Freundschaft mit Therapeutin möglich?

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ExVoto
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Beitrag So., 31.03.2013, 21:12

Nein, noch nichts Konkretes, ich war so baff, als er das gesagt hat. Er ist dann wieder etwas zurückgerudert, denn er hat meine Verunsicherung wohl bemerkt. Darauf gekommen sind wir über eine Deutung meines Traumes: Er deutete an, dass hinter meinem Traum möglicherweise die Vorahnung des Therapieendes und der Wunsch stehe, die therapeutische Beziehung ins Private zu transferieren. Ich war dann einigermaßen perplex. Dann meinte er, dass dagegen ja gar nichts sprechen würde und dass man durchaus Kontakt außerhalb des therapeutischen Rahmens haben könne, vorausgesetzt, die Therapie sei zu Ende, dass ich das aber selbst entscheiden müsste. Er hat mir quasi eine Brücke gebaut, mir aber die Wahl gelassen, ob ich das möchte oder nicht. Ich bin immer noch etwas verunsichert. Nicht zuletzt ist es ja auch so, dass ich das nicht ALLEIN zu entscheiden habe, ob wir Freunde sind oder nicht ... hach, schwierig. Wir sind absolut auf einer Wellenlänge, ähnliche Wertvorstellungen, ähnliche Interessen usw. Grundlage für eine Freundschaft wäre sicher gegeben, aber es fühlt sich so irreal an, weil ich an sowas nie ernsthaft gedacht habe, einfach wegen der Abstinenz.

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ExVoto
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Beitrag So., 31.03.2013, 21:24

Oh je, Elana, das scheint ja bei dir eine längere Sache zu sein. Habe zwar auch eine lange Leidensgeschichte (Depressionen), aber die Thematik ist bei mir recht fokussiert und daher nach anfänglichen Schwierigkeiten inzwischen gut bearbeitbar. Die Depression ist zwar nicht weg, aber ich habe sie besser im Griff und werde nicht mehr so überrollt davon. Daher wäre das mit dem Beantragen zusätzlicher Stunden wohl etwas schwieriger. Bin froh, dass du da gut versorgt wirst!

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Beitrag So., 31.03.2013, 21:37

Danke, liebe ExVoto!

Wegen der Abstinenz: Mir ging´s ähnlich, als er einen Patienten duzte. Er hatte unsere Sitzung gestört und sprach mit meinem Thera durch die Tür. Er hatte keinen Termin vereinbart, sondern kam einfach so an seine Tür. Da dachte ich auch, warum sie sich duzen. Die müssen sich schon lange kennen. Aus diesem Grund ist es nicht ausgeschlossen, dass mein Thera noch ein weiteres Stadium kennt bei seinen Patienten. Könnte natürlich auch sein, dass dieser Patient einfach nicht mit einem Sie erreichbar wäre.

Es gab aber schon mal eine Situation, wo ich zu einem anderen Thera wechselte, ich aber schon da spürte, dass die Sache schiefgehen könnte und ich weiterhin zu ihm gehen wollte. Er fand diese Zweispurigkeit nicht so gut, obwohl das unsere anfängliche Vereinbarung war, da er nur 1-mal im Monat Zeit hat. Dort thematisierte ich meine Gefühle, wozu all das Vertrauen zu ihm bzw. einem Therapeuten, wenn es dann doch ein Ende gibt. Er meinte dann, er sei nicht von der Welt, ich könne bei speziellen Fragen schon noch zwischendurch mal einen Termin haben. Später konnte ich dann doch zu ihm zurückkehren, als die andere Psychotherapie schiefging. Ich thematisierte meine Verlustangst auch noch ein zweites Mal, er sprach davon, dass irgendwann schon Bilanz gezogen wird und dann neu entschieden wird. So gesehen wird er bei einem Therapieende vielleicht etwas Ähnliches sagen, dass ich hin und wieder mal einen Termin vereinbaren kann, aber eben nicht mehr so regelmäßig wie jetzt. Aber im Moment ist das nicht Thema..

