Therapeutin bricht die Therapie sehr sauer ab.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 16.03.2010, 11:29

hier bin ich hat geschrieben:, jemand der es versteht, der es nicht als Selbstmitleid abtut,
Stop, ich habe hier überaupt NIE behauptet, daß das Leiden wegen der Krankheit der Tochter Selbstmitleid sei.

Ich habe mich mit "Selbstmitleid" darauf bezogen, sich nach einem Miserfolg nicht mehr aktiv um Hilfe zu bemühen und dann mit einem "andere haben auch keine Hilfe" ein Argument zu haben, in dem Leidenssumpf zu verharren. Anstatt eben die Ängste zu überwinden, aktiv zu werden um die Situation zu verbessern.

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Jesusechse
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Beitrag Di., 16.03.2010, 11:52

Das (diese Hinweise bezüglich Selbstmitleid und aktiv für sich Hilfe suchen) ist sicher gut gemeint von Dir, müki!!

ABER:

In so einer Überlastungssituation und so einer inneren Not und Bedrängnis sind derartige Aussagen einfach nur noch die pure Überforderung. Emma kann damit im Moment mit Sicherheit nichts anfangen, es tut ihr höchstens (sehr) weh.

Ich hab' oft genug ähnliche Situationen erlebt, wo man so an der Kapazitätsgrenze steht, dass weder Körper, noch Seele noch Geist es mehr verkraften konnten, was da um einen herum geschieht.

Und da ist man nicht gefragt als jemand, der einen irgendwie aufklärt und kritisch hinterfragt, sondern da kann man Betroffenen nur noch durch Anteilnahme und Mitgefühl ein bisschen helfen. Manchmal muss man sich auch zurücknehmen, was "therapeutische Inhalte" angeht. Manchmal kann man einfach nur noch für jemanden da sein.

Es ist nicht der Zeitpunkt, solche Dinge zu diskutieren. Und wenn einem das Kind totkrank da liegt, dann ist das auch nicht mit einer Psychose vergleichbar. Dies ist auch sehr schrecklich, aber es sind doch verschiedene Welten.

Emma, ich versteh' Dich und ich denk' an Dich und Deine Familie! Ich weiß schon, wie schwer Dir das Herz ist.......... Wenn's mein Kind wäre, hab' ich überlegt, was dann wäre.......... Und ich hab' überlegt, wie's mir als Kind war, wenn ich so krank war. Das Wichtigste ist, dass die Mama in der Nähe ist. Dann ist alles leichter auszuhalten, auch wenn's ganz schlimm ist. Als Eltern unterschätzt man das manchmal, wie wichtig unsere Anwesenheit und Nähe für unsere Kinder ist. Ganz egal, wie's kommt, Emma, sei einfach bei ihr, sei einfach da.

Ich bin sehr traurig, weil Euch das geschieht und schicke Dir ganz viele herzliche und liebe Grüße, Gedanken und eine feste, lange Umarmung und viel Kraft!

ausgefuchst

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Goldbeere
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Beitrag Di., 16.03.2010, 13:52

Hallo ausgefuchst,

ich lese Mueki als eine sehr pragmatische und lebensnahe Person.
Muenchnerkindl hat geschrieben:Ich habe mich mit "Selbstmitleid" darauf bezogen, sich nach einem Miserfolg nicht mehr aktiv um Hilfe zu bemühen und dann mit einem "andere haben auch keine Hilfe" ein Argument zu haben, in dem Leidenssumpf zu verharren. Anstatt eben die Ängste zu überwinden, aktiv zu werden um die Situation zu verbessern.
ausgefuchst hat geschrieben:In so einer Überlastungssituation und so einer inneren Not und Bedrängnis sind derartige Aussagen einfach nur noch die pure Überforderung. Emma kann damit im Moment mit Sicherheit nichts anfangen, es tut ihr höchstens (sehr) weh.
Invisibleemma schreibt aber

Zitat:
Ich muss einfach lernen, alleine mit meinen Problemen klar zu kommen, das mussten andere auch schon.

Das klingt wie "Jder hat mal eine Erkaeltung, da muss man durch."

Zitat:
aber wie würde es Dir gehen, wenn Du nicht wüsstest wie lange Deine Tochter noch leben wird.

