Vertrauensbruch durch Therapeutin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Sa., 12.12.2015, 22:20

Hallo Broken Wing,
Broken Wing hat geschrieben:Aber ja, du hättest in der Zeit arbeiten können oder sonst etwas anderes tun, von den Fahrtkosten mal abgesehen.
exakt das war meine innere Argumentation die ja auch "richtig" ist. Ich arbeite freiberuflich, hatte teilweise also tatsächlich Verdienstausfälle aufgrund der Therapie. Meine Therapeutin hatte aber auch "Verdienstausfälle" durch meine Freiberuflichkeit, weil ich häufig auch mal nicht konnte. Das hat sie mir jetzt nie zum Vorwurf gemacht und war da immer sehr flexibel, weshalb ich ihr es dann eben umgekehrt auch nie zum Vorwurf gemacht habe, wenn sie mal absagen musste.
Das war einfach der Deal, der halt an einer bestimmten Stelle - die ich immer noch als "Intervention" ihrerseits sehe, wohingegen sie das offiziell bestreitet, aber: Ist ja auch Wurscht - "brach". Ob nun "versehentlich" oder "absichtlich". Viel interessanter als dieser "Bruch" war hingegen für mich, was dieser Bruch emotional in mir losgetreten hat und wie wir hinterher gemeinsam damit umgegangen sind. Weshalb ich immer raten würde, es zumindest nochmal zu versuchen und sich mehr auf die eigenen Gefühle zu konzentrieren als auf die Fehlleistung des anderen.
Broken Wing hat geschrieben:Und wenn du einen privaten Therapeuten bezahlen hättest müssen, wäre dir auch ein Schaden entstanden.
Na ja, so blöd jemanden auch noch selbst zu bezahlen, der gar nicht da ist oder mit dem ich unzufrieden bin? Schließe ich für mich aus.
Broken Wing hat geschrieben:Also ich hätte auch gröbste Vertrauensprobleme nach so einer Aktion.
Das kann ich ja auch verstehen und genau DAS ist ja auch das natürliche Gefühl: Wut. Nur dass sich sowas halt oft im Gespräch klären lässt, wenn auch manchmal nicht in einem, und wenn es sich nicht klären lässt, dann kann man ja immer noch gehen.

Lieben Gruss,

mio

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Broken Wing
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Beitrag Sa., 12.12.2015, 22:32

@ Mio: Nein, ich meinte, wenn du dringend ein Gespräch brauchst und jemanden bezahlen müsstest. Nicht sie.
Ich könnte mir das schon vorstellen. Manchmal hält man es gerade noch bis zum Therapietermin aus und braucht dann dringend ein Gespräch.

Beim Rest stimme ich dir zu. Es kommt eben darauf an, wie die Verhältnisse sonst stehen. Aber wenn jemand jegliche Kooperation und Verantwortung von sich weist, wirds problematisch. So jemand braucht auch nicht auf Verständnis des Gegenübers zu hoffen.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


mio
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Beitrag Sa., 12.12.2015, 22:43

Hallo Broken Wing,
Broken Wing hat geschrieben:Nein, ich meinte, wenn du dringend ein Gespräch brauchst und jemanden bezahlen müsstest.
ok, dann würde ich es wohl davon abhängig machen wie zufrieden ich bisher war und je zufriedener ich bisher gewesen wäre, desto "nachsichtiger" wäre ich wohl. Wenn ich jemanden jetzt gar nicht kennen würde, wir einen Termin für ein für mich wichtiges Gespräch vereinbart hätten und der andere dann nicht "verfügbar" wäre, dann wäre das das erste und letzte Mal für mich gewesen, dass ich mich an die Person wende. Allerdings wäre das bei mir unabhängig davon, ob ich das nun selbst zahle oder jemand anders. Also im Grunde das selbe in grün.