Also ehrlich gesagt würde ich meinen Thera nicht unbedingt samt Familie privat kennenlernen wollen, eher ein Treffen in der Klinik oder so ... ich möchte ihn nicht unbedingt teilen. Privat wäre er eben nicht mehr mein Therapeut und ich könne ihm nicht mehr alles erzählen. Von daher bleibt es wohl schon rein psychotherapeutisch bei mir.
Lieben Gruß
elana

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ExVoto
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Beitrag So., 31.03.2013, 22:06

Gerne, Elana

Dieselben Fragen habe ich mir am Anfang auch gestellt: Weshalb so ein immenses Vertrauen aufbauen, wenn es nur begrenzt und "zweckgebunden" ist? Habe das aber nie thematisiert. Ich habe bald gemerkt, dass die Abstinenz auch gerade erst dieses tiefe Vertrauen möglich macht, weil eben Grenzen gesetzt sind, die beide Partner schützen. Allerdings hat sich im Lauf der Zeit gezeigt, dass mein Thera die Abstinenz weitaus weniger eng fasst als ich Er handhabt das recht locker, aber übertritt die Grenzen nie. Ist halt erfahren. Das hat mir sehr viel Sicherheit gegeben. Und so ist dann eine ganz innige Beziehung entstanden. Mein Thera hat mir auch angeboten, dass ich jederzeit nach Ende der Therapie Sitzungen haben könnte, wenn es mir nicht gut geht. Das wirkte sehr entängstigend auf mich. Dann kam aber neulich eben dieses private Kontaktangebot. Ich habe das Gefühl, er will mir die Wahl lassen. Ich kann dich sehr gut verstehen, wenn du sagst, dass du das eher nicht möchtest. Bin da ja auch im Zwiespalt. Das ist sehr vernünftig von dir. Ob mir das gelingt, auch so vernünftig zu bleiben?? Mein Kopf sagt "eher nein" und mein Herz sagt "eher ja" zur Freundschaft.

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Beitrag So., 31.03.2013, 22:14

Liebe ExVoto

So habe ich es nicht gemeint. Freundschaft würde ich schon wollen, aber ich will ihn nicht zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern treffen. Da wäre diese Nähe einfach nicht mehr möglich und privat irgendwo auch suspekt und unpassend. Das geht eben wirklich nur als Patient oder dann eine Freundschaft an einem neutralen Ort, z. B. in der Klinik, mal ein Treffen in einem Restaurant, aber nicht so direkt mitten in seinem Leben. Seine Familie wird das aber wahrscheinlich kennen, da er seine Praxis früher auch schon direkt in seinem Haus hatte. Ich bin froh, dass er jetzt Klinikarzt ist und ich ihn an einem neutralen Ort sehe. Klar muss ich ihn noch mit anderen Patienten teilen, aber die gehen auch alle wieder weg nach ihren Terminen. In der Sitzung gibt es eben wirklich nur die therapeutische Beziehung, mein Leben, seine Anteilnahme daran, irgendwo ist er ein bisschen auch Teil meines Lebens. Aber ich nicht Teil von seinem. Eine Freundschaft vielleicht so ähnlich wie bei Arztkolleginnen in der Klinik, das wär möglich, ein Treffen in der Stadt, eben etwas außerhalb seines eigentlichen Lebens.

Naja, Du verstehst sicher, was ich meine ...

