Unterschied Selbstzahler - Kassenfinanzierung
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- Forums-Gruftie
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Ja, dass das Kontingent für eine Heilung immer ausreichend soll widerspricht ziemlich, dass es früher sehr viel längere Behandlungsdauer gab. Anfangs stationär laut Reddemann teilweise ein halbes Jahr, dann 12 Wochen und jetzt soll das gleiche Ergebnis in 6 Wochen möglich sein. Logisch, dass das nicht funktioniert.
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- Forums-Insider
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"Diese (die Allgemeinheit – Ergänzung Landkärtchen) sehe ich lediglich in der Pflicht, wenn es sich um eine Maßnahme handelt, die dem Minimum an Lebensqualität dient."
Was würde das konkret bedeuten?
Mondin stell dir vor du hättest einen akuten Schlaganfall, der einhergeht mit einer halbseitigen Lähmung deines Körper. Nach sechs Wochen wirst du aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen. Dort steht ein Pflegebett und zweimal täglich käme eine Krankenschwester vom ambulanten Pflegedienst um dich zu waschen und dir Essen und Trinken zu geben. Deine Beweglichkeit ist weiterhin stark eingeschränkt und du musst viele Stunden im Bett verbringen. Dreimal in der Woche kommt noch für 30 Minuten eine Physiotherapeutin um dich zu mobilisieren. Doch trotzdem bekommst du in kürzester Zeit an verschiedenen Körperstellen sehr schmerzhafte Druckgeschwüre. Zur minimalen Versorgung gehört nun, dass du mit ausreichenden Schmerzmitteln versorgt wirst. Weiterhin ist es aber nicht möglich, dass alle zwei bis drei Stunden jemand kommt um dich fachgerecht umzulagern.
Leider sieht schon heute so der Alltag von vielen pflegebedürftigen Menschen aus und ich wünsche niemanden in solch eine Lage zu kommen.
Kannst du dir vorstellen, dass viele psychisch Kranke nicht mehr in der Lage sind für ihre Rechte zu kämpfen obwohl sie weiterhin eine Therapie bitter benötigen?
Ist nicht jemand schon "sehr gesund" der in der Lage ist zu kämpfen?
Was bedeutet das „Minimum an Lebensqualität“ für eine Traumapatientin?
Darf das Minimum überhaupt als Maßstab genommen werden?
Mir selber ist es passiert, dass ich ohne psychische Betreuung die Gerichtsverhandlung (sex. übergriffiger Therapeut) und Begutachtungen vom Versorgungsamt überstehen musste, weil die 100 TfP – Stunden kurz vor der Verhandlung aufgebraucht waren. Auch das wünsche ich niemanden zu erleben. Viele Stunden brauchte ich zwei Jahre später allein dafür um diese retraumatisierenden Erfahrungen in einer weiteren Therapie aufzuarbeiten.
Hätte ich die dringend benötigten Stunden zuvor einklagen können? Faktisch wäre das bestimmt möglich gewesen, aber ich war schlicht und einfach psychisch und körperlich dazu nicht in der Lage. Und allein das kann schon als ein fürsorglicher Schritt ansehen werden sich nicht einer weiteren (möglicherweise) retraumatisierenden Situation auszusetzen. Aber eine kontinuierliche weitere psychotherapeutische Begleitung über das kassenärztliche Stundenkontingent hinaus hätte mir sehr geholfen auch mit den Erlebnissen vor Gericht besser zurecht zu kommen.
Was ich mit meinem Beitrag mitteilen möchte ist, dass jedem Menschen sein eigenes Zeitmaß und Stundenkontingent zugebilligt werden sollte und beides sollte unabhängig sein vom gewählten psychotherapeutischen Verfahren. Heilung – Gesundung braucht Zeit. Wir sind unterschiedliche Menschen und keine effizienten Maschinen.
Was würde das konkret bedeuten?
