Wie authentisch/offen/ehrlich dürfen Psychotherapeuten sein?

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mio
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Beitrag Do., 25.07.2019, 20:47

Noenergetik hat geschrieben: Do., 25.07.2019, 20:35 Auch wenn ein Pilot einen Copilot usw. hat, das Risiko, dass was passiert ist immer da und man geht dieses Risiko bewusst ein.
Ich frage mich ja was nun konkret passieren soll wenn ein Therapeut mal müde ist? Bei Piloten klar: Der kann den Vogel unsanft zum "landen" (also Abstürzen) bringen und damit Menschenleben zerstören. Aber wie soll mich ein Therapeut zerstören der mir vielleicht mal nicht ganz so aufmerksam zu hört in einer Stunde? Oder der mal was missversteht? Oder oder oder...

Also wenn man selbst vor so einer Situation "Todesangst" hat? Ich weiss ja nicht ob da dann nicht noch was viel gravierenderes im Argen liegt als vielleicht angenommen. Aktiv (oder fahrlässig) "töten" kann einen jemand damit auf alle Fälle nicht meiner Meinung nach und von daher stufe ich auch das Gefahrenpotential deutlich geringer ein.

Und ein Therapeut der sich so einen Schuh anziehen würde der dürfte seinen Job nicht richtig gelernt haben meiner Meinung nach.

Sich verantwortungsvoll verhalten und sich für alles verantwortlich machen lassen sind immer noch zwei Paar Schuh.

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Noenergetik
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Beitrag Do., 25.07.2019, 21:09

Deshalb habe ich Anna-Luisa gefragt worum es ihr ganz konkret geht oder was sie ganz genau befürchtet.

Oder worum geht es Dir jetzt gerade?


mio
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Beitrag Do., 25.07.2019, 21:12

Noenergetik hat geschrieben: Do., 25.07.2019, 21:09 Oder worum geht es Dir jetzt gerade?
Darum dass ich mich das auch frage. Also was das eigentlich nun konkret soll das eine mit dem anderen zu vergleichen weil es sich für mich nicht vergleichen lässt. Auf mich wirkt das einfach schräg sowas zu vergleichen, weil die Auswirkungen sich nicht vergleichen lassen meiner Meinung nach.

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Noenergetik
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Beitrag Do., 25.07.2019, 21:17

Na, ich halte sowieso nicht soviel von Vergleichen, sind meistens problematisch.
Na mal sehen

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spirit-cologne
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Beitrag Do., 25.07.2019, 23:09

Ich denke es ist eine irgendwie geartete perfektionistische Größenidee, man könnte sicherstellen, dass jeder, der in irgendeiner Form für einen tätig wird, immer in Top-Form ist. Ich frage mich z.B. wie man sicherstellen will, dass Ärzte, die einen behandeln, immer topfit sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Chirurg oder Anästhesist am Ende einer 35-Std.- Bereitschaft taufrisch ist. Wenn alle Ärzte mit Schlafmangel nicht arbeiten würden, wäre wahrscheinlich kein Krankenhaus funktionsfähig. Das heißt nicht, dass die Ärzte deshalb unbedingt schlechte Arbeit leisten. Aber ich fände es wichtig, dass die Ärzte das reflektieren und im Auge haben, notfalls mal was doppelt kontrollieren, wenn sie wissen, dass sie nicht in körperlicher Bestform sind, um Fehler zu vermeiden.

Das gilt ebenso für Therapeuten. Es gibt keine perfekten Therapeuten, die immer 100 % in Topform sind, nicht mal annähernd (sollte man diesen Eindruck von seinem eigenen Therapeuten haben, sollte man sich dringen fragen wo da bezüglich des Therapeuten die eigenen blinden Flecken sind). Aber das brauchen sie auch gar nicht sein, sondern sie müssen - in Anlehnung an die Theorie von Winnicott - "good enough" sein. Therapeuten sind für Patienten - egal ob gewollt oder nicht - auch immer Modell und als solches ist ein verantwortungsvoller aber auch akzeptierender Umgang des Therapeuten mit menschlichen Schwächen - bei sich wie bei Anderen - durchaus wünschenswert, sind doch überzogene Erwartungen an sich selbst ein wichtiger Bestandteil der meisten psychischen Störungen. Da ist ein Therapeut der kleinere Unzulänglichkeiten akzeptiert und kommuniziert (aber natürlich auch erkennt, wenn er wirklich nicht arbeitsfähig ist) sicherlich hilfreicher als ein übergenauer und überengagierter Perfektionist.

