Ist Übertragungsliebe zwangsläufig? Wie überlebe ich's?

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neko
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Beitrag Fr., 29.01.2010, 22:23

ne, keine resignation, eher hin und wider anfälle von ungeduld, rückfälle in das mit mir selber hadern. ich hab in meiner therapie phasen gehabt, in denen ich so in meine negativen projektionen und übertragungen verstrickt war, dass ich gedacht hab irre oder zumindest psychotisch zu werden. auch da hab ich am anfang immer gemerkt, dass ich da meinen ganz eigenen film abspule, nur irgedwann verflüchtigte sich dieses wissen und ich fühlte mich nur noch angegriffen und gedemütigt. in einem wundersamen moment konnte ich das dann auflösen und das war der durchbruch zu einem wunderbaren gefühl des sich angenommen und verstanden fühlens. aber im moment habe ich einfach ein bisschen angst, dass ich wieder in das alte chaos zurückfalle. seit ein paar stunden habe ich in der therapie wieder dieses empfinden angegriffen zu werden und mich gegen den Vorwurf, letztlich doch maßlos zu sein, verteidigen zu müssen. bei licht betrachtet, weiß ich, dass ich damit heute ganz anders umgehen kann - u.a. in dem ich es anspreche. außerdem erreicht der wahn nicht mehr die alte intensität und erentzündet sich an themen, die ich früher nie im traum hätte ansprechen können. und doch bleibt die furcht, all das, was ich meine an fortschritten erreicht zu haben, könnte in sich zammnbrechen. verstehst du, was ich meine? irgendwie hat es mich beruhigt, dass es dir, dunkler, ähnlich ergeht. will heißen - ich will versuchen, mir meinen rückfall in alte muster nicht allzusehr vorzuwerfen.

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Dunkle
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Beitrag Fr., 29.01.2010, 22:53

@neko
neko hat geschrieben:ich will versuchen, mir meinen rückfall in alte muster nicht allzusehr vorzuwerfen.


Oh - seufz - ich wünsch Dir, mir auch , dass das gelingen möge.

Ja, ich erkenne mich da wieder, in fast allem, was Du beschreibst, nur dass ich es weniger als "Wahn" wahrgenommen habe, sondern mich unreflektiert in meine Wut, in Rachegedanken hineinsteigerte (ging von der Praxis zur Bahnhaltestelle und skandierte "Ar..loch!!" vor mich hin!!) um dann zu Hause, abends, dann in heulendes Elend verwandelt zu werden (Er mag mich nicht, er macht sich über mich lustig, das alles ist ein grausames Spiel, er ist einfach nur zynisch und und und und). So ein Wahnsinn, du hast recht, es IST WAHNSINN. denn es ist komplett in mir entstanden. Ich WOLLTE Dinge, die er sagte so verstehen. Oder ich konnte nicht anders. Je nachdem.
Sollten wir in unserem Alter so langsam gnädiger mit uns werden ?
Kann man von sich in zwei- oder dreijähriger Therapie verlangen, immer alles richtig zu verstehen und die alten Muster vollständig und unwideruflich über Bord zu werfen, wenn man vorher 40 Jahre so gelebt hat?
Auch ein Fünkchen Hoffnung: Bei mir hat sich die Zeit verkürzt, in der ich den Wahn aufrecht erhalte. Es geht jetzt schneller, auch, weil ich gelernt habe, so etwas gegenüber misstrauischer zu sein.

Platz für mehr Liebe?

