das Gefühl, getestet zu werden

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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(e)
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Beitrag So., 02.06.2013, 07:07

@EoG: Mir hat die psychoanalytische Fachliteratur genauso viel Wertvolles gegeben wie die verhaltenstherapeutische und andere Schulen, die heutzutage sowieso vermehrt zusammenarbeiten. Auch bei den Psychoanalytikern, wo ich vorübergehend war, konnte ich einiges dazulernen, ebenso aber auch durch die VT und TfP. Mein erstes Gutachten wurde mit einem psychoanalytischen Deutungsmodell begründet, was für mich persönlich sehr hilfreich war. Ebenso hilfreich finde ich aber auch die anderen Schulen. Jede Therapierichtung hat seine Vorzüge. Ich würde da nichts ausschließen. Eben das finde ich extrem, wenn man sich da so festlegt und selbst einengt und nichts daneben gelten lässt oder auch diese überhöhten Idealisierungen einer einzigen Richtung.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag So., 02.06.2013, 10:38

Elana, ich will auch nicht schlecht reden, was dir geholfen hat.

Nur sind gesetzlich finanzierte Psychotherapien so, wie ich es verstanden habe, dazu geschafft worden, klar definierte und nachweisbare Verbesserungen des psychischen Zustands des Patienten zu erzielen (dass es in Einzelfällen auch anders verläuft, weiss ich selbst).

Und ich habe bisher weder in den Beiträgen hier von Psychoanalysepatienten noch in dem, was ich ansonsten über diese Therapieform gelesen habe, irgendwelche handfesten Beispiele dafür gefunden, wie man das erreichen will (Beispiel: Nicht nur "Die Angst wird aufrecht erhalten und nicht zugedeckt, weil man sie sonst nicht bearbeiten kann." sondern auch die Erklärung, WIE man sie am Ende bearbeitet).

Weil ich aber gerade nicht zu den Menschen gehöre, die alles, was sie nicht verstehen, für schlecht oder unsinnig erklären, ohne sich näher damit zu befassen, frage ich nach.

Und ich weiss, ich stecke gerade sehr viele User mit meinen Äusserungen in eine Schublade. Das will ich nicht, und ich will auch niemanden persönlich kränken.
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stern
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Beitrag So., 02.06.2013, 10:45

Bist du in Literatur mal darüber gestolpert, dass es tatsächlich Test durch Therapeuten gibt, Elana? Ich noch nie, was aber nichts heißt. Den umgekehrten Fall "Patient testet den Therapeuten" ist für hingegen gut vorstellbar. Aber wenn ich getestet werden würde, fände ich das befremdlich und intransparent. Hätte für mich auch (wie eingangs erwähnt) eine verdeckte Kompomente... Laborratten-like. Klar gibt es auch sowas wie Testverfahren... aber dann ist ja auch transparent, dass man gerade getestet wird. Test ist dabei nach meiner Definition auch nicht nur ein reine Eindruck oder Beobachtung in einem Kontakt.
Zuletzt geändert von stern am So., 02.06.2013, 10:47, insgesamt 1-mal geändert.
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yamaha1234
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Beitrag So., 02.06.2013, 10:45

ExtraordinaryGirl hat geschrieben: Nur sind gesetzlich finanzierte Psychotherapien so, wie ich es verstanden habe, dazu geschafft worden, klar definierte und nachweisbare Verbesserungen des psychischen Zustands des Patienten zu erzielen.

.
in der Theorie schon, aber praktisch? Ohje, wie will man klar "definieren" und "nachweisen" was eine Verbesserung des psychischen Zustands ist, zwar kann man Patienten befragen, doch diese bejahen bspw. ja auch eine Verbesserung des psychischen Zustands, wenn bspw. die therapeutische Beziehung gut war. Objektiv messbar finde diese "Verbesserung" nicht. In Heilpraktiker/Esoterikerkreisen gibt es diesen Spruch "wer heilt hat recht", und da ist wohl echt was dran ...
für mich persönlich wäre Analyse aus den verschiedesten Gründen auch absolut nichts, aber wem's hilft,ist wohl alles im weitesten Sinne eine Glaubensfrage.