Mondin stell dir vor du hättest einen akuten Schlaganfall, der einhergeht mit einer halbseitigen Lähmung deines Körper. Nach sechs Wochen wirst du aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen. Dort steht ein Pflegebett und zweimal täglich käme eine Krankenschwester vom ambulanten Pflegedienst um dich zu waschen und dir Essen und Trinken zu geben. Deine Beweglichkeit ist weiterhin stark eingeschränkt und du musst viele Stunden im Bett verbringen. Dreimal in der Woche kommt noch für 30 Minuten eine Physiotherapeutin um dich zu mobilisieren. Doch trotzdem bekommst du in kürzester Zeit an verschiedenen Körperstellen sehr schmerzhafte Druckgeschwüre. Zur minimalen Versorgung gehört nun, dass du mit ausreichenden Schmerzmitteln versorgt wirst. Weiterhin ist es aber nicht möglich, dass alle zwei bis drei Stunden jemand kommt um dich fachgerecht umzulagern.
Leider sieht schon heute so der Alltag von vielen pflegebedürftigen Menschen aus und ich wünsche niemanden in solch eine Lage zu kommen.
Kannst du dir vorstellen, dass viele psychisch Kranke nicht mehr in der Lage sind für ihre Rechte zu kämpfen obwohl sie weiterhin eine Therapie bitter benötigen?
Ist nicht jemand schon "sehr gesund" der in der Lage ist zu kämpfen?
Was bedeutet das „Minimum an Lebensqualität“ für eine Traumapatientin?
Darf das Minimum überhaupt als Maßstab genommen werden?
Mir selber ist es passiert, dass ich ohne psychische Betreuung die Gerichtsverhandlung (sex. übergriffiger Therapeut) und Begutachtungen vom Versorgungsamt überstehen musste, weil die 100 TfP – Stunden kurz vor der Verhandlung aufgebraucht waren. Auch das wünsche ich niemanden zu erleben. Viele Stunden brauchte ich zwei Jahre später allein dafür um diese retraumatisierenden Erfahrungen in einer weiteren Therapie aufzuarbeiten.
Hätte ich die dringend benötigten Stunden zuvor einklagen können? Faktisch wäre das bestimmt möglich gewesen, aber ich war schlicht und einfach psychisch und körperlich dazu nicht in der Lage. Und allein das kann schon als ein fürsorglicher Schritt ansehen werden sich nicht einer weiteren (möglicherweise) retraumatisierenden Situation auszusetzen. Aber eine kontinuierliche weitere psychotherapeutische Begleitung über das kassenärztliche Stundenkontingent hinaus hätte mir sehr geholfen auch mit den Erlebnissen vor Gericht besser zurecht zu kommen.
Was ich mit meinem Beitrag mitteilen möchte ist, dass jedem Menschen sein eigenes Zeitmaß und Stundenkontingent zugebilligt werden sollte und beides sollte unabhängig sein vom gewählten psychotherapeutischen Verfahren. Heilung – Gesundung braucht Zeit. Wir sind unterschiedliche Menschen und keine effizienten Maschinen.
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?
Vincent van Gogh
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Tatsächlich könnte das Gegenteil der Fall sein: die, die es am nötigsten haben, haben nicht die Kraft, dafür zu kämpfen. Die, die kämpfen können, denen geht es vielleicht noch gar nicht so schlecht.Mondin hat geschrieben:Die letzte Sicherung sind dann ja noch die Maximalstunden, für mehr müsste man dann klagen und das ist eine Hürde, die kaum jemand nimmt. Ich finde das im Grunde gut so. So kommen letztendlich nur die zur alimentierten Dauertherapie, die wirklich dafür gekämpft haben und das tut sich iaR tatsächlich nur der an, der es wirklich nötig hat. -- Quelle: viewtopic.php?p=907065#p907065
(ich sehe gerade, dass Landkärtchen das auch schon geschrieben hat, aber ich lasse es trotzdem stehen)
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- Forums-Gruftie
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Einklagen geht übrigens auch nur bei guten finanziellen Mitteln oder einer Rechtsschutzversicherung. Nur weil das Gesetz einem Recht gibt heißt das noch lange nicht, dass dies der Richter auch tut und dann bleibt man auf den Kosten sitzen.
