Traue mich nicht auf die Couch

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Tellmewhy
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Beitrag Fr., 06.07.2012, 20:33

Hey. Was kann denn deine Therapeutin für dich tun, damit du dich nicht mehr von deiner Sehnsucht gequält fühlst?


tellmewhy

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Giraffenkind
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 09:19

Ich weiß es nicht, ich muss mich Montag überhaupt erstmal trauen, ihr zu sagen, wie schlimm es gerade ist und wie sehr ich darunter leide.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 09:27

Hast du eigentlich auch einen Psychiater? Hast du für akute Krisen Notfallmedikamente?

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Giraffenkind
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 09:30

Nein, ich nehme keine Medikamente. Ich halte es ja aus, bin nur furchtbar traurig.

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leberblümchen
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 09:35

Ich hoffe, das ist nicht zu indiskret, aber: Kannst du dich dann überhaupt mit Freude und einer positiven Einstellung um dein Kind kümmern? So eine Analyse dauert ja nun keine zwei Monate, die man vielleicht noch irgendwie überbrücken kann. Man muss sich darauf einstellen, über Jahre mit diesem Thema beschäftigt zu sein, und zwar sehr intensiv, sodass das eigentlich nur in Frage kommt, wenn man sich das 'leisten' kann. Oder eben, wenn man zwischen Regression und 'Ich' umschalten kann. Es bringt ja nichts, wenn du deinem Kind womöglich schadest, wenn du jahrelang traurig bist. Sorry, wenn das so hart klingt, aber für mich war das damals so ein Wachrüttler meines Therapeuten, der meinte, wenn die Therapie so heftig ist, dass man dann nur noch mit negativen Gefühlen rumläuft, wenn alles hochkommt, dann müsste man was anderes tun - in dem Falle vielleicht tatsächlich zusätzlich Medikamente?

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Giraffenkind
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 09:50

Diese Gedanken mache ich mir natürlich auch. Aber ich meine, ich kümmere mich trotz der Traurigkeit sehr gut um unsere Tochter, mein Mann bestätigt mir das zumindest ebenso. Es geht mir ja nicht immer so schlecht wie in den letzten Tagen, aber dann ist es natürlich SEHR schwer.
Ich habe auch jetzt in diesen schweren Tagen trotzdem noch genug Momente, wo ich meine Traurigkeit wegdrücken und ganz bei meiner Tochter sein kann, mit ihr lache, für sie singe und ihr ganz viel Wärme und Liebe gebe. Es ist furchtbar anstrengend für mich, aber bisher schaffe ich es. Aber es kostet mich einfach unheimlich viel Kraft - ich habe das auch schon bei meiner Analytikerin angesprochen, sie weiß davon und ebenso mein Homöopath, der mich ja ebenso begleitet. Ich bin mir sicher, sie würden mir rückmelden, wenn das so nicht zu verantworten wäre. Und ich war ja, als ich die Analyse anfing, noch VIEL trauriger, da ging ja gar nichts mehr mit mir und das hat sich schon deutlich verbessert. Ich denke, jemand, der mich nicht kennt und erlebt, würde mir nichts anmerken - ich kann das inzwischen schon gut verstecken.

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Giraffenkind
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 10:53

Ich werde das Thema einfach bei beiden noch mal ansprechen.

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Tellmewhy
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 11:51

Hey. Gibt es etwas, was du dir von deiner Therapeutin für dich wünschst?

tellmewhy


leberblümchen
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 12:31

Und wenn du sie nach einem Übergangsobjekt fragst? Ich finde es immer toll, wenn er mir einen Notizzettel anbietet - ich bilde mir ein, dass wir dann beide irgendwie lächeln, weil es ja nicht nur um den Informationsgehalt dieses Zettels geht Ich weiß, dass das kindisch ist, aber ich kann es nicht ändern; jedenfalls reicht mir schon dieser kleine Zettel - oh Gott, wie bei einem Kind: Meine Kinder wünschen sich von mir auch immer einen kleinen Zettel, wenn sie ohne mich auf Reisen gehen.

Sieh es doch mal positiv, Giraffenkind: Das, was sich da im Moment bei dir abspielt, ist doch eigentlich ein gutes Zeichen, oder? Es zeigt doch, dass sich was bewegt, dass bei dir die ganze Trauer über das, was du nicht hattest, hochkommt.