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yamaha1234
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Beitrag So., 02.06.2013, 10:54

stern hat geschrieben: Aber wenn ich getestet werden würde, fände ich das befremdlich und intransparent. Hätte für mich auch (wie eingangs erwähnt) eine verdeckte Kompomente... Laborratten-like. Klar gibt es auch sowas wie Testverfahren... aber dann ist ja auch transparent, dass man gerade getestet wird.
ja, mich würde diese Vorstellung gewissermaßen auch neurotisch machen, ich könnte gar nicht mehr unbefangen kommunizieren, da dies mit Authentizität (die ist mir persönlich im KOntakt mit dem Thera sehr wichtig) nichts mehr zu tun hat. Ich würde ständig denken, "ja, was denkt der jetzt über mich" oder wie verhalte ich mich jetzt am besten, damit ich die "super Patientin" bin die alles "richtig" macht? - gruselige Vorstellung....

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Tristezza
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Beitrag So., 02.06.2013, 10:56

yamaha1234 hat geschrieben:Ohje, wie will man klar "definieren" und "nachweisen" was eine Verbesserung des psychischen Zustands ist, zwar kann man Patienten befragen, doch diese bejahen bspw. ja auch eine Verbesserung des psychischen Zustands, wenn bspw. die therapeutische Beziehung gut war.
Genau, Psychoanalyse heilt zu einem großen Teil über die therapeutische Beziehung, und dies ist eben ein langfristiger Prozess, dafür aber hoffentlich tiefgreifender als wenn vor allem symptomorientiert gearbeitet wird, wo man dann relativ schnell Ergebnisse sehen kann. Bei einer sozialen Phobie dürfte eine PA z.B. eine grundlegende Selbstsicherheit durch die Erfahrungen innerhalb der therap. Beziehung anstreben, während die VT eher mit Konfrontation mit den unangenehmen Situationen arbeitet, was auch hilfreich sein kann, doch weniger an der grundlegenden Selbstunsicherheit ansetzt.

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sandrin
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Beitrag So., 02.06.2013, 10:59

Ich fände das auch gruselig, vor allen Dingen, weil sich die PAler, die ich kennen gelernt habe, ja selber überhaupt nicht in die Karten schauen lassen. Ich brauche Transparenz. Nur Transparenz schafft Vertrauen. Das ist in jeder Beziehung so.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag So., 02.06.2013, 11:00

Hast Recht, yamaha. Es wird schwer, Kriterien dafür festzulegen, was wirklich als erfolgreiche Therapie definiert werden soll - und weshalb. Umgekehrt wird's wohl einfacher sein ...

Nur finde ich in den Schilderungen zu dem Thema einfach überhaupt keine konkreten Hinweise darauf, wie eine Verbesserung erzielt werden soll - und, wie diese Verbesserung ausschauen soll.

Und das lässt sich mit meinem Bild von einer erfolgreichen Psychotherapie nicht vereinbaren.

Und ich bemerke auch, dass dies mehr mein Problem ist als das von Analytikern und Analysepatientinnen.

Aber ich gehöre nun einmal zu den Menschen, die nicht verurteilen wollen, was sie nicht verstehen. Deshalb bleibt mir nur, zu fragen, zu fragen und nochmals zu fragen.
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yamaha1234
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Beitrag So., 02.06.2013, 11:01

Tristezza hat geschrieben: Bei einer sozialen Phobie dürfte eine PA z.B. eine grundlegende Selbstsicherheit durch die Erfahrungen innerhalb der therap. Beziehung anstreben, während die VT eher mit Konfrontation mit den unangenehmen Situationen arbeitet, was auch hilfreich sein kann, doch weniger an der grundlegenden Selbstunsicherheit ansetzt.
ich glaube das vermischt sich....ich mache schon jahrelang VT und würde auch sagen, dass es letztendlich die Beziehung ist die mir hilft und nicht irgendwelche Konfrontationen mit unangenehmen Situationen oder irgendwelche "Techniken". Ich weiß nicht ob das alles immer, zumindest inhaltlich, so klar abgrenzbar ist.

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yamaha1234
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Beitrag So., 02.06.2013, 11:02

sandrin hat geschrieben: Ich brauche Transparenz. Nur Transparenz schafft Vertrauen. Das ist in jeder Beziehung so.
ja, das geht mir absolut genauso.

