Sie an den Feiertagen stören, unverschämt?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 11.02.2019, 21:57

klar kann es grenzüberschreitend sein.
ABER sagt ein Thearpeut du darfst, und es ist ok, liegt es am Therapeut und nicht am Pat.
Ganz einfach, und ja klar muss er sich entscheiden, aber normalerweise kann ein Therapeut einen Patienten den er kennt einschätzen und kann ungefähr abschätzen wenn es dringend ist.

ja richtig Philosophia
und richtig LeNa
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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mio
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Beitrag Mo., 11.02.2019, 22:04

stern hat geschrieben: Mo., 11.02.2019, 21:53 also mir geht es so schlecht, dass ich Angst habe mich zu schneiden.
Klar kann er das. Sich schneiden zu wollen ist ja keine Selbstmord- oder Morddrohung. Ob er es dann tut ist was anderes, aber er MUSS nicht reagieren, wenn keine ersthafte Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt.

Abgesehen davon habe ich meiner Therapeutin zB. nie so was geschrieben, ich schneide mich auch nicht und ich habe auch keine Suizidgedanken. Mir geht es dann einfach nur extrem dreckig und ich habe das Gefühl "durchzudrehen", ich bin es auch gewohnt damit allein "klar kommen" zu müssen, irgendwie. Kann ich also durchaus, ist nur nicht gerade das, was in einer Therapie "gewünscht" wird, wenn jemand sich damit eh schwer tut. Da wird dann eher gewünscht, dass derjenige lernt sich auch mal Unterstützung zu holen, wenn es ihm schlecht geht. Und für sowas sind so Angebote dann zB. auch da, um zu lernen sich da selbst zu überwinden und positive Erfahrungen damit zu machen.

Jemandem der eh wegen jedem "Minischmerz" immer gleich zu "anderen" läuft wird so ein Angebot wahrscheinlich gar nicht gemacht werden, weil es da dann eher darum gehen würde, dass derjenige die Fähigkeit entwickelt auch mal etwas allein auszuhalten. Und sowas können Therapeuten im Kontakt ja schon auch bemerken, also wie der Patient diesbezüglich so "tickt".

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stern
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Beitrag Mo., 11.02.2019, 22:06

Niemand ist mehr wirklich frei, wenn es zB heißt, ich bin in einer solchen Krise, dass ich Schneidedruck habe oder mich schon geschnitten habe.
Liebe Grüße
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Le_na
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Beitrag Mo., 11.02.2019, 22:08

Könnte ich eins zu eins so unterschreiben, mio. Von mir gibt es natürlich keine Selbstverletzungs oder Suizidankündigungen und das würde sie auch nicht mit sich machen lassen.
Wäre es so schlimm würde ich um einen sehr dringenden Notfall Termin bitten und den sehr sicher auch bekommen weil die dann wüsste, dass es ernst ist.
Aber die Erfahrung mal nicht alleine klar kommen zu müssen und nach Hilfe fragen zu können, die ist gut! Und im Idealfall dann auch aufs soziale Umfeld übertragbar.

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mio
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Beitrag Mo., 11.02.2019, 22:11

stern hat geschrieben: Mo., 11.02.2019, 22:06 Niemand ist mehr wirklich frei, wenn es zB heißt, ich bin in einer solchen Krise, dass ich Schneidedruck habe oder mich schon geschnitten habe.
Und warum nicht? Es ist nicht verboten sich zu schneiden. Und es ist in der Regel auch nicht lebensbedrohlich. Mich könntest Du zB. mit sowas nicht "erpressen", dh. ich würde da trotzdem frei entscheiden, wie ich damit umgehen möchte.

Wenn DU da nicht frei wärst, dann spricht dass entweder dafür, dass Du emotional nicht ausreichend abgegrenzt bist oder aber dass Du anderen Menschen nicht zugestehst sich auch selbst schaden zu dürfen.

