Therapeutische Verstrickung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Montana
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Beitrag So., 28.08.2022, 21:14

Ich habe auch den Eindruck, dass du mich nicht verstehst. Schade.

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Griselda
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Beitrag So., 28.08.2022, 21:48

AFI hat geschrieben: Sa., 27.08.2022, 09:10 Ich bin es nur so leid, dass ich jetzt wieder die Vernünftige sein muss. Das ganze Jahr über hab ich die Grenzen aufrechtgehalten irgendwie. Auch wenn das nicht meine Aufgabe gewesen wäre und meine Schuld. Und nun muss ich mir das schon wieder gefallen lassen von ihm nachdem ich ihm absolut nichts getan habe :(
Darf ich fragen was du erwartet hast? Was wäre für dich ein akzeptables Gutachten gewesen? Die Wahrheit wäre ja einer Selbstanzeige gleichgekommen.

Des Weiteren würde mich interessieren ob dein jetziger Therapeut in das Gutachten vorher reingeschaut hatte? Da er über die bisherigen Probleme mit dem alten Therapeuten von dir informiert war, finde ich das alles andere als gut, dass er dich in der Stunde vor seinem Urlaub damit konfrontiert hat. Oder wusste er nichts von den Grenzüberschreitungen?

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Sydney-b
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Beitrag So., 28.08.2022, 23:10

Du bist also schwerbehindert (willst den Antrag dazu stellen), dein Kind ist sterbenskrank, einen Partner hast du auch noch, aber in deinem Leben dreht sich alles nur um diesen Therapeuten.
Ich hätte in so einer Situation gar keine Kapazitäten dafür.
Die Gesundheit meines Kindes und die meinige stünden an erster Stelle, dann natürlich mein Partner....Dann noch ständig wechselnde Therapeuten....(welche du auch suchen musstest) Die Klinikaufenthalte von dir und deinem Kind, die vielen Ärzte, die du aufsuchen musst deshalb ....
Da bleibt doch gar keine Energie mehr für den alten Therapeuten übrig.

Vielleicht ist ja die Diagnose deines alten Therapeuten gar nicht falsch?

Ein Therapeut, der sich in eine schwerbehinderte Frau mit sterbenskranken Kind verliebt, obwohl man in der Therapie nur über Leid und Sorgen redet, wie in deinem Fall?
Gut, ist natürlich möglich.
Der aber seiner Patientin noch erzählt, dass er die Anrufliste seines Telefons löschen müsse, damit seine Frau nichts bemerkt.... und was der noch so alles angeblich gesagt hat...:kopfschuettel:
Es sind in dieser Geschichte wesentlich mehr Unstimmigkeiten, als Stimmigkeiten.
Alle möchte ich nun nicht aufzählen....
Aufmerksame Leser.innen merken schnell, wann ihnen einen Bären aufgebunden wird.

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Shukria
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Beitrag Mo., 29.08.2022, 05:50

AFI hat geschrieben: Als ich die Behandlung abgebrochen hatte, habe ich ihn 2-3 Mal danach aufgefordert, die Patientenakte an meine Hausärztin zu übersenden weil ich seine Berichte für eine Antragstellung benötigt habe. Er hat mir als erster die Diagnose gestellt die ich für eine schwerbehinderung geltend machen wollte.
Das klingt merkwürdig wie du das formulierst. Er kann dir ja nur eine psychotherapeutische/psychiatrische Diagnose stellen.
Die könntest du sicher auch in der Zusammenarbeit mit einem Psychiater bekommen. Dann fordert der nochmal Unterlagen bei ihm an und du bist aus dem Kontakt raus.

Für mich passt das nicht zusammen. Entweder du vertraust ihm, seiner Diagnose und seiner Wahrnehmung... Denn seine Diagnose beruht auf seiner Wahrnehmung, das ist ja auch nicht in Stein gemeißelt. Jemand anderes gibt dir vielleicht andere Diagnosen... Sowas verändert sich ja auch. Oder du kannst ihm nicht vertrauen... Dann machen schriftliche Gutachten von ihm auch keinen Sinn.

Du kannst ihm nicht vorgeben wie er Sachverhalte wahrnimmt, interpretiert, schriftlich einschätzt.
Entweder Du akzeptierst was von ihm kommt und arbeitest damit oder Du lässt es.
Du hast Dich da emotional ziemlich verrannt.
Es gibt andere Menschen die dur weiterhelfen können. Er ist nicht dein Rettungsanker und damit auch nicht derjenige der Schuld hat wenn es dir wegen ihm so schlecht geht. Du bist viel zu fixiert auf ihn als Person und es wirkt von außen als ob du da drin absolut feststeckst.

Es kommen von dir auch mit jedem Post nur Antworten die erklären/rechtfertigen warum du objektiv noch Kontakt zu ihm gesucht hast /wieder brauchst. Auf Lösungsansätze die den Blick erweitern aber von ihm weg führen, gehst du nicht ein.