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Giraffenkind
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 13:09

titus2 hat geschrieben:Und wenn du sie nach einem Übergangsobjekt fragst? Ich finde es immer toll, wenn er mir einen Notizzettel anbietet - ich bilde mir ein, dass wir dann beide irgendwie lächeln, weil es ja nicht nur um den Informationsgehalt dieses Zettels geht Ich weiß, dass das kindisch ist, aber ich kann es nicht ändern; jedenfalls reicht mir schon dieser kleine Zettel - oh Gott, wie bei einem Kind: Meine Kinder wünschen sich von mir auch immer einen kleinen Zettel, wenn sie ohne mich auf Reisen gehen.
Genau deswegen (Übergangsobjekt) war sie ja so "scharf" darauf, dass ich mich auf ein Kuscheltier einlasse.
Und ja, das mit so einem Zettel kenne ich auch.... und Du glaubst doch wohl nicht, dass ich diese sms von ihr (von der ich die Tage erzählte, als ich so ausgeflippt bin vor Freude) löschen werde.... aber auch das weiß sie. Es ist mir so unendlich peinlich, aber ich brauche das so sehr, es ist unglaublich, was bei mir abgeht.

Schreibt er Dir dann einen Gruß auf den Notizzettel oder einen nächsten Termin oder wie entsteht es mit dem diesem Notizzettel bei Euch?

Sieh es doch mal positiv, Giraffenkind: Das, was sich da im Moment bei dir abspielt, ist doch eigentlich ein gutes Zeichen, oder?
Ich stecke zumindest voll drin in einer Übertragung und sie wird daraus sehr viel über mich und meine Baustellen erfahren. Aber ob alles so gut läuft, wenn es bei mir so extrem schlimm ist mit dem "ich vermisse sie so, dass ich es kaum aushalten kann", weiß ich nicht. Wie schrecklich einsam und verlassen muss ich mich als kleines Kind gefühlt haben, wenn das nun alles alte Gefühle sind, die sich in der Beziehung zu ihr wiederholen.

Ich verstehe ja bis jetzt auch nicht, dass sie in der letzten Sitzung so viel geschrieben hat, obwohl ich vor Angst und selbstgemachtem Druck irgendwann nichts mehr gesagt habe für den Rest der Sitzung (das waren bestimmt 30 Minuten Schweigen von mir, wenn nicht länger). Ich fragte nur einmal kurz nach einem Kissen und legte mich dann doch noch -weiterhin schweigend- hin, das Kissen aus der Praxis unter meinem Kopf und mein eigenes Kissen mit der Giraffenmama+Giraffenkind lag auf meinem Bauch und ich hielt mich daran fest.... und sie schrieb und schrieb.

Es zeigt doch, dass sich was bewegt, dass bei dir die ganze Trauer über das, was du nicht hattest, hochkommt.
Ja, aber so heftig. Und ich habe solche Angst, dass das alles kein gutes Ende nimmt. Ich merke immer wieder, was ich für eine schreckliche Angst in mir habe: Angst, dass ich ihr zu viel werde, Angst, dass ich sie nerven könnte, Angst, dass sie mich weniger mag als die anderen Patientinnen, Angst, dass sie sich von mir abwenden könnte, Angst, dass ich sie nur 2x die Woche sehen kann, Angst, etwas Falsches zu sagen, Angst, dass es nicht "gut" zwischen uns ist, Angst, sie zu verlieren.

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Tellmewhy
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 13:17

Hey giraffenkind. Du bist mutig und machst es richtig genau so wie du es machst. Du kannst stolz auf dich sein und musst dich nicht schämen für deine Ängste. Du verdienst den Respekt.

tellmewhy


leberblümchen
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 13:40

Naja, Giraffenkind, wenn es dich tröstet: Mir geht es ganz genauso! Komischerweise komme ich beim Schreiben, glaub ich, gar nicht so rüber. Aber dieselben beschis.senen Ängste hab ich auch. Haargenau. Interessanterweise lebe ich die aber in den Stunden aus, sozusagen. Und außerhalb funktioniere ich relativ normal und schreibe, glaube ich, auch relativ gefasst. Und bei dir scheint es ja fast umgekehrt zu sein, kann das sein? Und das ist dann wohl das Problem, dass deine Therapeutin meint, du kommst nicht an deine Gefühle ran - also, hier hat man den Eindruck nun wirklich nicht

Äh, auf meinen Zetteln steht nichts weiter als der Termin ; ) aber es reicht, um mir irgendwie Sicherheit zu geben. Krass, oder?