Hoffentlich!


montagne
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Beitrag Fr., 29.01.2010, 23:04

Ja, ich erkenne mich da wieder, in fast allem, was Du beschreibst, nur dass ich es weniger als "Wahn" wahrgenommen habe, sondern mich unreflektiert in meine Wut, in Rachegedanken hineinsteigerte (ging von der Praxis zur Bahnhaltestelle und skandierte "Ar..loch!!" vor mich hin!!) um dann zu Hause, abends, dann in heulendes Elend verwandelt zu werden (Er mag mich nicht, er macht sich über mich lustig, das alles ist ein grausames Spiel, er ist einfach nur zynisch und und und und). So ein Wahnsinn, du hast recht, es IST WAHNSINN.
Wow, könnte so von mir sein. Im Nachhinein würde ich sagen, das war echt parapsychotisch. Durch irgend etwas, keine Ahung so genau was lichtete sich ja jedes Mal der Nebel und es war wirklich, nach Wochen dieses schrecklichen Zustandes lichtete es sich innerhlab wneiger Stunden und Tage. Wie ein Schleier und ein Gewicht, das mir genommen wurde. Aber ich bin auch nach guten phasen, da immer wieder hineingeraten, könnte auch jetzt nicht garantieren, das es nicht wieder passiert, auch wenn ich es für unwahrscheinlich halte. Beziehungsweise neulich passierte es mir wieder, aber es hielt nur 1-2 Tage an. Ich konnte "es"/mich selbst klären, mich halten und das Problem und die aufgekommenen Gefühle in der nächsten Stunde ansprechen.

Ich denke es ist diese Sicherheit, will nicht sagen Urvertrauen, das noch mehr gestärkt werden muss. Eben so lange, bis der Wahn wirklich nicht mehr einsetzt. Hoffentlich!
amor fati

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neko
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Beitrag Fr., 29.01.2010, 23:18

ja, mit übelsten schimpfwörtern und verwünschungen habe ich auch die straßen gepflastert...und ja, auch bei mir werden diese phasen kürzer. einmal konnte ich sogar mittendrin ein bisschen über mich lachen. klingt blöd, aber da war ich stolz drauf. von daher läut vieles besser. es gibt aber eine sache, dir mir immer noch zuschaffen macht. ich glaub, bei mir hat die ganze paranoia nicht nur und nicht in erster linie mit mangelndem vertrauen zu tun. ich hab mich in dem verdacht, all das zu inszenieren, weil ich nähe immer noch (?) schwer aushalten kann, obwohl ich mich danach sehne. warum das so st, ist mir auch noch nicht ganz klar. vielleicht hat es was damit zu tun, dass ich dann, wenn jemand mit mir mitfühlt, meinen eigenen gefühlen nicht mehr weglaufen kann. und die überschwemmen mich grad im moment so sehr, dass ich distanz schaffe - sei es mit rationalisierung, sei es mit untrstellungen und misstrauen. das üble ist nur, dass ich auch die selbst geschaffene distanz mittlerweile nur noch schweraushalten. ach ne, ich häng einfach gewalt im zwischendrindrin zwisen "nicht mehr" und "noch nicht". das ist wirklich zum haare ausreißen.

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Wildkatze
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Beitrag Do., 11.02.2010, 21:40

Elfchen hat geschrieben:Mein nächster Termin ist am 8. Februar. Das Thema muss ich einfach ansprechen, es beschäftigt mich sehr.
Liebes Elfchen,

also, ich bin wirklich neugierig, was bei Deinem Termin am Montag zum Thema "Übertragungsliebe" so rausgekommen ist.
Erzähl doch mal... wenn Du willst und wenn es überhaupt was zu erzählen gibt.

LG

Wildkatze

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Elfchen
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 10:20

Liebe Wildkatze

Ich habe es angesprochen, weil es mich so sehr beschäftigt hat, ob Übertragungsliebe zwangsläufig ist.

Ausgehend davon, dass ich das nicht kenne, hab ich sie gefragt, ob das möglich ist und warum dem so ist. Es gibt wohl diejenigen, die ihr Defizit mit Übertragungen zu füllen versuchen, und dann gibt es solche wie mich, die von vornherein durch all die schlechten Erfahrungen schon mal nicht geliebt werden wollen. Wahrscheinlich ist es ein Schutzmechanismus, so nach dem Motto: komm mir nicht zu nah, dann muss ich keine Enttäuschung erfahren.

