captcha hat geschrieben: ↑Sa., 08.08.2020, 07:43
Was machst/lernst denn du so in der Therapie?
Ich finde heraus, was alles "statistisch normal" ist und was nicht. Es stellte sich nämlich heraus, dass vieles für mich normale nicht statistisch normal ist. Das wiederum lässt Dinge in anderem Licht erscheinen.
Zwei Beispiele:
- Die allermeisten Patienten können sich gut an vorangegangene Therapiestunden erinnern. Meine Erinnerung funktioniert anders.
- Da muss ich weiter ausholen. Ich als Kind, 12 Jahre alt, mit Fahrrad auf dem Schulweg. Ausnahmsweise alleine, weil meine Schwester an dem Tag aus irgendeinem Grund nicht mitfuhr. Bis in die Stadt kam ich gerade noch, dann stand ich verloren herum, weil ich den Weg nicht wusste. Es hielt ein mir fremdes Auto und das Fenster ging runter. Eine mir fremde Person sprach mich mit Namen an und fragte, warum ich noch nicht in der Schule sei. Ich sagte, dass ich den Weg nicht fände und erhielt eine Wegbeschreibung. Damit war mir geholfen und ich konnte zur Schule fahren. Den Weg war ich vorher schon oft zusammen mit meiner kleinen Schwester gefahren, er war also eigentlich nicht neu. Natürlich hatte ich eine Theorie dazu, woher solche Probleme kamen: mangelndes Interesse an meiner Umwelt und darum zu wenig Aufmerksamkeit. Solche Dinge waren mir als Kind auch vorgeworfen worden, also mangelndes Interesse und daraus folgend schlechtes Behalten. So, und diese "Theorie" hat mein Therapeut kürzlich für falsch erklärt. Für mich ist das extrem interessant und wertvoll, denn ich habe keinen Vergleich. Ich habe sehr oft schon gehört, sogar von meiner Psychiaterin, dass ja schließlich jeder "mal was vergisst". Aber noch nie vorher hat jemand mit mir zusammen untersucht, WIE weit das eigentlich geht und wie "normal" das ist.