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Es ist nicht unbedingt so, dass es denen, die kämpfen können, besser geht. Aber was ganz sicher zutreffend ist, ist, dass das nach mondins survival-of-the-fittest-"Konzept" so vorgesehen ist, dass diejenigen, die nicht kämpfen können, eben zwangsläufig hinunterfallen - und dass das nicht nur hingenommen wird, sondern gut gefunden wird. So als könnte man sich aller (gesellschaftlicher) Probleme entledigen, wenn man den Müll unter den Teppich kehrt.
Auch das stimmt so nicht unbedingt. Gerade bei Traumatherapie - worauf Du wohl anspielst - wird nicht davon ausgegangen, dass ein Patient mit dem ersten Intervall bereits alles bearbeitet hat. Dh. die Gesamtbehandlungsdauer ist nicht bei 6 Wochen angesetzt, sondern nur die einzelnen Intervalle.Speechless hat geschrieben:das gleiche Ergebnis in 6 Wochen
Ich glaube dass dieses "ich muss das jetzt in der Zeit erreichen" vor allem das eigene "Kopfkino" ist. Ging mir durchaus auch so, dass ich zwischendurch dieses Gefühl hatte. Umso dankbarer war ich, dass meine Thera mir immer klar gemacht hat, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, wenn ich weiter Hilfe brauche. Die Angst "allein" mit meinem Problemen dazustehen also nicht begründet ist. Dass ich hierfür unter Umständen etwas in Kauf nehmen muss, was ich nicht möchte (wie zB. einen Therapeuten-/Verfahrenswechsel) kann ich akzeptieren. Denn auch innerhalb dieser "Vorschrift" habe ich ja wieder ein Mitbestimmungsrecht und kann den Therapeuten frei wählen.
Ich finde es gefährlich, wenn Leuten "Angst" gemacht wird indem so getan wird, als wäre nach einer Therapie "Schluss mit Hilfe". Getreu dem Motto gegen das ihr - die ihr dafür argumentiert nicht zu begrenzen - ja eigentlich antretet: Patient hat versagt, kann Patient sehen wo er bleibt. Das stimmt so einfach nicht und ist glücklicherweise nicht die Realität. Die Realität ist, dass eine gewisse Kompromissbereitschaft gefordert wird, nichts weiter.
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mio, ich war damals nicht in der Lage zu einem Verfahren- und Therapeutenwechsel und nicht weil ich "bockig" oder nicht kompromissbreit war, sondern weil es mir dermaßen schlecht ging und ich ums tägliche nakte Überleben kämpfte. Kannst du dir das nicht vorstellen, dass es solche Situationen gibt?
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?
Vincent van Gogh
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Dafür kann aber das System nichts Landkärtchen. Oder sollen die Therapeuten jetzt anfangen regelmässig durch die Straßen zu laufen und bei den Leuten klingeln um zu fragen, ob jemand akut Hilfe braucht? Die muss ich mir schon suchen, wenn ich sie brauche. Wobei ich gar nicht bestreiten will, dass da in der Praxis sicherlich nicht immer an allen Stellen "vorbildlich" gehandelt wird, nur ist die Umsetzung dessen was möglich ist ja wieder ein anderes Problem.Landkärtchen hat geschrieben:sondern weil es mir dermaßen schlecht ging und ich ums tägliche Überleben kämpfte.
