Unterschied Selbstzahler - Kassenfinanzierung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Di., 27.12.2016, 22:21

Broken Wing hat geschrieben:Ein Abhängiger wird sich die Therapie leisten, koste es was es wolle. Ist bei allen Abhängigen ja so. Nach dem Kontingent wird er auf Selbstzahlung umsteigen.
Na ja, ganz so radikal würde ich das nicht sehen. Ich denke es wird niemand kriminell, nur weil die Therapie ausläuft und sich nicht selbst finanzieren lässt. Gibt ja "Methadon"-Programme ... um mal im Jargon zu bleiben. Wer es sich leisten kann, für seine Abhängigkeit zu bezahlen, der hat zwar auch ein Problem, aber es bleibt seines. Von daher im Grunde ja ok.
Wie sich das individuell dann anfühlt, dürfte verschieden sein. Ist ja bei anderen Süchten auch so.

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Mondin
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Beitrag Di., 27.12.2016, 22:47

....

Ach watt, einfach Therapie für alle, soviel jeder mag. Kamelle!!!!

Ernsthaft, im Endeffekt ist es doch so, egal was wir hier lamentieren, keiner von uns sitzt im Einzelfall wirklich drin, es sei denn, es ist unser eigener, höchstpersönlicher Einzelfall. Und somit gilt am Ende generell, dass jeder für sich selbst eintreten muss, Mittel und Wege zu finden, für sich zu sorgen.

Wenn jemand sein Heil darin sieht, sein Leben lang bei einem Therapeuten zu verbringen, dann muss er/sie sich eben einen Nebenjob suchen und sich das ermöglichen. Das ist meiner Ansicht nach im Grunde nichts anderes, als wenn jemand z. B. auf eine Weltumsegelung spart und dafür nebenbei arbeiten geht. Ich lese hier oft Sätze, die unter der Prämisse geschrieben werden: "Das gönn ich mir - das bin ich mir wert!" u. ä. Ähnlich einem Selbsterfahrungsseminar.

Ja! Sicher! Das ist absolut richtig und prima, sich etwas Gutes für sich selbst zu gönnen. Aber dann sollte man es sich auch selbst erarbeiten, bzw. nicht erwarten, dass die Allgemeinheit dafür aufkommt. Diese sehe ich lediglich in der Pflicht, wenn es sich um eine Maßnahme handelt, die dem Minimum an Lebensqualität dient. Alles was darüber hinausgeht ist Luxus und fällt in den Bereich der Eigenverantwortung.

Das ist in diesem System, das wir hier haben, zum Teil mAn zu rigide geregelt, vom Prinzip her finde ich diese Verfahrensweise jedoch absolut richtig. Wer sich etwas gönnen will, der muss auch etwas dafür tun. Und sei es nur, sich durch den Dschungel von Formalien zu kämpfen. Am Ende kann man das so Erreichte dann doppelt genießen, eben weil man auch etwas dafür geleistet hat, das erzeugt Wertschätzung.

Von dieser Warte aus, erscheint mir das (Leistungs)Prinzip nicht schlecht.

Und die Gutachter sind in aller Regel auch keine dummen Jungs, sondern selbst erfahrene Ärzte. Da ist es nicht ganz so einfach, diese zu täuschen, wie das sich hier zum Teil so liest.

Grüßerle!
Mondin


mio
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Beitrag Di., 27.12.2016, 22:55

Mondin hat geschrieben: Und die Gutachter sind in aller Regel auch keine dummen Jungs, sondern selbst erfahrene Ärzte. Da ist es nicht ganz so einfach, diese zu täuschen, wie das sich hier zum Teil so liest.
Aber auch Gutachter sind "berechenbar", wenn man sie kennt. Und Therapeuten kennen irgendwann die Gutachter und ihre "Haltungen". Meine Thera hat zB. einen "Lieblingsgutachter", wo sie sich regelrecht freut, mit dem Kontakt zu haben, weil der sehr auf ihrer Linie ist. Wie das genau läuft weiss ich nicht, aber das was ich dem entnehme, was sie so erzählt, dann ist das schon auch "Berechnung" in manchen Fällen.

