Ist meine Therapeutin paranoid?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sydney-b
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Beitrag Do., 18.01.2024, 23:47

münchnerkindl hat geschrieben: Do., 18.01.2024, 23:26
Die Therapeutin hat ihr ja unterstellt sie würde vor ihrem Haus rumlungern.
Ich weiß das doch!

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Sydney-b
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Beitrag Do., 18.01.2024, 23:55

münchnerkindl hat geschrieben: Do., 18.01.2024, 23:45
Deswegen ja mein Vorschlag für eine professionelle Antwort auf so eine SMS : "Machen sie sich keine Sorgen. Wir besprechen das in der nächsten Stunde."
Die Therapeutin hat wohl mit den Worten: „Ich weise Sie nicht zurück“, geantwortet.

Für mich bedeutet dieser Satz in etwa das Gleiche, was dein Satz aussagt…
Alles ist gut.
Inhaltlich geht sie damit auch nicht auf die SMS der TE ein.

Jeder Mensch interpretiert halt auf seine eigene Weise.

Dazu kommt jetzt natürlich noch: Stimmt die jetzige Aussage, oder fehlen da wieder wichtige Details?

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Montana
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 00:09

Dass Kiana jetzt hier so angegangen wird, finde ich unverständlich. Die SMS ist für mich nichts weiter als eine bildhafte Beschreibung ihrer Gefühle. Sowas nutze ich selber oft, aber dabei achte ich sehr darauf, dass man es nicht missverstehen kann. Eine SMS ist kein geeignetes Medium dafür. Dafür ist der Platz viel zu knapp.

Es klingt auch etwas trotzig, denn eigentlich war es eine Idee der Therapeutin, es könne sich um eine Mutterübertragung handeln, und sie war damit gar nicht einverstanden.

Wäre ich übrigens auch nicht, aus verschiedenen Gründen. Vor allem aus dem, dass ich gegen das reflexhafte das-ist-eine-Übertragung-und-hat-nichts-mit-der-Realität-zu-tun etwas habe. Wenn man als Kind lernt, dass man in Gefahr ist, wenn man seinen Bezugspersonen nicht gefällt und dass man sich zur Not bis zur Unkenntlichkeit verbiegen muss, dann ist das das, was man in vielen sozialen Situationen immer wieder anwenden wird. Ganz besonders dann, wenn man von seinem Gegenüber etwas wichtiges möchte; in diesem Fall Psychotherapie. Eine andere Möglichkeit existiert nicht. Gleichzeitig nimmt sie aber wahr, dass ihr Unrecht geschieht. Ich erinnere an den angeblichen Rausschmiss des Ehemanns und dass das so in einen Bericht geschrieben wurde. Solches Unrecht zu erfahren verstärkt das Gefühl, dass von der Therapeutin Gefahr ausgeht, und das wiederum verstärkt die Beschwichtigungsversuche.

Und die Therapeutin macht mit anstatt diese Dynamik zu unterbrechen. Man kann das unterbrechen, indem man konsequent nicht mitmacht. Das meint nicht, alle Bemühungen der Patientin zu ignorieren, sondern das absolute Ernstnehmen von allem, was sie sich traut zu sagen. Wie eben das mit dem Nicht-Rausschmeißen des Ehemanns.

Die Therapeutin vermeidet aber, jegliche eigene Beteiligung zu erörtern. Stattdessen kommt ein plattes "alles ist gut". Damit kann sich schön alles immer wieder wiederholen. Denn in Wirklichkeit ist es überhaupt nicht gut, aber Kianas Versuche, das zu klären, werden unterbunden. Es bleibt dabei, dass ihr versichert wird, sie werde für ihr "Fehlverhalten" nicht bestraft. Worauf sich bei ihr zunächst mal Erleichterung einstellt. Aber anders ist dadurch überhaupt gar nichts und Veränderung auch nicht zu erwarten. Denn berechtigte Kritik wird immer in einen Topf geworfen mit allem anderen was die Therapeutin für unangemessen hält.