Bestimmt muss ich das noch vertiefen. Meine vorläufige Antwort wäre jedoch, nein, es ist nicht zwangsläufig.
Die gute Botschaft ist ja, es lässt sich überleben. Irgendwann sacken die Erkenntnisse aus dem Kopf ins emotionale Bewusstsein. Dann wird die Übertragung nicht mehr so überlebenswichtig, oder gar nicht mehr notwendig und auch die Abwehrhaltung kann sich aufweichen.

Ich weiss nicht, ob dir das nun viel bringt. Ich denke mir, ich bin in der gegenüberliegenden Reaktion. Mir ist es dort wohl, ich kenne nichts anderes. Das gute daran ist, dass ich immer wieder aufs Neue erstaunt bin, wenn mich jemand gerne hat. Früher konnte ich es nicht annehmen, heute freue ich mich zaghaft darüber- immer noch mit viel Abstand innerlich zumindest.

Es wird noch viel zu besprechen geben. Wie immer erfahre ich in der Therapie nicht wahnsinnig viel Neues, aber es tut gut, gewisse Dinge wieder und wieder zu hören. So kommt man Schritt für Schritt voran.

Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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EffiB.
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 21:31

Hallo zusammen,
ich bin auch eine von den eher unglücklich in Übertragung liebenden (wobei ich mir nicht so sicher bin, wie groß der Anteil "echter" Gefühle), und so langsam ist das Ende meiner Therapie in Sicht. Mal die Frage: Es gibt doch sicherlich auch Methoden, die Theras anwenden, um die Übertragung wegzubearbeiten zum Schluss, oder? Also die, die von der Übertragung wissen, natürlich. Macht jemand die Erfahrung?

Effi

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Dunkle
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 21:51

EffiB. hat geschrieben:Es gibt doch sicherlich auch Methoden, die Theras anwenden, um die Übertragung wegzubearbeiten zum Schluss, oder?
Hallo Effi,

klingt so ein bisschen nach "und am Schluss wird aufgeräumt..." und dann geht man "sauber und aufgeräumt" aus der Therapie....
Na klar gibt es Methoden, die angewendet werden, um den Patienten klarzumachen, wem die Gefühle gelten und was die T.s. für eine Rolle übernommen haben. Was das für Methoden sind, ist - denke ich - total individuell und kommt auf das an, was bisher in der Therapie war.

Bei mir ist das ein langer Prozess, bei dem ich auch mal im Kreis gehe, um schließlich doch wieder zu einem neuen Stück mehr Unabhängigkeit, Realismus, Einsicht zu kommen. Ich bin mir aber sicher, dass ich nicht, (nie?) ganz "clean" werde - und vielleicht muss ich das auch nicht. Wenn die Liebe nicht quälend und besitzergreifend ist, sondern wie die liebende Erinnerung an etwas Großes und Gutes, dann darf sie auch gern bleiben...

Und bei Dir?
Weiß es der/die Geliebte...?

Gruß, D.

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EffiB.
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Beitrag Sa., 13.02.2010, 22:29

Hallo Dunkle,
ja mein "Geliebter" weiß Bescheid. Wie ist das bei Dir, nimmt Dein Thera eine aktive Rolle in dem Prozess ein? Du schreibst etwas von Klarmachen. Hast Du den Eindruck, dass dieses Klarmachen Distanz schafft zwischen euch? Ich würde mir von meinem Thera auch etwas mehr Aufklärung wünschen, aber da kommt noch viel. Kann es sein, dass manche Theras es auch genießen, geliebt zu werden bis zum Schluss oder darüber hinaus?

