Heucheln Psychotherapeuten Sympathie?

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Paul1980
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Beitrag Di., 27.06.2017, 20:23

Harmonia hat geschrieben: Di., 27.06.2017, 15:14 @Paul: wie meinst du das, dass ein Therapeut die eigenen Gefühle zu einem Klienten äußern sollte? Fände das etwas seltsam, wenn der mir sagen würde: ich mag sie sehr gerne, ich freue mich Sie zu sehen, ich finde es grauenhaft Sie zu sehen, ich kann Sie nicht leiden etc.
Ich würde mich heute auf jeden Fall erst mal schlau machen mit welchen Verfahren ein Therapeut arbeitet und was diese genau bedeuten. Finde es andererseits aber auch übertrieben dies zu tun, da ich meine Zeit ja gerne anders nutzen möchte...
Wenn wir davon ausgehen, dass Gefühle und Gedanken eine Einheit bilden, dann sind sie während der Therapie sowieso vorhanden. Sowohl die der Patienten, als auch die der Therapeuten. Die Frage ist nur, ob er sie benennen will oder nicht. Wenn er das nicht will, dann sollte das begründet werden. Und nicht auf diese Weise, dass gewisse Regeln eingehalten werden müssen. Die Situation, wenn unser Gegenüber im Gespräch über keine Gefühle reden will, ist etwas künstlich. Und die Begründung erfordern künstliche Situationen und nicht natürliche, oder? Es ist wirklich seltsam, wenn
der Therapeut nicht sagen darf: es ärgert mich, wenn du mir ständig unterbrichst oder wenn du so viele Details beschreibst, dass ich mich nicht konzentrieren kann usw.

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Harmonia
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Beitrag Mi., 28.06.2017, 03:43

Hallo Paul,

ja, so wie du es beschreibst, würde ich dies auch für richtig halten. Um eine Erfahrung meinerseits einfließen zu lassen: ich hatte mal eine Psychologin in einer Klinik, die mir sagte: "reden können sie gut" und das war nicht positiv konnotiert. Der Witz ist allerdings, dass jeder aus meinem Umfeld bestätigen kann, dass ich alles andere als ein großer Redner bin. Habe mich also total unverstanden gefühlt, und heute denke ich mir, dass es nun mal auch so ist, dass der Klient mehr spricht als der Therapeut, und dass die Dame das damals offensichtlich nicht so ganz akzeptieren konnte. Den Therapeuten, den ich danach hatte, machte noch nie diesen Kommentar, sondern entschuldigte sich fast, wenn er mal einen längeren Monolog hielt.... Ja, insofern sollte der Therapeut natürlich mitteilen, wenn ihn etwas belastet, allerdings erwarte ich einen selbstreflektierten Menschen, der seine Rolle als Therapeut versteht.
Herzliche Grüße
Harmonia

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Harmonia
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Beitrag Mi., 28.06.2017, 03:51

Fundevogel hat geschrieben: Di., 27.06.2017, 18:52 ich möchte mal die Frage einwerfen, ob Manipulation und Heuchelei tatsächlich in einer erfolgreichen Therapie funktionieren kann?

Klar kommt es vor und gibt es manipulative und menschenverachtende Leute auch in der Therapie - aber ich glaube schon, dass Patienten und Klienten sowas auch spüren (können). Oft führt das vielleicht sogar dazu, dass Patienten, die ja mit Anliegen, Problemen und einer psychischen Struktur kommen, das bewußt nicht wahrnehmen können.
Hallo Fundevogel,

ich denke auch, dass Therapie dann nicht funktionieren kann. Eine Vielzahl an Therapien scheitert tatsächlich aber auch. Und ich fände es angemessen zu fragen, ob es denn tatsächlich immer an den Klienten liegen kann.... Will nur kein Therapeut hören schätze ich.
Vermutlich spürt ein Klient den negativen Einfluss eines "schlechten Therapeuten", allerdings vertraut er diesen Empfindungen nicht oder hadert, ist verunsichert, da es eine ihm bekannte Erfahrung ist, dass ihm eine "Autorität" etwas Anderes einreden will, als das, was der Klient selbst spürt.
Herzliche Grüße
Harmonia


Ta_Ra
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Beitrag Mi., 28.06.2017, 15:39

