Woran wäre dieser Dogmatismus eigentlich zu erkennen?carö hat geschrieben: ja witzig, ich dachte das auch immer... wobei meine ansichten da oft auch nach stimmungslage bei mir ganz unterschiedlich sind/waren, denn ich habe ihn auch durchaus als streng erlebt. aber nie als dogmatisch. konsequent ist da der bessere ausdruck.
Ich halte für eine Grundlage jeder gut durchgeführten Therapie, dass Gefühle und Gedanken des Patienten immer für voll genommen werden, also nie als nicht legitim oder unangebracht, unberechtigt gesehen werden. Dass ich das als Grundlage sehe, hängt widerum damit zusammen, dass mir das so von Therapeutenseite aus vermittelt wurde. Mir kommt es vor, dass, sofern dieser Grundsatz wirklich beachtet wird, ein dogmatisches Festhalten an Erklärungsmodellen durchgängig gar nicht mehr möglich sein kann.
Bei mir ist es so, dass mein Analytiker immer wieder betont, dass er sich natürlich auch irren kann bei seinen Einschätzungen und Deutungen, was zwar auch eine Selbstverständlichkeit ist, dennoch bin ich ganz froh darum, denn es ist eben diese Situation: er der Profi, ich der Laie mit dem Dachschaden. Ein Therapeut, der sich für unfehlbar hält, kann seinen Job ja gar nicht machen, denn mit der Auffassung kann man es sich nicht leisten, sich auf andere überhaupt einzulassen.
Leider gibt es solche Theras offenbar öfter als einem lieb sein kann. Manchmal denke ich aber auch, einige Patienten sehnen sich so sehr nach jemandem, der ihnen auf jede Frage eine Antwort gibt, dass sie selbst diese notwendige Einschränkung der Deutungshoheit ihres Therapeuten gar nicht sehen wollen oder können, und wenn es ihnen dann auffällt, fallen sie abrupt aus allen Wolken. In einer Analyse, die gut läuft, wäre das sicher ein entscheidender Punkt um dabeizubleiben, nicht selten wird aber genau da dann abgebrochen, weil es eben an die eigenen Illusionen geht. Auch in so einem Fall ist die Therapie missglückt, ohne das der Therapeut oder die Methode versagt haben muss.
Hier im Forum finde ich es oft ganz schwer das einzuschätzen. Es gibt halt diese Abwehrmechanismen, mit denen man versucht sich seine kleine Welt aufrecht zu erhalten, was ja auch Sinn macht. Aber die kleine Welt wird an der ein oder anderen Stelle angetastet, in der Analyse, ich meine aber in vielen Fällen auch in anderen Therapierichtungen. Ist ein Patient, der sich in der Therapie unwohl fühlt nun in so einer Situation oder handelt es sich um eine unverantwortungsvoll durchgeführte Therapie?