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yamaha1234
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Beitrag So., 02.06.2013, 11:04

ExtraordinaryGirl hat geschrieben:

Und das lässt sich mit meinem Bild von einer erfolgreichen Psychotherapie nicht vereinbaren.
.
was hast denn da konkret für ein Bild?

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stern
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Beitrag So., 02.06.2013, 11:04

was man mMn so auch nicht sagen kann, dass Konfrontation weniger tiefgreifend ist bzw. weniger tief wirkt... weil z.B. üblicherweise einiges hochgeschwemmt wird, was natürlich auch zu bearbeiten ist (und eine tragfähige Beziehung ist natürlich eine wichtige Basis, wie sollte man das sonst bearbeiten). Wenn die Phobie dadurch heilt, dann passt es doch.

Es sind schlichtweg teils unterschiedlich Zugangswege zu gleichen Phänomen, wobei der Beziehungsaspekt in einer VT auch wichtig ist, vgl. yamaha.
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Miss_Understood
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Beitrag So., 02.06.2013, 11:08

Ich denke nochmal laut nach über den Stuhl-'Test'.
Das ist ja etwas mit großem Interpretationsspielraum. Ich schreibe bewusst jetzt nicht 'Deutungsspielraum', da es - im Gegensatz zu anderen medizinischen Tests noch weniger objektiv ist und noch weniger beständig.
Aha, Klientin A nimmt heute den Lehnstuhl (Anlehnungsbedürftig? Nö, müde.) und B den Hocker (sportlich? oder Drang sich zu bestrafen mit unbequemen Sitz? Nö, ich war nur nicht schnell genug, muss also den übrig gebliebenen nehmen.) und C setzt sich mit Blick zur Tür, den ganzen Raum im Blick schnell als erster auf den allerbequemsten Stuhl hin (Drang die Gruppe zu beherrschen? Nö, Fuß verstaucht, kann kaum laufen.) und D setzt sich neben diejenige, die zuletzt die Gruppe dominierte, sich aber oft mit ihr stritt.

Ich hoffe ernsthaft, dass es nicht derart simplifizierend läuft. (Allerdings gibt es diese simplifizierende Herangehensweise schon - siehe Dahlke und Konsorten für psychosomatische Krankheiten.)
Ein klitzekleinwenig selbstkritischer hierbei: Wenngleich es ja eine Menge Bücher zu Körpersprache gibt, die ganz ausführlich mit großen Bildern A mit B übersetzen und C mit D - und dann ganz winzig irgendwo darauf hinweisen, dass das klassische ablehnende Armeübereinanderschlagen ganz manchmal schlicht bedeuten kann, dass einem kalt ist.

Was ich mir wiederum gut als verdeckten Test vorstellen kann (ohne jetzt Interventionssequenzen aus dem Ärmel zu schütteln) sind welche, die darauf abzielen herauszubekommen, wie schnell man zb wütend wird, wie es um das Selbstbewusstsein gestellt ist und wie schnell man Gefühle wie eben zb Wut regulieren kann. Dabei sehe ich jedoch die Gefahr das Vertrauen des Klienten aufs Spiel zu setzen, macht man es verdeckt - und die Gefahr, macht man es angekündigt - dass es seine Kraft verliert. So dass ich durchaus ein Fan bin von provokativen Therapeuten. Leider selten erlebt, nur erlesen.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag So., 02.06.2013, 11:13

Hmm ... Für mich ist eine Therapie dann erfolgreich, wenn ich es geschafft habe, die Probleme, deretwegen ich eine Therapie begonnen habe, zu beseitigen, oder, falls nicht möglich, gelernt habe, damit auf eine Art umzugehen, die meine Lebensqualität weniger beeinträchtigt. Das erhoffe ich mir auch von meiner jetzigen Therapie.

Andere machen vielleicht aus aus anderen Gründen eine Therapie. Ist auch in Ordnung - selbstredend.

Nur ist eine Therapie nicht nur ein Selbstfindungstrip, oder doch?

Nicht, dass ich mit Selbstfindungstrips Schwierigkeiten hätte ...
Zuletzt geändert von ExtraordinaryGirl am So., 02.06.2013, 11:17, insgesamt 1-mal geändert.
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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 02.06.2013, 11:17

aber: wenn du dich selbst gefunden hast...also ich glaube, dass sich dann viele Probleme eben auch automatisch (besser) bewerkstelligen lassen.
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