Die spinnen doch, die Analytiker! Oder doch nicht?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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neko
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Beitrag Di., 04.05.2010, 17:32

jesusehse, danke für deine ausführliche erklärung. weißt du, das irre ist, das zumindst bei dem gegesteuern gegen abhängigkeit bei mir vieles ganz ähnlich läuft. suizidalität und auch svv - früher ganz schlimm - sind für mih gott sei dank mittlerweile kein thema mehr.
ich brauch - glaub ich - abr wirklich den klaren rahmen. das machst es mir einfacher, IN den stunden, aber auch nur da, den gedanken daran, wie belastend ich bin wirklich beiseite zu schieben - weil ich weiß, meine t. ist in der zeit für ich da, fühlt auch öfters ganz heftig mit (das zu sehen, tat mir am anfang weh, so nach dm motto, mein gott was downloade ich da); ich weiß aber ch, sie kann sich dann danachauch abgrenzen und wieder was kraft tanken.

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Beitrag Di., 04.05.2010, 17:34

carö hat geschrieben:ich wälze auch manchmal den gedanken, ob es nun die PA ist, die mir hilft oder dieser mensch.

komme aber irgendwie doch oft dazu, beides gleich wichtig zu finden.
Ich könnte mir auch eine Therapie vorstellen, die von einem weisen Menschen durchgeführt wird und im wesentlichen aus Geschichten-Erzählen besteht. - Auch hier zählte "Methode plus Mensch", wobei das Additive es schon nicht treffen würde.

Kennt eigentlich jemand Untersuchungen über den (möglichen) Zusammenhang von Persönlichkeit und Methodenwahl (betr. Therapeuten bzw. Klienten/Patienten)?

Gruß
Anastasius

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carö
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Beitrag Di., 04.05.2010, 17:38

Kennt eigentlich jemand Untersuchungen über den (möglichen) Zusammenhang von Persönlichkeit und Methodenwahl (betr. Therapeuten bzw. Klienten/Patienten)?
ja das würde mich auch sehr interessieren. weil... ich merk schon, dass die wahl der methode v.a mit mir zu tun hat. ich steh da drauf mal ganz salopp formuliert.

mein t. würde für mich auch nicht explizit eine andere methode ausschliessen, darüber hatten wir es neulich erst... aber ich ... zumindest bisher.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)


montagne
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Beitrag Di., 04.05.2010, 17:55

Ich habe zumindest schon mehrfach Studien gelesen, aus denen hervorgeht, dass die Wahl konkreter Interventionen, konkreten Verhaltens und Methoden sich mit zunehmender Berufserfahrung der Therapeuten immer mehr angleichen, unabhängig von ihrer Schulrichtung. Weiterhin das es, was Wirksamkeitsstudien angeht die Ergebnisse innerhalb einer Schulrichtung stärker differieren, als zwischen den einzelnen Schulrichtungen.
Das spräche in der Art, wie ich es verstehe dafür, dass die Person des Therapeuten wichtiger ist, als die Methode. Bzw. die Passung Therapeut-Klient.

Mag ich aber vielleicht auch nur so wahrnehmen, weil die Wahl der Methode, wenig mit mir als Person zu tun hatte. Allerdings die Entscheidung für diese Therapeutin viel mit mir und meinen Bedürfnissen, "geheimen" Wünschen an die Therapie zu tun hatte.
amor fati

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hippogriff
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Beitrag Di., 04.05.2010, 18:01

@Anastasius
Kennt eigentlich jemand Untersuchungen über den (möglichen) Zusammenhang von Persönlichkeit und Methodenwahl (betr. Therapeuten bzw. Klienten/Patienten)?
Ich zitiere aus Eva Jaeggi "Und wer therapiert die Therapeuten?", 2. Aufl. 2005 (dtv), S. 53
Über Unterschiede der Begründung in der Wahl der theoretischen Ausrichtung gibt es wenig Literatur. Hagin (zit. in Ambühl, 1995) stellte fest, daß die theoretische Orientierung stärker von den zur Verfügung stehenden Ausbildungsmöglichkeiten abhänge als von persönlichen Bedürfnissen, während bei Norcross und Prochaska (1983) eher die persönlichen Wertmaßstäbe eine Rolle spielen.

Ambühl et. al. (1995) haben in einer großen Fragebogenstudie bei 1225 Psychotherapeuten festgestellt, daß die theoretische Orientierung im Laufe eines Berufslebens sehr wechselhaft ist, was für die einzelnen Schulen allerdings im unterschiedlichen Maße gilt. Psychoanalytiker sind am wenigsten zu einer Öffnung oder einem Wechsel ihrer therapeutischen Orientierung bereit, was darauf hindeutet, daß sie von Anfang an eine sehr klare und vielleicht auch persönlichkeitsbestimmte Wahl treffen. (S. 53)
Von Jaeggi zitierte Literatur:

Ambühl, H.: "Zur Entwicklung der theoretischen Orientierung von PsychotherapeutInnen." In: Psychotherapie. Psychosomatik. Medizinische Psychologie 45 (1995), S. 109-120

Norcross, J.C. und J.O. Prochaska; "Clinicians' Theoretical Orientation: Selection, Utilization and Efficay". In Professional Psychology, Research and Practice 14 (1983)

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Hummingbird
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Beitrag Di., 04.05.2010, 18:22

Jesusechse schrieb:
Das kriege ich hier immer wieder vorgeworfen. Aber ich denke mir dabei nichts, zumindest nicht im Sinn von Verallgemeinerung oder dass das pauschal für jeden und alles so sein müsste. Nur, ich finde, ich fang' doch schon genug Sätze mit "Ich" an. Das ist irgendwie aber auch voll blöde. . Darf man dann nicht "man" schreiben, wenn einem das einfach sympathischer ist?