Harmonia hat geschrieben: Di., 27.06.2017, 08:48
Ta_Ra hat geschrieben: Sa., 24.06.2017, 17:02
Ich kann für mich nur sagen, während meiner Ausbildungszeit wurden wir immer und immer wieder regelrecht dazu "gezwungen" uns unseren Gefühlen zu stellen.
Die Selbsterfahrungen waren so angelegt, dass wir da nicht auskommen konnten.
UNd dann wurde immer im Ausbildnerteam über unsere Fähigkeiten dazu und die Fähigkeit zu refelekieren usw....gesprochen und es gab auch Kandidaten, die von der Ausbildung ausgeschlossen wurden, weil sie diese Fähigkeiten nicht ausreichend hatten (aus Sicht der Ausbildner).
Hallo Ta_Ra,
wollte noch kurz sagen, dass ich mir das so eigentlich auch vorstellen würde, dass es so in einer Therapieausbildung zugeht. Vielleicht gibt es aber auch noch einen Unterschied zwischen der verhaltenstherapeutischen Ausbildung und der tiefenpsychologischen? Manchmal kennt man seine eigenen blinden Flecken auch noch gar nicht, sodass es in der Ausbildung und Selbsterfahrung gar nicht aufgearbeitet wird, die Zeit letztlich auch beschränkt ist. Irgendetwas im Leben, vielleicht ein Klient, triggert dann bei mir etwas und entweder wird es dann gelöst oder es schwelt weiterhin im Unterbewusstsein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Therapeuten durch und durch selbstreflektiert sind, das geht gar nicht aus meiner Sicht.
Ich bin überzeugt, dass es in den unterschiedlichen Ausbildungsstätten auch unterschiedlich zugeht, das weiß ich auch von Kollegen anderer Schulen.
Die blinden Flecken zu erkennen wäre eigentlich schon der Sinn der Lehrtherapie, die ja verpflichtend ist und auch sehr lange dauert (auch hier gibts UNterschiede) - aber natürlich ist man als Therapeut auch niemals fertig mit Persönlichkeitsentwicklung (wie jeder andere Mensch auch) und nicht immer nur professionell reflektiert unterwegs, das ist klar.

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werve
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Beitrag Mi., 28.06.2017, 16:46

Ta_Ra hat geschrieben: Mi., 28.06.2017, 15:39
Die blinden Flecken zu erkennen wäre eigentlich schon der Sinn der Lehrtherapie,
"Blinde Flecken" ist ein schöner Euphemismus. Man weiß, dass mindestens 70% der Psychiater und Psychotherapeuten selbst sogenannte frühe Störungen aufweisen, also mehr als die Durchschnittsbevölkerung. Daher müsste eigentlich konsequente Therapie gefordert werden, um späteren Pat. nicht zu schaden. Die Realität sieht überwiegend ganz anders aus.

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Mia Wallace
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Beitrag Mi., 28.06.2017, 17:10

werve hat geschrieben: Mi., 28.06.2017, 16:46 Man weiß, dass mindestens 70% der Psychiater und Psychotherapeuten selbst sogenannte frühe Störungen aufweisen, ....

woher weiß "man" das?
Irgendwelche seriösen Zahlen dazu? :roll:

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Mia Wallace
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Beitrag Mi., 28.06.2017, 17:17

Ta_Ra hat geschrieben: Sa., 24.06.2017, 17:02 Ich kann für mich nur sagen, während meiner Ausbildungszeit wurden wir immer und immer wieder regelrecht dazu "gezwungen" uns unseren Gefühlen zu stellen.
Die Selbsterfahrungen waren so angelegt, dass wir da nicht auskommen konnten.
Das spricht nur für eines: nämlich die Unseriosität Deiner Ausbildung.
Ich bin sicher, dass für jegliche seriöse Selbsterfahrung das Gleiche gilt, wie für seriöse Psychotherapien:
niemand wird dazu gezwungen, sich seinen Gefühlen zu stellen.
Und es ist auch nichts Seriöses so angelegt, dass man nicht auskommen kann.
:kopfschuettel:

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Mia Wallace
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Beitrag Mi., 28.06.2017, 17:22

candle. hat geschrieben: Di., 27.06.2017, 16:45
Ich bin eh nicht manipulierbar. :lol:
Die, die das von sich glauben, sind am anfälligsten für Manipulatioen aller Art ;)

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Kaonashi
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Beitrag Mi., 28.06.2017, 17:33

Mia Wallace hat geschrieben: Mi., 28.06.2017, 17:17 Das spricht nur für eines: nämlich die Unseriosität Deiner Ausbildung.
Ich bin sicher, dass für jegliche seriöse Selbsterfahrung das Gleiche gilt, wie für seriöse Psychotherapien:
niemand wird dazu gezwungen, sich seinen Gefühlen zu stellen.
Und es ist auch nichts Seriöses so angelegt, dass man nicht auskommen kann.
:kopfschuettel:
Verstehe ich nicht. Es ist doch wünschenswert, dass angehende Therapeuten sich ihren Gefühlen stellen. Wer das nicht kann, gehört nicht in den Beruf. Insofern finde ich es sehr richtig, wenn es so ist, dass jemand in dieser Ausbildung da nicht drum herum kommt.


isabe
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Beitrag Mi., 28.06.2017, 17:42

Na ja, das Eine ist, dass eine Lehrtherapie usw. natürlich so angelegt ist, dass man sehr viel über sich erfährt. Die Vorstellung jedoch, man würde da irgendwie "gezwungen" werden zu irgendwelchen Gefühlsausbrüchen oder Geständnissen usw., ist unrealistisch. Ist in anderen Therapien ja auch nicht so, und Lehrtherapien sollen nicht qualvoller sein als "handelsübliche" Therapien. Sie sollen ja nicht nur der Selbsterkenntnis dienen, sondern auch dem angehenden Therapeuten zeigen, wie man sich so fühlt auf der "anderen Seite". Das geht nur, wenn das ganze Arrangement halbwegs menschenwürdig ist.