O.k., mag ja sein, dass man seine Befindlichkeit in anderen Berufen mehr verbergen muss (was nicht unbedingt heißt, dass die erhaltene Leistung besser ist), so what… Dann haben die Therapeuten halt mal einen Vorteil gegenüber anderen Berufen (gibt ja auch genug Nachteile...), jeder Beruf hat halt seine Besonderheiten, es gibt immer Menschen, die in ihren Berufen Privilegien haben, die andere nicht haben, Firmenwagen, Freiflüge, was weiß ich. Ich kann's Ihnen gönnen, warum also nicht den Therapeuten, dass sie in Ihrem Beruf mehr Mensch mit kleinen Schwächen sein dürfen und nicht immer der perfekt funktionierende Muster-Arbeitnehmer sein müssen. Dafür hat der Job auch genug Seiten, um die ich die Therapeuten nicht beneide.

In der therapeutischen Beziehung ist es - um mal zur Ausgangsfrage des threads zurückzukommen - um das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung des Patienten zu stärken, dass der Therapeut selektiv authentisch ist. Selektiv authentisch bedeutet dabei, dass der Therapeut grundsätzlich in den Bereichen authentisch seine Gedanken und Gefühle einbringen soll, die gerade im Kontakt zum Patienten relevant sind. Das wäre z.B. auch, die eigene (vielleicht auch nur vorübergehende?) Müdigkeit zu kommunizieren, wenn er merkt, dass der Patient in irgendeiner Form darauf reagiert. Das bedeutet aber nicht, dass er wahllos wie bei Facebook oder Instagram ungefiltert jeden Mist 1:1 in die Welt posaunen soll, sondern wirklich nur das mitzuteilen, was gerade im Kontakt mit dem Patienten von Bedeutung ist und auch nur in dem Maße und der Form, wie es für den Patienten gerade versteh-, verabeitbar und potentiell hilfreich ist. Überfordernde oder gar den Patienten potentiell schädigende Äußerungen sind daher zu unterlassen, ganz zu schweigen von Beleidigungen und co.

Wie ich schon in meinem Beitrag weiter vorne geschrieben habe: Authentizität und abwertende Bemerkungen wie "ach sie schon wieder!" sind 2 sehr verschiedene Paar Schuhe. Der Therapeut hat fraglos sehr viele Freiheiten und Spielraum, seinen persönlichen Stil in den Therapie zu entwickeln - das ist erlaubt und auch durchaus gewünscht so (nicht umsonst ist die Persönlichkeitsentwicklung ein wichtiger Teil der Therapeutenausbildung) - aber letztlich ist die oberste Maxime immer, dass alles was er tut, letztlich dem Wohl des Patienten und seinem therapeutischen Fortkommen dienen soll.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...


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Beitrag Do., 25.07.2019, 23:19

spirit-cologne hat geschrieben: Do., 25.07.2019, 23:09 Dann haben die Therapeuten halt mal einen Vorteil gegenüber anderen Berufen
Fragt sich wie lange... Ich sehe es weniger als Vorteil an als als "Pflicht". Auch ein Therapeut kann schließlich so tun, als wäre er perfekt, weil sein Patient das von ihm "fordert". Nur wem würde das was langfristig an Erkenntnisgewinn bringen? Niemandem.

So gesehen hat die momentane "Mangellage" auch ihre Vorteile. Kein Therapeut muss uneingeschränkt "leisten". Nur weil ein Patient das so fordert. Um an seine "Brötchen" zu kommen. :anonym:

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 25.07.2019, 23:22

Noenergetik hat geschrieben: Do., 25.07.2019, 20:35 Ich meine wenn der Therapeut sagt das er müde ist, kann das ja m.E. durchaus einen Lerneffekt haben für einige Patienten, z.B. wenn sie alles auf sich beziehen, wenn jemand sagt es gehe ihm nicht gut, sei müde o.ä..
Weißt Du was ich meine?
Dann könnte er es sich ja auch auf der Couch bequem machen. Ich halte nichts davon, eigene Fehler und Befindlichkeiten auch noch als "Lerneffekte" zu tarnen.

Noenergetik hat geschrieben: Do., 25.07.2019, 20:35 Warum ganz genau stört es Dich so sehr, wenn ein Therapeut zu Dir sagen würde, er sei müde?
Was ganz genau stört Dich daran oder befürchtest Du irgendwas?
Es wäre die Verschwendung meiner Zeit und meines Geldes. Er soll bitte ganz arbeiten - oder gar nicht. Hätte mir meine Therapeutin nicht abgesagt - sondern mitgeteilt, dass sie müde ist, hätte ich angenehme Ruhe gewünscht und wäre gegangen.