Lieben Gruss,

mio

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stern
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Beitrag Sa., 12.12.2015, 23:48

mio hat geschrieben:Viel interessanter als dieser "Bruch" war hingegen für mich, was dieser Bruch emotional in mir losgetreten hat und wie wir hinterher gemeinsam damit umgegangen sind. Weshalb ich immer raten würde, es zumindest nochmal zu versuchen und sich mehr auf die eigenen Gefühle zu konzentrieren als auf die Fehlleistung des anderen.
Dem stimme ich durchaus zu, aber mit Einschränkungen: Nicht zu viel Zeit investieren, wenn es unergiebig erscheint. Sondern dann lieber die Stunden auf einen anderen Therapeuten übertragen. Und: Es gehören zwei dazu... also auch: Wie geht sie damit um und bringt das etwas. Und sie hat auch nicht unerhebliche Prozessverantwortung... wieso geht sie nur auf sich ein und nicht auf die Gefühle des Patienten (wobei das täuschen kann, weil ich mich nur auf das Geschriebene beziehen kann... aber das ist ja eh klar).

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Von mir wurde (nach meiner Erfahrung) übrigens nicht verlangt, dass Vertrauen schon ausgebildet sein muss.

Und ich kann nicht sagen, wo ich das gelesen habe, aber das erschließt sich eigentlich auch menschlich: Wenn man einen Fehler einräumt, so kann das auch vertrauensbildend wirken, wohingegen Abstreiten eher vertrauensschädlich ist. Ich könnte ihr die Nummer nicht abkaufen, aber um mich geht es nicht.

Wenn jemand tatsächlich Vertrauensprobleme hat (was ich nicht beurteilen kann), so halte ich es für einen Scherz, wenn man dann hört, dass man halt sehen muss, ob man damit klar kommt.

Wenn gespiegelt wird, dass man bereits auf der Stuhlkante sitzt, so finde ich das in Ordnung. Dabei ging es (da bin ich sehr bei leberblümchen) tatsächlich nicht darum, was der Therapeut gut oder schlecht findet... sondern darum, dass man darauf achten kann. Und braucht es dazu eine Unterkühlung? Eigentlich nicht. Ich erinnere ich mich auch aus der Körpertherapie (stationär) an Übungen... war interessant. Und besonders dann, wenn das tatsächlich ein Thema ist, ist dann bloße Zurückweisung die Lösung, hmmm. Die kann man sich doch auch im RL "abholen"... dazu bräuchte es keine Therapie (einer in der Gruppe hatte - wenn es nicht Absicht war à la Gruppenclown - tatsächlich Schwierigkeiten das Distanzbedürfnis anderer wahrzunehmen).

Professionelle Distanz und bloße Zurückweisung sind auch keinesfalls identisch. Verliebtheitsgefühle sind etwas sensibles... hatte ich in der Form zwar noch nie, aber wenn ich mal welche haben sollte, so würde ich mir gut überlegen, diese ein 2. Mal anzusprechen, wenn so darauf reagiert wird... umso mehr, wenn man vertrauensensibel ist.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Broken Wing
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Beitrag So., 13.12.2015, 11:31

@ Stern: Bin auch der Meinung, manchmal einsehen zu müssen, dass man nicht mit allem klarkommen muss und reden eine Zeitverschwendung sein kann.

@ Zion: Darf ich fragen, was in der Therapie bearbeitet wird, wenn du mit deinem Misstrauen selbst klarkommen musst und deine Verliebtheitsgefühle bei ihr entweder ausgelebt oder unterdrückt werden müssen? Viel bleibt nämlich nicht mehr übrig.
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ziegenkind
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Beitrag So., 13.12.2015, 11:49

ich mag mich irren, aber könnte es nicht darum gehen, wie zion lernen kann, mit dem bei ihm leicht aufkommenden gefühl umzugehen, abgelehnt zu werden? Viele menschen stürzen schnell in solche gefühle ab. und weil sie die bei sich nur schwer aushalten können, externalisieren sie. wahlweise erklären sie den anderen zur verkörperung der eigenen urängste, flüchten in indifferenz oder sarkasmus, greifen zu kontrollierendem verhalten und oder versuchen den interaktionspartner zu zwingen sie zu beruhigen. damit kann man sich jahrelang beschäftigen. man kann aber auch diese muster erst ansehen und dann langsam ändern. das leben wird einfacher und schöner dadurch, kontakte mit anderen werden gleichzeitig leichter und intensiver, wenn man sich und den anderen nicht dauernd dazu zwingt, mit den eigenen dämonen zu ringen. der weg dahin? endlich die dämonen in sich selber ansehen, statt jede kleinste regung des anderen unter die lupe zu legen.