Ist Dein Thera verheiratet, hat er Kinder?
Lieben Gruß
elana

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Beitrag So., 31.03.2013, 22:30

Liebe Elana,

okay, ich verstehe, was du meinst. Das kann ich total nachvollziehen. Die Vorstellung, ihn mit seiner Frau und seinen Kindern zu treffen (ja, er ist verheiratet und hat Kinder), hat schon etwas Befremdliches. Und ich kann mir vorstellen, dass das auch für seine Familie komisch wäre, schließlich ist da eine große Nähe, die wohl auch nach der Therapie nicht plötzlich verschwunden sein wird. Treffen außerhalb dieses familiären Rahmens wären da für mich auch angenehmer. Und ja, er ist auch Teil meines Lebens geworden. Ich glaube aber, dass wir Patienten auch Teil des Lebens der Theras sind. Mein Thera meinte zu mir, dass er persönlich von den Gesprächen auch sehr profitieren würde und das ganze nicht so hierarchisch sieht. Hat mich etwas überrascht, aber ich kann es schon nachvollziehen. Natürlich sind wir nicht Teil des Privatlebens unserer Theras, aber ich glaube, die Grenzen sind nicht so starr und sicher gibt es gegenseitige Einflüsse. Zudem sind unsere Theras ja auch nicht Teil unseres Privatlebens im eigentlichen Sinne. Ich glaube, es gibt da durchaus eine Wechselseitigkeit in der Beziehung. Meinst du nicht?

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Beitrag So., 31.03.2013, 22:44

Mm, kommt darauf an, wie viel Dir Dein Thera über sich erzählt hat. Ich weiß nur so viel, weil ich googlen kann. Er hat mir praktisch nichts von sich erzählt. Er weiß also sehr viel von mir und ich praktisch nichts von ihm bzw. nur das, was ich so herausfand. Er hat sich mal etwas verplappert, aber so ungenau, dass es mich nur irritiert hat. Ich denke zwar auch, dass ich als Patientin ein Teil seines Lebens bin, unübersehbar, wenn er sogar noch E-Mails von mir erhält, aber es bleibt eben dieses Ungleichgewicht. Ich kenne nur seinen Namen, sein Verhalten mir gegenüber, aber ich weiß nichts von seiner Jugend, wie es ihm da erging, ich weiß nicht, ob er Brüder und Schwestern hat, ob seine Eltern noch leben. Ich kann nur versuchen, ihn aufgrund seines Verhaltens einzuschätzen.

Wenn ich ihn privat kennenlernen würde, wer weiß, dann würde ich auf einmal seine persönliche Geschichte erfahren, das wäre sicher interessant. Vielleicht wäre es ähnlich wie damals, als mein Vater sich mit mir in ein Restaurant setzte und auf einmal von seinen früheren Liebschaften vor der Zeit mit meiner Mutter erzählte. Das war merkwürdig, er trauerte einer Frau hinterher, die nicht meine Mutter war. Wollte ich das wirklich wissen? Er war bis dahin mein Vater, nichts weiter. Und irgendwo ist mein Thera wie mein Vater eine Funktion, ich möchte nichts von dessen Liebschaften etc. wissen, ich möchte einfach, dass er mir Zuwendung gibt, so wie mein Vater, auch wenn ich in ihm nicht meinen Vater sehe, aber trotzdem ist es vergleichbar von der Situation her. Er soll keine Vergangenheit haben und kein Leben außerhalb von mir in meinen Gedanken.

Vor allem möchte ich das, was ich jetzt habe, nicht zerstören durch zu viel Wissen über sein Leben.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag So., 31.03.2013, 23:11

Ich sehe schon, eure therapeutische Beziehung ist etwas anders als unsere. Mein Thera hat sich im Lauf der Zeit mir gegenüber schon auch geöffnet. Er hat mir nicht sein Herz ausgeschüttet, aber ich weiß doch ein paar Sachen aus seinem Leben, kann seinen Charakter oder seine Persönlichkeit einschätzen. Er handhabt das nicht so streng, jedenfalls mit mir nicht. Er sagte mir mal, dass er sich da immer auch auf seine Patienten einstellt, nicht alle Patienten brauchen/vertragen/wollen das. Habe aber auch schon öfter gehört, dass es viele Theras gibt, die sich da sehr bedeckt halten, was sicher seine Berechtigung hat.

Ich habe den Eindruck, eure Beziehung ist sehr stark geschützt. Das ist auch gut so. Wenn du meinst, dass du manche Dinge lieber gar nicht wissen willst, dann ist das auch besser so für die Therapie. Mir gelingt die Trennung zwischen Mensch und Therapeut nicht so gut Dinge aus seiner Vergangenheit zu kennen, würde mich nicht ängstigen, würde die Therapie für mich nicht beeinträchtigen. Aber vielleicht komme ich auch zu schlecht aus meiner Rolle als die "Starke" heraus, hatte schon öfter das Gefühl, ihn "schützen" zu müssen, ihm irgendwas zurückgeben zu müssen. Eine Vaterfunktion hat er für mich gewiss nicht, eher die eines Bruders. Was ist jetzt besser? Schwer zu sagen, oder? Ist sicher eine ganz individuelle Sache.

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Beitrag So., 31.03.2013, 23:43

Naja,

ich hatte zwar 5 Brüder, aber bei keinem von ihnen konnte ich mich anlehnen, obwohl sie teilweise viel älter waren als ich. Ich war schon mit 11 ihre ältere Schwester,die sich um sie kümmerte. Mein Vater war der einzige, bei dem ich ein Mädchen sein durfte. Das war schon toll und ich vermisse ihn immer noch sehr, 18 Jahre nach seinem Tod. Mein Thera ist zwar nur 3 Jahre älter, aber irgendwo ist die therapeutische Beziehung trotzdem diesem Zustand, den ich bei meinem Vater erlebte, am ähnlichsten. Übrigens dasselbe bei meinem Hausarzt, der 5 Jahre jünger ist als ich. Und dann gibt es noch einen Mann, eine Art Ersatztherapeut, den ich auch nur beruflich kenne, der ist sogar 9 Jahre jünger als ich, bei ihm dasselbe. Nur ähnlich wie bei meinem Vater, nicht gleich.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Mo., 01.04.2013, 00:00

Ich habe gar keinen Bruder (zwar einen Halbbruder, aber den habe ich erst vor 3 Jahren kennengelernt), aber ich habe mir immer einen Bruder gewünscht, weil ich schon sehr früh Verantwortung übernehmen musste. Habe eine 12 Jahre jüngere Schwester, die ich mehr oder weniger großgezogen habe. Meine Mutter ist krankheitsbedingt als Mutter ausgefallen, daher die frühe Erwachsenenrolle. Einen Bruder wollte ich immer zum Anlehnen haben. Ich projiziere wohl diesen Wunsch auf meinen Thera. Die Muster wiederholen sich scheinbar unausweichlich ...

Das tut mir leid, wie es bei dir gelaufen ist. Das Loslassen ist so schwer, musste mich von meinem Vater auch vor 5 Jahren verabschieden. Ist bis heute nicht einfach.

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Beitrag Mo., 01.04.2013, 01:12

Mm, ja, wir können natürlich auch nur die Art von Beziehung leben, die wir gelernt haben.

Mein Thera würde vielleicht schon mehr von sich erzählen, aber ich fördere es nicht, eher im Gegenteil. Ich beziehe mich nur auf das Berufliche und allgemein auf seine Gewohnheiten und Verhaltensweisen, nicht jedoch auf seine Beziehungen und Familienhintergründe. So habe ich z. B. gesagt, dass ich seine Artikel gelesen habe und sie besonders patientenorientiert empfinde, mehr als gewöhnlich, das fand er glaub ich gut, dieses Lob. Und ich fragte ihn, ob er Sport mache. Eben mehr Unverfängliches. Obwohl ich wusste, dass er Sport macht. Ich finde solche Eckpfeiler schnell heraus. Einmal sagte er, er könne seine Familie auch nicht therapieren, nachdem ich das bei meiner Schwester plante. Also muss er zumindest in seiner Familie Therapiebedarf sehen. Dann sprach er einmal von Scheidung, obwohl ich ja nicht mal verheiratet bin. Er meinte wohl meine Schwester, aber solche merkwürdigen Sätze irritieren mich dann schon, weil ich den Kontext gar nicht kenne. Deshalb ist es wirklich besser, wenn ich keine Infos aus seinem Leben erfahre, weil sie nur zu Fehlinterpretationen führen bei derart kleinen Fragmenten an Infos.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Mo., 01.04.2013, 07:26

Ja, da hast du vollkommen Recht. Fragmentarisches Wissen füllen wir natürlich mit unserer Phantasie und schustern uns ggf. was zusammen. Da muss man äußerst vorsichtig sein. Ich selbst bin auch sehr zurückhaltend und würde niemals nach etwas Privatem fragen. Das weiß mein Thera auch. Vielleicht ist das ja gerade der Grund, weshalb er mir im Lauf der Zeit Dinge erzählt hat. Er meinte mal zu mir, dass er mir dies und jenes ja erzählen könne, weil ich so "integer" sei. Also kurzum: Zur Routine gehört diese Selbstöffnung meines Theras vermutlich auch nicht. Es hat sich einfach so entwickelt. Bei uns gibt es auch einige Parallelen, was den Charakter,aber auch die Lebensgeschichte betrifft. Dies könnte auch zur Nähe beigetragen haben.
Dass dieses Wissen auch irritieren kann, empfinde ich genauso. Wenn die Theras sich öffnen, muss das für die Patienten nicht unbedingt vorteilhaft sein. Dennoch überwiegt bei mir die Freude über das Vertrauen, das er mir entgegen bringt. Und ich habe dann auch das Gefühl, etwas zurückgeben zu können. Diese Einseitigkeit der therap. Beziehung fand ich schon immer recht schwer zu ertragen.

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Beitrag Mo., 01.04.2013, 09:56

Huhu ExVoto

Ich hab es auch mal erlebt, dass eine Ärztin sich mir öffnete, und zwar so sehr, dass sie mir von ihren Suizidabsichten erzählte. Ich half ihr dann als Beständin. Aber mir ging´s in dieser Zeit richtig schlecht, weil sie mich in ihrer Krise nicht wirklich ausreichend behandelte und ich große Schmerzen hatte.

Das Problem ist einfach auch die zur Verfügung stehende Zeit. Wenn der Thera auch noch seine Probleme da reinpackt, reicht es einfach nicht mehr, um meine zu behandeln. Natürlich bin ich auch integer, wie es typisch für meine zwanghafte Persönlichkeit ist, ich wurde ja deshalb sogar Beiständin, weil ich mich für andere einsetze, aber gerade diese Eigenschaften der steten Verantwortung für andere und nicht für mich selbst soll eher abgebaut werden. Es ist also ganz wichtig, dass ich davon ausgehen darf, dass mein Thera mich nicht braucht, denn in meiner Familie brauchen mich sonst alle. Es fiel mir schon schwer, meine Verantwortlichkeiten im Verein abzugeben, aber ich muss wirklich zu mir selbst schauen.

Natürlich interessiert es mich schon, wie es meinem Thera geht, machte mir auch Sorgen, als er notoperiert wurde, aber ich möchte nicht, dasss die Beziehung sich so verändert, dass es dann mehr um ihn statt um mich und meine Probleme geht. Auf der anderen Seite würde es mich schon interessieren, ob er z. B. einen Bruder oder eine Schwester hat, wie das mit seinen Eltern ist, weil das irgendwo als Vergleichswert Sinn machen würde zu meiner Familiensituation. Mich stört diese Einseitigkeit schon auch, der Thera wirkt so wie ein leeres Blatt. Manche Aussagen von ihm sind so theoretisch, weil da einfach kein eigener Lebenshintergrund sichtbar ist. Deshalb frage ich ihn schon auch, wie er es dann in einer vergleichbaren Situation macht.