Es gibt noch andere Möglichkeiten für Unterstützung, auch akut. Da sehe ich vor allem (auch) Ärzte und Therapeuten in der Pflicht. Nicht in der Pflicht, selbst Hilfe zu leisten und alles aufzufangen was das System nicht leistet. Aber an den Stellen wo das System dünner wird z.T. auch zu dünn, ihre Patienten aktiv auf weitere Unterstützungsangebote aufmerksam zu machen und ihnen auch die Übergänge zu erleichtern.Landkärtchen hat geschrieben:mio, ich war damals nicht in der Lage zu einem Verfahren- und Therapeutenwechsel
Ob das das Krisenangebot des Sozialpsychiatrischen Dienstes vor Ort ist, oder eine Krisen-Wohngruppe im örtlichen Krankenhaus wo man aufgefangen wird und eben nicht mit Psychodrogen vollgepumpt. Oder Beratungsstellen, die soweit unterstützen und stabilisieren, dass ich mich selbst dann zu einem späteren Zeitpunkt auch wieder mehr und aktiver um meine Belange kümmern kann. Oder eine Selbsthilfegruppe...
Um bei der Essensanalogie zu bleiben: Das mag nicht mein Lieblingsessen sein (dh mehr Stunden bei meinem vertrauten Therapeuten). Aber wenn ich richtig hungrig bin, dann hilft mir auch ein Eintopf bei der Bahnhofsmission und der kann dann sogar auch gut schmecken.
Das soll jetzt nicht schönreden, dass es Lücken gibt im System. Und Intransparenz. Aber es gibt auch ganz viel Ignoranz bei den Therapeuten und Ärzten. Es gibt (zu) viele, die glauben, nur sie allein bzw. ihr Verfahren könnte selig machen. Es gibt auch zu viele, die einen sehr engen Horizont haben und meinen noch mehr vom gleichen wäre immer das Richtige und deshalb relativ blind sind für weitere Angebote von denen ihre Patienten (auch) profitieren könnten, die aber jenseits ihrer Wahrnehmung liegen...
Das Problem ist doch und das ist hier ja auch schon öfters angeklungen: Dass es viele Therapeuten auch so hinstellen: Es gibt jetzt keine Stunden mehr und damit gibt es keine Unterstützung mehr für dich. Direkt oder auch indirekt.
Und man vertraut auf den Therapeuten, weil der sollte es ja eigentlich besser wissen. Und wenn der das so sagt, dann ist das so.
Ich hatte Glück und hatte eine Therapeutin und auch eine Ärztin, die sich gut auskennen, die gut vernetzt sind, die gesagt haben: Frau XY beim sozialpsychiatrischen Dienst ist kompetent und die können sie anrufen. Ich hatte eine Ärztin, die abschätzen konnte, dass ich gerade nicht in der Lage bin, mich mit der Rentenversicherung wegen Reha usw rumzuärgern. Und mir deshalb nahegelegt hat, mir ein psychosomatisches Akut-Krankenhaus zu suchen, bzw. mir auch einige Kliniken empfohlen hat. Wo sie dann nur die Einweisung schreiben musste. Kein Antrag bei der DRV, keine Ablehnung, kein Widerspruch.
Und ich glaube, dass diese Unterstützung für mich vielleicht auch den Unterschied macht bzw. gemacht hat, wie ich das Ganze betrachte. Dass zwar die KK keine Stunden mehr zahlt (und das war bei mir auch in einer sehr kritischen Phase, wo es auch ganz leicht hätte komplett kippen können... und ich weiß auch sehr gut wie besch.issen sich das anfühlt) aber dass ich trotzdem von meinem Behandlerteam nicht alleine gelassen werde...
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
― Anne Lamott
Isabe, keiner hat hier gesagt, dass man das gut und richtig findet.isabe hat geschrieben:Es ist nicht unbedingt so, dass es denen, die kämpfen können, besser geht. Aber was ganz sicher zutreffend ist, ist, dass das nach mondins survival-of-the-fittest-"Konzept" so vorgesehen ist, dass diejenigen, die nicht kämpfen können, eben zwangsläufig hinunterfallen - und dass das nicht nur hingenommen wird, sondern gut gefunden wird.