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lisbeth
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Beitrag Mo., 29.08.2022, 06:20

Shukria hat geschrieben: Mo., 29.08.2022, 05:50 Für mich passt das nicht zusammen. Entweder du vertraust ihm, seiner Diagnose und seiner Wahrnehmung... Denn seine Diagnose beruht auf seiner Wahrnehmung, das ist ja auch nicht in Stein gemeißelt. Jemand anderes gibt dir vielleicht andere Diagnosen... Sowas verändert sich ja auch. Oder du kannst ihm nicht vertrauen... Dann machen schriftliche Gutachten von ihm auch keinen Sinn.
Da *kann* mMn auch nix zusammenpassen. Bin da voll und ganz bei Sydney... Lest euch das nochmal von vorne komplett durch, ein Drama nach dem anderen, aber alles bleibt total vage... Das Kind hat Leukämie, aber sieht erst jetzt einen Spezialisten? Vorher gabs die Chemo wahrscheinlich beim Kinderarzt? Und ja, sie geht kaum auf irgendwas ein....

"AFI" hat ganz sicher große Probleme, aber die die sie hier schildert gehören mMn nicht dazu. Hier geht es um Aufmerksamkeit, Drama und andere Dinge....
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lisbeth
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Beitrag Mo., 29.08.2022, 07:10

Sydney-b hat geschrieben: So., 28.08.2022, 23:10 Ein Therapeut, der sich in eine schwerbehinderte Frau mit sterbenskranken Kind verliebt,
Wobei ich diese Formulierung eher unglücklich finde, auch wenn mir klar ist, worauf Sydney hinaus will - das klingt in meinen Ohren so, als wäre es ausgeschlossen, dass Menschen sich in Menschen mit (Schwer)Behinderung verlieben oder sich eine Beziehung mit ihnen wünschen könnten. Was /nicht/ meiner Meinung und Erfahrung entspricht.

Aber ja, ich frag mich schon auch, wo neben all den eigenen Einschränkungen, die den Alltag ja mindestens verkomplizieren, einem schwerstkranken Kind, das immer noch in Behandlung ist, mindestens einem weiteren Kind noch Zeit und Energie für all das bleibt, was hier so passieren soll, wie zB auch die Suche nach neuen Therapeuten, die AFI anscheinend 2x praktisch nahtlos geglückt ist...
Es gab auch einmal einen Thread zu einem Zoobesuch mit dem alten Therapeuten. Da gab es auch schon Verwirrung, weil erst von einer neuen TherapeutIN die Rede war, später von einem TherapeutEN. Damals hieß es, dass dies wegen der Anonymität passiert sei... AFI ließ den Thread dann sicherheitshalber löschen. Kann sich jede und jeder seinen oder ihren Teil zu denken.
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― Anne Lamott

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Montana
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Beitrag Mo., 29.08.2022, 07:37

Sydney-b hat geschrieben: So., 28.08.2022, 23:10 Ein Therapeut, der sich in eine schwerbehinderte Frau mit sterbenskranken Kind verliebt, obwohl man in der Therapie nur über Leid und Sorgen redet, wie in deinem Fall?
Gut, ist natürlich möglich.
Na ja, das mit der Schwerbehinderung finde ich jetzt nicht dramatisch. Ich habe selbst eine anerkannte Schwerbehinderung und habe dennoch einen Partner gefunden und geheiratet. Und das ist auch kein Mann, der keine andere Frau bekommen hätte.
Das mit dem Kind finde ich etwas komplizierter. Einerseits kann eine solche Krise sehr liebenswerte Eigenschaften eines Menschen zutage bringen, die durchaus sehr anziehend sein können. Andererseits teilt man als Partner dann das Leid.
Und dass in der Therapie ausschließlich über Leid und Sorgen gesprochen wird, hm, woher will das hier jemand wissen? Dass die vorhanden sind bedeutet doch nicht, dass man über nichts anderes spricht. Auch hier könnte ich wieder meine eigene Therapie als Beispiel nehmen. Es gibt immer mal Stunden, in denen es fünf Minuten um meine körperlichen Erkrankungen geht. Dann, wenn grad etwas ansteht. Ansonsten ist das aber nicht Gegenstand der Therapie, obwohl ich jeden einzelnen Tag privat damit zu tun habe.

