Machen Psychotherapien abhängig?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Mo., 29.12.2014, 09:24

@ leberblümchen
Ich bin mir nicht sicher, ob du das für dich verleugnen kannst, also, ob dir diese enge Form der Beziehung nicht auch vieles ermöglicht hat - was du vielleicht nicht damit in Verbindung bringen willst?
Das ist leider bei mir nicht der Fall. Wenn die Beziehung zerstört wird, Freundschaften kaputt gehen, Symptome unbehandelt bleiben weil sie unter dem Abhängigkeits-Glücksgefühl scheinbar verschwinden, ... da gibt es nichts, was ich an einer solchen Abhängigkeit positiv empfinden kann.

Ganz anders hingegen bei den Therapien, die nicht "gute Beziehung", Liebe, Abhängigkeit, Empathie usw. zum Ziel hatten: Die Symptome blieben sichtbar und verschwanden nicht unter einem Dopaminschub, sondern konnten bearbeitet werden, mein Leben außerhalb der Therapie blieb nicht nur intakt, sondern erweiterte sich dadurch, dass ich zunehmend symptomfreier wurde, ...

Wenn Du das als positiv erlebst, dann glaube ich dir das. Ist vielleicht auch ein Unterschied ob man wegen der Kindheit in Therapie geht oder wegen Alltagsbelastungen wie Mobbing am Arbeitsplatz, Burnout, Unfähigkeit mit Stress umzugehen, ...

Ich möchte in keiner Beziehung belogen werden, auch nicht in der therapeutischen. Ehrlichkeit ist für mich das Wichtigste in einer Beziehung. Es hat mich auf der zwichenmenschlichen Ebene sehr verletzt, dass Therapeuten mir etwas vorgespielt haben, mir Gefühle vorgetäuscht haben, die sie nicht verspürten, dass alles nur geschauspielert war. Ein solches Verhalten würde mich auch in persönlichen Beziehungen verletzen und erst recht in Psychotherapien.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Werbung


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Mo., 29.12.2014, 09:49

Für mich WÄRE Ehrlichkeit auch sehr wichtig, weil ich zu oft belogen wurde. Ich denke mir auch, dass die Beziehung letztlich an mangelnder Ehrlichkeit gescheitert ist. Wenn ich ihn damit konfrontiert hab, sagte er: "Ich hab nicht darüber nachgedacht". Das war so schlimm, und ich konnte ihm das nur deshalb verzeihen, weil ich gesehen hab, dass es ihm selbst schlecht ging dabei.

In den ersten Gesprächen mit dem neuen Therapeuten war dieser sehr klar, was das betrifft, und er hat auch von sich aus betont, dass Ehrlichkeit sehr wichtig sei.

Jetzt liege ich auf der Couch - und ich denke und spüre: Auf der Couch KANN es - sozusagen per definitionem - keine Ehrlichkeit geben (sonst bräuchte man die Couch ja nicht - die soll ja gerade das Nicht-Sehen und Nicht-Wissen garantieren). Vielleicht liegt die Kunst darin, selbst immer wieder die Perspektive wechseln zu können und zu wissen, dass die Situation künstlich ist - dass weder ich die völlig Doofe bin, noch ist er der Superheld. Das macht es dann aushaltbar.

Aber eine Therapie, in der 'nur' ehrlich gesprochen wird, hätte ich mir zumindest am Anfang niemals vorstellen können, weil es da keine Basis gab: Ich dachte ja sozusagen, es gibt mich gar nicht. Ich wusste nicht, DASS ich bin und ich wusste nicht, WER ich bin. Das ist viel besser geworden, obwohl es irgendwie auch so schlimm war und obwohl er nicht aufrichtig zu mir war.