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Giraffenkind
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 14:05

titus2 hat geschrieben:Naja, Giraffenkind, wenn es dich tröstet: Mir geht es ganz genauso! Komischerweise komme ich beim Schreiben, glaub ich, gar nicht so rüber. Aber dieselben beschis.senen Ängste hab ich auch. Haargenau.
Mittlerweile habe ich anhand Deiner Berichte schon bemerkt, dass es Dir da ähnlich geht, aber ansonsten kommst Du wirklich nicht so rüber, das stimmt.
Interessanterweise lebe ich die aber in den Stunden aus, sozusagen. Und außerhalb funktioniere ich relativ normal und schreibe, glaube ich, auch relativ gefasst. Und bei dir scheint es ja fast umgekehrt zu sein, kann das sein? Und das ist dann wohl das Problem, dass deine Therapeutin meint, du kommst nicht an deine Gefühle ran - also, hier hat man den Eindruck nun wirklich nicht
Ja, ich habe heftigste Gefühle in mir, die ich FÜR MICH ALLEINE sehr gut spüren kann (und anscheinend hier auch ab und zu einigermaßen rüberbringen kann), aber in meinen Sitzungen verstecken sie sich und das ist das Problem. Ich berichte das bei ihr zwar alles, aber das Gefühl dazu kommt bei ihr nicht richtig an und ich spüre es in dem Moment auch nur extrem wenig bis gar nicht oder manchmal ist es da, aber meine Angst hält das Gefühl zurück.

Äh, auf meinen Zetteln steht nichts weiter als der Termin ; ) aber es reicht, um mir irgendwie Sicherheit zu geben. Krass, oder?
Ja, krass..... aber auch schön.

Im Gegensatz zu mir scheinst Du damit dann aber auch gut klarzukommen und nicht vor Sehnsucht fast wahnsinnig zu werden wie ich, richtig?
Und hast Du dann auch gar keine Angst vor dem Therapie-Ende, weil Du denkst "ach, bis dahin wird sich das alles schon verändern und wieder auflösen?"


leberblümchen
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 14:18

Doch, ich hab sehr große Angst davor. Ich hatte diese Angst über Wochen und Monate weggeschoben. Und irgendwann hab ich mich getraut, sie anzusprechen. Und ich hatte da - ganz das Kleinkind - natürlich gehofft, dass so was kommt wie: "Ach, machen Sie sich keine Sorgen. Ich lasse Sie nicht im Stich" - aber nein! Was kam, war: "Es kann sein, dass wir in der Zeit nicht alles schaffen, aber vielleicht gelingt es Ihnen ja, etwas Positives mitzunehmen" - das hört sich jetzt viel härter an, als er es gesagt (und wohl auch gemeint) hat, aber das hat mich wirklich wütend, hilflos und verzweifelt gemacht. Aber irgendwie ist es mir dann gelungen, in den paar Tagen bis zur folgenden Stunde mit mir selbst auszumachen, was das eigentlich alles zu bedeuten hat. Und in der nächsten Stunde hat er dann zugegeben, dass das für mich schwierig ist und dass er weiß, dass ich gerne mehr von ihm hätte, dass das aber natürlich nicht geht - und da hab ich mich wieder sehr wahrgenommen gefühlt.

Was dann geblieben ist, ist die Erkenntnis, dass es diese kindliche Sicherheit à la: "Alles wird gut" nicht mehr gibt. Dass das aber nicht das Ende sein muss. Und es hat mich ein bisschen wieder zurückgeholt in die Realität, nämlich, dass ich ja eigentlich in der Therapie ursprünglich mal was anderes wollte, als ein Adoptionsgesuch an den Mann zu bringen - nun hab ich diese Angst wieder etwas beiseite geschoben, denn es kann ja niemand in die Zukunft blicken; es nützt also nichts, wenn ich ihn darauf festnageln will, mich bis zum bitteren Ende zu beschützen. Ich muss auch so weitermachen. Und erstaunlicherweise fühle ich mich seitdem viel besser - obwohl man natürlich dem ganzen Geschreibsel hier entnehmen kann, dass ich immer noch ständig an ihn denke Aber da ist im Moment nichts Unsicheres, Beängstigendes mehr. Ich kann wieder positiv auf die nächsten Monate schauen. Darauf freue ich mich. Und dann sind halt solche Pausen wie Wochenende oder Urlaub auch sehr viel leichter zu ertragen!

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Giraffenkind
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 14:51

Ich freue mich für Dich, dass Dir das gelingt und Du ganz gut klarkommst mit der Situation. Vielleicht komme ich da ja auch noch mal irgendwann hin. Bei mir fing der ganze "Zirkus" mit der Übertragung und dieser schlimmen Sehnsucht ja auch erst nach einigen Monaten Analyse an - ich glaube, nach ca. 7 Monaten begann das alles, aber dafür dann auch richtig heftig.
Als ich meine Analytikerin schon mal auf die Angst ansprach, dass sich das alles nicht wieder verändern wird, hat sie -genau wie Dein Analytiker- leider auch nicht reagiert wie erhofft von wegen "alles wird gut", sondern sowas gesagt wie "daran müssen wir arbeiten." Beruhigt hat mich das aber nicht.
Bald sehe ich sie 6 (!!!!!!!!) Wochen nicht, ich weiß nicht, wie ich das überleben soll.
Bitte drück' mir mal die Daumen, dass ich das alles am Montag schaffe anzusprechen und es mir nicht wieder die Sprache verschlägt.

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