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peppermint patty
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Beitrag Mo., 29.08.2022, 07:56

Und mich wiederum wundert, dass nicht das Kind permanent im Fokus steht. Ein sterbenskrankes Kind ist aus meiner Sicht etwas dermaßen zentrales im Leben, (das gilt ja schon mehr oder weniger für gesunde Kinder), dass sich darum das ganze Universum dreht.
Ein Therapeut, der übergriffig zu sein scheint, wobei ich das Thema nicht bagatellisieren möchte, ist doch da eher eine Randfigur in meinem Leben.
Dafür kommt das Kind hier nur selten, oder aber eben nur auf Nachfrage vor. Das finde ich seltsam.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 29.08.2022, 08:08

Ich finds nicht gesund, wenn sich das ganze Universum ums Kind dreht - auch fürs Kind nicht.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Montana
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Beitrag Mo., 29.08.2022, 08:10

Ich habe auch ein Kind, und es dreht sich nicht die ganze Welt um dieses Kind.

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peppermint patty
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Beitrag Mo., 29.08.2022, 08:17

Ich bezog dies auf das todkranke Kind, welches dann sicher die ganze Sorge und Aufmerksamkeit der Eltern absorbiert. Krankenhausbesuche, Auseinandersetzung mit der Erkrankung, dem Thema Tod, alternative Behandlungsmethoden, evtl Unterstützung bei der häuslichen Pflege organisieren etc… Da sind Eltern dauernd gefragt, es müssen ständig Entscheidungen getroffen werden und es verändert auch den Alltag der Betroffenen, die evtl dadurch nicht mehr arbeiten gehen können. Hierbei handelt es sich auch noch um ein Kleinkind.
Das ist nicht zu Verwechseln mit dem Alltag gesunder Kinder.

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Montana
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Beitrag Mo., 29.08.2022, 08:26

Es ist anders, aber trotzdem dreht sich nicht alles ums Kind. Es muss nicht rund um die Uhr etwas organisiert werden. Das geht ohnehin nur zu bestimmten Zeiten. Und Teil davon ist, die Betreuung und Pflege zu organisieren, die dann auf verschiedene Personen aufgeteilt ist. Weil keine Mutter sich 24 Stunden am Tag um ihr Kind kümmern KANN. Auch nicht in Gedanken, wenn sie grad mal nicht physisch beim Kind ist. Das geht nicht.
Und es setzt natürlich auch eine Art Gewöhnung ein. Ist der erste Schock vorbei, dann organisiert man sich, und dann kann man auch mal wieder Dinge tun, die man sicherlich unmittelbar nach der Diagnose nicht tun würde. Für das Kind ist es nämlich nicht hilfreich, wenn die Mutter zusammenbricht, weil sie nicht mehr isst und trinkt, oder weil sie sich nicht mehr um andere wichtige Dinge des Lebens kümmert.

Ich hatte übrigens mal einen Nachbarn, der hat mir seine Geschichte erzählt. Er hatte eine Frau und zwei Töchter. Eine der Töchter starb an einem Hirntumor und das dauerte lange. Die Ehe hat das nicht überlebt. Sie haben zu wenig in ihre eigene Beziehung investiert, haben sich überhaupt nicht mehr um sich gekümmert. Zu leiden hat darunter vor allem die andere Tochter, aber mein Nachbar tat mir auch unendlich leid. Das war ein gebrochener Mann.

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Griselda
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Beitrag Mo., 29.08.2022, 09:06

Wenn schlimme Dinge im Leben passieren, kann es zu Ersatzhandlungen kommen. Man erträgt dann die Wirklichkeit nicht und macht dann "ein anderes Fass" auf, das aber viel harmloser ist.
So kann es auch hier sein. Lieber in das Drama mit dem Therapeuten fliehen als sich mit der brutalen Wirklichkeit auseinandersetzen.

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Candykills
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Beitrag Mo., 29.08.2022, 09:11

Hätte eines meiner Kinder Krebs, würde sich wahrscheinlich fast alles darum drehen - in meiner Therapie. Wenn man wie ich noch ein zweites Kind hat, sieht das Zuhause dann natürlich anders aus, denn das braucht ja genauso weiterhin Aufmerksamkeit und Zuwendung.
Aber es ist einfach so, dass eine so einschneidende Erkrankung definitiv das Leben extrem einnimmt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Montana
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Beitrag Mo., 29.08.2022, 09:28

Natürlich tut es das, aber es ist eine Erkrankung, die sich über Jahre hinzieht. Es gibt Entwicklungen im Umgang damit, verschiedene Phasen, die sich auch wiederholen. Es ist nicht über Jahre der ganze Fokus immer in gleicher Weise darauf gerichtet. Und wenn man sich z.B. monatelang mit medizinischen Fragen und Behandlungsmöglichkeiten rumgeschlagen hat, dann hört das irgendwann auch mal für eine Weile wieder auf. Um wieder aktuell zu werden, wenn es einen Anlass gibt.
Das ist doch bei einer eigenen schweren Erkrankung auch so, wenn es etwas lang anhaltendes und fortschreitendes ist. Da wechseln sich Phasen von Aktionismus, Trauer und allem Möglichen ab, und ja, auch Verdrängung ist ein wichtiger Teil davon, und gehört auch nicht verurteilt.

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