Ist ja an vielen "Stellen" so. Ich hatte zB. mal einen Fahrradunfall aufgrund von "Trunkenheit". Ich hab niemanden geschädigt, nur mich selbst. Aber mein Anwalt sagte mir gleich: Die Richterin ist ne harte Socke bei sowas... Glücklicherweise hat sie gerade aufgrund ihres "Harte Socke Seins" nen Fehler gemacht und mich zu was verurteilt, wozu sie mich gar nicht verurteilen konnte. Die "Widerspruchs" Verhandlung hingegen war ein abgekartetes Spiel, von vorne herein. Soviel zu Theorie und Praxis.

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Mondin
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Beitrag Di., 27.12.2016, 23:01

....

Hmmmm, mio. Was willst Du gegen Seilschaften tun? Einfach das ganze System abschaffen?
Halte ich für verfehlt. Es gibt überall Klüngel, mal mehr, mal weniger. Dennoch funktionieren solche Systeme im Großen und Ganzen, jedenfalls meiner Erfahrung nach. Und praktisch (also in der Praxis) wird jedes System Klüngel erzeugen, es sei denn, man setzt vollständig auf Anarchie und das wird in diesem Kontext mE unbezahlbar.

Die letzte Sicherung sind dann ja noch die Maximalstunden, für mehr müsste man dann klagen und das ist eine Hürde, die kaum jemand nimmt. Ich finde das im Grunde gut so. So kommen letztendlich nur die zur alimentierten Dauertherapie, die wirklich dafür gekämpft haben und das tut sich iaR tatsächlich nur der an, der es wirklich nötig hat.

.....

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Lockenkopf
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Beitrag Di., 27.12.2016, 23:08

Ich habe im Sommer vergangenen Jahres an einem Interdisziplinären Seminar teilgenommen. Anwesend neben dem leitenden Dozenten (Arzt, Psychotherapeut/Analytiker), eine Palliativbegleiterin, 1 Studentin, 1 Heilpraktikerin und auch 2 psychologische Psychotherapeuten und meine Wenigkeit. In der Vorstellungsrunde gaben beide Psychotherapeuten an, in Kliniken zu arbeiten. Und einer der beiden (ein VT, ca. 50 J.) gab an, sich demnächst selbständig machen zu wollen mit einer Privatpraxis,
wörtlich: "... mit Patienten, die wirklich an sich arbeiten wollen."

So viel zum Thema, Meinung der erfahrenen Psychotherapeuten.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am Di., 27.12.2016, 23:17, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf


mio
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Beitrag Di., 27.12.2016, 23:09

Mondin, ich will da gar nix gegen tun, weil ich es für recht illusorisch halte, da nachhaltig an allen Stellen was zu tun. Es war nur ein Beispiel dafür, wie es eben bisweilen in der Realität läuft. Und solange das in einem "rechtlichen Rahmen" läuft und ja auch niemand zu Schaden kommt dabei finde ich das soweit ok.

Schwierig wird es, wenn Menschen dadurch Schaden nehmen, aber auch das wird sich nicht komplett abwenden lassen. Sondern allenfalls kontrollieren. Und dazu sind wir im Zweifel alle selbst aufgerufen, finde ich. Wenn mich der Arzt mit seiner "auf Angst bauenden überflüssigen Vorsorgemassnahme" nervt, dann gehe ich da nicht mehr hin. Da habe ich die Wahl. Bei der Richterin hatte ich nur die Wahl des Anwalts. Und in dem Falle einfach Glück. Denn das Urteil hätte ich sicher nicht angezweifelt, weil einfach zu wenig Ahnung von der Materie...nichts desto trotz hat die Frau ein Urteil gefällt, was sie laut Gesetzeslage gar nicht fällen konnte. Schon pervers. Und so kann es einem eben überall gehen, leider. Nur vollständig ausräumen werden wir das für meine Begriffe nicht können, allenfalls begrenzen.