Es mag ja sogar sein, dass sie an sich ein netter und liebenswerter Mensch ist, zu dem man sich hingezogen fühlen kann, und dass Kiana sie aus diesem Grund wirklich gern hat. Aber sie ist als Therapeutin grad so gar nicht hilfreich. Und ja, auch sowas ist mir schon begegnet. Ein Therapeut, der menschlich total in Ordnung war, aber therapeutisch hat er Mist gebaut, das muss man so sagen. Schade, aber menschlich. In so einem Fall sollten sich beide voneinander trennen.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 00:50

Sydney-b hat geschrieben: Do., 18.01.2024, 23:55
münchnerkindl hat geschrieben: Do., 18.01.2024, 23:45
Deswegen ja mein Vorschlag für eine professionelle Antwort auf so eine SMS : "Machen sie sich keine Sorgen. Wir besprechen das in der nächsten Stunde."
Die Therapeutin hat wohl mit den Worten: „Ich weise Sie nicht zurück“, geantwortet.

Für mich bedeutet dieser Satz in etwa das Gleiche, was dein Satz aussagt…
Alles ist gut.
Inhaltlich geht sie damit auch nicht auf die SMS der TE ein.


Nein, das ist es überhaupt nicht. "ich weise sie nicht zurück" ist ein Eingehen auf persönliche Inhalte. Eine Zurückweisung ist ja ein persönliches Verhalten in der sozialen Interaktion.

Mein Vorschlag bedeutet, das hat keinen negativen Einfluss auf das Weiterbestehen der Therapie, und den konkreten Inhalt der SMS besprechen wir in der nächsten Stunde.

Damit erledigen sich auch weitere SMS, weil ja Inhalte in der nächsten Stunde besprochen werden, ergo nicht per SMS.

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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 04:00

Kiana hat geschrieben: Sie denkt, meine Zuneigung zu ihr wäre eine Mutterübertragung. Das habe ich immer verneint. Als sie dann plötzlich so abweisend zu mir war und aus dem Kaffee so ein Drama gemacht hat, schrieb ich ihr am nächsten Tag: "Vielleicht haben Sie recht und Sie sind doch meine Scheißmutter. (...).

ziegenkind hat geschrieben: ich finde die Anzahl der Nachrichten verändert schon ganz entscheidend den Eindruck von Eurer Interaktion.
Nach außen hin wirkt es in der Tat so, als würde Kiana ihre Therapeutin mit ihren SMS bedrängen.

Ich suche irgendwie nach Worten, ... denn das Posting von Kiana hat bei mir Erinnerungen angetriggert an eine Therapie, die bei mir genauso endete.

Ich hatte die Analytikerin in all den Jahren nie außerhalb der Sitzung kontaktiert, bis zu dem Tag, als die ganze Therapie zu einem einzigen Chaos wurde.
Denn diese Argumentation mit der "Übertragung" ist eine Argumentation, die hilflos machen kann. Sie erschwert es einem ungemein Fehlverhalten von Therapeuten zu erkennen, wenn Therapeuten jede Reaktion auf ihr Verhalten als "Übertragung" abtun.

Ich konnte all die Jahre klar sagen, dass ich nicht von meiner Mutter auf die Therapeutin übertrage, sondern auf die Therapeutin, auf ihr Verhalten, ihre mir schädigende Behandlung reagiere.
Dass meine Reaktionen auf sie keine Übertragungen waren, wurde an dem Tag objektiviert, als sich herausstellte, dass ihre Diagnosen, und mit diesen ihre Methoden und ihr Verhalten mir gegenüber, tatsächlich falsch waren. Denn es ist ein Unterschied, ob man eine Borderline und eine Multiple Persönlichkeit ist oder eine schwere neurologische Erkrankung hat. Meine Kritik an der Therapeutin war somit keine Übertragung, sondern eine berechtigte Kritik, die jedoch von der Therapeutin abgeschmettert wurde durch ihr Beharren darauf, dass ich nur übertrage und sie selber fehlerfrei und vollkommen ist. Ihre eigene Übertragungstheorie hat sie blind für eigene Fehler gemacht.