Effi

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Dunkle
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Beitrag Sa., 13.02.2010, 22:58

Hallo Effi

(das ist ja auch ein vielsagender Nick...)
EffiB. hat geschrieben: Wie ist das bei Dir, nimmt Dein Thera eine aktive Rolle in dem Prozess ein? Du schreibst etwas von Klarmachen. Hast Du den Eindruck, dass dieses Klarmachen Distanz schafft zwischen euch?
Ja, ab einem gewissen Punkt nahm er dabei eine sehr aktive Rolle ein.
Manchmal klang das für mich regelrecht hart:
"Ich kann mir ein Leben ohne Sie vorstellen..."
"Als Sexual-Partner stehe ich nicht zur Verfügung"
"Ich habe so den Eindruck, um dasunddas (hier folgte etwas langwieriges..) abzuwehren, haben Sie mich ganz fest in Ihr Herz geschlossen..."

Aber es kommt eben auch:
"Ich bin beeindruckt und entzückt von Ihrer Mitarbeit..."
"Sie sind ok. Und wer Sie sind und wie Sie etwas tun, das ist ok und ich habe es gern!"

Diese Trennung schafft schrittchenweise Abstand, ja.
Allerdings ist es mühsam. Denn mein Bewusstsein hat mehrere Ebenen. Da gibt es die Realistische, die kann das Patientin-Sein (das und nichts anderes) schon gut annehmen.
Aber meinen Fantasien und Gefühlen kann ich keine Befehle erteilen.
Und die erdenken und wünschen sich immer noch manchmal eine Unmenge Arten es Sich-Naheseins, inklusive eines späteren Zusammenlebens.
Aber es wird weniger und es wird abgespaltener von der therapeutischen Realität. Diese Gedanken sind eher so etwas wie "Freizeit", wie "Erholung"...
EffiB. hat geschrieben: Ich würde mir von meinem Thera auch etwas mehr Aufklärung wünschen, aber da kommt noch viel. Kann es sein, dass manche Theras es auch genießen, geliebt zu werden bis zum Schluss oder darüber hinaus?
Was meintest Du mit "da kommt noch viel"? Du meintest wahrscheinlich "nicht viel...", oder. Ich finde, was Du schreibst, schwerwiegend. Habt Ihr das ausführlich diskutiert? Weiß er, dass Du das umsonst erwartest?
Nun könnte man, wenn Du in Analyse bist, das natürlich auch so deuten, dass Du seine vielleicht recht eindeutigen Aufklärungen viel "weicher" siehst, als sie in Wirklichkeit waren, um Deine eigenen Illusionen zu schützen?
Das ist natürlich nur ein Gedanke, muss ja nicht stimmen...
Warum schreibst Du "darüber hinaus..." - bist Du schon am Ende angekommen oder was befürchtest Du da?

LG
Dunkle

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Elle
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Beitrag So., 14.02.2010, 09:54

"Ich kann mir ein Leben ohne Sie vorstellen..."
"Als Sexual-Partner stehe ich nicht zur Verfügung"
"Ich habe so den Eindruck, um dasunddas (hier folgte etwas langwieriges..) abzuwehren, haben Sie mich ganz fest in Ihr Herz geschlossen..."
Dunkle, hier würde ich gerne noch mal nachfragen...
Wie war das denn vorher in der Therapie? Habt ihr da irgendwie so "getan als ob", also er hat so getan als ob eine private Beziehung zwischen Euch möglich wäre etc?

Ich frage das nicht, weil ich Deine Sachen in Frage stellen will, sondern weil es mich selbst grade beschäftigt. Ich finde es manchmal etwas anstrengend; also ob ich so tun müsste als würde ich glauben, dass eine private/sexuelle... Beziehung möglich sei. Ich glaube mir würde es leichter fallen, wenn solche Dinge wie oben zitiert klarer ausgesprochen wären. Vielleicht würde ich mich dann sicherer fühlen, meinen Wünschen Raum zu geben. Jetzt habe ich immer das Gefühl, ICH müsse für die Grenze sorgen (die ja eigentlich sowieso da ist).

