Stecken bleiben in der Trauer

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.

Tränen-reich
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 01:26

viciente hat geschrieben:aber ewig drin hängen zu bleiben kann es auch nicht sein
Wobei ich mich frage: mal näher zu definieren, was eigentlich "stecken bleiben" genau heißen soll. Ist auch ziemlich individuell bzw. individuell zu betrachten. Auch wenn ich viel lache, holt mich der Tod meines Bruders doch immer mal wieder wieder ein und das ziemlich heftig. Wo liegt da der Unterschied zw. "drin stecken bleiben" und "verarbeiten --> vermutlich auch das ganze Leben lang?

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viciente
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 01:33

.. dazu kommt dann noch, aus welchem anlass man überhaupt trauert und um was & wen es eigentlich geht. sehr vieles lässt sich in generalisierter form eben überhaupt nicht vernünftig besprechen. sehr häufig wird ja u.a. z.b. von trauer um andere geredet, obwohl man sich selbst bedauert. betrauert man z.b. das (angenommene?) leiden eines anderen oder leidet man selbst .. das alles sind m.e. nach sehr wichtige fragen in solchen zusammenhängen.
Tränen-reich hat geschrieben:[Auch wenn ich viel lache, holt mich der Tod meines Bruders doch immer mal wieder wieder ein und das ziemlich heftig. Wo liegt da der Unterschied zw. "drin stecken bleiben" und "verarbeiten --> vermutlich auch das ganze Leben lang?
.. na ja, wenn es dich "immer wieder einholt", dann steckst du ja nicht drin; dann trauerst du auch nicht weil dein bruder leidet, sondern fühlst dich grade traurig weil er nicht mehr (für dich) greifbar ist.
Zuletzt geändert von viciente am Sa., 15.11.2014, 01:36, insgesamt 1-mal geändert.


LynnCard
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 01:36

Ich denke, das alles sind Aspekte, die ihre Berechtigung haben, d. h. Trauer muss nicht selbstlos sein. Sie umfasst alle Aspekte, also auch die Trauer um sich selbst und das eigene Verlassenwordensein. Ich finde das sogar sehr wichtig, sich diesbezüglich nicht die eigenen Bedürfnisse nach Zuwendung der vermissten Bezugsperson abzukappen.
LG Lynn


leberblümchen
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 01:37

'Steckenbleiben' KANN ja nur durch den Betroffenen selbst definiert werden: Wenn ich irgendwo 'stehe', dann weiß ja außer mir niemand, ob ich feststecke oder freiwillig stehe.

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viciente
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 01:40

LynnCard hat geschrieben:Ich denke, das alles sind Aspekte, die ihre Berechtigung haben, d. h. Trauer muss nicht selbstlos sein. Sie umfasst alle Aspekte, also auch die Trauer um sich selbst und das eigene Verlassenwordensein. Ich finde das sogar sehr wichtig, sich diesbezüglich nicht die eigenen Bedürfnisse nach Zuwendung der vermissten Bezugsperson abzukappen.
.. seh ich sehr ähnlich; abkappen hat sowieso kaum mal sinn, weil widerstand gegen existentes immer dessen existenz füttert und es somit sogar noch verstärkt; anerkennung dessen, was ist scheint mir da wesentlich hilfreicher - samt der transformation des widerstandes gegen etwas - hin zur vision des "sein-sollenden".
leberblümchen hat geschrieben:'Steckenbleiben' KANN ja nur durch den Betroffenen selbst definiert werden: Wenn ich irgendwo 'stehe', dann weiß ja außer mir niemand, ob ich feststecke oder freiwillig stehe.
viciente hat geschrieben:.. eine verallgemeinerbar übertragbare wohl nicht, aber ewig drin hängen zu bleiben kann es auch nicht sein; was eben jeweils individuell zu klären ist.
ps. ich bin müde, geh jetzt schlafen und wünsch allen eine gute nacht!


Tränen-reich
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 01:51

leberblümchen hat geschrieben:'Steckenbleiben' KANN ja nur durch den Betroffenen selbst definiert werden: Wenn ich irgendwo 'stehe', dann weiß ja außer mir niemand, ob ich feststecke oder freiwillig stehe.
...sehe ich auch so.... nur manche ohne mal ein Stopp nicht.