Das kann hilflos machen, wenn man selber eine Übertragung verneint, ein Fehlverhalten des Therapeuten sieht, der Therapeut aber sagt "Sie übertragen".
Bei mir endete die Therapie in der Tat auch so, dass ich eine Weile lang versucht habe, dieser Therapeutin klar zu machen, dass ich nicht übertrage, sondern ihr Verhalten falsch ist.
Je hilfloser ich mich fühlte, desto häufiger wurden meine Kontaktversuche zu ihr. Ich wollte die Missverständnisse klären, aus der Welt schaffen, und nicht endlos und ewig damit rumlaufen.
Je häufiger ich versuchte ihr klar zu machen, dass ich nicht übertrage, sondern der Fehler bei ihr liegt, desto mehr fühlte sie sich in ihren analytischen Theorien und in ihrer Borderline Diagnose bestätigt.
Ich kam da nicht mehr raus. Ich fühlte mich entsetzlich hilflos. Die Therapie fand schließlich ihren Abbruch, weil ich mit dieser Therapeutin nur noch rum diskutierte. Das war keine Therapie mehr, das war nur noch ein einziger Kampf gegen ihre psychoanalytischen Theorien.

Aus meiner eigenen Perspektive betrachtet kann ich mich in Kiana einfühlen. Sie bringt der Therapeutin einen Kaffee mit, weil sie es unhöflich fand. Die Therapeutin reagiert verärgert. Kiana versteht nicht warum und versucht das Missverständnis aus der Welt zu schaffen. Die Therapeutin sagt "Sie übertragen". Kiana verneint eine Übertragung, sieht einerseits Fehlverhalten von der Therapeutin, beginnt sich aber andererseits zu fragen "Scheißmutter?"
Das kann eine enorme Verwirrung auslösen, wenn man erst mal klarkriegen muss, ob sich der Therapeut falsch verhalten hat oder man selber das Problem ist, ob man überträgt.
Eine Verwirrung, die das Bedürfnis auslösen kann, das Missverständnis aus der Welt zu schaffen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Kiana
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 05:31

Jenny Doe, da hast du meine Gedanken und Gefühle ziemlich gut auf den Punkt gebracht. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie einen Fehler gemacht hat. Ich würde auf jeden Fall nicht behaupten, dass sie eine schlechte Therapeutin ist. Ich denke schon, dass sie mit vielen Dingen in gewisser Weise recht hat. Was ich aber auf jeden Fall so unterschreiben kann, ist die Sache mit den SMS. Da sprichst du mir tatsächlich aus der Seele. Ich habe mich einfach hilflos gefühlt. Ich hatte das Gefühl, sie versteht mich nicht. Ich wollte unbedingt, dass sie meine Sichtweise sieht und versteht, weil ich dachte ihre Fehlinterpretationen seien der Grund für unsere Auseinandersetzung. Ich habe dabei nicht gesehen, dass ich in dem Moment ihre Grenzen verletze oder dass sie das Gefühl haben könnte, bedrängt zu werden. Das war nicht in Ordnung. Aber ich bleibe dabei, dass das weit weg ist von Stalking, jmd. nachstellen, filmen etc. Keine Ahnung, warum manche Menschen sowas machen, aber ich denke, da ist die Intention eine ganz andere.