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EffiB.
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Beitrag So., 14.02.2010, 11:57

Hallo Dunkle,
klingt ja anstregend, was da zwischen euch abläuft. Diese Sätze von Deinem Thera klingen standardmäßig, so würde sich ein normaler Gespräckspartner nicht ausdrücken, oder? Hast Du trotzdem den Eindruck, dass Du die Wahrheit hörst?
Ja, ich meinte "da kommt noch nicht viel". So ein paar Sätze wie Du sie zitiert hast, sind bei mir auch schon mal gefallen. Wie ist das bei Dir, redet ihr die ganze Stunde über dieses Thema der Übertragung/Beziehung oder nur mal hin und wieder und kurz? Wie lange hast Du noch Therapie? Bei mir ist noch keine regelmäßige Arbeit an dem Thema da. Ich hab nicht mehr so lange bis zum Schluss. Gestern kam mir so der Gedanke, dass es für einige Theras schön sein könnte, sich die verzehrenden Gefühle ihrer Patienten zu erhalten. Das wäre erschreckend. Aber warum liest man hier immer wieder, dass viele noch nach der Therapie an ihrem Thera hängen?

LG, Effi

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Dunkle
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Beitrag So., 14.02.2010, 15:59

Liebe Elle,
Elle hat geschrieben:Wie war das denn vorher in der Therapie? Habt ihr da irgendwie so "getan als ob", also er hat so getan als ob eine private Beziehung zwischen Euch möglich wäre etc?
nee, "so getan" hat er nie, aber ich habe nicht nur "so getan", ich habe das alles geglaubt und gehofft und vor allem: gefühlt!
Bei mir stellten sich in dieser therapeutischen "Honeymoonphase" sehr schnell große Gefühle ein. Und da ich die nicht richtig einzuordnen wusste (wie auch), glaubte ich, die seien bei mir UND IHM da und etwas total Besonderes!!
Ich hatte aber dann natürlich auch große Scheu, das alles so offen auszusprechen, dafür sprach er manchmal, um eben für mich zu sagen, was ich damals nicht sagen KONNTE. Z.B. fragte er "Sind wir nicht füreinander bestimmt und einander versprochen?" Ich grübelte eine Weile, warum er das sagte, aber ein TEIL von mir dachte sich, wenn er DAS sagt, dann ist dieser Gedanke mindestens auch in ihm und somit möglich. Die anderen Teile dachten Dinge wie "Macht er sich über mich lustig?" oder "So verbalisieren sich meine Gefühle, die er wahrnimmt, also durch ihn...".

Ich wurde von ihm relativ lange "in der Schwebe" gehalten, ja, da gebe ich Dir recht, das war anstrengend, und manchmal habe ich ihn dann auch angefaucht, dass das doch Blödsinn sei, was er da an meiner Statt sage, und musste dann irgendwie doch einsehen, dass immer noch viel Erwartung auf eine private Beziehung in mir schlummerte und sein Nachsuchen und Nachfassen Berechtigung hatte. Es war dann auch so offensichtlich, dass sich da einige Teile in mir stritten: Was ist denn nun wahr und was nicht..."Beweise" und "Gegenbeweise" aufgebracht wurden, es in Wellen immer wieder kam und schwer auszuhalten war.
Bis es sich irgendwann legte....Puhhh.

Dein Vermissen einer klaren Grenzziehung durch Deinen Analytiker kann ich sehr gut verstehen. Das ist das, was mich auch immer wieder die Wände hochgehen lässt, nicht nur beim Liebes-Thema...
Aber so ist es eben, es ist der fast hart erscheinende Zwang zum Selbstständig-Werden, zum Eigenverantwortlich-Sein. Das müssen wohl beide aushalten, soviel Zeit muss in der Analyse eben sein. Wenn sich das genügend entwickelt hat, so denke und hoffe ich, ist man auf einer anderen Ebene und der "Raum". den du beschreibst, ist dann da und man hat ihn selbst erarbeitet...

Lieben Gruß
D.