Auch Mondin habe ich so nicht verstanden.
Wir sind uns sicher einig, dass oft zu viele Steine im Weg liegen. Aber es werden sich auch nie alle Steine aus dem Weg räumen lassen...
Aber Fakt ist auch: Es gibt Hilfs- und Unterstützungsangebote. Für die man auch nicht unbedingt immer "kämpfen" muss. Da sehe ich Ärzte und Therapeuten in der Pflicht: Ihre Klienten und Patienten auch auf solche Angebote hinzuweisen und auf einen Übergang hinzuarbeiten, gerade wenn absehbar ist, dass die Therapie sich dem Ende nähert. Und weitere Unterstützung geboten ist. Aber das ist nicht im Selbstverständnis des 08/15-Therapeuten enthalten fürchte ich.
Ist das ideal? Nein, ganz gewiss nicht. Aber das wurde weiter oben schon treffend auf den Punkt gebracht:
mio hat geschrieben: Ich finde es gefährlich, wenn Leuten "Angst" gemacht wird indem so getan wird, als wäre nach einer Therapie "Schluss mit Hilfe". Getreu dem Motto gegen das ihr - die ihr dafür argumentiert nicht zu begrenzen - ja eigentlich antretet: Patient hat versagt, kann Patient sehen wo er bleibt. Das stimmt so einfach nicht und ist glücklicherweise nicht die Realität. Die Realität ist, dass eine gewisse Kompromissbereitschaft gefordert wird, nichts weiter.
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mio, ich finde es nicht sinnvoll das Problem jetzt auf die Therapeutin zu verschieben nach dem Motto "sie hätte mich aufklären müssen über weitere therapeutische Möglichkeiten im Anschluss an die TfP". Und zwar deshalb, weil sich ein strukturelles Problem nur schwerlich auf der individuellen Ebene lösen läßt. Wozu hätte ich die Therapeutin oder das Verfahren wechseln sollen wenn ich mit ihrer Arbeit und meiner Entwicklung zufrieden war? Gerade für Menschen, die aus einer missbräuchlichen Therapie kommen ist es verdammt schwer zu neuen Therapeuten/innen eine Bindung und Vertrauen aufbauen zu können. Da kannst du nicht einfach mal so wechseln.
Was willst du machen, wenn ein Gutachter weitere Stunden ablehnt mit der Begründung ich hätte schon genug Stunden gehabt und zählte die vom übergriffigen Therapeuten mit?
Klagen? Ich möchte diejenige kennenlernen, die dazu noch im Stande gewesen wäre.
isabe, für diesen Satz bin ich dir sehr, sehr dankbar: "Es ist nicht unbedingt so, dass es denen, die kämpfen können, besser geht."
Was willst du machen, wenn ein Gutachter weitere Stunden ablehnt mit der Begründung ich hätte schon genug Stunden gehabt und zählte die vom übergriffigen Therapeuten mit?
Klagen? Ich möchte diejenige kennenlernen, die dazu noch im Stande gewesen wäre.
isabe, für diesen Satz bin ich dir sehr, sehr dankbar: "Es ist nicht unbedingt so, dass es denen, die kämpfen können, besser geht."
Zuletzt geändert von Landkärtchen am Mi., 28.12.2016, 11:56, insgesamt 1-mal geändert.
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?
Vincent van Gogh
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lisbeth:
Es ist richtig, dass Ärzte und Therapeuten da AUCH in der Pflicht sind. Aber das ist von den Regelungen über die Bewilligung von PT unabhängig zu betrachten.
Man müsste bzw. könnte durchaus darüber diskutieren, was man von Therapeuten in dieser Hinsicht erwartet, und auch das scheint mir ein Tabu zu sein. Aber ein Therapeut kann nicht das System in seiner Rolle als Therapeut reformieren. Maßgeblich scheint mir hier zu sein, dass die psychisch Kranken keinerlei Lobby haben (oder hab ich was verpasst?) und sich ja sogar noch gegenseitig ausspielen, von wegen: "Sexueller Missbrauch ist das Schlimmste!" - "Nein, emotionaler Missbrauch ist viel schlimmer!" / "Menschen mit einer PS sind doof!" - "Dein Trauma ist ja gar kein richtiges Trauma!" und so fort.