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Philosophia
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 06:14

Ich glaube, die Intention ist dann ähnlich: Es geht um das Bedürgnis des Stalkers - auch das hat einen Grund. Meine Mutter ist eine Stalkerin und sie tut auch sonst ständig Dinge, von denen sie glaubt, dass sie richtig sind. Völlig egal, was das mit anderen macht. Ich habe dieses stalkende Verhalten selbst zu spüren bekommen, als ich versucht habe, von ihr wegzukommen. Und ich habe es gesehen, wenn andere versuchten, von ihr wegzukommen (als ich noch ein Kind war und sowieso nicht von ihr wegkonnte): Es war immer ein "Du darfst nicht von mir weggehen". Sie hat wirklich krasse Sachen gemacht und mir, als ich noch bei ihr lebte, immer haarklein erklärt. Und aus ihrer Sicht machte es immer Sinn. Aber völlig ausgeblendet hat sie den Gestalkten. Ich fand es schon immer gruselig und als sie es dann auch bei mir machte, da konnte ich an Leib und Seele erfahren, was das bedeutet. Und ja, ich kann verstehen, dass deine Therapeutin Angst hatte, Kiana, ABER ich bin bei münchnerkindl, dass sie nicht hätte antworten oder sagen sollen, dass ihr das in der Stunde klärt. Und ich bin bei Montana, dass ihre Antwort "ich weise Sie nicht zurück" ein Abbügeln deiner Gefühle war, Kiana. Ich fand deine SMS inhaltlich zwar derb, aber sie war echt ehrlich - damit hätte sie sehr gut arbeiten können. Stattdessen reagiert sie aber inhaltlich, weil sie sich hat reinziehen lassen und spielt das Zieh- und Zerrspiel weiter. Sie hat das jetzt schon auch ein wenig zu verantworten, was da in Gang gesetzt wurde. Und sie ist die Therapeutin - ein "Seien Sie unbesorgt, wir klären das im nächsten Jahr." wäre wohl am besten gewesen. Dass du, Kiana,etwas im alten Jahr klären wolltest, ist nachvollziehbar, aber es ist und bleibt eine Therapie, die ihre festen Zeiten hat, wann ihr euch austauscht. Es ist blöd, dass ihr so vor Jahresende auseinandergegangen seid.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Kiana
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 06:27

Was Stalking bedeutet, musst du mir nicht erklären. Meine Exfreundin war da sehr extrem. Nach der Trennung hat sie mich tyrannisiert. Die lungerte tatsächlich mehrfach vor meiner Haustür rum. Das heißt, sie hat Sturm geklingelt, an die Fenster geklopft, auf der Straße rum geschrien und geheult. Meine Hunde sind fast durchgedreht. Ich musste sie auf allen Kanälen blockieren. Normalerweise bin ich absolut kein nachtragender und endgültiger Menschen. Aber bei ihr ging es nicht anders. Wir sind jetzt seit 15 Jahren getrennt. Vor einem halben Jahr habe ich versehentlich ihre Blockierung bei Facebook aufgehoben und sofort hat sie mich wieder mit Nachrichten bombardiert. DAS ist für mich Stalking! Und ich wehre mich strikt dagegen, auf diese Stufe gestellt zu werden!

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Philosophia
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 07:05

Das versteh ich und ich wollte nur sagen, dass ich es verständlich finde, dass die Therapeutin da etwas stalkendes empfunden hat. Und, weil du gesagt hattest, du verstündest nicht, warum Stalker handeln, wie sie handeln. Und da seh ich schon Parallelen: Deine Not ging in dem Moment über alles andere (und das ist auch verständlich): Hat aber Angst gemacht. Es war egal, dass deine Therapeutin jetzt im Weihnachtsurlaub ist. Punkt.
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Montana
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 09:02

Sie hat doch nur SMS geschrieben. Die kann man blockieren und fertig.

Und dass die Handy-Nummer der Therapeutin überhaupt bekannt ist: wozu? Das kann man von vornherein anders machen. Sie wird eine Festnetznummer in der Praxis haben, und das reicht völlig.

Mein erster Therapeut, der hat SMS geschrieben, und das fand ich fürchterlich. Kurze, knappe Stundenabsagen, wenn ich schon die Jacke anhatte und gerade losfahren wollte, das war seine Spezialität. Kam halt per SMS zuverlässig noch bei mir an. Ätzend.