zion, ich glaube wirklich, du stehst an einem punkt, an dem gott sei dank vieles von dem sichtbar geworden ist, was dich wahrscheinlich schon seit jahrzehnten quält. ich wünsche dir die kraft, dich dem zu stellen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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stern
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Beitrag So., 13.12.2015, 12:13

ja, vielleicht geht es darum... vielleicht aber auch nicht und man redet sich auch eine gute-therapeutische Absicht ein, wenn man alles als therapeutisch-gewollt interpretiert. Es gibt nicht nur (individuell) "gute" Therapeuten und nur-professionelle Reaktionen. Wenn sich zentrale Ängste bzw. Gefühle äußern und ein Therapeut nicht angemessen damit umgehen kann, gilt manchmal vielleicht sogar: Lieber keine Erfahrung als eine negative, was sich naturgemäß stärker als im RL auswirken kann, wenn sich das in einer Vertrauensbeziehung (Therapie) zuträgt.

Die Kunst ist, das eine vom anderen zu unterscheiden. Zion nutzt nicht erst diese Sitzung zur Klärung (was auch gut ist)... nur wenn das weiterhin unergiebig erscheint, würde ich raten, sich anderweitig umzusehen. Es sind ja noch nicht viele Stunden verbraucht und so kann man damit evtl. woanders eine Therapie mit angemessener Frequenz starten.

Natürlich kann es stellenweise vorkommen, dass man einen Patienten auf den Boden der Tatsachen zurückholen muss (insbes. in dessen Sinne). Und ich ersehe aus den Beiträgen nicht: Wie geht sie auf die Gefühle ein als den Patient in eine andere Sitzhaltung zu befördern und alles zurückzuweisen.

Es ist weder Ziel der Therapie klar (man hat einfach mal die Quartalssitzungen umgewandelt) noch Fortbestand... das Vertrauen ist angeknackst: Schauen sie, ob das für sie reicht. Super Basis für zentrale Gefühle (Ironie).
Zuletzt geändert von stern am So., 13.12.2015, 12:27, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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Broken Wing
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Beitrag So., 13.12.2015, 12:20

Vor allem würde sie sich mit der ungeklärten Absage schwer tun, ihm klarzumachen, dass sein Gefühl, leicht abgelehnt zu werden, nicht unbedingt den Tatsachen entsprechen muss. Sie hat ihn doch billigst abserviert. Da würde die ganze Therapie zynisch wirken.
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ziegenkind
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Beitrag So., 13.12.2015, 12:29

ich weiß nix von abservieren. ich weiß, dass zion seine therapeutin kontrolliert hat. ich glaube es wäre wichtig für ihn, sich wirklich damit auseinanderzusetzen, dass das auch und gerade für ihn keine gute art und weise ist, mit seinem gefühl umzugehen, abgelehnt worden zu sein.

nur um eine alternative anzudeuten: wie wäre es weitergegangen, wenn zion sein gefühl damals ausgehalten hätten, ihr nicht hinter her spioniert hätte, mit ihr aber über seine schlimmen phantasien gesprochen hätte? vielleicht kriegt man mehr verständnis und emphatie und beruhigung von anderen menschen, wenn man ihnen nicht gleich vor das schienbein tritt, sondern sagt, ich brauche das von dir: beruhigung, ich komme gerade nicht alleine gegen meine inneren ängste an. das könnte schön sein, nicht?

ansonsten: man darf in der therapie alles sagen. aber man darf nicht alles tun. man darf nicht hinterherspionieren, man darf nicht körperlich auf die pelle rücken. und wenn man das tut, dann wird ein professionelles gegenüber grenzen setzen - auch zum wohl des grenzverletzers. noch einmal: bislang in meinen augen alles kein beinbruch. kommt vor, kann man draus lernen.
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stern
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Beitrag So., 13.12.2015, 12:41

