leberblümchen hat geschrieben:
Inhaltlich zusammenfassend: Ob Extragratifikationen hilfreich sind, zeigt sich erst nach Abschluss der Therapie (das setze ich voraus). Dazu hat sich nur ein User positiv geäußert; alle Anderen, die "solche" Therapien gemacht haben, in denen sie für "besonders" erklärt wurden, hatten am Ende eine retraumatisierende Erfahrung mehr in ihrem Lebenslauf.
Nachdem was ich hier gelesen und z.T. ja auch selbst erfahren habe, liegt für mich das Problem dieser Diskussion darin, dass hier zwei verschiedene Dinge in einen Topf geworfen und gleichgesetzt werden.
Extragratifikation = etwas besonderes sein
Wenn der Patient überzogene Stunden, Telefonate, SMS, Mails, Übergangsobjekte oder kleine Geschenke als das sehen kann, was sie in einer korrekt laufenden Therapie sind, nämlich Interventionen oder Mittel zum Zweck, dann sehe ich daran nach wie vor überhaupt nichts verwerfliches, gefährliches oder gar schädliches. Dann bedeuten die hier sogenannten Extragratifikationen nämlich nicht, dass der Patient etwas besonderes ist.
In dem Moment, in dem diese Interventionen im Patienten aber das Gefühl hervorrufen, dass er etwas besonderes ist (auch wenn es für den Therapeuten gar nicht so ist, er nur seinen Job macht), wird es, glaube ich, gefährlich. Und da sehe ich ganz klar die Verantwortung beim Therapeuten, dass er, sobald er dieses feststellt, die Reißleine ziehen und den Kurs ändern muss. Denn dann hat er ein Angebot gemacht, was vom Patienten (noch) nicht als das genutzt werden kann, was es sein sollte, nämlich eine Hilfe / Unterstützung in einem Lernprozeß.
Dementsprechend glaube ich nach wie vor, dass solche Angebote (Extragratifikationen) für einen Teil der Therapiepatienten äußerst hilfreich sein können und empfinde eine generelle Ablehnung und Verteufelung dieser, als vermessen.
Sobald für den Therapeuten nicht mehr der Patient und seine Entwicklung im Vordergrund steht, handelt es sich, meinem Verständnis nach, nicht mehr um eine korrekt laufende Therapie. Dies gilt, für mich, auch dann, wenn der Therapeut nicht merkt, das seine Angebote z.B. eine Abhängigkeit oder Regression fördern. Das dies immer passieren kann, sollte jedem Therapeuten klar sein und deshalb halte ich es für zwingend notwendig, dass solche Interventionen / Angebote immer und immer wieder überprüft und besprochen werden.
Wenn ein Patient vom Therapeuten zu etwas oder jemand besonderem gemacht wird, befürchte ich, kann der Patient im Endeffekt nur darunter leiden. Ein solches Verhalten hat wohl wenig mit einer, für den Patienten, positiv verlaufenden Therapie zu tun.
Und ich glaube, wer so etwas nicht selbst erlebt hat, nicht selbst in einer solchen Situation / Therapie gewesen ist, kann und darf sich kein Urteil darüber erlauben, ob man nicht etwas hätte merken können oder die Therapie nicht viel früher hätte abbrechen können / müssen (Stichpunkt Eigenverantwortlichkeit), oder, oder, oder.... Genau diese Fragen, ob man nicht hätte, sollte, müsste..., sind doch die Fragen die sich die meisten Missbrauchsopfer immer und immer wieder stellen, weil es eben so schwer zu akzeptieren und zu realisieren ist, dass man es eben nicht erkennen oder ahnen oder wissen konnte!
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