Positive Gefühle dem Therapeuten gegenüber beschreiben

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Mondmann
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Beitrag Sa., 31.10.2020, 21:31

Marlena hat geschrieben: Sa., 31.10.2020, 21:18 Es ist ein ständiges hin und her und ich finde nie einen Mittelweg. Das nennt man dann wohl instabil....
Der Mittelweg wird kommen, wenn du ihn dir selbst ermöglichen kannst. Klingt abgedroschen, ist aber nicht so gemeint.

Dein Therapeut schein anders "drauf" zu sein als meiner; wir waren über einen längeren Zeitraum ziemlich verstrickt, und ich hätte mir da mehr Verständnis gewünscht, wo er sich dann m. E. zu sehr abgegrenzt hat. Teilweise war das so unschön, dass ich mich heute frage, wieso ich damals nicht gegangen bin. Heute weiß ich aber eben auch: Mir hat es geholfen, mich selbst zu finden, dass er mir nicht hinterhergerannt ist. Ich hab damals ziemlich extrem gependelt zwischen "er hasst mich" und "er hängt an mir". Irgendwann wurden die Ausschläge immer weniger, und ich konnte zunächst auch seine Abgrenzungen besser ertragen und rational verstehen. Dadurch wurde "alles" viel entspannter, und wir konnten uns wieder einander zuwenden, ohne dass es gefährlich wurde.

Will sagen: Irgendwann brauchst du es hoffentlich nicht mehr, dein Wohl von seinem Handeln abhängig zu machen, sondern du kannst dann erkennen: Seines ist Seines und Deines ist Deines. Das ermöglicht viel schönere Begegnungen, aber das, was davor kam, dieser Kampf und dieses Zerren um Liebe und Verschmelzen, das war nicht so schön. Hätte er sicher auch schöner lösen können, aber irgendwie hab ich es eben doch als einen "Beweis" gesehen dafür, dass ich ihm nicht egal bin.

Was mich ein bisschen wundert, btw, ist, dass ihr so gar nicht verstrickt seid? Ich dachte, das sei typisch für "Bindungsgestörte"?

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Arakakadu
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Beitrag Sa., 31.10.2020, 21:49

OK ich verstehe. Klingt aber trotzdem gut.

Hmmm also klar abgrenzen tut er sich schon auch. Am Telefon am wird zb nix inhaltliches beredet, nur Organisation.. Und er ist jetzt auch nicht permanent erreichbar.
Wie meinst du, dass wir nicht verstrickt sind? Wie ist das denn wenn man verstrickt ist? Er hat das Wort schonmal in den Mund genommen bzw meinte ich bin schon sehr emotional verstrickt als das mit meinen Freundinnen war, aber ich habe nie gefragt was er meint. War bißchen viel damals

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Mondmann
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Beitrag Sa., 31.10.2020, 22:21

Also, einer alleine ist eher nicht verstrickt... Wenn man miteinander verstrickt ist, dann kannst du dir das wie ein Wollknäuel vorstellen, dessen Anfang und Ende du nicht findest, wie sehr du auch daran zerrst. Es weiß dann auch der Therapeut nicht mehr, wo er selbst anfängt und wo er aufhört und ob das, was der Patient "mit ihm macht", sein eigenes Ding ist oder nicht. Es fängt ganz harmlos an (sonst käme es erst gar nicht zu Verstrickungen) und fühlt sich warm und geborgen an, und da der Patient damit nicht umgehen kann, muss er es zerstören; muss, sozusagen, auch den Therapeuten zerstören und ihn "hinabziehen" zu sich. Dann fängt der Therapeut irgendwann an, das nicht mehr "lustig" zu finden und will sich lösen, wodurch der Patient in Panik gerät und "zuschlägt", was wiederum im Therapeuten Hilflosigkeit auslöst und den Wunsch, den Patienten, zu dem man doch wenige Wochen vorher noch so eine enge Beziehung hatte, loswerden zu wollen. Da beide jedoch auch gesunde Anteile haben, die sich irgendwie daran erinnern, dass man doch ein Bündnis eingegangen ist und dass man einander doch eigentlich mag, fällt es - beiden - umso schwerer, das Ganze zu verstehen, und man mag die Beziehung auch nicht aufgeben und wegwerfen.

Das Ganze kann einige Wochen irgendwie ausgehalten werden, aber irgendwann stellt sich eben nicht nur die Frage, wie es weitergeht, sondern ob es überhaupt weitergeht. Letztlich muss der Therapeut sich "wiederfinden", und der Patient muss es aushalten können, dass der Therapeut sich wieder auf sich selbst besinnt und die "Bühne" verlässt, die der Patient aufgebaut hat.

Das passiert bei Menschen, die keine sicheren Grenzen haben und die nicht gut zwischen sich und dem Anderen unterscheiden können und die sich eben so sehr nach Nähe sehnen und sie gleichzeitig nicht ertragen können.