Was aber emotional mit dem zweiten Zitat ueberhaupt nicht uebereinstimmt. Es ist nichts, wo man mal einfach so mit klarkommen muss, weil das ueberall so ist, wenn ein Kind im Sterben liegt.

Da zu intervenieren und auf die Diskrepanz aufmerksam zu machen, wie Stern und Mueki getan haben, koennte invisibleemma durchaus helfen - im Endeffekt schreibt sie nur sehr wenig darueber, wie sie sich fuehlt. Sie muss sagen, was sie braucht und will.

Viele Gruesse
Goldbeere
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Jesusechse
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Beitrag Di., 16.03.2010, 14:07

So habe ich das tatsächlich nicht gesehen und auch nicht erlebt beim Lesen. Aber kann gut so gemeint sein, sicher.

Ich denke, dass man in so einer Situation nicht mehr unbedingt sagen kann, was man braucht und will. Vielmehr sind doch Menschen, die psychisch und körperlich am Rande ihrer Kräfte angekommen sind, doch drauf angewiesen, dass andere sich fürsorglich verhalten, ohne dazu aufgefordert zu werden.

Das ist jedenfalls meine Erfahrung.

GLG

ausgefuchst

PS Ich denke, in so einer Situation geht man doch sowieso nur noch die Wände hoch vor lauter Elend. Ich stell's mir schwierig vor, dann noch eigene Bedürfnisse formulieren und äußern zu können, wenn man in Gedanken und Gefühlen nur noch bei seinem kranken Menschen ist. Man kommt sich auch viel zu egoistisch vor, dann an sich selbst zu denken. Da denke ich, müssen schon andere auch mal mitdenken und handeln, nicht nur abwartend sein und erst auf Zuruf zu reagieren. Ich glaube, das ist zu wenig. Ich denke, man muss schon auf jemanden zugehen, damit sich dieser traut zu sagen: "Ja, ich halt's nicht mehr aus und weiß nicht mehr ein noch aus!".

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hier bin ich
Helferlein
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Beitrag Di., 16.03.2010, 14:16

Müki, dass habe ich dir auch nicht unterstellt, ich hab einfach das Wort SELBSTMITLEID in so einer schweren Lebenslage als sehr unangemessen und unpassend gefunden, jeder ist für sein Schreiben verantwortlich. Ich denke weiter, man sollte sich schon etwas gewählter ausdrücken, es geht hier um sehr viel und es geht hier um jemanden, dem es sehr schlecht geht, der Unterstützung Zuspruch braucht, der erst mal zu sich finden muss, der Dinge erlebt hat, die alles noch schwerer gemacht haben, und der mit Ratschlägen erschlagen wird, oder sich so fühlt. Ich versuche mich in Menschen mit solch schlimmen Erfahrungen reinzuversetzten, damit ich vielleicht annähernd an den zu tragenden Schmerz komme, um dann mitzufühlen, nur da kann ich mein Wissen dann (vielleicht) hilfreich ansetzen.

Goldbeere schreibt….. Sie muss sagen, was sie braucht und will…..
Ach Goldbeere, dieser und auch die Sätze davor klingen für MICH nicht so, dass sie einem im Augenblick viel helfen könnten.


Grüße euch, und dir liebe Emma wünsche ich alles Liebe

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Jesusechse
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Beitrag Di., 16.03.2010, 15:19

Mir ging's auch kalt den Rücken runter bei manchen Sätzen hier in den Vorpostings.

Ich glaube, in der Hölle ( und nicht weniger erlebt Emma) gibt's nur Leid, aber kein Selbstmitleid.

Ich weiß, wie weh einem jedes einzelne Wort, dass nicht so ganz angemessen ist, in so einer Situation weh tun kann. Glühende Zangen und Eisen sind ein Dreck dagegen und im nächsten Moment ist einem das dann schon wieder egal, weil man hat für sowas keinen Kopf mehr, wirklich nicht. Es kommt dann aber später mal hoch und tut elend weh. Ich mag nicht ins Detail gehen, weil ich bei Emma nicht in die Kerbe hauen will. Es ist schon alles schrecklich genug. Sie braucht kein Salz in die Wunde gestreut bekommen, es reicht so schon zum Verrücktwerden.

