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Di., 06.10.2015, 15:49
@lamedia, nur kurz, da etwas OT:
Ich muss da widersprechen, tut mir wirklich Leid.
Du schriebst etwas ähnliches anderswo schon. Ich frage mich woher du diese Infos hast. Glaub mir, die Realität sieht anders aus. Ich habe als zivile Angestellte in einem Krisengebiet gearbeitet und dort Dinge erlebt, die eine traumatische Belastungsstörung auslösten. Ist zwar schon paar Jahre her und die Situation wird sich sicher gebessert haben, aber nicht so rosig.
Wie kann ein Trauma bei Angestellten in Krisengebieten, egal ob militärisch oder zivil jemals legitim sein? Man hat sich diesen Job ausgesucht. Man glaubt zu wissen, was auf einen zukommt. Aber man weiß es nicht, weil die Tagesschau was ganz anderes ist, als vor Ort sein. Ein Trauma in diesem Beruf haben heißt, nicht taff genug zu sein, für den Job. Das muss man sich erstmal vor sich selbst legitimieren. Ein Trauma in dem Job zu haben heißt, dass Kollegen und Vorgesetzte an der Diensttauglichkeit zweifeln MÜSSEN. Das können sie sich vor Ort nicht erlauben. Und man will es auch nicht, weil Loyalität in solchen Situationen alles ist. Und wie in jedem Job, ist der Dienstherr so ziemlich der letzte, dem man von Psychoproblemen erzählt.
Dann kommt man nach Hause und versteht nix mehr und niemand versteht einen. Ich will das garnicht werten. Ich fand meine Kindheit, die Vernachlässigung und Misshandlung, schlimmer als die Tatsache, dass im Dienst auf mich geschossen wurde, dass ich mit geladener Waffe bedroht wurde und genötigt wurde (nicht sexuell). Trotzem bin ich der festen Überzeugung, als ehemals misshandeltes Kind kann ich in dieser Gesellschaft leben, da bin ich in guter Gesellschaft! Leider. Als im Krisengebiet traumatisierte Frau (vor allen Dingen in meinem Fall) bin ich unverstanden. Passte nicht mehr rein. Hat mich viel Therapie gekostet, wieder reinzupassen. Selbst meine Therapeutin verstand es längere Zeit nicht. Sie konnte es nicht begreifen...
Und der Kreis schließt sich da, dass meinem subjektiven Erleben nach überproportional viele Mitarbeiter bei der Truppe und auch zivilen Organisationen in Krisengebieten ehemals misshandelte Kinder sind (wie ich). Da hat sich nix geändert. Ich trainiere mit Menschen dieer Branchen nach wie vor ind er Freizeit.
Es gibt gute Gründe für misshandelte Männer (aber auch Frauen) beruflich in eine solche Richtung zu gehen, wenn man die entsprechenden Qualifikationen mitbringt. So ein Job bedeutet Stärke, Macht, tough sein, dass misshandelte Kind in sich nicht wahrnehmen müssen und es sind oft junge Menschen, schlicht sehr weit weg von zu Hause. Für reifere Menschen, auch weg von Frau und Kindern, die emotionale Ansprüche stellen. Dann fehlt einem als ehemals misshandeltes Kind auch das Gespühr für Gefahr, wenn man sich so arrangiert hat, dass man die Angst abgeschafft hat.
Ich denke, deshalb gibt es auch eine so hohe Rate von Menschen mit PTSB in diesen Berufen, ebenso Polizei, Sicherheitsdienste. Es liegt nicht nur an der Situation, es liegt auch an den Menschen, die diese Jobs machen. Menschen, die, dort vermeintliche Stärke suchen, die Gefühle vermeiden, weil gerade für Männer eben Trauma, Klinik, Beruhigungspillchen, weinen weil Papa geschlagen hat, weinen weil Mama nicht umarmt hat, nicht drin sind. Weil das im Denken vieler Männer nach wie vor nicht vorkommt.
amor fati