Und auch wenn ich von medizinischem Personal oder "Risikoberufen" absehe: Ich würde auch keine Mitarbeiter in einem Cafe beschäftigen wollen, die den wartenden Gästen erklären, sie seien müde.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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spirit-cologne
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 00:46

Anna-Luisa hat geschrieben: Do., 25.07.2019, 23:22
Es wäre die Verschwendung meiner Zeit und meines Geldes. Er soll bitte ganz arbeiten - oder gar nicht. Hätte mir meine Therapeutin nicht abgesagt - sondern mitgeteilt, dass sie müde ist, hätte ich angenehme Ruhe gewünscht und wäre gegangen.
Was stört dich denn jetzt genau, wenn sie überhaupt müde ist oder nur, wenn sie es dir sagen würde?

Es gibt ja prinzipiell verschiedene Varianten:

1. sie ist tatsächlich nicht müde (kann aber ggf. trotzdem irgendwelche anderen Befindlichkeiten haben, die sie beeinträchtigen z.B. Kopfschmerzen, frieren, Hunger o.ä.)
2. sie ist müde, sagt es aber nicht und du merkst es auch nicht. Das ist noch keine Garantie dafür, dass sie nicht in fitterem Zustand vielleicht noch eine bessere Leistung erbracht hätte, dazu fehlt dir die direkte Vergleichsmöglichkeit.
3. sie ist müde, sagt es nicht, aber du merkst es. Das ist in meinen Augen der ungünstigste Fall
4. Sie ist müde und sagt es dir, obwohl du gar nix davon gemerkt hat (weil sie vielleicht trotz Müdigkeit noch "ihr Geld wert" ist?).
5. Sie ist müde, was du gemerkt hast, und sagt es dir. Ist zwar vielleicht nicht optimal, aber man kann dann zumindest darüber reden und gemeinsam überlegen, wie man gemeinsam damit umgehen will. Das gäbe dir dann z.B. die Gelegenheit zu sagen, dass du so nicht mit ihr arbeiten willst.
6. Sie ist vielleicht nicht die ganze Zeit müde und kann im weiteren Verlauf der Stunde einen genialen Einfall haben, der dich elementar weiterbringt...
...
So könnte man noch zahllose andere Szenarien entwerfen, woran in meinen Augen deutlich wird, dass es das schwarz-weiß-Denken, was du propagierst (wenn der Therapeut sagt, dass er müde ist, kann er automatisch seine Arbeit nicht richtig machen, ist sein Geld nicht Wert und soll die Stunde absagen), wahrscheinlich doch nicht ausreicht, um dieser Frage gerecht zu werden. (Mal ganz davon abgesehen, was es für die Entwicklung der Wartezeiten auf einen Therapieplatz bedeuten würde, wenn Therapeuten jedes mal, wenn sie müde sind, alle Therapiestunden absagen würden...)

Müde zu sein, ist ja erst mal ein normaler, vorübergehender Zustand, der auch plötzlich auftreten oder auch wieder verschwinden kann, mal mehr oder weniger beeinträchtigend ist und nicht selten auch etwas mit dem zu tun hat, was gerade therapeutisch stattfindet. Ich arbeite ja auch mit Menschen und bei manchen Menschen, werde ich überzufällig häufig während des Termins müde, obwohl vorher noch alles in Ordnung war und das hat nicht nur was mit mir und meiner work-life-sleep-balance zu tun, sondern auch mit den Klienten. Das wird Therapeuten nicht anders gehen. Zumindest in den psychodynamischen Verfahren sind genau die eigenen Reaktionen auf den Patienten das Instrumentarium mit dem die Therapeuten arbeiten. Insofern verschwendet also ein TP- oder AP-Therapeut nicht deine Zeit und dein Geld, wenn er dir sowas zurückmeldet, sondern er macht seinen Job.