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Wirbel-Uschi
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Beitrag Mo., 11.02.2019, 22:12

Vermutlich disqualifiziere ich mich mit dieser Aussage, aber ich finde, bzgl des Begriffs "Workaholic" muss man schon etwas differenzieren, in welchem Berufsfeld man sich befindet, oder?
Immerhin arbeiten die Therapeuten mit Menschen. Mit deren beschädigten Seelen. Mit Menschen, die vielleicht innerhalb einer Therapie auch mal außer der Reihe hilfebedürftig sind. Und ob man sich jetzt n dickes Projekt an einem Sonntag vornimmt, weil man den Anspruch an sich hat, das unbedingt noch vor Montag zu schaffen, oder ob da ein Patient am Wochenende Kontakt sucht, der vermutlich im Rahmen der Therapie intensive Gefühle erlebt, mit denen er nicht zurecht kommt, für die der Therapeut bzw. die Therapie evtl durch den Prozess mit verantwortlich ist.
Abgrenzung und Arbeit vs.Freizeit hin oder her.
Ich habe letztes Wochenende von meiner Therapeutin das Angebot bekommen, am Sonntag zu telefonieren. Weil ich sie Freitag nicht erreicht hatte, sie war unterwegs, es ihr aber ernst schien (war es am Freitag auch). Ich habe das dann abgelehnt, weil die Wogen sich geglättet hatten. Ich empfinde ihr Angebot weder als übergriffig noch als schlecht abgegrenzt. Also im Gegenteil, die Gute kommt mir sehr souverän und ausgeglichen vor und ist sicher gut abgegrenzt. Das zeigt sie mir (liebevoll) auch auf.
Ich denke, für sie ist es schlichtweg kein Problem, ne halbe Std (oder wie lang so ein Telefonat dauern mag) von einem vielleicht eh freien, nicht verplanten Sonntag, der im Gesamten ja so ca. 15 Std hat, zu verbrauchen um einem Patienten etwas Halt und Beruhigung zu geben. Käme das wöchentlich und bei 10 Patienten vor, wäre das sicher etwas anderes.
Ich selbst arbeite auch mit psychisch kranken Menschen und habe auch letztens an einem Wochenende mit einem meiner "Schützlinge" telefoniert. Es war für mich und meine Tagesplanung und mein Wohlbefinden schlicht kein Problem. Ich konnte mich dann auch daran "erfreuen", jemandem geholfen zu haben. Ganz ohne bestehenden Helferkomplex oder so. Es ist einfach menschlich. Und wo man mit Menschen arbeitet, ist davon hin und wieder vielleicht eine kleine Portion mehr von Nöten. Ich denke, man kann gut abgegrenzt sein und den anvertrauten Menschen dennoch ebenfalls als Mensch mit dem Herzen begegnen. Ohne dass das groß den Rahmen verlässt.
Ganz sicher muss man immer abwägen, mit dem man das macht. Und welches Ausmaß das nimmt.
Bestimmt gibt es die Gefahr, die Menschen dann abhängiger zu machen. Vielleicht hilft man ihnen damit aber auch einfach nur in einer schweren Zeit und irgendwann ists besser.
Klar melden sich in Foren viele, bei denen das aus irgendwelchen Gründen missglückt ist.
Klar gibt es aber sicher auch viele, wenn nicht sogar deutlich mehr, bei denen das hilfreich war und die dann eben nicht in Foren von ihrem Desaster berichten müssen.
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare

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stern
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Beitrag Mo., 11.02.2019, 22:14

Gibt doch sogar Therapeuten, die sich dann manipuliert fühlen. Die reagieren dann alle überempfindlich?

Doch, mit Not konfrontieren kann Druck ausüben... undd daher finde ich wichtig zu schauen, wie es zu solchen Angeboten kam.
Von daher, es liegt meiner Meinung nicht beim Pat. sich zu überlegen ob der Therapeut sich abgrenzen kann.
Habs ich auch nicht behauptet... sondern siehe Vorbeiträge.

