Umarmung durch den Therapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Luxbordie
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Beitrag Do., 03.10.2013, 14:12

Also ich denke schon dass Thera was dabei fühlt. So ein bisschen von sich gibt ein Thera ja immer mit. Aber ich denke auch dass er sich da sehr gut abgrenzen kann und auch nie irgendeine Grenze überschreiten würde. Ob es bei ihm jetzt was Erotisches ist oder nicht kann ich nicht sagen, würde aber eher sagen dass das nicht so ist. Er hat mich gern, das weiss ich, aber weiter geht's bei ihm wohl nicht.

Für mich ist es wichtig dass diese Umarmungen natürlich und nicht gezwungen rüberkommen. Und das ist der Fall.
LG
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stern
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Beitrag Do., 03.10.2013, 14:46

**AufdemWeg** hat geschrieben:Mich befrfiedigt das darüber sprechen tatsächlich
während ich bei einer Umarmung...
hm... das ist bei mir wiederum nicht so. Nicht unbedingt zumindest... bei dem einen oder anderen vielleicht ja... aber nicht so, dass ich sagen könnte, ich muss darüber reden, dann legen sich bestimmte Bedürfnisse.
leberblümchen hat geschrieben:Luxbordie, hast du denn das Gefühl, dass auch dein Therapeut etwas dabei fühlt?
ich gehe ebenfalls davon aus, dass es Therapeuten nicht kalt lässt (auch in der Therapie ist ein Thera ja "normal" nicht emotional unbeteiligt... natürlich mal mehr und mal weniger). Aber es macht (zumindest für mich) einen Unterschied, ob die Gefühle in "Richtung Geilheit.. bzw. dich missbrauche ich für meine zwecke" gehen oder nicht.

Und btw.: Meiner Meinung nach können derartige Gefühle im Zweifel nicht nur durch Körperkontakt ausgelöst werden... und da würde man bei dem Punkt landen: ist eine therapeutische Beziehung immer auch eine, in der erotische Gefühle zwangsläufig auftreten müssen, weil beide erwachsen sind... und das auch noch beidseitig. Sehe ich nicht so... kann es aber natürlich je nach Beziehung geben. Denke aber durchaus, dass es Therapeuten gibt, die aus Angst vor Sexualisierung oder dass es der Patient "falsch" versteht bzw. empfindet (eben als erotische Annährung) oder aufgrund des Abstinenzgebotes strikt auf jeglichen Körperkontakt verzichten. Und ebenso Patienten, die Angst haben (auch) der Therapeut könnte übergriffig werden. Mein stat. Thera reichte ja nichtmal die Hand, was wohl mit ihn zu tun hatte.
Zuletzt geändert von stern am Do., 03.10.2013, 14:50, insgesamt 1-mal geändert.
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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 03.10.2013, 14:50

Ich hab da komischerweise auch gar keine Sorge
um meine Therapeutin, was sie empfinden könnte oder nicht
sondern echt um mich, was ich tun würde, wie ich empfinde.
Wahrscheinlich habe ich diese Angst nicht, dass sie übergriffig werden könnte
weil ich mich wirklich, ja, zu 100% sicher fühle was unsere Körpergrenze angeht.
Dafür haben wir beide keine seelische Grenze was den Austausch von Phantasien angeht.
Sind da ziemlich...ungehemmt.
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stern
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Beitrag Do., 03.10.2013, 14:55

Angst vor einen Übergriff hatte ich ebenfalls noch nicht (ansonsten ging das auch gar nicht)... zwar traue ich ihr alles mögliche und unmögliche zu (was eigentlich nicht zum lachen ist, aber sei's drum), aber das war noch nicht dabei, hmmm.
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leberblümchen
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Beitrag Do., 03.10.2013, 14:56

Naja, stern, das mit der 'Geilheit' hab ich ja gerade gemeint: dass es offensichtlich auch 'normal' sein kann, sexuell erregt zu werden, auch wenn man gar nichts dergleichen im Sinne hat à la: "Ich werd die Patientin jetzt mal umarmen, um mich aufzugeilen, und wenn sie weg ist, geh ich ins Klo und fass mich an!" - sondern dass das 'einfach so' - wie in dem link beschrieben - geschehen kann.

Das ist ja nichts 'Böses', aber trotzdem ja sicher total unangemessen, oder? Also, dann könnte man das ja immer im Hinterkopf haben (wie auch mein Th. meinte), dass sich - bei wem auch immer - etwas tut, das man eigentlich nicht haben will und das stört.

Und ich bin immer noch der Meinung, dass man mit Worten leichter die Kurve kriegt. Mein Therapeut sagt: "Wir können sicher sein, dass Sie auf der Couch bleiben und ich im Sessel - egal, worüber wir reden". Aber wo will man da die Grenze beim Körperkontakt festlegen? Es muss ja nicht der 'klassische' Übergriff sein.

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Luxbordie
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Beitrag Do., 03.10.2013, 14:58

Vor der 1. Umarmung haben wir ziemlich lange über meine Gründe geredet. Wieso ich die Umarmung haben möchte. Ich denke schon dass er in der Phase sicher gehen wollte dass ich da nicht ein sexuelles Bedürfnis stillen wollte sondern eben die Bedürfnisse des inneren Kindes.
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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 03.10.2013, 15:00

Ich weiss von meiner Therapeutin, dass sie durchaus schon sexuelle Erregung gespürt hat in Stunden mit mir
die wurden mir gegenüber auch klipp und klar so benannt
und dann eingeordnet als Gegenübertragung
und sofort auf mich bezogen
und von da aus gings dann weiter.

Damit konnte ich gut umgehen.
Im tatsächlich körperlichen Kontakt wäre das für mich
eine Katastrophe.

Ich würde mich auch nicht bei jedem Menschen drauf verlassen
dass verbales Sprechen letztlich nicht dazu führt
dass es eben doch zu körperlichem Kontakt führt
(kommt doch auch in der Partnerschaft vor)
aber bei ihr bin ich es mir zu 100%.
Und trotz dieser Sicherheit
mir gebe ich nur 99%.
Also Finger weg.
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stern
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Beitrag Do., 03.10.2013, 15:12

**AufdemWeg** hat geschrieben:Ich weiss von meiner Therapeutin, dass sie durchaus schon sexuelle Erregung gespürt hat in Stunden mit mir
die wurden mir gegenüber auch klipp und klar so benannt
und dann eingeordnet als Gegenübertragung
und sofort auf mich bezogen
und von da aus gings dann weiter.
Das fände ich persönlich auch noch nicht schlimm bzw. tragisch... sind letztlich auch nur menschliche Gefühle... aber klar, darüber kann man geteilter Meinung sein. Also das Gefühl oder einen Impuls sehe ich noch nicht als das Problem an. Sondern der Punkt wäre für mich, was man daraus bzw. damit macht. Und dass ich drauf vertrauen kann, dass jemand damit umgehen kann... und den Patienten eben nicht missbraucht.

Analog: na klar ist meine Thera manchmal genervt... aber es macht einen Unterschied (für mich), ob sie mir eine knallen würde oder das anderweitig ungefiltert rauslässt, etc. Oder ob man (sie und ich) das thematisieren kann und man damit dann einigermaßen umgehen kann (selbstredend tue ich mir damit etwas schwerer als sie).
Zuletzt geändert von stern am Do., 03.10.2013, 15:17, insgesamt 1-mal geändert.
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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 03.10.2013, 15:16

Genau, ich glaube das war auch bei mir der Punkt,
dass sie damit arbeitet hat und zwar richtig therapeutisch.
Das war nicht so "Frau x, ich bin ja so scharf auf Sie"
Nein, da war so viel Respekt und so viel Feinfühligkeit von ihrer Seite aus
auch im Ausdruck.
Ich spüre auch so deutlich wie ich mich in diesem Bereich verändere
durch diese Hilfe, die sie mir gibt
wie ich es besser für mich einordnen kann
und das ist es was ich meine:
das drängende sexuelle Gefühl lässt nach.
Es hat mich oft so sehr belastet
aber langsam, langsam lässt das nach.

Und vielleicht gibts Menschen, die das auch über den Körper auflösen können
nicht umsonst gibts Körpertherapie, oder?
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Tristezza
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Beitrag Do., 03.10.2013, 15:31

In meiner Körpertherapie kamen zeitweise schon erotische Gefühle auf. Meine Therapeutin hat gesagt, dass sie die auch manchmal spüre. Als ich einmal gesagt habe, ich würde am liebsten "über sie herfallen", meinte sie: "Versuch's doch mal!" Ich habe es lieber nicht versucht. Aber ich frage mich immer noch, wie sie das gemeint hat und ob das eventuell zu mehr geführt haben könnte ... Schon merkwürdig, so eine Aufforderung, oder?