mio
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Beitrag Di., 27.12.2016, 23:20

Lockenkopf hat geschrieben:So viel zum Thema, Meinung der erfahrenen Psychotherapeuten.
Nun, mit dem hätte ich nicht arbeiten wollen in einer Klinik. Scheint ja sehr viel Wert darauf zu legen, dass er selbst auch "Bestätigung" erhält und hat es dafür dann doch lange ausgehalten in der Klinik wie es scheint....

Sowas finde ich zB. total widersprüchlich. Auch wenn ich durchaus nachvollziehen kann, dass es wenig Freude macht, mit Menschen zu arbeiten, denen helfen zu wollen und dann tut sich nix. Das kann auslaugen, ohne Frage. Nur wenn jemand dann solange selbst "ausharrt" in einer für ihn unbefriedigenden Situation, dann frage ich mich schon, wo da die eigene Konsequenz (Selbstfürsorge) ist. Und mit 50 ist man normalerweise ja kein "Jungspund" mehr in dem Geschäft...der direkt vom Studium kommt.

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Broken Wing
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Beitrag Di., 27.12.2016, 23:29

Ja. Therapie für alle. Genauso wie Bildung, Essen, Wohnung.

Klar, es ist illusorisch. Und Aber die Sterne erreicht man auch nicht und orientiert sich doch an ihnen. wo ich schon erwähnte, gelesen zu haben, dass lediglich 4 % der Anträge abgelehnt werden: Das finde ich super. Arbeiten wir daran, dass es 0 % werden. Ist ja bei Ärzten und deren Behandlungen auch so. Kommt auch niemand mit absurden argumenten á la schlechte Ärzte aussieben.
Das tut das Gutachterverfahren eben nicht. Wenn es das täte, wäre ich dafür, es in den Grundschulen einzuführen. Die Kids müssen vor schlechten Lehrern geschützt werden.
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Broken Wing
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Beitrag Di., 27.12.2016, 23:33

Und gestern äußerte ich mich zu gekauften Intimitäten für solche, die sowas einfach nicht bekommen.

Erfreulicherweise scheine nicht nur ich so tabulos zu denken.

http://www.sexual-assistenz.at/

Wunderbar. Weiter so.
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Beitrag Di., 27.12.2016, 23:35

Broken Wing hat geschrieben:Kommt auch niemand mit absurden argumenten á la schlechte Ärzte aussieben.
Immerhin ermöglicht die freie Arztwahl mir in der Regel, dort dann nicht mehr hinzugehen. Das ist dann meine Entscheidung. Damit wird, wenn alle es tun, automatisch ausgesiebt. Kein Klientel = kein schlechter Arzt mehr.

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Broken Wing
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Beitrag Di., 27.12.2016, 23:42

Und eine freie Therapeutenwahl gibts nicht?
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Beitrag Di., 27.12.2016, 23:42

Doch. Ich beschwere mich ja auch nicht. Ich habe meine sehr frei und sehr bewusst gewählt.

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Solage
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Beitrag Mi., 28.12.2016, 00:13