Den eigenen Teil zu sehen, kann jedenfalls nicht schaden.
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Le_na
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Beitrag Mo., 11.02.2019, 22:17

Stern aber wenn ein Therapeut so schlecht damit klar kommt, sich unter Druck und manipuliert fühlt, dann wäre es doch an ihm für sich zu sorgen: dann kann er eben keinen kontakt außerhalb der Stunden anbieten sondern es gibt nur eine Praxisnummer. Oder er entscheidet sehr sorgfältig wann er ein solches Angebot macht, wie oft und wann er das Diensthandy anmacht, usw. Das geht ja alles auch.
Mich könnte man im übrigen mit "dann scheide ich mich" so generell auch nicht unter Druck setzen.

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stern
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Beitrag Mo., 11.02.2019, 22:19

Ob er es dann tut ist was anderes, aber er MUSS nicht reagieren, wenn keine ersthafte Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt.
Und wie oft liest man im Forum, also ich habe eine sms geschrieb oder angerufen (natürlich tootal wichtig) und mein Therapeut ist so dreist und meldet sich nicht? Oft genug. So weit verbreitet ist die Sichtweise also nicht, dass es allein am Therapeuten liegt, seine Grenzen zu achten. ;)
Zuletzt geändert von stern am Mo., 11.02.2019, 22:21, insgesamt 1-mal geändert.
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mio
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Beitrag Mo., 11.02.2019, 22:20

stern hat geschrieben: Mo., 11.02.2019, 22:14 Gibt doch sogar Therapeuten, die sich dann manipuliert fühlen. Die reagieren dann alle überempfindlich?
Nein, weil der Versuch zu manipulieren ja durchaus da ist. Erst wenn sie meinen, dass der Patient darüber REALE MACHT über sie gewinnt sind sie verstrickt, dh. wenn sie der Manipulation dann nachgeben anstatt sie zu benennen und zu bearbeiten mit dem Patienten. Zur Bearbeitung würde zB. auch die Begrenzung solcher Versuche gehören.


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Beitrag Mo., 11.02.2019, 22:25

stern hat geschrieben: Mo., 11.02.2019, 22:19 So weit verbreitet ist die Sichtweise also nicht, dass es allein am Therapeuten liegt, seine Grenzen zu achten. ;)
Ja und? Deshalb wird sie nicht weniger richtig. Nur weil es hier viele User gibt die das nicht "abkönnen" und das deshalb falsch sehen wird der Umstand als solcher ja nicht anders. Abgesehen beschweren sich die Fälle auf die Du Dich beziehst ja darüber, dass der BÖSE BÖSE Therapeut auf sie nicht reagiert. Du sprichst also vom "Umkehrfall". ;-) :lol:

Zumal hier halt auch eher Leute mit entsprechenden Problemen unterwegs sind, wen wundert es also?

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stern
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Beitrag Mo., 11.02.2019, 22:38

Ja, weil sich auch der Umkehrfall evtl. negativ auf die Beziehung auswirken kann... bis hin zum Drama. Hier ist evtl. der Patient frustriert (der eine Reaktion wollte und dem eine Nichtreaktion bzw. Spamordner eben nicht langt, also dass der Therapeut das mit sich und seinen Grenzen ausmacht > Zugzwang).

Im anderen Fall geht ein Teil der Freizeit des Therapeuten drauf (was also auch einen Preis hat, hier für den Therapeuten). Wie mehrmals gesagt: Ausnahmsweise dürfte das für die meisten Therapeuten tolerabel sein... aber 10 Patienten, die jeweils 15 Min. des Feiertags kosten oder sich dann in einer akuten Krisen melden, kann sich ein Therapeut eher nicht leisten (und will es idR auch nicht), denke ich.