Armes Kind, arme Emma, arme Familie...

Was kann man denn sagen, außer, dass es einen zutiefst betroffen macht und es unsagbar traurig ist?!

ausgefuchst

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Goldbeere
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Beitrag Di., 16.03.2010, 15:30

Hallo ausgefuchst,

hier im Forum geben unterschiedliche User unterschiedliche Antworten. Das macht ja auch das Gute des Forums aus. Da gibt es User, die einem klare Handlungsanweisungen mit einem Stups geben, da gibt es User, die einem Hilfe und Emphatie anbieten, jeder, wie er es fuer am besten haelt.

Mueki hat speziell darauf hingewiesen, was sie mit Selbstmitleid gemeint hat. Bevor invisibleemma auf Mueki geantwortet hat, war die Tragweite ihrer Schwierigkeiten vielleicht auch gar nicht so klar.

Wer kann da schon genau beurteilen, was da angemessen ist? Das heisst nicht, dass man nicht versuchen sollte, so gut als moeglich zu antworten, aber im Endeffekt sind wir alle nur Privatpersonen. Es kommt ja auch vor, dass in manchen Threads der oder die TE etwas als hilfreich empfindet, dass von den anderen Mitschreibern nicht unbedingt als solches betrachtet wird.

Hallo hier bin ich,

was ich damit meinte ist, nur invisibleemma weiss, was ihr im Moment gut tut. Vielleicht fuehlt sie sich mit einem der Ratschlaege angesprochen, vielleicht braucht sie im Moment einfach nur einen Raum fuer ihre Gefuehle, vielleicht weiss sie gar nicht, was sie moechte.

Mein Beitrag war nicht an invisibleemma gerichtet. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass es vielleicht ganz gut ist, dass sich in diesem Thread eine Sammlung unterschiedlicher Angebote befindet, weil wir wohl alle nicht in emma drinstecken.
Dass dann vielleicht nicht argumentiert werden muss, welche Art von Hilfe am besten ist.

Viele Gruesse
Goldbeere

edit: fehlenden Halbsatz eingefuegt
Zuletzt geändert von Goldbeere am Di., 16.03.2010, 16:15, insgesamt 2-mal geändert.
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stern
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Beitrag Di., 16.03.2010, 16:00

Ich würde das mit dem Selbstmitleid von MüKi nicht überbewerten... sie hat ja den Bezug auch nochmals klargestellt, was ich im Kern auch so sehe. Denn es ist einfach umso schwerer notwendige Hilfe zu erhalten, wenn man in Form von Doppelbotschaften zweideutige Signale aussendet (sprich einerseits heroisches Ablehnen von Hilfe, weil man alles allein schaffen muss, WEIL andere auch keine Hilfe haben vs. gleichzeitiger Hilferuf). An was soll sich der Empfänger dieser Doppelbotschaft nun orientieren?

Umso mehr wiegt das noch, wenn Hilfsmöglichkeiten angeboten werden (andere User brachten ja Vorschläge ein, wo sich Emma eine "Begleitperson" organisieren kann... und dass dann mit dem Argument "andere haben auch keine Hilfe" beiseite geschoben wird.
Abgesehen davon, dass man sich so selbst Hilfe verwehrt, die man evtl. haben könnte, ist es dann auch für denjenigen, der zu helfen versucht, schwer zu helfen. Zum einen, weil die Doppelbotschaft missverständlich wirken kann, zum anderen, weil dargeboten Vorschläge heroisch abgeblockt werden.