Schon daran sieht man ja, dass es sich um einen Verteilungskampf handelt: Therapie, Zuwendung, Anerkennung scheinen Dinge zu sein, die nicht jedem zustehen dürfen; oft liest man hier im Forum z.B. wenn jemand einem anderen was Nettes sagen will: "DU hast es verdient!" - und auch mein erster Therapeut sagte mir: "Wenn einer eine Therapie über 300h hinaus verdient hat, dann SIE", und das ist natürlich kein guter Ansatz, denn es gibt im Kontext psychotherapeutischer Behandlungen nichts zu verdienen.
Das Konzept vom psychisch Kranken, der sich freuen soll, wenn ihm überhaupt Hilfe zuteil wird, stimmt einfach hinten und vorne nicht.
Es ist richtig, dass Ärzte und Therapeuten da AUCH in der Pflicht sind. Aber das ist von den Regelungen über die Bewilligung von PT unabhängig zu betrachten.
Man müsste bzw. könnte durchaus darüber diskutieren, was man von Therapeuten in dieser Hinsicht erwartet, und auch das scheint mir ein Tabu zu sein. Aber ein Therapeut kann nicht das System in seiner Rolle als Therapeut reformieren. Maßgeblich scheint mir hier zu sein, dass die psychisch Kranken keinerlei Lobby haben (oder hab ich was verpasst?) und sich ja sogar noch gegenseitig ausspielen, von wegen: "Sexueller Missbrauch ist das Schlimmste!" - "Nein, emotionaler Missbrauch ist viel schlimmer!" / "Menschen mit einer PS sind doof!" - "Dein Trauma ist ja gar kein richtiges Trauma!" und so fort.
Schon daran sieht man ja, dass es sich um einen Verteilungskampf handelt: Therapie, Zuwendung, Anerkennung scheinen Dinge zu sein, die nicht jedem zustehen dürfen; oft liest man hier im Forum z.B. wenn jemand einem anderen was Nettes sagen will: "DU hast es verdient!" - und auch mein erster Therapeut sagte mir: "Wenn einer eine Therapie über 300h hinaus verdient hat, dann SIE", und das ist natürlich kein guter Ansatz, denn es gibt im Kontext psychotherapeutischer Behandlungen nichts zu verdienen.
Das Konzept vom psychisch Kranken, der sich freuen soll, wenn ihm überhaupt Hilfe zuteil wird, stimmt einfach hinten und vorne nicht.
Landkärtchen:
Ein zentraler Begriff erscheint mir hier wichtig: Bindung. Bei diesem ganzen Effizienzgerede geht der Wert der Bindung vollkommen unter, und das kann nur deshalb geschehen, weil die Menschen, die diesen Begriff ignorieren oder tabuisieren ("du kannst doch woanders hingehen"), entweder nicht wissen, wie Bindung sich überhaupt anfühlt, oder sie wissen nicht, wie Bindungslosigkeit sich anfühlt.
Ein zentraler Begriff erscheint mir hier wichtig: Bindung. Bei diesem ganzen Effizienzgerede geht der Wert der Bindung vollkommen unter, und das kann nur deshalb geschehen, weil die Menschen, die diesen Begriff ignorieren oder tabuisieren ("du kannst doch woanders hingehen"), entweder nicht wissen, wie Bindung sich überhaupt anfühlt, oder sie wissen nicht, wie Bindungslosigkeit sich anfühlt.