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Mo., 29.12.2014, 10:31

@ leberblümchen
Vielleicht liegt die Kunst darin, selbst immer wieder die Perspektive wechseln zu können und zu wissen, dass die Situation künstlich ist - dass weder ich die völlig Doofe bin, noch ist er der Superheld.
Vielleicht ist dies der Unterschied zwischen uns beiden. Ich wünsche mir einen solchen Perspektivenwechsel in der Realität, wo ich lebe und leben muss, und nicht in einer künstlich geschaffene Situation. Ich möchte eine Auseinandersetzung mit einem Therapeuten, der ehrlich ist wie er ist, denn genauso ist auch die Welt da draußen. In der Realität muss ich auch damit leben, dass ich Wärme und zurückweisung bekommen, Mitgefühl und Unverständnis, ... Das ist die Realität. In der will und muss ich leben. Mir hilft es nicht, wenn man mir in der Therapie eine unrealistische künstlich geschaffene Welt präsentiert, die ich so außerhalb der Therapie nie antreffen werde. Kein Mensch begegnet mir nur mit Wärme, Mitgefühl, Fürsorge und sonst was. Lernen in der Welt zu leben kann ich nur, wenn ich auch in dieser übe und nicht in einer unrealistischen therapeutischen Welt.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

hopelife
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1430

Beitrag Mo., 29.12.2014, 10:32

Guten Morgen

ich glaube nicht, dass die Wärme oder das Einfühlsvermögen während der Stunde zur Abhängigkeit führt, jedenfalls nicht zu einer, die für den Pat Folgen hat. Bei allen
Usern, deren therapeutische Beziehung ich gelesen habe und die stark abhängig wurden, ging es mehr um Grenzen, die seitens des Therapeuten nicht eingehalten wurden. Wie es bei dir jenni war, dass weiß ich nicht, vielleicht magst du das mal erzählen?Ich sehe das mehr als Grund für
Abhängigkeiten, als das Geben von Wärme und gehalten werden.
In allen Fällen, die ich hier gelesen habe, gab es Email Kontakt zwischen den Stunden, es gab Gespräche über das Erscheinungsbild des Pat.
es gab keine Grenzen. Open End Mails schreiben dürfen usw, private Gespräche, Besuche...Vermischung der Rollen.
Bei mir war das unter anderem auch so. Dann passiert das, was nicht passieren sollte. Therapeut und Pat. sind verwickelt und das führt zu ungesunden Abhängigkeiten und auch zu diesem ständigen Kreisen um diese Person, weil nicht mehr unterschieden werden kann, in welcher Rolle der Therapeut ist. Ich wünsche mir keine privatbeziehung zu meiner Analytikerin und ich meine, dass das ein sehr gutes Zeichen ist, weil die Rolle und Grenzen deutlich sind.
ich bin ganz arg dankbar darüber, dass sie meine Grenzen achtet, denn weil sie das tut, weiß ich ganz deutlich, dass sie meine Therapeutin ist und ich weiß auch nur so, kann sie ausreichend und gut in den Stunden für mich da sein, weil es einen Rahmen hat. Mich hat schon der Mail kontakt in der alten Therapie verrückt gemacht. Wann schreibt sie, schreibt sie überhaupt usw.
Ich bin mir sehr sicher, wenn meine A. mir nur einen Teil aus ihrem Privatleben erzählen würde, dann wäre es vorbei mit der sicheren Bindung. Meine Analytikerin ist strikt abstinent und mir hilft das sehr.
Zuletzt geändert von hopelife am Mo., 29.12.2014, 10:34, insgesamt 1-mal geändert.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

Werbung


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Mo., 29.12.2014, 10:33

Jenny: Na gut, aber dann könnte man es etwas flapsig auch so formulieren: Wozu brauchst du dann noch einen Therapeuten, wenn er sich eh 1:1 so verhalten soll, wie das alle anderen Menschen in deinem Umfeld auch tun?


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Mo., 29.12.2014, 10:36

@ hopelife
Wie es bei dir jenni war, dass weiß ich nicht, vielleicht magst du das mal erzählen?
Habe ich schon
Wozu brauchst du dann noch einen Therapeuten, wenn er sich eh 1:1 so verhalten soll, wie das alle anderen Menschen in deinem Umfeld auch tun?
Damit ich meinen Therapeuten zum Üben benutzen kann um in der Welt da draußen klarzukommen
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Igelkind
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 43
Beiträge: 264

Beitrag Mo., 29.12.2014, 10:44

@Zimtkiffel:
Wer Fragen stellt, sollte sich die Mühe machen, den Menschen die antworten, respektvoll und aufmerksam zuzuhören.

Ich verstehe dass es beängstigend sein kann, Beiträge hier zu lesen von Menschen, die in einer Abhängigkeit zum Therapeuten stecken, was eine Phase sein kann, was eine Sucht werden kann, was sehr schädliche Auswirkungen haben und auch sehr heilsam sein kann.