Beim aktuellen Therapeuten läuft permanent der AB in der Praxis und da habe ich mal mitbekommen, wie eine Frau wütend draufsprach und nach dem Ende der Aufnahme gleich nochmal anrief um weiterzumachen. Seine Reaktion: "Soll ich das mal ausschalten?" Aber völlig entspannt dabei. Sowas kann vorkommen, und sich damit zu beschäftigen hatte er grad keine Zeit und sich drüber aufzuregen gab es keinen Grund. Diese Frau hatte ein Problem, aber das war nicht seins.

Kianas Therapeutin macht es anders. Sie macht aus allem ein Beziehungsproblem. Sie SAGT vielleicht jetzt (mal wieder), es gebe kein solches, aber sie verhält sich nicht so. Es gibt doch eins, und darüber kann nicht gesprochen werden.

Kiana, sie hat unwahre Behauptungen aufgestellt, sie akzeptiert deine Klarstellungen nicht, sie schreibt das in Berichte: warum siehst du plötzlich nur noch Fehler bei dir? Sie macht definitiv Fehler. Es dürfen auch beide Fehler machen, aber der Umgang damit ist in eurem Fall alles andere als hilfreich. Ihre Fehler werden ignoriert, deine Reaktionen darauf werden dir zum Vorwurf gemacht, und du bekommst die Aufgabe dich zu "bessern". Das finde ich unsäglich. Natürlich willst du etwas verbessern, darum machst du Therapie, aber es geht dabei nicht darum, anderen das Leben einfacher zu machen, sondern DIR. Das soll DIR dienen. Und wenn es bei Erfolg dazu führt, dass du für andere sogar unbequemer wirst, weil du gelernt hast, dich um dich und deine Interessen gut zu kümmern, dann darf sich eigentlich die Therapeutin auf die Schulter klopfen und sich mit dir freuen. Das ist aber natürlich für manche Therapeuten echt ein Zwiespalt, denn sie müssen ja darauf hinarbeiten, dass der Klient auf jeder Ebene mindestens ebenbürtig wird und auch so zu behandeln ist. So, wie ich auch meine Tochter irgendwann nicht mehr wie ein Kind behandeln werde, weil sie eine erwachsene Frau sein wird, die ich weiterhin lieben, aber als eigenständige, erwachsene Person auch achten muss, wenn ich von ihr ebenfalls geliebt werden möchte. Du bist bereits erwachsen und darum gehört meiner Meinung nach ein Verhalten, das sich über dich stellt und dich belehrt, sowieso nicht in eine Therapie. Dass das Wunschdenken ist, weiß ich. Ich habe bisher wenig Therapeuten kennengelernt, die die Haltung haben, die ich für passend halte.

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Kiana
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 09:17

Soweit ich weiß, hat sie tatsächlich kein Festnetztelefon, nur das Praxishandy.
Ich habe ihr gestern gesagt, dass ich kein kleines Kind bin und auch nicht so behandelt werden möchte. Sie sagte: "Dann benehmen Sie sich nicht so". Ich sagte, ich möchte gerne auf Augenhöhe mit ihr arbeiten und sie meinte, so etwas gibt es nicht in der Therapie nicht. In einer privaten Beziehung ja, aber in der Therapie gibt es immer dieses Machtgefälle, genau wie beim Arzt oder beim Chef. Sie sieht sich am längeren Hebel und wenn sie entscheidet, dass sie nicht mit mir arbeiten möchte, kann ich gar nichts machen. So hat sie es gesagt. Aber irgendwie hat sie sich auch widersprochen, als ich ihr sagte, ich lasse nicht zu, dass sie jetzt so eine Master-and-Slave-Geschichte daraus macht. Da meinte sie, sie würde sich nicht als Master sehen und mich auch nicht als Slave. Was denn nun? Ich bin total verunsichert jetzt und weiß eigentlich gar nicht mehr was richtig und was falsch ist. Die Frau macht mich fertig! Und trotzdem kann und will ich sie nicht loslassen.

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Fairness
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 09:25

Ich habe gedacht, Stalking beginnt ab dann, wenn kein Kontakt gewünscht ist und der Stalker ihn immer wieder aufzunehmen versucht. Also entweder gab es keinen Kontakt und es sollte auch keiner bleiben, oder im Rahmen einer bestehenden Beziehung, ist eine endgültige Abgrenzung ausgesprochen, welche ignoriert wird - dann würde das Stalking sein.

Dass es mehr um den Empfänger geht und wie dieser die Situation für sich bewertet und welche Konsequenzen er zieht. Ob er sich abgrenzt oder nicht.

Was die Kontakthäufigkeit angeht, hat doch jeder unterschiedliche Bedürfnisse und Grenzen, also beide Beteiligten. Da gibt es keine objektive Anzahl an bestimmten Handlungen.

Ich habe auch deswegen weiterhin keinen Grund gesehen, anhand des bisher geschriebenen, Kiana als Stalkerin zu verdächtigen.
"Hubero kororo, ororok orebuh"
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Montana
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 09:39

Ein Praxishandy ist natürlich auch ok, das ist ja dann auch nur ein Praxistelefon in der Mobilversion. Dieses gehört im Urlaub dann aber ausgeschaltet. Das ist IHRE Verantwortung, nicht deine. Nimmt sie ihr Telefon mit nach Hause, dann ist das allein ihr Problem.

Und du darfst dich selbstverständlich so verhalten, wie es nunmal gerade nicht anders möglich ist. Ihre Aufgabe ist nicht deine Erziehung; die Zeiten sind lange, lange vorbei. Dich wie ein Kind zu behandeln ist unangemessen und indiskutabel.

Und das:
Ich sagte, ich möchte gerne auf Augenhöhe mit ihr arbeiten und sie meinte, so etwas gibt es nicht in der Therapie nicht. In einer privaten Beziehung ja, aber in der Therapie gibt es immer dieses Machtgefälle, genau wie beim Arzt oder beim Chef. Sie sieht sich am längeren Hebel und wenn sie entscheidet, dass sie nicht mit mir arbeiten möchte, kann ich gar nichts machen.

Dazu möchte ich sagen: doch, das gibt es, ich erlebe das in meiner aktuellen Therapie. Und es gibt das auch beim Arzt und beim Chef. Ich gestalte die Beziehung mit, auch wenn es in allen Beispielen eine Arbeitsbeziehung ist. Und ein Machtgefälle gibt es nur bedingt. Ich kann nämlich gehen, jederzeit. Und damit habe ich dieselbe "Macht", die deine Therapeutin da für sich in Anspruch nimmt. Ja, natürlich kann sie entscheiden, dass sie nicht mit dir arbeiten möchte. Das kannst du aber auch umgekehrt und darum ist das nun wirklich keine Begründung für ein Machtgefälle. Ihr seid beide erwachsene Menschen und regelt euer Leben eigenständig.

Und wie bitte sollst du jemals dazu kommen, dich wie ein geachteter, selbstständiger, mündiger Mensch zu fühlen und zu verhalten, wenn sie bestimmt, du verdientest das nicht? Was solltest du tun, damit sie es dir zugesteht? Nach dem obigen Zitat müsstest du dafür von ihr frei sein, sprich: keine Patientin. So lange du eine bist, so lange sieht sie eine klare Rangordnung und du bist ganz unten. Was für ein Bild hat sie denn von Menschen? Wie gestaltet sie ihr Leben in anderen Bereichen? Einen Chef hat sie nicht, sie ist selbstständig, aber verhält sie sich beim Arzt unterwürfig und schluckt alles und macht brav was der sagt, auch wenn es Unsinn ist? Schaltet sie da ihr Denken aus? Ernsthaft? Das wäre aber sehr schade und würde sie nicht unbedingt als Therapeutin qualifizieren.


