abendrot79 hat geschrieben:Ich denke es steht keinem Fremden zu, darüber zu urteilen ob eine Therapie ein Erfolg war oder nicht. Das kann nur der Patient selber der weiss wie es ihm vorher ging und wie nachher. Es gibt halt keine globale Messlatte für Theraieerfolge (Erfolg beginnt eben nicht erst bei 100%!). Aber, ein kritisches Hinterfragen finde ich absolut in Ordnung und sollte auch erlaubt sein.
Hallo abendrot,
nicht allein bezogen auf das gewählte Zitat, auch nicht nur als Erwiderung auf dein Schreiben mein Versuch, da weiter zu denken, es hier in Worte zu fassen.
Zwar würde ich am liebsten zustimmen und Schluss. Geht nicht. Womöglich ganz generell nicht, auf jeden Fall nicht, soweit ich den Ort, an dem wir uns befinden, mit berücksichtige.
Es gab und gibt die Betrachtungen, Auseinandersetzungen dazu hier immer mal wieder. Was darf im Forum sein? Eine für alle passende Antwort gab und gibt es wohl nicht. Allenfalls Verständnis, mehr, anderes, als allein das eigene, individuelle.
Ganz grob: Was hier warum auch immer geschrieben wird, es wird gelesen. Wer hier schreibt, kann nicht beeinflussen, wer das geschriebene liest. Allenfalls lässt sich ein wenig beeinflussen, wie andere das Gelesene auffassen, aber das hat sicher Grenzen.
Es steht deshalb auch kaum fest, warum jemand überhaupt liest, es bleibt im unklaren, vor welchem individuellen Hintergrund gelesen wird u.v.m.
Sogar einen Schreibprofi würde es überfordern, all das vorab mit zu bedenken. Gelänge es, wäre der Text wohl oft ungenießbar. Meine Sicht, der, der es hier hinkriegt, sich selbst zu schreiben, was von sich, ohne allzu sehr andere vorab mit zu denken, der ist gut beraten.
Illusorisch, aber mein Ideal wäre, so ein Schreiber ließe sich von den Reaktionen, Erwiderungen auf sein Schreiben schlicht überraschen, ja, wäre bereits überrascht, wenn überhaupt eine Erwiderung kommt. Denn immerhin, Erwiderungen sind immerhin Anzeichen dafür, dass jemand las, mehr noch, dass jemand sich bemüht fühlte, die Zeit nahm, schriftlich zu reagieren.
Die Reaktionen, ihr Inhalt, ihre Form?
Zugegeben, nicht immer einfach, aber mir gefällt, wenn Inhalte geschrieben werden, wenn Gedanken, Erfahrungen, Sichten, erwidert werden, die wiederum andere zu eigenem Denken, Schreiben anregen. Schreiben ohne (passende) Inhalte? Soweit mir möglich, versuch ich so was zu ignorieren.
Braucht allerdings wohl einiges an Übung, ich jedenfalls üb da immer noch.
Ist Inhalt vorhanden, aber ……
Es gibt viele Aspekte, die vom inhaltlichen Schreiben wegführen.
Etwas, das wohl grad auch zu Foren dazu gehört. Die Kehrseite der Vorteile von Foren.
Im Grunde ja eine merkwürdige Mischung von Distanz und Nähe. Sogar jeweils individuell. Der einzelne? Einerseits hofft, wünscht er, im Forum von anderen angenommen, verstanden zu werden.
Andererseits teilt er hier wohl oft was mit, lässt andere teilhaben, grad weil sie ihm annähernd unbekannt sind, weil die „Hemmschwelle“ hier niedriger ist, als bei real persönlicher Kommunikation.
Aber es sind nun mal keine ganz anderen Menschen, die hier agieren, reagieren, kommunizieren.
So ein Erfolgsbericht z.B.? Einfach mal persönlich real jemandem erzählt? Ich meine, der Bericht als solches sähe bereits anders aus. Wildfremden gegenüber unterbliebe er womöglich ganz, Bekannten, Freunden gegenüber, jeweils würde er wohl variiert, je nach gegenüber. Geht hier so gar nicht, und auch die Gewohnheiten hier sind im Vergleich recht verschieden.
Ein anderes Feed Back, allein schon, weil hier fast immer eine Gruppe Mensch reagiert.
Vor dem Hintergrund, widersprüchlich, wie ich finde, annähernd unmöglich, dass über einen persönlichen Erfolgsbericht nicht auch geurteilt wird. Sicher ginge, die Leser nehmen ihn nur zur Kenntnis. Wäre hier jedoch bereits eher ungewöhnlich. Und ich, sogar wenn ich nur lese? Ich hab immer eine „Denkautomatik“. Sehr selten, dass nicht irgendein Aspekt, oder auch nur eine Formulierung mich in so was wie einen Beurteilungsmodus versetzt.
Und ich hab grad bezogen auf Psychotherapie den Vorteil (manchmal auch den Nachteil), dass mich zwar manches interessiert, mir aber persönliche Erfahrungen fehlen. So ist die Gefahr gering, etwas auch eigener Themennähe selbstbetroffen zu kommentieren. Was mich nicht davon abhält, mir manche Jacke auch selbst anzuziehen, sie dann oft als sehr unpassend zu empfinden. Den Drang, das anderen mitzuteilen, hier, hab ich meist nicht. Eher schon mal in persönlichen realen Gesprächen über Inhalte und User hier. Aber das liest dann die Allgemeinheit eben nicht.