Ich bin sehr dankbar um all die Beiträge von jenen, die warnen, erinnern an die Arbeitsbeziehung / Dienstleistung, die Ziele, die man nicht aus den Augen verlieren sollte, das wach bleiben und ständige Überprüfen dieser Therapie und ihrer Wirkung auf sich selbst.
Das hilft mir sehr in meiner jetzigen Therapie, wo ich genau diese Abhängigkeitsprobleme von mir bearbeite, zusammen mit dem Therapeuten.
Meine Abhängigkeit entstand nicht in der Therapie, sondern ich erlebte sie die letzten 15 Jahre zu meinem Mann, dem ersten Menschen, zu dem ich eine Bindung aufbauen konnte.
Diese Abhängigkeit zu ihm belastete unsere Beziehung, ich erlebte Suizidabsichten (Drang), Panikattacken, konnte nicht essen nicht schlafen, wenn er jedes Jahr regelmässig auf Geschäftsreise ging. Mit etwas "reiss dich zusammen" und "ist doch nicht so schlimm", mit Hilfe von Büchern und Verhaltenstherapie brachte ich das nicht weg.
Auch mein Mann konnte mir nicht helfen.

Nun erlebe ich zum ersten Mal diese Abhängigkeit zu einem Therapeuten, und kann daran arbeiten.
Es ist sehr harte Arbeit, macht mir grosse Angst, ist mir sehr unangenehm.
Das Ziel von mir, meinem Mann und von meinem Therapeuten ist meine Unabhängigkeit.
Wenn ich es nötig finde, weise ich mich und meinen Therapeuten darauf hin, dass ich seine Patientin bin und er mein Therapeut, dass das eine Arbeitsbeziehung ist, er bezahlt wird dafür, es nur um mich geht und er ein Instrument / Hilfsmittel ist, damit es mir besser geht.
Diese Hinweise macht auch mein Therapeut, aber viel rücksichtsvoller und liebevoller als ich.

Ich bin auch sehr dankbar für all die Beiträge von jenen, die hier von ihren intimsten Wünschen, Leiden und Sehnsüchten zu sprechen, denn die kenne ich (oft) auch.
Adoptiert werden wollen, Eifersucht auf andere Klienten, Freundschaft mit dem Therapeuten wünschen, Angst, ihn zu verlieren, die Idealisierung, und eben diese Abhängigkeit.
All diese Dinge in der Therapie anzusprechen, zu fühlen und offen zu legen ist wichtig für mich, denn genau da ist mein Problem, woran ich arbeiten will.

Ohne meinen Mann würde ich in der Therapie vermutlich stark in eine hilflose Abhängigkeit rutschen, aus der ich vermutlich kaum heraus finden würde oder nur unter grossen Schmerzen. Unvorstellbar, wenn ER (der Therapeut) der erste Mensch in meinem Leben wäre, zu dem ich eine Bindung aufbauen könnte.
Brandgefährlich wäre das für mich.
Auch so ist es das. Wenn mein Therapeut die Abhängigkeit auch nur ein wenig geniessen, fördern oder gar ausnützen würde, wäre ich geliefert.
Wenn ich mir selbst nicht immer wieder bewusst machen könnte, dass meine Ängste, Gefühle und Sehnsüchte mein Problem sind, und die Lösung nicht Erfüllung durch den Therapeuten sein kann (nur als Vorbild, als Erfahrung!), dann wäre ich auch geliefert.

Den Erfolg einer Therapie kann man wohl erst nach Abschluss wirklich beurteilen.
Aber was ich nach 1,5 Jahren sagen kann:
Ich konnte die Antidepressiva absetzen.
Ich habe keine (keine!) Suizidgedanken und Absichten mehr.
Ich bin gelassener in Beziehungen und habe mehr Selbstsicherheit.