Mitsuko antwortete:
Ich bin in keiner Position zu sagen was man darf und was nicht. Wenn du den Vorwurf immer wieder hörst, wäre es aber ja vielleicht mal andenkenswert, ob da nicht was dran ist. Auf die Weise könnten sich imemrhin evtl. sehr leicht Konflikte vermeiden lassen, besonders wenn du jetzt sagst, du meinst es nichtmals so.
Ich muss zugeben, dass ich diese Stellen in deinen vorigen Beiträge manchmal als sehr anmaßend empfinde und zwar ausschließlich wegen Formulierungen wie "man findet.." "die PA ist...."(sch... ) "der Analytiker macht..." Alles Formulierungen, die nicht bei dir bleiben, sondern deine Aussage als stellvertretend für alle hinstellen. Das impliziert einfach auch, dass gegenteilige Sichtweise übergangen und ausgeschlossen werden.


@ mitsuko

BRAVO !!!!! Du nimmst mir die Worte aus dem Mund.
"Theoretisch gibt es eine vollkommene Glücksmöglichkeit:
An das Unzerstörbare in sich glauben und nicht zu ihm streben." Franz Kafka

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 04.05.2010, 18:27

Ambühl et. al. (1995) haben in einer großen Fragebogenstudie bei 1225 Psychotherapeuten festgestellt, daß die theoretische Orientierung im Laufe eines Berufslebens sehr wechselhaft ist, was für die einzelnen Schulen allerdings im unterschiedlichen Maße gilt. Psychoanalytiker sind am wenigsten zu einer Öffnung oder einem Wechsel ihrer therapeutischen Orientierung bereit, was darauf hindeutet, daß sie von Anfang an eine sehr klare und vielleicht auch persönlichkeitsbestimmte Wahl treffen. (S. 53)
Ich könnte mir vorstellen, daß Psychoanalytiker auch deshalb oft so belächelt werden und eine gewisse Abneigung auf sich ziehen, weil sie sich wie ein elitärer Club kaum für andere Gedankenströmungen öffnen, sich für die besste aller therapeutischen Fachrichtungen halten, und weitgehend unter sich bleiben und ihr Süppchen kochen.

Alle anderen Therapeuten sind Therapeuten, Leute aus der Psychoanalyseecke sind "Analytiker" und betreiben keine Therapie sondern "Analyse". Mit so einem Auftreten macht man sich halt keine Freunde.

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metropolis
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Beitrag Di., 04.05.2010, 18:48

münchnerkindl hat geschrieben:
Alle anderen Therapeuten sind Therapeuten, Leute aus der Psychoanalyseecke sind "Analytiker" und betreiben keine Therapie sondern "Analyse". Mit so einem Auftreten macht man sich halt keine Freunde.
Könnte auch daran liegen, dass PA einst nicht nur Therapiemethode war. Wer es sich leisten konnte, ließ sich analysieren, auch ohne konkrete Beschwerden, zum Zweck der Selbstfindung.
Und hatte das Wort "Therapie" vor über 100 Jahren nicht noch eine recht medizinische Konnotation? Vielleicht erschien dieser Begriff damals für die talking cure unpassend.

An deiner Theorie könnte aber natürlich auch etwas dran sein.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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estelle
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Beitrag Di., 04.05.2010, 18:57

neko hat geschrieben:ich finde hippogriffs erzählung auch deshalb so wichtig, weil sie auch zeigt, wievorsichtig wir mit kritik-variante nr. 1. (pa zu distanziert) umgehen müssen. da gibt es sicher eindeutig durchgeknallte fälle und dazu scheint mir violettas extrem schweigsamer t. zu gehören.
Durchgeknallt war der nicht,also darunter würde ich was anderes verstehen.

Ich kam mit meinem Leben einfach nicht mehr klar und wollte Anweisungen

für mein Leben haben. Dafür war natürlich die Psychoanalyse die verkehrte

Therapieform,das wußte ich aber nicht. Stattdessen bin ich dort nur total

regriediert und es hat mich für Jahre zurückgeworfen und ich habe sehr

lange gebraucht um mich davon zu erholen.

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Beitrag Di., 04.05.2010, 19:09

Danke schön @ hippogriff!

@ all,
ich will ja nicht unverschämt sein.
Aber gibt es Analoges zur Frage Klient/Patient und Methodenwahl?