Initiert vom Patienten, wenn nicht der Therapeut von sich aus Kontakt suchte.
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mio
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Beitrag Mo., 11.02.2019, 22:53

In Bezug auf den ersten Punktl lernt der Patient so auch mal belastende und frustrierende Situationen auszuhalten und dass es kein "Drama" ist wenn nicht immer gleich jemand "kommt und pustet" und dass andere das Recht haben auch mal nicht gleich erreichbar für ihn zu sein.

Und für den Schutz seiner Freizeit ist der Therapeut selbst verantwortlich.

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stern
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Beitrag Di., 12.02.2019, 00:15

ABER sagt ein Therapeut du darfst, und es ist ok, liegt es am Therapeut und nicht am Pat.
Es wurde ja benannt, dass es unprofessionell wäre, wenn ein Therapeut aus nicht-therapeutischen Gründen, zB Helfersyndrom der Verstrickung agiert. Es hat hier ja niemand den Therapeuten aus der Verantwortung genommen.

Nur kann es auch wichtig sein, die Patientenseite anzusehen... zB ob Druck ausgeübt wurde. Die Schuldfrage ist hierbei nicht der Aspekt, um den es mir geht. In einer Beziehung wird ja interagiert... also es ist uU zu billig zu sagen, tja, wenn der Therapeut sich meldet, ist das allein seine Sache.

Jedenfalls finden sich auch massig Geschichten im Forum, dass erst umfangreiche Angebote gemacht werden und dann die Abgrenzung umso radikaler ist, weil es zu viel bzw. nicht einhaltbar ist.

@ Mio, ich glaube nicht, dass das die Haupterfahrung von PT-Patienten ist, dass sie zu sehr umsorgt wurden. Daher dürfte der Lerneffekt aus Ignoranz eher gering sein. Umgekehrt drückt sich angemessene therapeutische Fürsorge auch nicht durch das Ausmaß der außerhalb der Sitzung aufgewendeten Zeit aus... je intensiver das gebraucht wird, umso mehr KANN das auch ein Anzeichen eines unpassenden Rahmens sein, einer Verstrickung sein...

Grundsätzlich ist es so geregelt, dass Therapie während der Sitzung stattfindet. Es gibt auch Konzepte, die sehen begrenzten Kontakt vor. Aber dann ist es wiederum eingeplante Arbeitszeit... und kein Wischiwaschi.
Zuletzt geändert von stern am Di., 12.02.2019, 00:29, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag Di., 12.02.2019, 00:25

stern hat geschrieben: Di., 12.02.2019, 00:15 ich glaube nicht, dass das die Haupterfahrung von PT-Patienten ist, dass sie zu sehr umsorgt wurden. Daher dürfte der Lerneffekt aus Ignoranz eher gering sein
Es gibt durchaus Störungsbilder die auch aus einer "Überfürsorge" (die letztlich auch "nicht passende Zuwendung" ist) heraus entstehen. NPS zum Beispiel. Aber auch Angststörungen. Das Kind kann/darf sich nicht "passend" kennenlernen und entwickelt so eine unrealistische Vorstellung von sich selbst und den eigenen Fähigkeiten, wird also "abhängiger" (gemacht) vom anderen als es tatsächlich ist. Es entsteht also eine "vermeintliche Bedürftigkeit" die nicht der Realität entspricht. Das Kind wird so letztlich in Bezug auf seine "Autonomiefähigkeit" im weitesten Sinne traumatisiert.

So jemanden hälst Du zB. klein wenn Du ihn darin dann weiter unterstützt und diese "fehlerhaften Vorstellungen" nicht frustrierst und denjenigen auch mal "herausforderst" was allein hinzubekommen, was er definitiv allein hinbekommen könnte, wenn er diese "fehlerhafte Erfahrung" korrigiert bekommen würde.

Kein erwachsener Mensch braucht permanent Aufmerksamkeit von anderen, es sei denn, dass wurde ihm so von klein auf suggeriert.

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