Vielleicht hilft ja eine Definition von Authentizität weiter:
(Nachzulesen bei Tante Wicki)Authentizität bezeichnet eine kritische Qualität von Wahrnehmungsinhalten (Gegenständen oder Menschen, Ereignissen oder menschliches Handeln), die den Gegensatz von Schein und Sein als Möglichkeit zu Täuschung und Fälschung voraussetzt. Als authentisch gilt ein solcher Inhalt, wenn beide Aspekte der Wahrnehmung, unmittelbarer Schein und eigentliches Sein, in Übereinstimmung befunden werden.
Mit Authentizität ist also nicht gemeint, dass man ungefiltert alles in die Luft blasen soll, was einem gerade durch das Hirn schießt, sondern dass man nicht im Widerspruch zu seinem eigenen Denken und Fühlen reden und handeln sollte. Also nicht, wenn man keine Lust auf den Patienten hat, sagen, "Ach sie schon wieder" (das wäre lediglich rausblubbern unreflektierter Gedanken und Gefühle und ein Therapeut sollte möglichst immer reflektieren was er bezüglich des Patienten denkt und sagt), aber auch nicht sagen "Frau X, auf sie habe ich mich heute besonders gefreut" (Das wäre nicht authentisch).
Meine klare Aussage (und das sehen die berufsrechtlichen Vorgaben genauso) also: Authentisch, in jedem Fall (alles andere würde die Patienten an ihrer Wahrnehmung zweifeln lassen, das sie wahrscheinlich sowieso irgendwie spüren würden, dass der Therapeut gerade nicht so viel Lust hat), aber nicht unreflektiert (Reflexion gehört genauso zu den therapeutischen Grundsätzen wie Authentizität) und schon gar nicht abwertend, übergriffig oder beleidigend. Und ich gehe davon aus, dass die meisten Therapeuten auch so vorgehen (negative Ausnahmen kann man sicherlich immer finden, aber zur mir hat z.B. noch nie jemand etwas Ähnliches gesagt, obwohl ich etliche verschiedene Therapeuten erlebt habe)
Wenn die einen User über Echtheit (im Sinne von nicht Lügen oder Manipulieren) und die anderen über Übergriffigkeiten schreiben und bei das dann "Authentizität" nennen, darf man sich nicht wundern, wenn die Diskussion zu nix führt...