Dass jemand nie müde ist, wenn er oder sie arbeitet, halte ich übrigens für eine ausgesprochene Seltenheit, da kannst du dich wirklich glücklich schätzen wenn das bei dir klappt. Denn neben einer guten, gesunden Konstitution mit Abwesenheit von Schlafstörungen jeglicher Art, dürfen auch noch weder, Stress, laute Nachbarn, Partner, Kinder oder Haustiere, die einen nachts mit Krankheiten, nächtlichen Aktivitäten und Co wachhalten und auch sonst keinerlei beeinträchtigende Lebensereignisse vorhanden sein. Oder man muss so finanziell abgesichert sein, dass man es sich leisten kann, in jedem der o.g. Zwischenfälle, alle Termine vorsorglich abzusagen. Letzteres halte ich im Hinblick auf die Einkommenssituation von Psychotherapeuten für wenig wahrscheinlich (Zumindest so lange, wie noch nicht alle für die Ausbildung und die Finanzierung des Kassensitzes notwendigen Darlehen bezahlt sind...) und im Hinblick auf die Bedeutung von Kontinuität und Verlässlichkeit in der Therapie auch nicht für sinnvoll.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 06:22

Er soll bitte ganz arbeiten - oder gar nicht.
Gestern musste ich an diesen Thread denken. B., meine Mitbewohnerin, arbeitet in der Pflege. Aufgrund der derzeitgen Hitzewelle und der Tropennächte schläft B. nachts genauso schlecht wie der Rest von Deutschland. Sie fühlt sich genauso schlapp und müde wie jemand, der im Büro sitzt. Trotzdem muss sie ihre eigene Müdigkeit und hitzebedingte körperliche Erschöpfung ignorieren und funktionieren. Sie kann nicht einfach sagen "Solange der Sommer so heiß ist und ich nachts aufgrund der Tropennächte schlecht schlafe, kann ich leider nicht arbeiten kommen; die Kranken müssen leider warten bis Deutschland wieder besser schlafen kann und die Hitze ein Ende findet, die zur körperlichen Erschöpfung führt". Das ganze Pflegepersonal ist derzeit nicht in der Lage schwere körperliche Arbeit zu leisten. Sie müssen alles langsamer machen und manche Pflegeleistungen auf kühlere Tage verschieben.
Das ist die Realität. Das ist menschlich.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 07:32

spirit-cologne hat geschrieben: Fr., 26.07.2019, 00:46 5. Sie ist müde, was du gemerkt hast, und sagt es dir. Ist zwar vielleicht nicht optimal, aber man kann dann zumindest darüber reden und gemeinsam überlegen, wie man gemeinsam damit umgehen will. Das gäbe dir dann z.B. die Gelegenheit zu sagen, dass du so nicht mit ihr arbeiten willst.
6. Sie ist vielleicht nicht die ganze Zeit müde und kann im weiteren Verlauf der Stunde einen genialen Einfall haben, der dich elementar weiterbringt...
...
Und nachdem wir uns über Ihre Müdigkeit unterhalten haben, erzählt sie mir ein bisschen wie es so mit der Schwiegermutter läuft? Oder davon, dass die Versetzung ihrer Tochter gefährdet ist?
Ich brauche keine Gelegenheit darüber zu reden, warum die Therapeutin müde ist. Die Zeit könnte ich in benachbarter Eisdiele bis zur Abfahrt der Bahn besser nutzen.

Es gibt keine "genialen Einfälle", die mich "elementar weiterbringen". Das ist ein zeitintensiver Prozess. Gäbe es solche "Einfälle", wären sie nicht vorangegangener Müdigkeit zu verdanken.
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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 07:38

Jenny Doe hat geschrieben: Fr., 26.07.2019, 06:22 Das ganze Pflegepersonal ist derzeit nicht in der Lage schwere körperliche Arbeit zu leisten. Sie müssen alles langsamer machen und manche Pflegeleistungen auf kühlere Tage verschieben.
Das ist die Realität. Das ist menschlich.
Ich glaube nicht, dass du das ganze Pflegepersonal kennst. Da ich auch Menschen kenne, die in der Pflege arbeiten, kann ich dir versichern, dass die "Verschiebung von Pflegeleistungen" durchaus keine "menschliche Realität" darstellt.
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Noenergetik
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 07:53

Anna-Luisa: Wenn der Therapeut eigene Fehler und Befindlichkeiten als Lerneffekte tarnt, dann ist das natürlich nicht in Ordnung.
Wenn der Therapeut sagt er sei müde kann man doch darüber reden? Und so könnte man raus finden worum es eigentlich geht.
Wenn es einem Therapeuten nicht mehr um das Wohl seines Patienten geht, kann man ja seine Konsequenzen ziehen.
Natürlich, es kann sein das man es nicht gleich bemerkt und Schäden davon trägt. Das ist das (und sicher auch nicht zu unterschätzende) Risiko einer Therapie.