Und wenn es mir sch*** geht, würde ich mich (das gilt also für mich auch nicht darauf verlassen, das andere das zwangsweise riechen und mir selbstverständlich beispringen... sondern besser ist's für mich und klarer für andere, wenn ich das angemessen artikulieren und darum bitten kann. Das erhöht die Chance, Hilfe zu erhalten.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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hier bin ich
Helferlein
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Beitrag Di., 16.03.2010, 16:56

Ausgefuchst, du sprichst mir aus der Seele, es ist ein mitfühlen oder Mitgefühl, was einem jetzt mehr helfen kann, als Schlagworte. Ich kenne es sehr gut, gerade aus meiner ersten Therapie, wenn Worte unüberlegt oder eher provozierend verwendet werden, nach dem Motto, nun es gibt schlimmeres. Ich wollte nicht mehr leben, aber im grunde war es ein Hilferuf, ich wollte eher meine Ruhe haben. Antwort von meinem Gegenüber…… ich bemitleide sie nicht. Ich wollte kein Mitleid, ich wollte erstmal Verständnis, oder jemanden in meiner „Nähe“ wissen, der mich versteht. Diese Worte, obwohl sie über sieben Jahre zurück liegen holen mich immer wieder ein. Hätte er nichts gesagt, wäre es tausendmal besser gewesen, deshalb überlege ich mir schon sehr genau, ob es jetzt im diesem Moment helfen kann, es passt oder es lieber erst mal zurückgestellt werden soll, weil es nicht helfen kann. Hab im Fernsehen mal einen Beitrag gesehen, es ging um depressive Menschen, einer sagte, die Sätze wie, nun reiß dich mal zusammen, so schlimm kann es doch nicht sein… waren die aller schlimmsten, unverständnis heißt es glaube ich.



Hallo Goldbeere, nun, klar stecken wir nicht in Emma drin, aber was wir schreiben wird Emma erreichen, und wenn es einem besonders schlecht geht, kann da schon viel mit ausgelöst werden, aber leider nicht gelöst. Glaube dir, dass es nicht in deiner Absicht stand, etwas zu schreiben, was Emma herunterzieht, aber wie gesagt, in einer schweren Lebenssituation, ohne sicht auf ein gutes Ende, wohlmöglich noch ganz allein, da beschäftigen einen Worte, die einem nicht gut tun. Ich kenn es, es ist ein Gedankenwirrwarr, warum verstehen die mich nicht, warum hab ich überhaupt etwas gesagt, warum wird es so dargestellt ich meinte doch….



Doppelbotschaften????? Kann sein, man kann es aber auch rein interpretieren.

Stern schreibt…..ist es dann auch für denjenigen, der zu helfen versucht, schwer zu helfen. Zum einen, weil die Doppelbotschaft missverständlich wirken kann, zum anderen, weil dargeboten Vorschläge heroisch abgeblockt werden.
Ich bin jetzt in einer sehr guten Therapie, war nicht immer so, aber dadurch, dass es ihm möglich war, seinen Blickwinkel der Sicht zu ändern, meine gesammelten Umstände oder erlebten Zustände mit mir aus meiner Sicht zu betrachten, war es mir möglich, meine Sicht der Dinge in eine andere Richtung zu lenken. Möchte damit sagen, man sollte da „abgeholt“ werden, wo man steht, zu große Schritte oder übersprungende Schritte führen zum Stolpern oder zum Stürzen. Jeder ist anders, jede Empfindlichkeit ist anders, weil alle erlebten Erfahrungen anders sind. Der eine wischt es kurz vom Tisch, beim anderen brennt es sich ein.

weiter schreibst du…….wenn ich das angemessen artikulieren und darum bitten kann. Das erhöht die Chance, Hilfe zu erhalten.

Hm, wieder mal von außen geschrieben, manchmal geht es aber nicht so einfach, ich konnte über 40 Jahre nicht über mein innenleben über meine Träume, nicht unruhe in meiner Nacht brachten sprechen, weil ich es nicht gelernt hatte. Theorie und Praxis.
Grüße

bin morgen wieder da, bis dahin

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Jesusechse
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Beitrag Di., 16.03.2010, 17:56

Ich sehe das so ählich wie hier bin ich.

Man kann Menschen böse überfordern und es ist tatsächlich das, was das Wunschenswerte wäre, dass Mensch da abgeholt werden, wo sie sind.

Man kann ja viele Anforderungen stellen, aber was, wenn der andere die nicht schafft. Soll man ihn dann im Stich lassen?

Ich hab' viele Jahre lang vorgehalten bekommen, ich wäre ja so wählerisch, würde alle Hilfsangebote ablehnen, also hätte ich keine Hilfe nötig oder verdient. Tatsache war, dass ich so unten war, dass ich kaum einen Gesprächspartner aushalten konnte, weil mir ihre plumpe Art das Gehirn in die schlimmsten psychischen Schmerzen stürzte.