Es ist aber ihre Aufgabe Dich aufzuklären. Leider wird das wie mir scheint des öfteren versäumt.Landkärtchen hat geschrieben:mio, ich finde es nicht sinnvoll das Problem jetzt auf die Therapeutin zu verschieben nach dem Motto "sie hätte mich aufklären müssen über weitere therapeutische Möglichkeiten im Anschluss an die TfP".
Landkärtchen hat geschrieben:Und zwar deshalb, weil sich ein strukturelles Problem nur schwerlich auf der individuellen Ebene lösen läßt. Wozu hätte ich die Therapeutin oder das Verfahren wechseln sollen wenn ich mit ihrer Arbeit und meiner Entwicklung zufrieden war?
Um weiter fachliche Unterstützung zu erhalten, weil sie nötig war.
Das kann ich sehr wohl nachvollziehen, aber auch das ist kein Problem des Systems, sondern ein Einzelfallproblem.Landkärtchen hat geschrieben:Gerade für Menschen, die aus einer missbräuchlichen Therapie kommen ist es verdammt schwer zu neuen Therapeuten/innen eine Bindung und Vertrauen aufbauen zu können. Da kannst du nicht einfach mal so wechseln.
Was willst du machen, wenn ein Gutachter weitere Stunden ablehnt mit der Begründung ich hätte schon genug Stunden gehabt und zählte die vom übergriffigen Therapeuten mit?
Ich würde mir in einem solchen Falle eine Therapeutin wünschen, die mich bei einer Klage unterstützt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass meine das täte. Gegen eine Ablehnung lässt sich Widerspruch einlegen, erst Recht dann, wenn der Fall so gelagert ist wie Deiner. Meine Thera hat mir bereits ganz zu Anfang der Therapie gesagt, dass sie mit mir im Zweifel Widerspruch einlegen würde, wenn die Therapie nicht bewilligt wird. Und ich finde, dass Therapeuten ihre Patienten in Bezug auf solche Belange aktiv unterstützen sollten, denn möglich ist das. Und falls man dann doch scheitert, dann kann ja immer noch ein vertrauensvoller Kollege empfohlen werden. Auch das würde meine machen und ich würde ihrem Urteil da auch erst mal vertrauen, was nicht heisst, dass ich dann "blind" dort hin gehen würde. Und ich bin mir auch sicher, dass ich es ablehnen dürfte ohne "Strafe" befürchten zu müssen. Dann würde eben gemeinsam neu überlegt.Landkärtchen hat geschrieben:Klagen? Ich möchte diejenige kennenlernen, die dazu noch im Stande gewesen wäre.
Wenn ich mich allerdings nur auf einen Weg konzentriere oder ihn von vorne herein für unmöglich halte, dann wiegen die "in den Weg gelegten Steine" natürlich schwerer. Und da sehe ich ebenso wie Lisbeth die Behandler in der Pflicht aufzuklären und auch zu unterstützen. Denn diese haben das Vertrauen des Patienten, das sie nicht missbrauchen sollten.
Was der Patient dann damit macht, ist ja dann immer noch dessen Angelegenheit, aber die Aufklärungspflicht liegt klar beim Therapeuten. Und die hat dieser bereits heute, auch wenn ihr so wie es aussieht häufig nicht nachgekommen wird.
Isabe, Bindungsfähigkeit im "gesunden" Sinne ist etwas "flexibles". Nichts, was sich auf einen Menschen konzentriert. So gesehen wirst Du Bindungsfähigkeit nicht ausschließlich über eine Beziehung "trainieren" können, sondern sie muss aus der "Sicherheit" wachsen, dass man nicht "verloren" geht, nur weil die eine Bindung aufgegeben werden muss. Gerade deshalb finde ich es wichtig, dass Therapeuten bei einem solchen Wechsel zB. unterstützend zur Seite stehen und nicht einfach mit den Achseln zucken oder gar sich selbst als den "einzig wahren" Therapeuten hinstellen. Das halte ich für absolut kontraproduktiv.isabe hat geschrieben:Ein zentraler Begriff erscheint mir hier wichtig: Bindung.
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