Gute Nacht allen.....


LynnCard
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 02:05

leberblümchen hat geschrieben:'Steckenbleiben' KANN ja nur durch den Betroffenen selbst definiert werden: Wenn ich irgendwo 'stehe', dann weiß ja außer mir niemand, ob ich feststecke oder freiwillig stehe.
Wichtiger Hinweis, danke! Dieses Steckenbleiben klingt so, als wäre das eine Blockade, die weggeschafft werden müsste, um den Weg freizumachen. Allein schon diese Begrifflichkeit empfinde ich als unpassend in Bezug auf Trauer. Für mich hat das nichts mit einem verstopften Abflussrohr zu tun.
LG Lynn

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Nico
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 08:00

@nonStop

Übrigens habe ich dein Danny - Posting auch gesehen, und ich schreibe seeehr oft in der Desktop Ansicht von meinem I-Pad oder I- Phone aber es wird dennoch hier im Forum angezeigt.
So wie bei diesem Posting zum Beispiel und dabei bin ich sogar ins WLAN eingewählt.
Ich finde es ja lustig, dass hier von manchen die Geschichte vom hilflosen 20 jährigen Mädel konstruiert wird, wenn ich 20 wäre würde ich mich schön drüber ärgern hier generell als Trottelchen dass sich nicht wehren kann hingestellt zu werden.
Zuletzt geändert von Nico am Sa., 15.11.2014, 08:49, insgesamt 1-mal geändert.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Sunny75
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 08:37

leberblümchen hat geschrieben:'Steckenbleiben' KANN ja nur durch den Betroffenen selbst definiert werden: Wenn ich irgendwo 'stehe', dann weiß ja außer mir niemand, ob ich feststecke oder freiwillig stehe.
Wenn jemand wo steht, dann tut er das meist freiwillig, und die Umgebung stößt sich nicht dran. Wenn jemand wo steckt, dann leidet er meistens, und schreit nach Hilfe. Die Umgebung fühlt sich "belästigt".

Ich habe kürzlich gelesen, dass psychische Krankheit da entsteht, wo legitimer Schmerz nicht zugelassen wird. Sprich - wer nicht leidet, und durch den Schmerz hindurchgeht, sondern verdrängt, ablenkt, unterdrückt, wird früher oder später psychisch krank - bzw. bleibt in seiner geistigen Entwicklung stecken. Legitimen Schmerz zulassen, durchleben, aushalten macht weise - insofern glaube ich, dass man auch im (vermeintlichen) "Glück" (oder besser gesagt: nicht zulassen von Unglück) steckenbleiben kann. Dann wird man nur älter - aber nicht weiser.

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Danica
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 09:59

Sunny, das ist eines der weisesten Postings, das ich seit langem gelesen habe. Echt.

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feuerpferd
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 10:52

Ich fand das auch einen sehr klugen Beitrag, war schön dass am Samstagmorgen zu lesen.

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nonStop
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 11:10

Wenn jemand an einem Punkt ist, in der Trauer, an dem dieser Menschen verzweifelt und es nicht schafft aus freien Stücken heraus zukommen , obwohl er das will , ist das ein steckenbleiben ..

Es ist die Hilflosigkeit dieser Person..einige im der Gesellschaft bewerten das als negativ, einige als normal... einige aus unser Gesellschaft bewerten schon das pure Wort - stecken bleiben in der Trauer - als negativ behaftet .. doch ich finde es viel wichtiger zu sehen " was im Einzelfall wirklich hilft " ohne dieses die Gesellschaft erwartet geredet ..

Für mich ist es ebenfalls eine individuelle Betrachtung ..ich würde jemand die Hand reichen wenn er es wünscht ..wenn nicht respektiere ich es , bin aber weiter stiller Beobachter, ob irgendwann ein anderes Signal kommt...

Bisher konnte ich noch nie bei mir oder meinen Bekannten feststellen , das sie sich von der Gesellschaft in ihrer Trauer bedrängt fühlen..

Ich denke das dieses sich bedrängt fühlen ebenfalls eine ganz individuelle Sicht der Person selbst ist, die es fühlt..

Es hilft also niemanden , der Gesellschaft die schuld zu geben,

Für ein steckenbleiben bedarf es eine ganz individuelle persönliche Struktur ..


