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Fr., 19.01.2024, 10:46
Kiana, eins vorweg: ich verstehe viele Deiner Emotionen auch wenn ich sie vielleicht nie so ausagiert habe. Und nur das in Klammern nebenbei: Ausagieren bietet oft eine gute Chance auf produktives Bearbeiten IN (und nicht in SMSen) der Therapie, Mir scheint, genau das bietet Dir Deine Therapeutin an mit der Bemerkung, das könne ein wichtiger Knackpunkt sein.
Kurz zum Zurückliegenden: Ich denke schon, dass es Dein Problem ist, wenn Du Unstimmigkeit mit Menschen nicht aushalten kannst und wenn Du dann ins Idealisieren und Abwerten, ins Beleidigen und Betteln kommst. Das fühlt sich doch innen drin ganz schrecklich an, oder? Vielleicht kennst Du Elemente davon auch aus anderen Beziehungen. Damit sage ich nicht, dass das für Deine Therapeutin fürchterlich wäre. Ich glaube nicht mal, dass sie das so gesagt hat. Sie hat sich nur auf gesunde Art von Dir abgegrenzt und war dabei sogar noch so zugewandt, Dir mitzuteilen, sie grenze sich von Deinem Verhalten, nicht von Dir ab.
Mit der Unterstellung, Du würdest sie stalken, hat sie natürlich große Geschütze aufgefahren. Aber wenn ich sehe, was für Geschütze Du Deinerseits mit der Unterstellung auffährst, sie sei paranoid, könnte ich mir schon vorstellen, dass sie das auch macht, um Deine Abwehr zu überwinden. Auf all diesen vielen Seiten hier im Blog hast Du auch immer nur in Nebensätzen gesagt, Du wissest, Du habest Dich nicht okay verhalten. Und schwupp warst Du wieder bei Deiner Therapeutin.
Ich glaube es müsste genau darum gehen, was bei Dir passiert, wenn Du Dich zurückgewiesen fühlst; es müsste darum gehen, was genau an Deinem Verhalten, Deine Therapeutin zu der Phantasie bringt, Du könntest sie heimlich filmen. Und es müsste auch um Deine Scham gehen, die ich zwischen den Zeilen auch spüre. Dazu sage ich jetzt aber nicht mehr. Das ist so heikel, das gehört in Deine Therapie.
Zu der Augenhöhe: die gibt es gerade in analytischen oder tiefenpsychologischen Therapien, die Regression fördern tatsächlich in manchen Phasen nicht. Ich finde es hoch interessant, dass Du das mit der sexualisierenden Metapher des Master and Slave belegst. Noch mal in Großbuchstaben: Ich finde es nicht unverschämt oder verstörend. All das soll und darf in Therapie. Aber es gehört sich angeguckt.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.