Gemeinsam mit Therapeuten im 'Urlaub'?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

captcha
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 29
Beiträge: 709

Beitrag Sa., 08.08.2020, 07:43

Montana hat geschrieben: Sa., 08.08.2020, 07:28 Echt, der Patient soll lernen, feiner/bewusster wahrzunehmen? Das kann ich mir nicht vorstellen, ehrlich gesagt. Das würde doch unterstellen, dass lauter Dumpfbacken in Therapie sitzen.
Na es geht doch in Therapie ganz viel darum, zu schauen: Was ist da genau los? Was fühl ich eigentlich wenn mein Partner länger nicht da ist? Aha, Verlassenheit, Angst. Oder Interpretation: Er ist nicht da, weil ich ihm nicht wichtig genug bin -> Was kann nich jetzt machen: Emotionsregulation, lernen, mit meinen Gefühlen von Angst und Verlassenheit umzugehen. genauer wahrnehmen, wie mein Partner sich wirklich verhält, seine Signale feiner wahrnehmen: Aha, er ist einfach nur gestresst von den letzten Wochen und braucht mal ein Wochenende für sich. Lernen, eigene Interpretationen bewusst wahrzunehmen: Aha, ich interpretiere, dass ich ihm nicht wichtig genug bin, dabei braucht mein Partner einfach nur Freiraum.
So ungefähr?

Was machst/lernst denn du so in der Therapie? ;)
Zuletzt geändert von captcha am Sa., 08.08.2020, 07:46, insgesamt 2-mal geändert.

Werbung

Benutzeravatar

Sadako
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 50
Beiträge: 733

Beitrag Sa., 08.08.2020, 07:44

Montana hat geschrieben: Sa., 08.08.2020, 07:28 Echt, der Patient soll lernen, feiner/bewusster wahrzunehmen? Das kann ich mir nicht vorstellen, ehrlich gesagt. Das würde doch unterstellen, dass lauter Dumpfbacken in Therapie sitzen. Und ich hab eher den Eindruck, das Gegenteil ist der Fall.
Zumindest bei mir ging es da nicht um die eigentliche Wahrnehmungsfähigkeit. Viel von dem,das was ich als Kind wahrgenommen habe, wurde ja verleugnet. Das war fast eine unsystematische Gehirnwäsche. Meine Wahrnehmungen bewusst zu registrieren und Ihnen zu vertrauen war für mich tatsächlich eine Lernaufgabe und ich bin keine Dumpfbacke :-P

Wir werden hier bloß leider ziemlich off topic. :red:

Benutzeravatar

captcha
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 29
Beiträge: 709

Beitrag Sa., 08.08.2020, 07:45

Sadako hat geschrieben: Sa., 08.08.2020, 07:44 Wir werden hier bloß leider ziemlich off topic. :red:
äh ja. das stimmt. gut, dass wir das wahrnehmen :lol:

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Singingsaskia
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 30
Beiträge: 213

Beitrag Sa., 08.08.2020, 09:41

Sadako hat geschrieben: Sa., 08.08.2020, 07:44
Wir werden hier bloß leider ziemlich off topic. :red:
Also für mich ist das kein Problem, ich find den Austausch sehr interessant und lese auch regelmäßig mit :-)

Werbung

Benutzeravatar

Kreativus50
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 50
Beiträge: 316

Beitrag Sa., 08.08.2020, 12:53

@Singingsaskia
Die Sachen, die ich zu dem Erbrechen schrieb: Ich wollte Dir damit nicht zu nahe treten. Es sind meine Sichtweisen/ Ideen, die sich aus dem Lesen Deiner Schilderungen und meinen persönlichen Erfahrungen ergeben. Ich denke, das ist mit allen Rückmeldungen so. Und es ist nur als ein Gedankenanstoß gemeint. Was für Dich stimmig ist, kannst Du nur selber wissen und spüren. Du hattest dazu ja dann auch geschrieben und das zurückgewiesen.

@restliche Mitschreiber
Von einer positiven Wertung schrieb ich nichts, es ist m.E. eine Interpretation.
Und " extrem esoterisch abgedroschen " ...hm... empfinde ich als ganz schön abwertend. Ich bin überhaupt nicht esoterisch unterwegs, im Gegenteil. Aber ich beschäftige mich ziemlich viel mit Psychosomatik (aus eigener Notwendigkeit) und darauf wollte ich auch hinaus. Und das ist ja kein Hokuspokus. Physische und psychische Vorgänge hängen zusammen, in beide Richtungen.