Ich kenne diese Dinge und würde mir wünschen, dass es hier nicht in eine Grundsatzdiskussion ausartet und man wieder mehr an Emma denkt und einfach mit der nötigen Sensibilität und Ruhe hier in diesem Thread zugegen ist. Vorschläge sind gut, aber man muss auch verstehen, wenn jemand vor lauter Not gar nichts mehr aufgreifen und annehmen kann. Ich z.B. wäre auch schreiend weggelaufen, wenn mir damals jemand einen Seelsorger angetragen hätte. Man ist so dünnhäutig und über alle persönlichen Grenzen raus, dass man oft nur ganz bestimmte Dinge noch zulassen kann. Nicht jedes Angebot ist dann willkommen und hilfreich, sondern einfach nur Bedrängen und Überforderung und neuer Schmerz.

Ich wollte damals z.B. nur mit einer einzigen Person reden. Alles andere lehnte ich ab. Man machte mir Vorwürfe, stur und bockig sei ich. Aber das war ich nicht. Ich konnte nur mit diesem einen Menschen reden, weil er mich verstand und behutsam genug war, um mit mir zu reden, ohne alle Ängste und Schmerzen wieder zu reaktivieren und auszulösen. Man sucht nie nur einfach Hilfe, sondern was, was einem dann auch wirklich hilft!!

Aber nur wer wirklich solche Höllenqualen schon erlebt hat, wird verstehen, was ich meine. Worte können so schneidend und schmerzhaft sein, dass es sich so anfühlt, als ob man tatsächlich zerfetzt wird. Und innerlich wird man das auch. Aber es heilt auch mit der Zeit wieder. Zum Glück.

Hier in diesem Thread sollte man - das ist meine Meinung - wirklich langsam machen und genau überlegen, was man schreibt.

ausgefuchst

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 16.03.2010, 18:08

ausgefuchst hat geschrieben: Man kann Menschen böse überfordern und es ist tatsächlich das, was das Wunschenswerte wäre, dass Mensch da abgeholt werden, wo sie sind.

Man kann ja viele Anforderungen stellen, aber was, wenn der andere die nicht schafft. Soll man ihn dann im Stich lassen?
Das Problem hier ist doch einfach, daß niemand an der Wohnungstüre klopfen wird um Hilfe anzubieten.

Es geht auch nicht um "böse überfordern". Es geht einfach darum, daß man Hilfe in den allermeisten Fällen nicht bekommen kann, wenn man nicht ein kleines Bischen eigene Aktivität selbst einbringt um den Kontakt herzustellen. Und in einem Forum wie hier zu schreiben ist sicherlich schon mal ein sehr guter Anfang!

Und es ist leider einfach so, daß man ggf erst einige Angebote ausprobieren muss, bis man ein für sich geeignetes finden kann. Ich bin zB erst mit dem glaube ich 8. Psychiater wirklich zufrieden gewesen. Das ist nicht schön, aber es ist leider so.

Mögliche Gründe dafür, sich keine Hilfe zu holen gibt essicher viele und verschiedene. Sozialphobie, Angst vor Zurückweisung oder generell Ängste aller Art, Stolz, schlechte Erfahrungen, depressive Lethargie, "hab ich nicht verdient", "hilft eh nicht" usw.
Meine Erfahrung ist, daß man den ersten Schritt aus diesen ganzen "Gründen" sich nicht um Hilfe zu bemühen raus selbst tun muss. Es kommt einfach niemand der einem das abnimmt. Ich glaube ich erzähle hier wohl nichts falsches, wenn ich behaupte, das fällt am Anfang so ziemlcih allen Menschen schwer, aber das muss ja nicht so bleiben

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candle
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Beitrag Di., 16.03.2010, 18:22

Hallo Emma!

Ich finde es im Nachhinein schon hart, dass Du Dich so negativ rumschlagen mußt mit Deiner Therapeutin. Das ist in dieser Situation eine nicht notwendige Zusatzbelastung.