Es tut mir auch weh, hier zu lesen, dass es doch auch ohne Therapie ginge, jeder selber Schuld sei, der im Leben nicht klar komme, das purer Wellness ist und Kuscheltherapie doch nicht vom Steuerzahler finanziert werden sollte usw.
Aber ich denke in gewisser Weise auch so, wollte nie Medikamente nehmen, wollte es allein schaffen und mir selber helfen können, schämte mich immer für meine Probleme, weil ich auf Ablehnung und Verachtung stiess, was ja nur Unverständnis ist.
Und ja, manchmal ertappe ich mich auch, wie ich denke, hör doch einfach auf zu trinken! Hör doch einfach auf zu trauern! Geht doch da einfach nicht mehr hin! usw.
Weil ich es nicht aushalte, dass jemand leidet und ich nichts tun kann.
Aber es ist nicht einfach.

Und ich bin auch dankbar all jenen, die hier immer wieder geduldig, manchmal auch ärgerlich weil verletzt und unverstanden, anderen und mir erklären, wie es bei ihnen ist.
Diese Einblicke gewähren, die für Aussenstehende / Nichtbetroffene, so vieles verständlich machen können.

LG Igelkind


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Mo., 29.12.2014, 10:50

Aber wenn du das mal zu Ende denkst: Wenn er sich so verhalten soll wie alle Anderen: dann bedeutet das einerseits, dass du auch mit allen Anderen üben kannst, und andererseits bedeutet es, dass er selbst auch irgendwann Gefühle für oder gegen dich entwickeln kann und vielleicht diesen Gefühlen nachgeben möchte: Vielleicht möchte er wirklich mal mit dir schlafen, weil ihr euch näher gekommen seid. Oder er möchte dich wirklich mal vor die Tür setzen, weil du ihn nervst. Oder er hat mal Kopfweh sagt deshalb spontan eine Stunde ab (was bei anfälligen Menschen durchaus häufiger der Fall sein kann). Es gibt ja im zwischenmenschlichen Bereich nichts, was es nicht gibt. Und es gibt es in therapeutischen Beziehungen gerade so intensiv, weil es eben - Authentizität hin oder her - eine einmalige Beziehung ist. Natürlich kann man auch dafür sorgen, dass intensive Gefühle gar nicht erst entstehen, aber das betrifft dann eben auch dein eigenes Gefühlsleben, das sich der Situation anpassen muss und wird.


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Mo., 29.12.2014, 11:00

@ leberblümchen
dann bedeutet das einerseits, dass du auch mit allen Anderen üben kannst
In der Thera geht es ja auch um reflektieren, warum man auf den anderen reagiert wie man reagiert und um anderes reagieren üben, Verhaltensweisen neu lernen, Problembewältigungsstrategien lernen usw.
dass er selbst auch irgendwann Gefühle für oder gegen dich entwickeln kann
Klar, Kann passieren und ist auch schon passiert.
Vielleicht möchte er wirklich mal mit dir schlafen, weil ihr euch näher gekommen seid.
Jetzt geht du aber sehr weit So meine ich das nicht. Ich meine kein grenzenloses ungezügeltes Verhalten, sondern Echtheit
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Igelkind
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 43
Beiträge: 264

Beitrag Mo., 29.12.2014, 11:06

@leberblümchen
Ich verstehe Jenny Doe so, dass der Therapeut sich eben nicht so wie alle anderen verhalten soll, sondern professionell und distanziert genug, um eben dieses "Üben" zu ermöglichen.
Dabei aber sollte und darf er Gefühle entwickeln, genervt sein, eben ein echter mensch sein, und kann das auch (therapeutisch angemessen) kommunizieren.
Ist ja ein Unterschied, ob man Gefühle entwickelt und darüber spricht, oder die konkret auslebt.

In der Abhängigkeit zu meinem Therapeuten kann ich all meine Ängste und die entwickelte Wut zeigen und äussern, besprechen und bearbeiten, was ich in der Beziehung zu meinem mann eben nicht kann, weil da eine reale Ehe auf dem Spiel steht.
Dabei brauche ich echte Reaktionen meines Therapeuten, wenn die auch nicht im Zentrum stehen, weil es ja um mich und meine Probleme geht.
Aber ein Therapeut, der mir die Abhängigkeit ermöglicht, die mein Mann mir nicht erfüllen kann, sich von mir alles bieten lässt ohne genervt zu sein, immer liebevoll und verständnisvoll ist und mich immer stützt und hält, das wäre für mich auch unnatürlich und nicht hilfreich.