Da bei Dir die Therapie ausläuft, macht es natürlich schon Sinn, wenn ihr beide privaten Kontakt haben wollt. Nur frage ich mich, ob Dein Thera evtl. nicht mehr will, da es von ihm ausgeht. Hast Du schon darüber nachgedacht?
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Mo., 01.04.2013, 11:37

Hallo liebe Elana,

oh, da kommt mir aber einiges sehr bekannt vor. Die Übernahme von Verantwortung für andere, aber weniger für mich selbst, ist auch ein Dauerthema in der Therapie. Habe zwar schon einige Fortschritte erzielt, aber es ist dennoch sehr schwierig, sich das abzugewöhnen bzw. ohne Schuldgefühle auf ein "gesundes" Maß herunterzuschrauben. Das ist wohl ein lebenslanges Projekt ... Da meine Mutter Alkoholikerin ist, war ich es von Kind an gewohnt, eine Erwachsenenrolle zu übernehmen, darin liegt bei mir wohl die Wurzel.

Das ist ja hart mit deiner Ärztin. Ich kann mir schon vorstellen, dass das eine sehr schwierige Phase war. Eine solche Interaktion gibt es ja eigentlich nur unter Freunden. Das würde mein Thera nie machen. Er breitet vor mir nicht seine Probleme aus, es ist eher so, dass ich spüre, wenn etwas nicht in Ordnung ist, und das dann irgendwie doch auf den Tisch kommt.

Ja klar, ich habe natürlich auch schon darüber nachgedacht, was hinter dem Freundschaftsangebot stehen mag und wie das dann aussehen soll. Er ist aber verheiratet (ich bin auch in einer festen Partnerschaft) und ich halte ihn für sehr verantwortungsvoll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er da die Grenzen übertreten würde, das würde mich wirklich sehr wundern. Klar, wir schätzen uns gegenseitig sehr und uns graut beiden vor dem Abschied, aber wir sind auch beide erwachsen genug, damit verantwortlich umzugehen (das hoffe ich jedenfalls). Eros lauert zwar überall, wo Mann und Frau zusammenkommen, aber man kann das ja kontrollieren.

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Beitrag Mo., 01.04.2013, 11:49

Huhu liebe ExVoto

Siehst Du, das wäre schon ein Unterschied zu mir. Ich bin Single. Das hätte schon eine andere Bedeutung, wenn er mir ernsthaft eine Freundschaft anbieten würde. Wie sollte er so was seiner Frau erklären? Das wär doch recht heikel. Befreundete Pärchen gibt es noch eher. Es wird eher akzeptiert.

Na ja, wenn es mir mein Thera anbieten würde, nähme ich es an, weil ich "meine Leute" nicht gern verliere, aber könnte auch gut sein, dass er für mich uninteressant wird, wenn ich ihn mit allen seinen Fehlern kenne. Ich meine: Jetzt ist er perfekt, weil ich das alles nicht von ihm weiß. Vielleicht wäre es gut, seine Fehler zu sehen, um z. B. zu seinen Sätzen besser Stellung nehmen zu können im Sinne von: Nein, so will ich gar nicht sein. Jetzt sagt er etwas und er sagt es als unbeschriebenes Blatt, als Thera-Institution, die Diagnosen vergibt und beurteilt. Doch was er wirklich meint, wenn er z. B. sagt, ich solle mich von meiner Familie ablösen, ob er seine eigene Familie links liegen lässt oder eben dieses gesunde Verhältnis hat. Naja, ich könnte es so besser begreifen, was er damit meint. Ich kenne ja nur meine eigenen Beziehungen, ungesunde. Ich kann nur ahnen, was er mit einer gesunden Beziehung meint, denn unsere therapeutische ist ja eh nur eine künstliche, dort kann ich es auch nicht lernen. Dafür ist er doch zu abstinent.
Lieben Gruß
elana

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