Oh, spannende Aussagen und interessante Fragen. Ich geb mal meinen Senf dazu...
Blaubaum hat geschrieben:aber man sagt ihm mW keine gewalttätigkeiten nach, eher passiven widerstand, nachdem er eine botschaft des friedens in die seelen oder geister seines volkes gepflanzt hatte.
Gandhi hatte in Indien selbst nicht so viel Einfluß wie man als Europäer denkt. Dein Zitat ist nur die eine Seite der Madaille - und zwar die, die Indien und seine "Helden" noch immer mystifiziert.
Ja, Gandhi, Osho usw. nimmt man in Europa gerne als Super-Stars her, die die Sinn-Lücken in uns Suchenden hier vermeintlich zu füllen vermögen. Dabei waren z. B. die beiden Genannten schon fast die "besseren Europäer"...
Blaubaum hat geschrieben:warum sollten sich innere und äussere arbeit also gegenseitig ausschliessen?
Ich würde sagen, sie gehen miteinander einher - von innen nach außen. Hast du in dir etwas "gerichtet/errichtet", dann kannst du es positiv an deine Umwelt weitergeben ... wenn auch in anderer Form/transformiert...
Blaubaum hat geschrieben:warum sollten mahayana- und hinayana-buddhismus als unvereinbares gegensatzpaar verstanden werden, oder taoismus und konfuzianismus?
Tja, du weißt ja wie das ist (nicht nur in der menschlichen Natur): Eigenes und Fremdes. Man hat eben das Bedürfnis, das Eigene vor Fremdem zu schützen.
Aber soweit ich weiß, ist dennoch keine der von dir genannten religiösen Strömungen von der anderen unberührt. Alle haben sich über jahrhunderte zugespielt, ausgetauscht, bereichert - jede einzelne ein Synkretismus.
Blaubaum hat geschrieben:können nicht äussere, widrige umstände dazu führen, dass der innere entwicklungsprozess in die falsche richtung läuft, und umgekehrt?
Doch, sicher. Obwohl "falsche Richtung" irreführend ist.
Nicht jeder merkt, dass er sich in die "falsche Richtung" entwickelt. Das ist wohl eine Frage des Bewußtseins und der Selbstreflexion, orientiert an einem Ziel, einer Tugend, einer Weltanschauung.
Wir hatten das ja schon mal: Solltest du unbedingt Erleuchtung anstreben wollen, kommst dieser aber nicht näher, dann hört das Leid nicht auf. Da kann man noch so viel meditieren, Energien transformieren, Wundersteine reiben, Räucherstäbchen anzünden... - das nützt alles nix.
Blaubaum hat geschrieben:oder ist das beharren auf den rein inneren wandlungsprozessen vielleicht auf die unlust zurückzuführen, sich im aussen zu engagieren, auf die eine oder andere art?
Auf die Unlust, vielleicht aber auch auf die Unfähigkeit. Darüber bin jedenfalls ich mir manchmal noch nicht so sehr im Klaren. Spirituelle Selbstzuwendung geht nicht selten auch mit sozialem Rückzug einher.
Blaubaum hat geschrieben:hat nicht das konservativ-etablierte christentum im gegensatz zum revolutionären ur-christentum die menschen seit 1500 jahren auf den rein inneren weg verwiesen, um (soziale....)veränderungen im aussen zu unterbinden/zu verhindern?
Hm...
Blaubaum hat geschrieben:diesen anstössen verdanken wir die tatsache, dass heute niemand mehr seinem grundherren die schlösser und paläste bauen muss und dass alle bürger (und sogar frauen ) prinzipiell gleich sind, mit gleicher stimme wählen dürfen, den kriegsdienst verweigern dürfen etc.pp...
... und damit in gewisser Weise auf dem Weg zur Homogenisierung sind. Nicht nur vor dem Gesetz sind alle gleich. Alle werden auch jenseits dessen immer gleicher.
Aus dieser Perspektive läßt`s sich nicht jubeln über die Französische Revolution, die ja den Grundstein für all das gelegt hat.
Möglicherweise haben sich in Monarchien "kosmische Bestimmungen" eher entfalten können als das heute noch in Gleichmacher-Gesellschaften der Fall ist. Da war eigentlich alles da was man brauchte, um selig zu werden. Man dachte nicht daran zu gucken was die Inder oder Chinesen haben.