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Do., 25.08.2016, 06:32
Was ist "besser",was ist "schlechter"? Ich finde das generell nicht die "richtige" Fragestellung.
Jede Medaille hat zwei Seiten - mindestens. Denn eigentlich sind es ja sogar drei,da gibts ja auch noch nen "Rand".
Der Eine ist hochsensibel,der Andere hat rote Haare, ein Dritter hat 5 Zehen - was ist "besser"?
Ich erlebe meine HS überwiegend als positiv,aber oft steht sie mir im Kontakt zu anderen Menschen auch im Wege - v.a. zu solchen,die ein gut Teil Probleme mit sich selber wegen übersteigertem Narzissmus haben.Die fühlen sich durch die HS oft sowas wie "herausgefordert" und kommen dann gleich mit Diskussionen,ob es "sowas" denn überhaupt gibt und wollen "beweisen", dass Empathie dasselbe wäre und sehen sich genötigt zu relativieren und wegzudiskutieren.
Und das finde ich enorm anstrengend und sowas von überflüssiger Energieverschwendung... Man kommt dann ja auch nicht in nen richtigen Kontakt.
Ich habe viele gute Erfahrungen mit Menschen gemacht,die mein Erleben einfach haben annehmen können - und das waren und sind gar nicht "nur" andere HSler.Meine Freunde "nutzen" meine HS z.B. ganz selbstverständlich,so wie ich z.B. die nüchterne Klarheit einer Freundin "nutze" im Austausch.
"Ergänzung" halt statt Abgrenzung und "Konkurrenzdenken".
Im Alltag steht mir die HS aber auch oft im Weg : das "Überschüttetwerden" mit den Gefühlen,dem Erleben,den "Zuständen" der Leute um mich rum, das ich nicht einfach nach belieben ausgrenzen,mir fernhalten kann,sondern "mit verstoffwechseln" muß,ob ich will oder nicht.
Das lästige "Du mußt mehr unter Menschen gehen!" von Menschen,die nicht verstehen können oder wollen und mir damit nur unnötigen Druck machen - denn es sind ja IHRE Ängste und Grenzen,die sie sich damit vom Gemüt halten wollen. Stichwort "Herdentrieb".
Ein Schaf alleine fühlt sich ja auch nicht wirklich wohl,hat mehr Angst und ist unsicherer,als wenn es in ner Herde verschwinden kann,wo`s nicht selber entscheiden und verantwortlich sein muß,sondern nem Leithammel nur hinterhertrotten braucht.
(Wobei ich auch ganz gerne mal einfach nur hinterhertrotte,wenn ich nem "Leithammel" vertraue. )
Oder das Laute und Rastlose und die Aufdringlichkeit vieler Leute, die einfach ein "einnehmendes" Wesen haben und einem viel zu sehr auf die Pelle rücken mit allem.Der Lärm,der den Leuten heutzutage gar nicht mehr aufzufallen scheint. Na gut,da hab ich ein Handicap : Ich hab nen Tumor um den Hörnerv,der sorgt da schon von alleine dafür,dass mir Geräusche unangenehm bis schmerzhaft werden,die für andere gar nicht mal auffallen.
Andererseits meine Intensität im Erleben,die kaum einer mit "aushalten" kann,für mich aber ganz normal ist.Und die ich umso mehr schätze,da ich lange Jahre dissoziativ unterwegs war und gar keinen Zugang zur "Lebendigkeit" hatte.Jetzt muß ich manchmal,v.a. im Frühling,wenn ich in der Natur unterwegs bin,drauf aufpassen,dass ich nicht "naturhigh" davon werde.
Ich hab meine HS "integriert" als etwas, das nunmal bei mir so ist,wie es ist.Und konzentriere mich darauf,sie zu genießen,wo es mir möglich ist und andererseits gut für mich zu sorgen für den Ausgleich,den ich alleine wegen der HS einfach brauche,wenn es mir gutgehen soll.
"Eins mit mir" bin ich dabei wohl so wie das ein jeder andere Mensch auch ist : Mal mehr,mal weniger.
Es braucht für JEDEN Menschen einen lebenslangen Prozess der Auseinandersetzung,der Reflektion mit sich selbst,um da nen guten Weg zu lernen.