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Elle
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Beitrag So., 14.02.2010, 16:25

Z.B. fragte er "Sind wir nicht füreinander bestimmt und einander versprochen?"
Puh! Das finde ich aber schon hart. Ich weiss gar nicht, wie ich mit sowas klarkommen würde. Vielleicht würde ich ihm dann auch hoffnungslos verfallen.
Bist Du dann nicht sauer, dass er jetzt so dagegenhält?
Ich muss auch noch mal ein bisschen über das nachdenken, was Du geschrieben hast.
Irgendwie klingt es für mich doch so, als hätte er Dir irgendwelche Hoffnungen gemacht oder Eure Beziehung als etwas Exklusives dargestellt? Oder war das immer so klar, dass er DEINE Wünsche formuliert?

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Dunkle
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Beitrag So., 14.02.2010, 16:33

Hallo EffiB.
EffiB. hat geschrieben: Hast Du trotzdem den Eindruck, dass Du die Wahrheit hörst?
Naja, das finde ich eine schwierige Frage. Natürlich kann man anfangen, bei solchen Aussagen alles zu sezieren, die "Wahrheit" dahinter anzuzweifeln...
Aber schließlich kommt der verliebten Patientin da ja auch nicht zuletzt die Realität zuhilfe: Private Beziehungen zwischen T. Und Patienten sind schlicht verboten und können den T. sein Approbation kosten. Und da ich bei einem sehr "orthodoxen" Analytiker in Behandlung bin, nimmt er das sicherlich seeehr genau, er hat im Übrigen auch schon irgendwelchen Kontakten NACH Ende der Analyse eine Absage erteilt. Das ist also die Wahrheit, hinter die zurückzugehen, einfach keinen Sinn hat. Natürlich kann man das aus sportlichen Gründen machen, aber damit schadet man eher sich selbst, indem man die Realität immer und immer wieder nicht akzeptiert und statt dessen einen Traum "hinter der Realität" schafft...

Ja, die Übertragung hat einen großen Teil meiner inzwischen dreijährigen Analyse bestimmt. Aber das hat auch seinen Sinn so. Wir reden viel darüber, aber nicht ständig. Da ich vier Stunden in der Woche habe, haben wir viel Zeit...
EffiB. hat geschrieben:Gestern kam mir so der Gedanke, dass es für einige Theras schön sein könnte, sich die verzehrenden Gefühle ihrer Patienten zu erhalten. Das wäre erschreckend. Aber warum liest man hier immer wieder, dass viele noch nach der Therapie an ihrem Thera hängen?
Klar, warum soll es nicht auch schmeichelhaft sein, so schöne Dinge von der Patientin gesagt zu bekommen ? Aber ein wenig lese ich in Deinen Sätzen einen bitteren Unterton: Er weidet sich an Deinem Sich-Verzehren? Meinst Du das so? Solche Gedanken kenne ich. Ich habe mich noch zusätzlich oft geschämt, wenn ich ihm an den Kopf geschleudert habe, er sei "zynisch", weil er mich nicht "rauslässt", sondern zwingt, immer wieder hinzuschauen, was ich da mache...!! Auch diese fürchterlich anstrengenden Auseinandersetzungen sind aber letztendlich wichtig, denn da schlummert sie schon, die negative Übertragung, in die ich im Rahmen der schleichenden Auflösung der Übertragungsliebe auch gerutscht bin...
Denn so, wie man den T. liebt, sosehr hasst man ihn auch dafür, dass er diese Liebesgefühle kaputtmacht (kaputtmachen muss).

Ja, warum liest man hier immer wieder von den ehemaligen Patientinnen, die eben - aus vielen verschiedenen Gründen - den Absprung nicht so recht geschafft haben. Da kann man meist nur schwer entscheiden, an wem und an welchen Umständen das nun lag. Am Nicht-Gestehen, am Nicht-Reagieren des T., an der fehlenden Zeit?
Ich denke eben, wie schon weiter oben geschrieben, dass die Auflösung nicht auf einen Plautz geschafft ist, sondern sich in Wellen, mit viel Zeit vollzieht...

Aber sprich mit Deinem T. über Dein "Erschrecken" und Deine Gedanken...

Viel Mut wünscht D.

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