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Mo., 29.12.2014, 11:14

Naja, aber sie hat gesagt, er soll sich so verhalten wie die Anderen, denn (und das IST ja auch so) die Anderen sind eben auch nicht besonders warmherzig usw.
Ich möchte eine Auseinandersetzung mit einem Therapeuten, der ehrlich ist wie er ist, denn genauso ist auch die Welt da draußen
Das schließt für mich z.B. Distanziertheit aus. Denn wenn ich Gefühle für jemanden habe und ich dabei distanziert bin, bin ich nicht ehrlich. Oder wenn ich wütend bin und dabei professionell reagiere, dann bin ich eben NICHT wie alle Anderen, sondern ich verhalte mich insofern 'künstlich', als ich meinem Gefühl nicht nachgebe.
igelkind hat geschrieben:In der Abhängigkeit zu meinem Therapeuten kann ich all meine Ängste und die entwickelte Wut zeigen und äussern, besprechen und bearbeiten, was ich in der Beziehung zu meinem mann eben nicht kann, weil da eine reale Ehe auf dem Spiel steht.
Und das ist z.B. dann auch nicht echt, sondern künstlich. Denn wenn es echt wäre, müsstest du dieselbe Angst empfinden und sie auch als 'echt' empfinden - und der Th. müsste die reale Möglichkeit haben, die Beziehung zu beenden, wenn du deine Wut äußerst.

Benutzeravatar

Broken Wing
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2978

Beitrag Mo., 29.12.2014, 11:23

@ Viciente: Wie sollte ich denn etwas ausformulieren, wovon ich keine Ahnung habe? Wenn ich schreibe, dass es keine Hilfe gibt, kann ich nicht im Gegenzug etwas anführen, dass es doch gibt. Dann gäbe es sie ja.
Wobei, das ich nichts kenne, das mir helfen könnte, stimmt nicht. Aber das passt definitiv nicht hier her.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 12126

Beitrag Mo., 29.12.2014, 11:40

Ich kenne diese Abhängigkeit vom Thera nicht von der Psychotherapie, aber von meiner Alkoholentziehungskur. Da haben sich einige ( vor allem weibliche) Patienten den Theras mit Haut und Haaren ausgeliefert. Das ging soweit, dass sie am Wochenende in der Klinik als Häufchen Elend herumgewankt sind weil ihr Thera erst wieder am Montag da war, dabei waren sie in der Klinik ja ohnehin im absolut geschützten Bereich wo keinerlei Gefahren auf sie lauerten.
Aus meiner Sicht war das eine Suchtverlagerung 1:1 vom Alkohol zum Thera, eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich und den eigenen Problemen fand praktisch nicht statt. Man hat sich dem Thera völlig willenlos ausgrliefert wie eben zuvor dem Alkohol.
Ich habe mich damals den Theras gröbstens widersetzt und in erster Linie selbst an mir gearbeitet was mir von den Theras die Prognose 0% Chance auf mittelfristige Trockenheit einbrachte.
Inzwischen bin ich 25 Jahre trocken und bei den letzten jährlichen Treffen in der Klinik waren wir noch 3 Patienten von 120 die damals in der Klinik waren.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man ein Selbstvertrauen und ein Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, einen vernünftigen Zugang zu den eigenen Stärken und Schwächen und einen darauf aufbauenden Sinn am Leben finden kann indem man sich mit Haut und Haaren von einem anderen Menschen und dessen Launen und Ansichten abhängig macht.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Benutzeravatar

**AufdemWeg**
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 3753

Beitrag Mo., 29.12.2014, 11:55

hopelife,

ich wurde abhängig bei einer doch sehr abstinenten TFP
im Vergleich zu meiner Analytikerin, die VIEL offener und transparenter ist.
Also bei mir kommt das nicht hin, im Gegenteil: dieses nicht wissen wer da sitzt
hat mich so gefangen gehalten, dass ich nur noch um diese Frage kreisen konnte,
da war kein Platz mehr für mich sozusagen.

LG ADW
Offline

Benutzeravatar

viciente
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 61
Beiträge: 3085

Beitrag Mo., 29.12.2014, 12:07

Broken Wing hat geschrieben:Wobei, das ich nichts kenne, das mir helfen könnte, stimmt nicht. Aber das passt definitiv nicht hier her.
.. Bild.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag