Ich kann dich schon ein wenig verstehen, auch ich wünsche mir öfter, dass meine Therapeutin mütterliche Gefühle für mich hat.
Und diese hat sie vermutlich sogar manchmal im Rahmen der Therapie. Aber sie sieht mich eben auch meistens als Erwachsene.
Was mir hilft/ geholfen hat:
1. Ehrlich akzeptieren, dass ich etwas nicht bekommen habe, was ich gebraucht hätte und dass das eben deshalb so schlimm ist, weil das niemand je wieder gut machen kann.
Fehlende Elternliebe lässt sich nicht nachholen. Das zu akzeptieren, dass es dieses Loch gibt und weiterhin geben wird, das hat mir sehr, sehr weh getan.
Aber damit kam auch die Möglichkeit die Begrenztheit Erwachsener Beziehungen Stück für Stück zu akzeptieren.
Und ab da konnte ich auch zulassen, dieses Bedürfnis - danach gesehen zu werden, nach wohlwollendem Umgang, Fürsorge usw. - von vielen verschiedenen Personen je ein Stück weit befriedigt zu bekommen und es mir auch selbst zu geben.
Hast du schon wirklich und in aller Konsequenz getrauert um das, was du da verloren hast?
2. Ähnlich wie es jemand hier schon beschrieb habe auch ich das Szenario "die Therapeutin hat genau die Gefühle für mich, die ich mir wünsche" eine zeitlang im Kopf sehr intensiv durch- und zuende gespielt. Und auch ich bin dabei irgendwann zu dem Schluss gekommen, dass ich das doch nicht möchte in aller Konsequenz.
Ich habe nämlich irgendwann bemerkt, dass ja auch Eltern in gewisser Weise von ihren Kindern abhängig sind. Und dass das, was ich im Therapieraum habe, da einfach noch etwas ganz anderes ist, weil ich einerseits so abhängig wie ein Kind von ihr ja gar nicht bin und weil ich andererseits meine ganze Wut, mein Misstrauen usw. alles gegen sie richten kann, sie nimmt das eben nicht persönlich.
Außerdem fände ich den Gedanken , dass wir uns dann wirklich sehr nahe wären in so einem echten Mutter-Tochter-Verhältnis viel zu intim (wenn ich dieses Szenario wirklich zuende spinne). Und ehrlich, da bin ich lieber erwachsen und sie meine Therapeutin.
3. Ich habe mir eingestanden, dass ich eine beidseitige Abhängigkeit einfach sehr viel besser ertragen könnte, weil ich dann auch über die Therapeutin Macht und Kontrolle hätte. Zumindest vermeintlich...
Natusik hat geschrieben: ↑So., 18.09.2022, 16:50
Er nimmt mich so an, wie ich bin, also er akzeptiert mich - die wichtigste Eigenschaft. Danach könnte ich einiges aufzählen, z. B.:
● wohlwollend
● mitfühlend
● freundlich
...
● humorvoll
● die Atmosphäre ist irgendwie sehr warm und angenehm (weiß nicht, ob du das verstehst)
Wo soll ich in meiner Umgebung so jemanden finden?
Das klingt für mich auch komplett nach einem Partner. Nimmt dein Ehemann dich nicht so an wie du bist?
Und ja, der Trick ist wirklich, dieses Bedürfnis auf mehrere Menschen zu verteilen. Eine Person kann das nicht immer leisten. Übrigens selbst dann nicht, wenn sie ein Elternteil ist.
Bist du dir eigentlich sicher, dass du dir ihn wirklich als echten Vater wünschst und dich als erwachsene Tochter? (was im Erwachsenenalter ja nach und nach meist auch eine Rollenumkehr mit sich bringt und auch Ablösung mit unterschiedlichen Meinungen und auch echten Konflikten)? Oder möchtest du wieder als kleines Mädchen behandelt werden?
Und sicher, dass du da einen Vater meinst? Ich glaube du wünschst dir ein Vaterideal. (Denn auch ein hinreichend guter Vater kann nicht immer nur annehmen, immer nur warmherzig sein, immer nur nett und wohlwollend und humorvoll sein. Das wäre vermutlich sogar gar nicht gut. Auch Kinder kennen es schon ihre Bedürfnisse auf unterschiedliche Menschen aufzuteilen.)
Oder wünschst du dir vielleicht auch gar keinen Vater, sondern einen Therapeuten? Einen, der aber eben immer für dich da ist und das unentgeltlich und lebenslang?