Oha. Wut.
War in der letzten (gescheiterten) Therapie Dauerthema. In Abwesenheit. Die Ex-Therapeutin warf mir konsequent vor, meine Wut nicht zuzulassen. Unterschwellig war sie da, für sie als TfP-Therapeutin sicherlich sehr präsent und wahrnehmbar (das weiß ich heute) aber für mich damals überhaupt nicht greifbar. Wenn ich dann in Konfliktsituationen einen Hauch von Wut zeigte, auch auf sie, auch berechtigt in meinen Augen, wies sie das alles ganz weit von sich. Das hatte in ihren Augen mit ihr und ihrem Verhalten nichts zu tun. Ich habe sehnsüchtig darauf gewartet, dass sie einen winzigkleinen Eigenanteil am Geschehen mal zugibt, aber das kam nie.
Richtig offen zeigt die Wut sich erst jetzt, bei der Analytikerin. Und auch nicht zu knapp. Manchmal ist ganz klar, dass es nicht um sie geht, dass das "alte" Wut ist. Manchmal ist sie aber auch ganz unmittelbar im Fokus. Weil sie etwas sagt oder tut, was mir nicht passt (ja, auf dem Niveau bewege ich mich zurzeit in der Therapie
). Und da werde ich auch mal ungerecht, und werfe ihr Dinge vor, für die sie nichts kann. Ich kann da ziemlich laut und vehement werden, ist eine neue Entdeckung
. Ausfallend war ich trotzdem nie bisher.
Manchmal, wenn ich mich tobend nur noch im Kreis drehe und das nirgendwo hinführt, geht sie dazwischen. Meta-Ebene sozusagen. Fragt: Was brauchen Sie jetzt? Was wollen Sie jetzt von mir? Was frustriert sie so, dass Sie so toben müssen? Manchmal hab ich darauf eine Antwort, aber ganz oft auch nicht. Und weil ich in meiner Wut oft auch "löchrig" bin und wenig kontrolliert, gebe ich dann manchmal auch die Geheim-Wünsche und -Bedürfnisse zu, die mir sonst nie über die Lippen kommen würden. Hinterher ist die Scham oft riesig. Und ich brauche dann auch ziemlich viel Rückversicherung, dass das alles so ok ist, grundsätzlich. Die Wut, aber auch die Bedürfnisse und die Wünsche, die dahinter verborgen waren.
Sie geht mit der ganzen Wut-Sache ziemlich gelassen um. Kann anscheinend diese Wut ziemlich gut von sich als Person trennen. Und ist dabei auch überhaupt nicht wertend. Im Großen und Ganzen hat die Wut dort erstmal ihren Raum, was für mich enorm wichtig ist, weil sie früher so gar nicht sein durfte. Und ich stelle fest: Sie hält der Wut auch stand, sie lässt sich da von meiner Wutwucht nicht wegpusten. Was gut ist, denn das heißt: Sie ist ein wirkliches Gegenüber.
Wenn ich direkt auf sie wütend bin, dann wird sie schon auch ihren Anteil am Geschehen klar benennen und sich auch gegebenenfalls dafür entschuldigen. Das finde ich unendlich wertvoll nach der letzten Erfahrung. Unterm Strich lerne ich grade: Wut darf da sein. Und sie muss nicht alles kaputtmachen. Muss also (vielleicht) gar nicht sooo bedrohlich sein wie ich immer angenommen hatte.
diesoderdas, ich finde es schade, dass die Tatsache, dass dein letzter Therapeut da im Umgang mit dir und deiner Wut nicht die große Leuchte war, dich davon abhält, es erneut zu versuchen. Ein anderer Therapeut wird dir anders begegnen. Deine Wut zeigt sich vielleicht ganz anders wenn dir jemand anders gegenüber sitzt. Wenn du nicht bis aufs Blut gereizt und provoziert wirst wie das in der letzten Therapie war. Und dann hast du auch die Chance, damit einen anderen Umgang zu finden und neue, bessere Erfahrungen zu machen. Wenn du aber stehenbleibst, wird nix passieren. Nur die Angst wird immer größer (ist meine Erfahrung jedenfalls).
LG l.