Solage hat geschrieben:Würde ich jetzt selbst finanzieren müssen, weil die KK nicht mehr finanziert und ich aber noch weiterhin Bedarf habe, dann hätte ich gemischte Gefühle: Ich werde nicht mehr als krank gesehen, sonst würde die KK ja finanzieren. Trotzdem geht es mir noch nicht gut. Also finanziere ich unter Umständen selbst weiter.
montagne hat geschrieben:Hi Solage,
ich sehe da einen Denkfehler den hier einige haben.
.... Bsp. ohne Brille oder Kontaktlinsen bin ich nahezu sehbehindert. Ich gehe ohe Brille nichtmal Nachts zum Klo. Trotzdem zahlt die KK nichts, weder die Gläser, noch das Gestellt, geschweige denn, hochbrechende, dünne Gläser, weil die normalen so schwer wären, dass ich Wunden auf der Nase bekommen würde.
Niemand käme auf die Idee zu sagen: Wenn die Kasse dir keine Brille zahlt, brauchst du offenbar keine und trägst sie nur als Luxusartikel. Lächerlich ehrlich.Das Problem, dass man nicht das bekommt, was man braucht, dafür teils etwas haben könnte, was man nicht braucht, ist in vielen Bereichen so, ob somatischer oder psychischer Bereich.
Ich kenne es noch aus früheren Zeiten so, dass da sehr viel bezahlt wurde was benötigt wurde. Eben auch Brillen usw. Da hat sich mittlerweile viel verändert. Nicht zum Wohle des Patienten.
Äh, das war jetzt kein Angriff auf dich. Mir fiel ein Beitrag nur auf, weil du ausformuliert hast, was hier im Thread herumgeistert: Wenn es eine Indikation gibt, bekommt man was und wenn man nichts bekommt, braucht man es wohl auch nicht. Ist sicher nach Definition der Kasse so, geht aber sowohl an der Realität, als auch der Forschungslage vorbei.
Danke montagne, dass Du erklärst, dass Du mich nicht angreifen möchtest.
Ich habe es eben genauso gemeint, wie Du es wohl aufgefasst hast: Krankenkasse sagt NEIN, keine weitere Therapie notwendig und deshalb bezahlen wir auch nicht mehr.
Mir wurde gesagt, dass früher wesentlich länger psychoanalytische Therapien finanziert wurden, weil die Gutachter sich eben nicht auf eine feste Stundenzahl festnageln ließen.
Scheint jetzt wohl anders geregelt zu sein. Da sind die Gutachter wohl auch gedeckelt.
Das macht eben schon was mit mir.
Auf das Thema bezogen, klar WENN man meint noch was zu brauchen und das Kassenbudget ausgereizt ist, muss man sich überlegen, wie es weiter geht. Nur finde ich den Gedanken als nahezu vorauseilender Gehorsam zu sagen, dann brauche ich wohl auch nichts mehr.
Wenn Selbstfinanzierung angeboten und möglich ist, dann geht es ja weiter.
Ansonsten ist da einfach Schluss.
Ich bin es mir wert! Ich muss nicht am Boden liegen, um Unterstützung haben zu dürfen. Ich muss niemandem um Erlaubnis fragen. Auch wenn die KK sagt: Jetzt muss es Ihnen aber reichen oder sie gehen in eine Klinik, so habe ich MEINEM Gefühl vertraut, was auch therapeutisch war. Mich zu trauen, auf das zu hören, was ich in mir spüre, mich Ernst damit zu nehmen und mir nicht von anderen, von Autoritäten diktieren zu lassen, was ich angeblich brauchen würde.
Da bist Du schon sehr weit montagne!
Das sind vielleicht etliche Patienten (noch) nicht.
Haben doch manche Psychotherapiepatienten ein Selbstwertproblem und wissen noch gar nicht was sie beanspruchen (dürfen).
Mir ging es damals so, dass ich davon ausging, dass ich gar keinen Anspruch habe!
Dass da über mich verfügt wird.
Deshalb bin ich unter anderem in Therapie.


mio
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Beitrag Mi., 28.12.2016, 00:28

Solage hat geschrieben:Dass da über mich verfügt wird.
Und das, das ist wirklich schlimm wie ich finde Solage. Denn keine "Hilfe" von außen sollte mit einer "Verfügung" gleichgesetzt werden müssen. Patienten haben Rechte. Punkt. Und innerhalb dieser Rechte lässt sich "spielen".

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Solage
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Beitrag Mi., 28.12.2016, 00:37

Ja, das ist wirklich schlimm was da mit mir veranstaltet wurde.
Eben schon vor der Therapie.

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