Wäre, denke ich, vielleicht ein gutes Thema für einen Thread, wer warum welche Methode?

Gruß
Anastasius

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Moni.
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Beitrag Di., 04.05.2010, 19:26

@ metropolis - wir leben im 21. Jahrhundert!

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metropolis
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Beitrag Di., 04.05.2010, 19:36

Auch im 21. Jahrhundert darf man doch auf die Ursprünge hinweisen.

Klar könnte nach über 100 Jahren endlich mal ein Umdenken innerhalb der Analytikerzunft stattfinden, obwohl ich das Wort Analyse für das, was in derselbigen stattfindet, passender finde als "Therapie".

Aber meinetwegen. Schmeißt sie alle in einen Topf. Den Coach und sein Coaching am besten gleich mit.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Jesusechse
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Beitrag Di., 04.05.2010, 19:46

Also sorry:

Eine nicht kunstgerecht durchgeführte Analyse ist auch eine Analyse. Was soll es denn sonst sein? Ein Arobic-Kurs???

Ich kann doch nicht sagen, dass jede Fehlbehandlung dann einfach keine Behandlung mehr ist, nur um die Analyse vorm Imageschaden zu schützen. Eine fehlerhafte Verhaltenstherapie ist dann auch keine VT mehr, wenn der Thera pfuscht?

Also, Entschuldigung, das ist aber eine Aufdrösselung in Unterkategorien, die man sich wohl als Schutz aus Angst vor Fehlbehandlung in der PA schaffen muss?! Genialer Schachzug, um den inneren Frieden zu erhalten. Aber leider auch eine Selbsttäuschung par excellence! Aber clever gemacht! Netter Versuch!!

@ mitsuko:

Ich hab' mich geirrt. Ich glaube, ich hab' diesen Vorwurf bisher eigentlich nur von Dir gehört, und vielleicht noch von ein oder zwei anderen Leuten. Vielleicht liegt's ja auch an Dir, wenn Dich so allgemeine Formulierungen wie "man" dazu bringen, jemanden als anmaßend zu erleben.

Aber es hat sich ja noch jemand gefunden, den das stört. Dann seid Ihr nun zu viert. Vielleicht werden es noch mehr?

Mein Thera würde dazu sagen: "Wenn's Ihnen Spaß macht, können Sie so ein Posting richtig ätzend anmaßend finden und Sie können sich - Wenn's Ihnen Spaß macht?! - auch so richtig drüber aufregen! Und Sie können die Welt so wahrnehmen, dass Sie überall anmaßende Menschen sehen, die Sie plagen und stören wollen! Bitte! Wenn's Spaß macht!! Gerne. Oder aber Sie können die Welt so sehen, wie sie wirklich ist! Ist Ihre Entscheidung, ob Sie gut leben wollen oder nicht, und ob Sie hinter jedem Busch einen Indianer sehen wollen oder nicht; und ob Sie jedem Menschen gleich schlechte Absichten und Eigenschaften unterstellen wollen oder nicht! Sie können sich die Welt so grausam machen, dass Sie sie nicht mehr ertragen können. Aber Sie können auch das Gegenteil drauß machen und ein richtig tolles Leben führen".

Wahrnehmung ist subjektiv. Das nur mal so als Tipp. Und wer seiner verzerrten (?) Wahrnehmung soviel Spielraum lässt, dass sie ihm den Tag versaut oder er belehrende Postings schreiben muss, der hat's schwerer, als der, der ihr diesen Spielraum nicht lässt.

Wer Dinge im Innern regeln kann, erspart sich viele Kämpfe und Ärger im Außen!

Aber ich mach's auch immer noch falsch. Deshalb schreibe ich ja hier immer noch, was eigentlich ziemlich doof von mir ist. Aber was soll's? Nobody's perfect.

LG

Jesusechse

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Moni.
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Beitrag Di., 04.05.2010, 19:49

metropolis hat geschrieben: Auch im 21. Jahrhundert darf man doch auf die Ursprünge hinweisen.
Ja.
metropolis hat geschrieben: Klar könnte nach über 100 Jahren endlich mal ein Umdenken innerhalb der Analytikerzunft stattfinden
Ja.

Kandel erklärt es: http://www.scienceblogs.de/neurons/2008 ... st-tot.php


Gruß
Moni

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metropolis
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Beitrag Di., 04.05.2010, 19:53

Jesusechse hat geschrieben:Also sorry:

Eine nicht kunstgerecht durchgeführte Analyse ist auch eine Analyse. Was soll es denn sonst sein? Ein Arobic-Kurs???
Der war gut...


Nein, aber es sollte doch um die Differenzierung in der Schuldfrage gehen. Im Falle eines Therapieschadens: Lag es am Verfahren oder am Therapeutenpfusch. Und nur weil Therapeuten pfuschen bzw. die Methoden nicht korrekt anwenden, muss mans ja nicht zwangsläufig auf die Therapierichtung schieben. Das ist alles.

Problematisch ist aber tatsächlich, dass es DIE PA wohl nicht gibt. Was also tun.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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