Aber nur weil ein Therapeut sagt, er sei müde, sehe ich das nicht als problematisch an, es kann ja wie gesagt auch sinnvoll sein.

Aber mich würde interessieren weshalb Du davon ausgehst das so eine Aussage der Deckung von Fehlern und Befindlichkeiten dienen soll?

Was die Mittarbeiter im Café angeht die mir evtl. erzählen, dass sie müde sind, finde ich auch nicht problematisch, ich komme oft mit den Leuten ins Gespräch und die erzählen mir dann auch mal wie es ihnen gerade geht, so nebenbei halt, das ist für mich menschlich und sympathisch.
Zuletzt geändert von Noenergetik am Fr., 26.07.2019, 07:54, insgesamt 1-mal geändert.


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 07:53

Da ich auch Menschen kenne, die in der Pflege arbeiten, kann ich dir versichern
Da ich selber in der Pflege gearbeitet habe, kann ich dir versichern, ...
Und nachdem wir uns über Ihre Müdigkeit unterhalten haben, erzählt sie mir ein bisschen wie es so mit der Schwiegermutter läuft?
Es stellt auch keine Realität dar, dass Therapeuten, die mal sagen, dass sie müde sind, anschließend von ihrer Schwiegermutter erzählen, ... und dann den Klienten unter Gewalteinwirkung vergewaltigen.

Es ist unglaublich schwer hier eine Diskussion zu führen. Du fängst mit harmlosen Beispielen an, wie dass der Therapeut sagt, dass er müde ist. Wenn man dir auf die Müdigkeit des Therapeuten antwortet, dann malst du dein Beispiel weiter aus und nennst das Reden über die Schwiegermutter. Am Ende sind wir dann bei Therapeuten, die sexuelle Gewalt gegen ihre Klienten ausüben.
Ich denke, dass man etwas unterscheiden sollte, nämlich ob der Therapeut mal sagt, dass er müde ist oder ob er nur von sich und seinem Privatleben redet.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


GuterGeist2019
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 08:12

Was ich auch schade finde - der Titel des Threads heißt "Wie authentisch/offen/ehrlich dürfen Therapeuten sein?" - damit hat die Diskussion jetzt leider nicht mehr viel zu tun.

Therapeuten sind wie sie sind - ob das nun gut oder schlecht ist, hängt vom Therapeuten und auch vom Empfinden der jeweiligen Klientin oder des Klienten ab. Was da nur bleibt, wenn es Probleme gibt oder wir das Gefühl haben, der Therapeut ist nicht authentisch oder tut Dinge, die uns nicht behagen: ansprechen, nachfragen, sich mitteilen. Bringt das auch nichts, dann ist es nicht der richtige Therapeut. Dann bleibt nur GEHEN. Nach einer verkorksten und in jeder Hinsicht missbräuchlichen Therapie würde für mich nichts anderes mehr in Frage kommen!

Mein jetziger Therapeut ist sehr authentisch. auch offen und ehrlich - ohne mir jedoch unverschämte Äußerungen "hinzuknallen". Ganz selten ist er auch müde - das merke ich, dennoch leidet die Qualität der Stunde darunter nicht. Und für mich ist es sogar gerade authentisch, dass mein Therapeut eine "Tagesform" hat - wie wir ja alle. Weil er eben Mensch ist und keine Maschine!

Ich denke, wenn Müdigkeit als so massiv störend empfunden wird und dann noch andere "Mängel" dazu kommen - dann besteht ein Grundproblem in der therapeutischen Beziehung. Liegt meiner Meinung nach dann weder an der Müdigkeit, noch an der fehlenden Authentizität des Therapeuten.

Natürlich gibt es auch genügend "unmögliche" Therapeuten, aber wann die "Schmerzgrenze" erreicht ist, kann nur jeder für sich entscheiden. Ansprechen, versuchen zu verändern - sonst gehen!


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 08:33

Was ich auch schade finde - der Titel des Threads heißt "Wie authentisch/offen/ehrlich dürfen Therapeuten sein?" - damit hat die Diskussion jetzt leider nicht mehr viel zu tun.
Ja, völliges Durcheinander. Von Therapeuten, die mal sagen "ich bin müde", ... über Therapeuten, die ihre Klienten abwerten und beleidigen, ... weiter mit Therapeuten, die nur von sich reden, ... bis hin zu schließlich sexueller Gewalt in der Psychotherapie.
Ein völliges Durcheinander von authentisch, ... verletzend, Behandlungsfehler, gewalttätig, Straftat, ..., Täter. Alles wird in einen Topf geworfen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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