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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 03.10.2013, 15:35

Tristezza,

"ein versuchs doch mal"
würde mir so eine heiden Angst machen
ich glaube dann wäre alles kaputt.

Wie bist du damit umgegangen?

und

wie seid ihr mit diesen Gefühlen umgegangen?
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leberblümchen
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Beitrag Do., 03.10.2013, 15:39

Was hast du denn erwidert, als sie das gesagt hat?

Ich kenne ja nur diese eine Therapie, und da ist es schon manchmal so, dass ich das Gefühl hab, ich müsste mich an der Couch festbinden, um nicht über ihn herzufallen. Aber er würde mit Sicherheit nicht sagen: "Versuchen Sie es doch mal"

Vielleicht muss man da auch noch mal unterscheiden - jemand, der sich dazu entschieden hat, Körpertherapie anzubieten, hat wohl einen anderen Zugang zu der Thematik, zu Körpern allgemein. Ich glaub schon, dass ein 'körperloser' Analytiker mit dem Versuch, über ihn herzufallen, gar nicht umgehen könnte. Obwohl du als Patient ja derselbe wärest und auch die aufkommenden Gefühle dieselben sind.

So sehr ich mir diesen Körperkontakt auch wünsche (und immer noch phasenweise glaube, dass nur der die Heilung bringt), so sehr schätze ich auch die Möglichkeit des ausschließlichen Redens. Dass eben wirklich ALLES in Worten möglich ist, WEIL man weiß, dass keine Taten folgen.

Und eine Umarmung würde dieses ganze Gerüst zum Fallen bringen.

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Tristezza
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Beitrag Do., 03.10.2013, 15:42

ADW, Ich habe, glaube ich, nur gelacht. Angst hat es mir nicht gemacht, wohl weil ich keine MB-Erfahrung habe. Wir haben dann einfach weitergemacht, als wäre nichts gewesen. Es hat unsere Beziehung auch keineswegs belastet. War allerdings in einer Zeit, in der ich sie sowieso nur noch relativ selten gesehen habe.
Blümchen, ja die war schon sehr erfahren im Bereich Körpertherapie. Vermutlich hätte sie sich im Zweifelsfall, trotz aller Lockerheit, dann doch entschieden abgegrenzt (zumal ein Kollege von ihr vor noch nicht allzulanger Zeit im Knast gelandet war ...).
Zuletzt geändert von Tristezza am Do., 03.10.2013, 15:45, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Do., 03.10.2013, 15:44

wie wird eigentlich überhaupt in einer Körpertherpie gearbeitet?

Da arbeitet man doch sicherlich auch an den entstehenden Gefühlen?

Vielleicht hat sie das auch gesagt weil sie sich DEINER sicher war.
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stern
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Beitrag Do., 03.10.2013, 15:49

ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass es mich nicht irritieren würde. Aber soweit ich vertrauen könnte: siehe oben.

... vielleicht ist es bei mir auch schlichtweg so, dass ich über bestimmte regressive Entwickungsstufen noch nicht hinausgekommen bin (in der Therapie zumindest) und Therapeuten dementsprechend ebenfalls eine andere Rolle inne hatten. Aber gut, (bei ihr) bin ich "erst" so knapp über 100h. Wobei es wohl mit der Sitzungsanzahl auch nicht so viel zu tun hat, keine Ahnung. Dass sie derartige Gefühle hat, glaube ich auch nicht. Sicher wissen tue ich es aber in dem Fall nicht...

-------------

"versuche es doch mal" hätte mich ebenfalls irrtiert... hätte ich vermutlich aber so interpretiert: WENN du es versuchst, würde dir aber meine Grenze aufzeigen. Aber natürlich sehr vage, so dass ich dann vermutlich permanent im Hinterkopf hätte, ob es nicht doch anders gemeint sein könnte. In anderen Worten: Die Aussage wäre für mich zu uneindeutig, so dass ich wohl nachfragen müsste, wie das gemeint ist.
Zuletzt geändert von stern am Do., 03.10.2013, 15:52, insgesamt 1-mal geändert.
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