Einerseits werden solche "Horrorszenarien" in Therapien häufig für notwendig gehalten, weil ansonsten das Drama des Patienten nicht sichtbar würde; andererseits muss dieser Zustand aber auch irgendwann beendet werden können. Bei mir hat es zwei Jahre gedauert, vom Beginn der ersten Krise bis zur letzten. Dazwischen gab es immer auch schöne Stunden, und ich hab das noch im Ohr, wie er sagte: "Wie konnte es denn dazu kommen; wir hatten doch früher keine Probleme miteinander". Es war wirklich harte Arbeit und ein ständiges Ringen mit sich selbst und mit dem Anderen.

Ich hab mich halt nur gerade gefragt, ob du nicht auch mal wütend auf ihn bist oder ihn mit deiner Destruktivität konfrontierst - du kennst doch vielleicht auch negative Gefühle ihm gegenüber?

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Pianolullaby
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Beitrag Sa., 31.10.2020, 22:22

ja das nennt man wahrscheinlich instabil. Ich würde stabil als das bezeichnen, wenn man sich in der Regel, zu gut 90% selber aus dem Dings rauskriegen kann. Für mich ist ein Notfall vllt max 2x im Jahr.
Deshalb würde ich mich ganz ehrlich fragen, ob ambulant wirklich die richitge Strategie ist, wenn man so instabil ist.
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Arakakadu
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Beitrag Sa., 31.10.2020, 22:43

Mondmann danke für die genaue Erklärung. Ich denke schon dass das leicht zutrifft. Aber nicht auf den Therapeuten. Der ist da so extrem entspannt und irgendwie vertrau ich ihm da sehr. Der macht das ja schon ewig. Er sagt eigentlich fast jede Stunde dass ich ein Nähe und Distanz Problem habe... Aber ich glaube dass das bei mir vl. Nicht so intensiv ist weil ich die Grenzen des anderen sehr wohl wahren kann.
Und doch, ich bin sehr oft wütend auf ihn.. Sage das auch dann immer. Oder manchmal geht er mir sehr auf die Nerven.. Ich bin manchmal in den Stunden total trotzig und würde gern streiten oder sage dass ich die therapie beenden möchte. Es sind entweder sehr positive Gefühle oder eben negative. Ich stelle mir auch permanent vor dass ich ihn schupfe.
Ich finde das alles so schräg.
Ich habe mit der Therapie angefangen und hätte mir nicht gedacht dass es zu so ner heftigen übertragung kommen kann.. Ich fühle das oft so intensiv dass ich mich eben frage ob das noch normal ist

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Beitrag Sa., 31.10.2020, 22:45

Pianolullaby hat geschrieben: Sa., 31.10.2020, 22:22 ja das nennt man wahrscheinlich instabil. Ich würde stabil als das bezeichnen, wenn man sich in der Regel, zu gut 90% selber aus dem Dings rauskriegen kann. Für mich ist ein Notfall vllt max 2x im Jahr.
Deshalb würde ich mich ganz ehrlich fragen, ob ambulant wirklich die richitge Strategie ist, wenn man so instabil ist.
Hm ja. Ich frage mich das auch.. Wegen der Gedanken und der Essstörung. Vor allem weil meine Speiseröhre oft blutet.. Aber das kann auch nur ich durchbrechen. Wir haben da erst einmal kurz geredet.
Ich fühle mich aber nicht so krank dass ich in eine Klinik gehen kann. Und ich kriege meinen Alltag ja total gut hin... Ich kenn mich aber auch schlecht aus

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Pianolullaby
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Beitrag Sa., 31.10.2020, 23:08

findest du das wirklich dass der Alltag total gut ist, obwohl du deine speiseröhre blutet?
Ja das ist richtig nur du kannst es durchbrechen, aber wohl kaum ohne Hilfe,
und so wie ich das sehe ist diese Hilfe nicht stark genug
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Montana
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Beitrag Sa., 31.10.2020, 23:44

Pianolullaby hat geschrieben: Sa., 31.10.2020, 22:22 Deshalb würde ich mich ganz ehrlich fragen, ob ambulant wirklich die richitge Strategie ist, wenn man so instabil ist.
Es ist eine romantische (und nach meiner Erfahrung äußert unrealistische) Vorstellung, in einer Klinik sei irgendetwas anders. In Traumakliniken war es so, dass ich wählen konnte, ob die 50 Minuten Einzeltherapie pro Woche am Stück oder aufgeteilt auf zwei Termine stattfinden sollten. Und in der Akutpsychiatrie fand GAR keine Therapie statt, noch nichtmal Gruppe. Da gab es als Programmpunkte nur drei Mahlzeiten mit Anwesenheitspflicht. Da bekam ich mit, wie Mitpatienten "feierten", dass einer einen Platz in der Gruppe bekam, weil dieser Platz durch eine Entlassung frei geworden war. Ich war noch zu neu um in die Nähe eines solches Platzes zu kommen. Wurde auch vorher entlassen.

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Arakakadu
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Beitrag So., 01.11.2020, 06:55

Hm ja was ich weiß muss man Medikamente nehmen falls man noch keine nimmt. Ich frage micu schon ob ich das alles so hinbekomme, aber so krank fühle ich mich dann auch irgendwie nicht.
Minimal wirds ja besser mit dem Essen.. Mal sehen

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Beitrag So., 01.11.2020, 06:57

Montana: Wer hat dich bzw euch in eine klinik geschickt? War das zb zwecks Suizid oder die Entscheidung vom therapeuten? Und wenn vom therapeuten, wie wurde es begründet?