eben... und auch umgekehrt: Hier wurde ja auch hochwahrscheinlich zutreffend erkannt, dass abgesagt wurde, obwohl sie arbeitete. Das kann man dann auch schwer als reine Ablehnungsängste verkaufen. Und dann ist ein ein Witz zu sagen: Also sie haben ein Vertrauensproblem, wenn ein Teil der Wahrheit auch ist, dass der Therapeut dem Patienten TATSÄCHLICH die Wahrheit zu- bzw. an-vertraute.
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ziegenkind
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Beitrag So., 13.12.2015, 13:00

stern, ist das nicht müßig? niemand von uns weiß, was die therapeutin wirklich an dem tag getan hat. was wir wissen, ist dass sie ihrer aussage nach krank gewesen ist. was zion machen kann, ist mit ihr darüber zu sprechen, dass er BEFÜRCHTET, sie könne ihn angelogen haben. das könnte ein für ihn sehr hilfreiches gespräch sein. was er nicht machen kann, ohne die beziehungsgrundlage zu zerstören, ist, ihr zu UNTERSTELLEN, dass sie gelogen hat, sie auf der grundlage dieser unterstellung dazu zwingen, sich zu erklären oder zu entschuldigen. wenn ich sie wäre, würde ich mir ein solches gespräch auch nicht aufzwingen lassen. und wahrscheinlich würde es mir dabei nicht einmal in erster linie um mich selber gehen. ich glaube, für zion wäre es fatal, wenn man ihm jetzt die chance nehme, über sein verhalten nachzudenken: über seine ängste, sein aggressives kontrollverhalten usw.

das gute ist: man kann beziehungsgrundlagen kaputt machen. aber man kann sie auch reparieren. ich würde empfehlen aus einem gesprächsmodus herauszukommen, der einem strafverfahren, aber nicht einer therapie angemessen ist.
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Broken Wing
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Beitrag So., 13.12.2015, 13:04

@ Ziegenkind: Es lässt sich nicht jeder gern vom Therapeuten übers Ohr hauen. Die Kontrolle ist wohl weniger verwerflich als die falsche Absage und die Reaktion danach.
Aber ja, du hast insofern Recht, dass es leichter gewesen wäre, wenn sich der Patient blöd gestellt hätte. Trotzdem wäre es höchstwahrscheinlich zum Rausschmiss gekommen, weil sie ja nicht alle Stunden hätte so absagen können.
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ziegenkind
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Beitrag So., 13.12.2015, 13:20

noch mal: ich hab nix von rausschmiss gelesen. ich hab gelesen, das zion die flinte ins korn schmeißt.

ich weiß nicht, ob es blöd gewessen wäre, über befürchtungen zu sprechen, statt zu spionieren, unterstellungen zu machen und am ende doch nie gewissheit haben zu können. ich glaub, es geht gar nicht um blöd oder gewitzt. es geht um feige oder mutig. wenn man ungewissheit nicht aushält und sich eine pseudo-sicherheit aus unterstellungen schafft, dann hat das schon auch was von kapitualtion. und nein, ich korrigiere mich: es ist in der tat auch ein wenig blöd zu glauben, ich könne rauskriegen, was der andere WIRKLICH von mir hält, indem ich ihm nachstelle und dann versuche in dazu zu zwingen, meine unterstellungen zu bestätigen. (all das hab ich eine zeitlang auch mit heißem begehr gemacht. als ich damit aufhörte, sah ich, was ich alles kriege, wenn ich nicht dauern mit hungrigem blick darauf lauere, dass mir etwas vorenthalten wird. und: als ich den schraubstock der unterstellungen lockerte, hat mir meine therapeutin viel mehr einblicke in ihren kopf und ihr tun gegeben. weil ich es nicht gefordert hab.)

zu augenklarem wahrnehmen der realität gehört auch die wenig kommode einsicht, dass wir immer mit einer gewissen unsicherheit leben müssen: wir können nicht in den kopf des anderen schauen. wir können angelogen werden. wir können uns aber auch unter den aus angst geborenen eigenen unterstellungen lebendig begraben. kontrolle wird nie eine lösung sein.
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leberblümchen
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Beitrag So., 13.12.2015, 13:22

Broken wing, ich denke auch, es ist so viel leichter, sich blöd zu stellen und die Augen und Ohren zu schließen vor dem, was man wahrnimmt oder meint, wahrgenommen zu haben. Auf diese Weise ist der Andere immer der Gute und nur man selbst trägt das Böse in sich. "Wenn du artig bist, bin ich wieder lieb zu dir" - das erscheint so simpel, wenn es denn funktionieren würde.