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 09:50

Kiana: (...) Die Frau macht mich fertig! Und trotzdem kann und will ich sie nicht loslassen.
Das ist das, was ich meine: Es geht nicht mehr um Dich und deine Probleme, es geht nur noch um deine Therapeutin, ihre Einstellungen, ihre Theorien, ihre Interpretationen, Deine Beziehung zu ihr, Deine Abhängigkeit von ihr, Dein Kampf von ihr loszukommen, ... um Widersprüchlichkeiten, die Hoffnung und Verzweiflung zugleich wecken, ... Hoffnung, die verhindert die Therapeutin loszulassen, Verzweiflung in der Form, dass so eine Psychotherapie einen psychisch kaputt macht.

Was helfen kann wäre, wenn Du dir mal aufschreibst, was für und was gegen eine Fortsetzung der Therapie spricht. Mal in eigenen Worten eigene Gedanken, Gefühle, Hoffnungen, Bedenken, ... formulieren. Und dann Für und Wider abwägen.
Was noch mehr hilft ist, wenn man einen anderen Therapeuten kennenlernt und z.B. feststellt, dass es sowas wie Augenhöhe durchaus in einer psychotherapeutischen Beziehung gibt. So manches wird einem erst klar, wenn man eine Alternative sieht, sieht, dass es auch anders laufen kann.

Das, was dir deine Therapeutin bietet ist ihre Vorstellung von Psychotherapie. Es wird mit Sicherheit Patienten geben, die damit klar kommen. Aber eben auch Patienten, die damit nicht klar kommen.
Es muss, kurz gesagt, passen.
Ob es passt, ob sie für Dich eine gute oder schlechte Therapeutin ist, das herauszufinden ist nun die große Herausforderung, vor der Du stehst.

Es gibt sowas wie Unabhängige Patientenberatungen, die Dir dabei helfen könnte, zu mehr Klarheit zu finden.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 09:55

Jenny Doe hat geschrieben: Fr., 19.01.2024, 04:00 Aus meiner eigenen Perspektive betrachtet kann ich mich in Kiana einfühlen. Sie bringt der Therapeutin einen Kaffee mit, weil sie es unhöflich fand. Die Therapeutin reagiert verärgert. Kiana versteht nicht warum und versucht das Missverständnis aus der Welt zu schaffen. Die Therapeutin sagt "Sie übertragen". Kiana verneint eine Übertragung, sieht einerseits Fehlverhalten von der Therapeutin, beginnt sich aber andererseits zu fragen "Scheißmutter?"
Das kann eine enorme Verwirrung auslösen, wenn man erst mal klarkriegen muss, ob sich der Therapeut falsch verhalten hat oder man selber das Problem ist, ob man überträgt.
Eine Verwirrung, die das Bedürfnis auslösen kann, das Missverständnis aus der Welt zu schaffen.


Exakt genau so!

Weil man ja auch auf eine Mutter die auf eine nette Geste so reagiert mit einem verärgerten "Scheißmutter" oder mit einem Kollegen der so reagiert mit "Scheißkollege" reagieren würde. Weil auf eine Geste der Nettigkeit die freundlich gemeint war verärgert zu reagieren weil einem daran xy nicht passt ist einfach unhöflich und verletzend. Man kann es ja höflich zurückweisen wenn es für einen aus Gründen nicht passt aber pissig werden wenn jemand einfach nur nett sein wollte ist einfach daneben. Und ist besonders daneben wenn Therapeut ist, einen kranken Menschen behandelt und dafür Geld nimmt.

Und dann hofft man dass das einfach ein Missverständnis war und klammert sich dran dass das klärbar und nur ein Missverständnis war weil die Alternative, ja, die Person ist einfach so a bisserl Antisozial und ich muss da jetzt Konsequenzen ziehen unangenehm ist und aus biografischen Gründen auch Angst macht.

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