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Montana
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Beitrag So., 01.11.2020, 10:13

Die Entscheidung vom Therapeuten? Aber nein, das entscheidet doch kein Therapeut. So etwas entscheidet man selbst, wenn es einem schlecht geht (Traumastation mit extrem langen Wartezeiten). Ich wurde auch in dissoziativen Zuständen "eingesammelt", und da kam ich in die Akutpsychiatrie. Du wirst in einer Klinik nicht zum Einnehmen von Medikamenten gezwungen. Die können Druck machen, aber Gewalt anwenden nein, die Zeiten sind vorbei. Es sei denn natürlich, jemand nimmt so richtig die Klinik auseinander, aber sowas habe ich nie erlebt.

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Beitrag So., 01.11.2020, 10:19

Ah OK. Na ich denke manchmal drüber nach wegen der Essstörung und weil ich seid 2 Jahren nicht mehr zum weinen aufhören kann, aber im Grunde habe ich mein Leben so sehr gut im Griff. Ich glaube wenn man Jahre nie redet, dann aufarbeitet, kanns schon mal vorübergehend so sein.
Wenn ich oft lese wie es manchen von euch geht tut mir das sehr leid und es holt mich runter und ich habe das Gefühl dass ich mich nur reinsteigere

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Montana
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Beitrag So., 01.11.2020, 14:41

Marlena hat geschrieben: So., 01.11.2020, 10:19 Wenn ich oft lese wie es manchen von euch geht tut mir das sehr leid und es holt mich runter und ich habe das Gefühl dass ich mich nur reinsteigere
Solche Vergleiche anzustellen ist total kontraproduktiv.
Nimm mal einen Zahnarztbesuch als Beispiel: darfst du das erst, wenn du nur noch so wenige Zähne hast, dass du nicht mehr essen kannst? Oder darfst du hingehen, wenn alle Zähne noch da sind, aber einer weh tut? Und wenn einer weh tut, darf der dann erst "behandelt" werden, wenn er reif zum Ziehen ist? Oder darf der repariert werden, so lange der Schaden noch klein ist?
Genauso kannst du auch in eine Klinik gehen, wenn es dir so gut geht, dass du die üblichen Wartezeiten für gute spezialisierte Kliniken ohne größere Probleme meistern kannst. Das kann nämlich durchaus ein Jahr oder länger sein. Geht es dir ganz akut so schlecht, dass du zwangseingewiesen wirst, dann gibt es keine Klinikwahl mehr und dann gibt es auch keine Therapie der wirklichen Grundprobleme, denn das können die zum Einen nicht leisten und zum Anderen wärst du dazu dann auch nicht in der Lage.
Darum ist es absolut sinnvoll, sich Gedanken zu machen, so lange man das in Ruhe machen kann. Und wenn du seit zwei Jahren ein "Dauerheulproblem" hast, dann ist das eher keine normale, vorübergehende Phase. Das ist etwas, was jede Definition eines chronischen Zustands erfüllt.

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Arakakadu
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Beitrag So., 01.11.2020, 15:58

Ja da hast du recht.. Aber trotzdem, ich würde mich dann fehl am Platz fühlen weil ich eben oberflächlich alles gut hinbekomme.
Das mit dem weinen: er meinte immer dass das das Aufarbeiten meiner Vergangenheit ist. Er ist nicht pro Medikamente, ich überlege gerade wieder hin und her ob ich welche nehme bzw probieren soll. Auch wegen der Bulimie aber hat halt alles Nebenwirkungen und wenns irgendwie ohne geht... Aber ist sicher unterschiedlich von Therapeut zu Therapeut.. Frage mich obs sowieso welche gibt die einem zur Medikation raten. Scheinbar ists ein Unterschied ob man wirkich Depressionen hat und SSRI nimmt oder wenn man Probleme mit der Stimmung der Stabilität hat. Er sagte es kann schwer werden was zu finden was passt aber es gibt sicher etwas.
Naja.. Vl lass ich mich mal beraten oder informiere mich welche Möglichkeiten es gibt. Bei jemanden der Anorexie hat ists leichter, da sieht man von außen immer dass etwas nicht stimmt. Bei mir (ich bin eig normalgewichtig) würde man es nie denken.

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Pianolullaby
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Beitrag So., 01.11.2020, 16:38

@Montana, es gibt tatsächlich verschiedene Kliniken, ich hatte in einer 3std. pro Woche Einzel, plus diverse Gruppentherapie, welche nochmal etwa 10 std. einnahmen, und zwar in Bezug auf das Trauma, oder eben das Essen, also von daher da gibt es verschiedene Versionen, und somit kann ich sagen, ja das kann v.a. in Bezug auf STabilität sehr viel helfen

ich habe mich selber dafür entschieden, Meine Therapeutin hat es mal vorgeschlagen, und ca 1 jahr später habe ich mich dafür entschieden
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