Wegen Deines kranken Kindes könntest Du Dir Entlastung schaffen. Es immer gut die Last auf viele Rücken zu verteilen. Ich mußte da mal ein wenig durch als mein Ex- Mann an Krebs erkrankte. Bei Kindern stelle ich es mir doppelt schlimm vor.

Ist vielleicht ein Hospiz angedacht?

Vielleicht sind da ja Freunde zum Reden, Eltern oder Geschwister, die etwas die Betreuung der anderen Kinder übernehmen können? Dann engen Kontakt halten zu den Ärzten, die teilweise die Angehörigen in Kliniken psychologisch mitbetreuen. Selbsthilfegruppen gibt es auch.

Ich wünsche Dir Alles Gute, auch, dass es mit der Therapeutin ins Lot kommt.

Grüsse!
candle
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münchnerkindl
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Beitrag Di., 16.03.2010, 18:52

Das Jugendamt bietet auch Hilfen für Eltern in schweren Lebenskrisen an. Eine Freundin von mir hat eine Familienhilfe gehabt als ihre Tochter schwer krank war (seltene Immunschwäche mit Möglichkeit daß sie daran stirbt), die kam ein mal die Woche vorbei und sie konnte mit ihr über alles reden was sie gerade belastet. Meine Freundin war sehr zufrieden damit, das Krankenhaus der Tochter hat ihr diesen Kontakt vermittelt, aber man kann sich sicher auch selbst ans JA wenden.

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stern
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Beitrag Di., 16.03.2010, 23:16

Ja Moment, dass hier nichts quer läuft: es geht hier - wie Müki auch schreibt - nicht um böse Überforderung oder überfordernde Erwartungen an Emma. Sondern um Vorschläge WIE sie Hilfe erhalten kann (z.B. durch direktes, eindeutiges Äußern eines Wunsches, was sie braucht) und WO mögliche Anlaufstellen sind (vgl. Postings anderer User).

Das jemand dazu noch nicht in der Lage ist oder dzt. nicht in der Lage, das kann ich durchaus sein. Nur glaube ich daran, dass ein Mensch entwicklungsfähig ist und das lernen kann... ich meine, ich habe sogar eine Formulierung vorgeschlagen, um mich möglichst der Schrittgröße anzupassen.

Und wenn jemand sich keine Hilfe sucht und das damit begründet, dass er es (noch) nicht kann, dann ist das (zumindest für mich) immer noch was anderes als die Begründung "andere haben ja auch keine Hilfe". Denn so wird ja nichtmal deutlich, was dahinter steckt, mit der Folge das Missverständnisse und Fehlinterpretationen durchaus passieren können.

Und das schreibe ich mit Rücksicht und Bezug auf Emma, weil meine persönliche Meinung und Erfahrung ist, dass das direkte äußern von Wünschen im Allgemeinen am weitesten führst. Wenn es um die Frage geht, wie es für Emma weitergeht, so halte ich es schlichtweg für lebensfremd, dass Therapeuten, Kliniken, etc. auf Emma zukommen... sondern es geht nun darum, wie sie das erhält, was sie braucht. (sry Emma, dass ich in der dritten Person schreiben). Darauf bezogen sich meine Vorschläge, und vermutlich auch die von MüKi, die ja zudem "nur" Angebote darstellen und keine "über-fordernde Erwartung" beihhalten sollen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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münchnerkindl
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Beitrag Di., 16.03.2010, 23:35

stern hat geschrieben: Und wenn jemand sich keine Hilfe sucht und das damit begründet, dass er es (noch) nicht kann, dann ist das (zumindest für mich) immer noch was anderes als die Begründung "andere haben ja auch keine Hilfe". Denn so wird ja nichtmal deutlich, was dahinter steckt, mit der Folge das Missverständnisse und Fehlinterpretationen durchaus passieren können.
Aussagen wie "andere haben auch keine Hilfe" sind eigentlich ein Versuch der Rationalisierung von Angst und Hilflosigkeit. Man kann es so vor sich irgendwie rechtfertigen und schönreden daß man schlicht und ergreifend zu viel Angst hat und es nicht schafft sie zu übwerwinden.

Ich kenne diese Kämpfe auch, zB einen Anruf zu tätigen. Ich glaube viele kennen die. Und ganz klar, man kann da auch kapitulieren.

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