Ich sehe immer dem Menschen um den es geht im Vordergrund, niemals die Gesellschaft... und ich denke das dieser weg der richtige ist...

Es geht um den Menschen der da trauert , evtl um eine helfende Hand bittet,

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nonStop
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 12:09

Auch erlebe ich meine Umwelt zum Beispiel oft als hilfsbereit.. Spenden für Grabstein , unterstützende Fonds , trauerhilfe ..etc...

Das es von einigen Menschen so betrachtet wird, die Gesellschaft fordert ein wieder zu funktionieren, erlebe ich tatsächlich nur hier im Forum.

Auch das respektiere ich, das ist offensichtlich das was ihre Umwelt denen vermittelt ..

Dennoch muss es ja nicht auf mr x zutreffen.. dieser braucht evtl Hilfe , oder er will keine Hilfe ..Auch das gilt zu respektieren...

Es muss also immer individuell betrachte werden ohne irgendwelche Vorurteile ..

Denn wenn ich den Menschen helfen möchte, ich welcher Richtung diese Hilfe auch immer geht, muss ich mir völlig frei ein eigenständiges Bild machen können, mit ihm ins Gespräch kommen und seine Interessen vertreten, nicht meine ..Es geht ja um mr x und nicht um meine Sicht der Dinge,

Dinge wie ( die Gesellschaft bedrängt / oder auch nicht ) sind völlig irrelevant für die persönlich zugeschnittene Trauer Hilfe von mr x ...den meine Überzeugung ist und bleibt immer nur meine , die auf mr x evtl gar nicht zutreffend ist ..

Egal ob ich jetzt die Überzeugung hätte, die Gesellschaft bedrängt oder sie hilft ..

Es geht nur allein um mr x .... also nur er und der andere der gerade mit ihm im Gespräch ist , kann schauen wohin der weg führt ...

Alles andere ist spekulativ und deplatziert

So betrachte ich wiederum als Individuum die Dinge zur Hilfestellung bzgl der Trauer Hilfe ..
Und auch das steckenbleiben ist eine ganz eigene individuelle Geschichte ..

Als helfender kann man hinschauen , die Hand reichen, man kann weg schauen, es ignorieren, man kann der Gesellschaft die schuld geben, man kann seine eigene Wahrnehmung und Überzeugung in den Vordergrund stellen, man kann urteilen und verurteilen , ...

Aber was mr x braucht in den Moment könnte alles sein oder auch nix davon ...

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Mia Wallace
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 14:58

nonStop hat geschrieben: Als helfender kann man hinschauen , die Hand reichen, man kann weg schauen, es ignorieren, man kann der Gesellschaft die schuld geben, man kann seine eigene Wahrnehmung und Überzeugung in den Vordergrund stellen, man kann urteilen und verurteilen .

das und noch mehr: man kann als Helfenwollender schauen was die eigenen Motive sind, unbedingt helfen zu wollen und dem anderen einen neuen Weg "geben" zu wollen.

Und wie viel diese wirklichen oder vermeintlichen Wege und diese Helfenwollen mit einem selbst zu tun haben.
.....Und wie viel oder eben auch wie vielleicht wenig bis sogar gar nichts mit der ins Visier genommenen "Zielperson" der Hilfsaktion.

Und ob der andere die Hilfe überhaupt will.

Das sind glaube ich ganz wichtige (wenn nicht die wichtigsten) Fragen.

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nonStop
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Beitrag Sa., 15.11.2014, 15:52

Richtig mia ..
Gleichwohl & gleichzeitig ist deine Sicht auch auf dich anzuwenden , was es mit dir selbst zu tun hat, wenn du es der Gesellschaft zu schreibst ..

Das wiederum hat dann ebenfalls nur mit dir zu tun , es Sind deine für / gegen Argumente ..

Die haben nix mit mir oder gar mit mr . X zu tun ...

Vielleicht braucht mr x ja dich und deine Hilfe , vielleicht braucht er meine , vielleicht braucht er keine von uns 2 sondern die völlig andere eines dritten..

Das entscheidet mr x mit der betreffende helfende Person ..

Also ist deins ebenso richtig oder falsch wie meins oder des eines dritten ..

Es gibt kein Grund jemanden zu steinigen, weil er anders denkt & empfindet als man selbst ..

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