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Mia Wallace
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Beitrag Mi., 28.06.2017, 17:43

Kaonashi hat geschrieben: Mi., 28.06.2017, 17:33
Verstehe ich nicht. Es ist doch wünschenswert, dass angehende Therapeuten sich ihren Gefühlen stellen. Wer das nicht kann, gehört nicht in den Beruf.

Sehe ich ganz genau so.

Dennoch....
Kaonashi hat geschrieben: Mi., 28.06.2017, 17:33Insofern finde ich es sehr richtig, wenn es so ist, dass jemand in dieser Ausbildung da nicht drum herum kommt.
Recht brutal, was Du da vorschlägst....
Psychotherapie ist ein äußerst machtvolles Instrument.
Niemals darf in einer seriösen Behandlung/Selbsterfahrung jemand zu irgendetwas gezwungen werden.
Auch und gerade, wenn es sich um jemanden handelt, der das vielleicht nicht kann.
(auch wenn es sich um einen angehenden Psychotherapeuten handelt)

Wer vermeidet, tut dies evtl ja auch um sich zu schützen, weil er einer Anflutung von Emotionen gar nicht standhalten könnte

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Kaonashi
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Beitrag Mi., 28.06.2017, 17:50

Mia Wallace hat geschrieben: Mi., 28.06.2017, 17:43 Wer vermeidet, tut dies evtl ja auch um sich zu schützen, weil er einer Anflutung von Emotionen gar nicht standhalten könnte
Es fragt sich, ob jemand, der so extreme Probleme hat, überhaupt Therapeut werden sollte.

Aber hauptsächlich käme es darauf an, in welcher Weise da ein Zwang ausgeübt wird. Ta-Ra kann da wahrscheinlich mehr dazu sagen. Ich nehme aber kaum an, dass einem die Pistole auf die Brust gesetzt wird mit den Worten "so, und du fühlst jetzt was, zack-zack". ;)
Oder dass ewig rumgebohrt wird. Es wird vielleicht eher so laufen, dass man therapeutisch-professionell versucht, den Gefühlen auf den Grund zu gehen, und wenn jemand nicht mitmachen will oder es nicht aushält, dann ist es eben das Ende für die Ausbildung.
Das heißt, es wird nicht Druck ausgeübt, bis jemand zusammenbricht, aber wenn es jemand nicht schafft, seine Probleme zu lösen, dann kann er eben auch kein Therapeut werden, das ist die Konsequenz.

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candle.
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Beitrag Mi., 28.06.2017, 18:08

Mia Wallace hat geschrieben: Mi., 28.06.2017, 17:22 Die, die das von sich glauben, sind am anfälligsten für Manipulatioen aller Art ;)
Naja, hier im Forum ist eh alles Schall und Rauch. Du kannst ja glauben was du willst. Und ich dachte dass die empathischen alles von ihrem Gegenüber spüren- auch via Internet. :roll: :anonym: :->

candle

Wenn du meinst, dass war jetzt der Beweis für Manipulierbarkeit,weil du mich zu einer Antwort gezwungen hast durch einen Beitrag der völlig unnötig war- ja hast gewonnen! ;)

"Die" ist auf dem Fischmarkt und nennt sich hier übrigens candle. ;) So möchte ich hier angesprochen werden!
Now I know how the bunny runs! Bild

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Mia Wallace
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Beitrag Mi., 28.06.2017, 18:10

Kaonashi hat geschrieben: Mi., 28.06.2017, 17:50 Es fragt sich, ob jemand, der so extreme Probleme hat, überhaupt Therapeut werden sollte.
Natürlich nicht!
Kaonashi hat geschrieben: Mi., 28.06.2017, 17:50 Das heißt, es wird nicht Druck ausgeübt, bis jemand zusammenbricht, aber wenn es jemand nicht schafft, seine Probleme zu lösen, dann kann er eben auch kein Therapeut werden, das ist die Konsequenz.
Es ist nicht Aufgabe des die Selsberfahrung Leitenden, das festzustellen bzw ein Ende der Ausbildung einzuleiten. der unterliegt nämlich gottseidank der Schweigepflicht :roll:

Ziemlich sadistisch, Deine Vorstellung.

Gilt das von Dir Gefoderte/Gesagte dann Deiner Meinung nach auch für Psychotherapiepatienten in anderen verantwortungsvollen Berufen?
Sollte der Therapeut der psychisch kranken angehenden Krankenschwester dann den Ausbildungsleiter der Krankenpflegeschule anrufen und vermelden, das Schwester Lisa vermeidet, und sich nicht bereitwillig genug therapieren lässt?

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Sehr
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Beitrag Mi., 28.06.2017, 18:16

Ich glaube sie meinte mit Die, die das glauben, die (Menschen), die das glauben. (behaupten) (?)

Ps, Mia - ich kann keine PM schreiben irgendwie.
[wegzudenken, mehr nicht]

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