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3360

Beitrag Sa., 08.08.2020, 14:10

captcha hat geschrieben: Sa., 08.08.2020, 07:43 Was machst/lernst denn du so in der Therapie? ;)
Ich finde heraus, was alles "statistisch normal" ist und was nicht. Es stellte sich nämlich heraus, dass vieles für mich normale nicht statistisch normal ist. Das wiederum lässt Dinge in anderem Licht erscheinen.
Zwei Beispiele:
- Die allermeisten Patienten können sich gut an vorangegangene Therapiestunden erinnern. Meine Erinnerung funktioniert anders.
- Da muss ich weiter ausholen. Ich als Kind, 12 Jahre alt, mit Fahrrad auf dem Schulweg. Ausnahmsweise alleine, weil meine Schwester an dem Tag aus irgendeinem Grund nicht mitfuhr. Bis in die Stadt kam ich gerade noch, dann stand ich verloren herum, weil ich den Weg nicht wusste. Es hielt ein mir fremdes Auto und das Fenster ging runter. Eine mir fremde Person sprach mich mit Namen an und fragte, warum ich noch nicht in der Schule sei. Ich sagte, dass ich den Weg nicht fände und erhielt eine Wegbeschreibung. Damit war mir geholfen und ich konnte zur Schule fahren. Den Weg war ich vorher schon oft zusammen mit meiner kleinen Schwester gefahren, er war also eigentlich nicht neu. Natürlich hatte ich eine Theorie dazu, woher solche Probleme kamen: mangelndes Interesse an meiner Umwelt und darum zu wenig Aufmerksamkeit. Solche Dinge waren mir als Kind auch vorgeworfen worden, also mangelndes Interesse und daraus folgend schlechtes Behalten. So, und diese "Theorie" hat mein Therapeut kürzlich für falsch erklärt. Für mich ist das extrem interessant und wertvoll, denn ich habe keinen Vergleich. Ich habe sehr oft schon gehört, sogar von meiner Psychiaterin, dass ja schließlich jeder "mal was vergisst". Aber noch nie vorher hat jemand mit mir zusammen untersucht, WIE weit das eigentlich geht und wie "normal" das ist.

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3360

Beitrag Sa., 08.08.2020, 14:23

Kreativus50 hat geschrieben: Sa., 08.08.2020, 12:53 Und das ist ja kein Hokuspokus. Physische und psychische Vorgänge hängen zusammen, in beide Richtungen.
Das sind extrem "gefährliche Gewässer". So oft wird mit solchen Zusammenhängen Schindluder getrieben. Natürlich gibt es welche, gar keine Frage, aber sie werden oftmals viel zu groß dargestellt. Darunter musste ich meine ganze Kindheit und noch eine Weile danach extrem leiden, weil meine Geschichte vermeintlich als Grund für jede Art von körperlichem Unwohlsein verantwortlich war. Nur, es kann eben auch mal wirklich eine körperliche Krankheit vorhanden sein. Oder auch mal mehrere, denn im Laufe der Jahre sammelt sich das dann auch an bzw. werden manche Dinge unbehandelt immer schlimmer. Ein Beispiel von mir: angeborene Darmerkrankung mit Fehlen von Nervenzellen, daraus folgend Entleerungsstörungen, daraus folgend weitere Darmerkrankungen, z.B. eine Rektozele. Keine Ursache in der Psyche, sondern im Labor nachweisbar ein körperliches Problem. Aber in meiner Kindheit wurde danach noch nichtmal gesucht. Es war sooo naheliegend zu sagen: ach, das Kind hat so schlimmes erlebt, ist ja klar, dass die Schmerzen psychosomatisch sind.

Benutzeravatar

Kreativus50
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 50
Beiträge: 316

Beitrag Sa., 08.08.2020, 14:47

Montana, ja, das stimmt auch. Man sollte sowas immer mit einer gehörigen Portion Abstand betrachten und untersuchen.
Und nicht nur in eine Richtung denken. Sonst passiert sowas, wie Du es als Kind erlebt hast. Das ist fahrlässig. Hab ich übrigens auch erlebt. Mir wurde Simulation wegen Aufmerksamkeitssuche unterstellt. Braucht keinen Arzt. Letztlich war es ein Bruch wegen eines Tumors.