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stern
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Beitrag So., 13.12.2015, 13:22

ziegenkind hat geschrieben:was wir wissen, ist dass sie ihrer aussage nach krank gewesen ist.
Und wir wissen, was Zion gesehen hat - ganz neutral: Zu seiner Zeit kam eine andere Person aus ihrer Praxis.

Da man nie wissen kann, was in jemandem vorgeht, kann man sich nur fragen: Kann ich vertrauen, dass es so ist, wie sie geschildert hat, obwohl die Faktenlage ganz andere Schlüsse zulässt.

Ich halte es tatsächlich fatal, sich nicht eine Meinung zu bilden, denn es ist nicht davon auszugehen, dass jeder immer ehrlich ist (auch Therapeuten sind das nicht immer). Und darüber sollte man sich auch eine Meinung bilden können, wenn man entscheiden muss: Bleiben oder gehen... natürlich sollte man zuvor versuchen, das zu klären. Wenn man alles platt macht mit "das weiß ich nicht und ich darf mir daher auch keine Annahmen erlauben", so kann man sich auch etwas schön-fantasieren, was nicht immer gut ist.
was zion machen kann, ist mit ihr darüber zu sprechen, dass er BEFÜRCHTET, sie könne ihn angelogen haben. das könnte ein für ihn sehr hilfreiches gespräch sein. was er nicht machen kann, ohne die beziehungsgrundlage zu zerstören, ist, ihr zu UNTERSTELLEN, dass sie gelogen hat, sie auf der grundlage dieser unterstellung dazu zwingen, sich zu erklären oder zu entschuldigen. wenn ich sie wäre, würde ich mir ein solches gespräch auch nicht aufzwingen lassen.
Weiß du, wie er sich genau äußerte? Aber ja, die Differenzierung kann hilfreich sein. Trotzdem kann es weiterhin so sein, dass sie (wieder) sagt: Ich habe mir nichts vorzuwerfen...und weiterhin nicht weiter darauf eingeht. Das war schon im Fall der Aussage mit dem Kompromittieren so: 2 Anläufe, da es etwas mit Zion machte. Antwort: Das ist ihr Lieblingswort. Auch hier ging es dann nicht weiter um Zion, der durch die Situation schon seit langem belastet ist. Für ein solches blabla braucht man doch keinen Therapeuten.

Und wenn es eine einmalige Sache ist, den Therapeuten kontrolliert zu haben, so halte ich das auch nicht für eine Todsünde...
und wahrscheinlich würde es mir dabei nicht einmal in erster linie um mich selber gehen. ich glaube, für zion wäre es fatal, wenn man ihm jetzt die chance nehme, über sein verhalten nachzudenken: über seine ängste, sein aggressives kontrollverhalten usw.
Aber wenn das allein mein Job ist, dann brauche ich keinen Therapeuten für 80-90h. Dann kann ich mir genauso gut etwas im RL abholen und darüber nachdenken.
das gute ist: man kann beziehungsgrundlagen kaputt machen. aber man kann sie auch reparieren. ich würde empfehlen aus einem gesprächsmodus herauszukommen, der einem strafverfahren, aber nicht einer therapie angemessen ist.
Dazu gehören 2... ich kann bis jetzt nicht ersehen, was sie dazu beiträgt. Und bitte, was ist das denn für eine Aussage:
Sie fragte mich dann, ob ich in sie verliebt sei. Antwort: ja. PT: sie sei nicht verliebt in mich.
Ich habe den zeitl. Ablauf aus meiner Sicht erläutert, sie meinte, das sei doch kein Problem, passiere doch häufig.
Für Zion IST das ein Problem... eine Belastung. SO SEHR, dass er an Beendigung denkt.

Und wenn es für sie kein Problem ist, dann könnte sie das doch therapeutisch-locker nehmen.

Ich kann nicht ersehen, wie sie therapeutisch darauf eingeht außer zurückzuweisen. Das ist mein Hauptkritikpunkt.
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