Ja genau, mio, es ist Wunschdenken ...oder bedürfnisorientiertes Denken....
Die Veränderung geschieht sooooo langsam, dennoch läuft auch hier ein Wandlungsprozess: Immer mehr wird sich mit dem Thema Unterschied von klassischer PTBS und kompl. PTBS auseinander gesetzt, Letzteres als Diagnosevorschlag bald der WHO vorgelegt für den neuen ICD-11...
Es ist halt ein Paradigmenwechsel, der stattfindet. Das heißt eine Haltungsveränderung.
Ich denke, dass die Schwergängigkeit in der "Fachwelt", sich dem Thema Bindungs-/Beziehungs-/Entwicklungstraumatisierung zu stellen, ein Anzeichen von Auswirkungen selbst erlebter entsprechender Traumatisierung ist. Und da springt bei jedem Betroffenen zunächst erstmal der Schutz- und Abwehrimpuls an. egal ob Klientin, Therapeut, Fachärztin usw...
Auch sehe ich einen großen Zusammenhang mit den Auswirkungen allein des letzten Weltkrieges. Abgesehen von Traumatisierungen auf der körperlichen Ebene, ging es auch sowohl um Heimatverlust (sicherer Ort) als auch um Bindungsverluste. Und zusätzlich ist hier noch die während des Naziregimes propagierte Schware Pädogogik durch Johanna Haarer zu erwähnen, die den Erziehungsratgeber "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" veröffentlichte mit so unglaublich grausamen Methoden wie: Der Säugling muss schreien gelassen werden, statt verzärtelt, und sollte in einen Raum gebracht und dort alleine gelasen werden, da man sich sonst einen Tyrannen heranziehen würde.
DAS Urtrauma schlechthin!
Und all das wirkt bis in die heutige Zeit durch Weitergabe von erfahrenem Trauma.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass es 7 Generationen braucht, um ein Trauma zu verarbeiten. Von daher haben wir als Gesellschaft noch ein ganzes Stück zu gehen.
Im Grunde ist es so, dass in der jetzigen Zeitphase z.B. der 2. Weltkrieg erst wirklich aufgearbeitet wird.
Die Generation unserer Eltern/Großeltern hatten noch viel weniger Unterstützungsmöglichkeiten wie es sie heute immer hin gibt, auch wenn selbst das nich zu wenig ist. Und diese Altersgruppe macht heute einen Großteil der von Alzheimerdemenz betroffenen Menschen aus. Die dazugehörigen Symptome steht im engen Zusammenhang mit Traumafolgereaktionen, wofür sich zumindest die therapeutische Fachwelt glücklicherweise mehr und mehr öffnet.
Und es braucht viele Mutige - wie z.B. wir (!) -, die die Fortsetzung unterbrechen, damit wir in der jetzigen Generation zumindest nichts weiter geben.
Leider sind noch zu viele, die den fachlichen Umgang mitbestimmen, noch nicht mutig genug.
Doch, Göttin, sei Dank, gibt es auch andere, wie z. Bsp. wissende Therapeut*innen, die ihre eigene mögliche Traumageschichte aufgearbeitet haben, und Menschen, die das für sich erreichen möchten, einen flexiblen, auf sie zugeschnittenen Therapierahmen anbieten.
Es kann eigentlich alles nur besser werden....
Oder: Und eines Tages kann der Himmel auch wieder etwas blauer werden. (Dami Charf)
Von daher: Bleiben wir dran!