals nicht doch beendet?

Wenn ich davon ausgehe, er hat damals verantwortungsvoll entschieden und hat mich nicht "emotional missbraucht" über die lange Zeit (Thema angenehme "Nebenliebe", wie Pfötchen schrieb), dann ist eine mögliche Antwort auf diese Frage: Er hat damals so entschieden, weil eine Beziehung für ihn in Frage kam/kommt.

Eine andere mögliche Antwort ist: Er wollte nie eine private Beziehung, hat auch nicht absichtlich verantwortungslos entschieden, sondern sich einfach unklug verhalten, und die Sache ist ihm "aus dem Ruder gelaufen". Toll dann insgesamt für mich!

Liebe Grüße
Talula
Zuletzt geändert von Talula am Mo., 07.06.2010, 21:49, insgesamt 1-mal geändert.
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