Benutzeravatar

Kreativus50
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 50
Beiträge: 316

Beitrag Sa., 08.08.2020, 14:51

Nachtrag Montana:
Das was Du über Deinen Therapie schreibst und die Suche " Was ist normal/ für mich normal? " erzählst ist voll spannend.
Genau auf dem Weg bin ich auch. Seitdem kann ich mich ein wenig mehr mögen, seitdem ich kapiere, dass ich nicht
einfach doof, unfähig usw. bin .

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Singingsaskia
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 30
Beiträge: 213

Beitrag Sa., 08.08.2020, 14:51

Kreativus50 hat geschrieben: Sa., 08.08.2020, 12:53 @Singingsaskia
Die Sachen, die ich zu dem Erbrechen schrieb: Ich wollte Dir damit nicht zu nahe treten. Es sind meine Sichtweisen/ Ideen, die sich aus dem Lesen Deiner Schilderungen und meinen persönlichen Erfahrungen ergeben. Ich denke, das ist mit allen Rückmeldungen so. Und es ist nur als ein Gedankenanstoß gemeint. Was für Dich stimmig ist, kannst Du nur selber wissen und spüren. Du hattest dazu ja dann auch geschrieben und das zurückgewiesen.
Ich hab das überhaupt nicht schlecht aufgefasst. Interpretationen haben ja auch ihre Berechtigung, so kann man selbst darüber nachdenken und findet häufig das, was für einen richtig erscheint.

Benutzeravatar

Kreativus50
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 50
Beiträge: 316

Beitrag Sa., 08.08.2020, 14:57

😀 Dankeschön.

Benutzeravatar

captcha
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 29
Beiträge: 709

Beitrag Sa., 08.08.2020, 21:17

Montana hat geschrieben: Sa., 08.08.2020, 14:10 Ich finde heraus, was alles "statistisch normal" ist und was nicht. Es stellte sich nämlich heraus, dass vieles für mich normale nicht statistisch normal ist. Das wiederum lässt Dinge in anderem Licht erscheinen.
wow. danke für die ausführliche Antwort!
Das klingt sehr eindrücklich, wie du das beschreibst. Ist das...dissoziatives Erleben, was du da beschreibst...?
Aber nur wenn du drauf antworten willst und singingsaskia nicht ein Machtwort sprechen will, weil wir sind jetzt schon seeehr weit weg vom ursprünglichen Thema...

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3360

Beitrag So., 09.08.2020, 11:12

captcha hat geschrieben: Sa., 08.08.2020, 21:17 Ist das...dissoziatives Erleben, was du da beschreibst...?
Ja, ist es. Aber ich weiß noch nicht so recht, was ich damit anfangen soll. Ja, es gibt eine klare Diagnose, seit Jahren schon, und mein aktueller Therapeut, der sie nicht gestellt hat, ist sich absolut sicher, dass sie richtig ist. Aber während ich einerseits immer auf der Suche nach Erklärungen bin und dafür auch dankbar bin, erscheint es mir gleichzeitig total absurd.
Ich möchte anfangen, Erinnerungen zu sammeln, aufzuschreiben, zu sortieren. Mir fehlt aber die Zeit.

Benutzeravatar

captcha
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 29
Beiträge: 709

Beitrag So., 09.08.2020, 12:27

Danke für deine Antwort...das kann ich mir vorstellen...es scheint, als würdest du da irgendwie in einer fremden und gleichzeitig vertrauten Landschaft wandern...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Singingsaskia
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 30
Beiträge: 213

Beitrag Do., 13.08.2020, 09:00

Ich geb euch mal ein schnelles Update.

Hatte gestern die zweite Probe, die schon weit besser verlief als die letzte. Wir sind ziemlich gut mit allem vorangekommen und es war schon etwas weniger merkwürdig als beim ersten Mal.

Allerdings merke ich, dass ich momentan immer häufiger vom alten Thera träume (sind keine Alpträume aber immer so eigenartig) und hab irgendwie Angst dass die Alpträume zurück kommen.
Hat jemand einen Tipp wie ich das selbst irgendwie verhindern/bearbeiten kann? :kopfschuettel:

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag