Bin ich von meiner Therapeutin besessen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sansa
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Beitrag Fr., 15.05.2020, 11:47

Irgendwie funktioniert es in Moment nicht so richtig.
Heute erzählte die Therapeutin mir, wieviel sie um die Ohren hat und dass sie durch Corona so vieles neu zu planen hat. Da habe ich gleich ein schlechtes Gewissen bekommen und konnte nicht mehr wirklich das ansprechen, was mich gerade beschäftigt. Ich hatte mir sogar einen Zettel geschrieben, von dem, was ich hier geschrieben hatte. Irgendwie macht mich das traurig und ich bin enttäuscht von mir selbst, dass ich mich da nicht durchgesetzt habe.

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Sehr
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Beitrag Fr., 15.05.2020, 11:50

Naja, Hauptsache die Therapeutin konnte Ihres loswerden und Dampf ablassen.
[wegzudenken, mehr nicht]

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lisbeth
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Beitrag Fr., 15.05.2020, 11:53

Sansa hat geschrieben: Fr., 15.05.2020, 11:47 Irgendwie macht mich das traurig und ich bin enttäuscht von mir selbst, dass ich mich da nicht durchgesetzt habe.
Hört sich vielleicht paradox an, aber ich glaube, das ist ein kleiner Schritt vorwärts. Auch wenn das Traurigsein und die Enttäuschung über dich selbst sich natürlich nicht toll anfühlen.

"Normalerweise" hättest du ja gar nix dabei gefunden, dass es im Gespräch um die Themen der Therapeutin geht und du hättest ihr Erzählen sogar noch weiter gefüttert. Dass du nun gefrustet bist, ist verständlich. Aber es wird noch eine nächste, übernächste, und noch viel mehr Gelegenheiten geben, um dich selbst und deine Anliegen ins Gespräch zu bringen. Nur Mut! Es geht auch vielleicht gar nicht so sehr ums "Durchsetzen", sondern einfach mal darum, dass du dich selbst aus deiner Deckung trauen kannst?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 15.05.2020, 12:04

Sansa hat geschrieben: Fr., 15.05.2020, 11:47 Heute erzählte die Therapeutin mir, wieviel sie um die Ohren hat und dass sie durch Corona so vieles neu zu planen hat.
Ich würde gehen. Und der Krankenkasse mailen, dass ich nicht gewillt bin, mir die Probleme der Therapeutin anzuhören.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Sansa
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Beitrag Fr., 15.05.2020, 13:56

Zur Krankenkasse ist für mich keine Option. Ich hänge zu sehr an die Therapeutin.

Irgendwie hat sie ja recht. Ich kann ja "gut" leben in der jetzigen Zeit. Habe meine Arbeit, Freunde und keine Existenzsorgen. Muss nicht so sehr rumplanen. Ich verstehe, dass sie da viel zu tun hat und auch das andere Patienten weniger Glück haben, wie ich. Dadurch habe ich das Gefühl, dass es mir gut gehen sollte, was ja im Außen auch so ist, warum fühlt es sich dann im Inneren nicht so an. Ich rutsche wieder zurück in dem "alles mit mir selber ausmachen" und merke, dass es mir damit auch körperlich weniger gut geht.
Ja, eigentlich ist es gut und doch wieder nicht.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 15.05.2020, 14:13

Sansa hat geschrieben: Fr., 15.05.2020, 11:47 Irgendwie funktioniert es in Moment nicht so richtig.
Heute erzählte die Therapeutin mir, wieviel sie um die Ohren hat und dass sie durch Corona so vieles neu zu planen hat. Da habe ich gleich ein schlechtes Gewissen bekommen...
merkst du etwas?
Die Probleme deiner Therapeutin gehören keine Sekunde in deine Therapiestunde.
Was soll sowas?

Wenn meine Therapeutin mal im Einzelfall (!!) von sich, von ihren Problemen erzählt, dann nur gezielt, punktuell, um mich zu stützen und zu bestärken
Also nur um mir mal im Ausnahmefall zu sagen dass ihr etwas auch schwer fällt
Niemals um mir ein schlechtes Gewissen zu machen.

Und du merkst selber langsam: Das ist doof. Das stört. Das bringt dich nicht weiter.

Wie viel muss da noch passieren?

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 15.05.2020, 14:22

Sansa hat geschrieben: Fr., 15.05.2020, 13:56 Irgendwie hat sie ja recht. Ich kann ja "gut" leben in der jetzigen Zeit. Habe meine Arbeit, Freunde und keine Existenzsorgen. Muss nicht so sehr rumplanen. Ich verstehe, dass sie da viel zu tun hat und auch das andere Patienten weniger Glück haben, wie ich.
Dafür haben andere Patienten Glück, dass die mit ihnen arbeitenden Therapeuten, nicht ihre persönlichen Probleme an ihnen auslassen. Und nicht jegliche Professionalität vergessen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Philosophia
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Beitrag Fr., 15.05.2020, 14:30

Vielleicht gehts dir auch einfach nicht dreckig genug damit, das so zu tun, wie du es tust - vielleicht ist dein Gewinn ja größer - dann musst du aber mit den Konsequenzen leben, nie dein eigenes Leben zu führen. Das tut man bekanntlich nicht, indem man an jemandem dran"hängt".
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 15.05.2020, 14:31

Sansa hat geschrieben: Fr., 15.05.2020, 13:56
Irgendwie hat sie ja recht. Ich kann ja "gut" leben in der jetzigen Zeit. Habe meine Arbeit, Freunde und keine Existenzsorgen. Muss nicht so sehr rumplanen.
Warum nochmal bist du dann in Therapie wenn doch alles so gut ist ?

Natürlich kann und sollte man sich immer wieder auch daran erinnern was gut ist im eigenen Leben, gar keine Frage
Aber so ein Vergleich mit ominösen anderen Patienten hilft rein gar nichts, das hat was von "und in Afrika verhungern die Kinder..."

Besinn dich auf deine Probleme, woran du arbeiten, was du ändern und verbessern möchtest
Nicht wie es anderen Patienten geht und erst recht nicht wie es deiner Therapeutin geht

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Solage
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Beitrag Fr., 15.05.2020, 20:14

Sansa hat geschrieben: Fr., 15.05.2020, 11:47 Irgendwie funktioniert es in Moment nicht so richtig.
Heute erzählte die Therapeutin mir, wieviel sie um die Ohren hat und dass sie durch Corona so vieles neu zu planen hat. Da habe ich gleich ein schlechtes Gewissen bekommen und konnte nicht mehr wirklich das ansprechen, was mich gerade beschäftigt. Ich hatte mir sogar einen Zettel geschrieben, von dem, was ich hier geschrieben hatte. Irgendwie macht mich das traurig und ich bin enttäuscht von mir selbst, dass ich mich da nicht durchgesetzt habe.
Ich habe mich vertippt und deshalb meine Danksagung entfernt.
Ich möchte lieber antworten:
Sansa, Du hast ein schlechtes Gewissen, wenn Du Deine Themen ansprechen möchtest.
Genau das empfehle ich Dir Deiner Therapeutin genauso zu sagen und ihre Reaktion abzuwarten.
Mir geht es ähnlich, weil doch alles gerade so besonders ist durch Corona. Ausnahmezustand!
Wenn Du Deiner Therapeutin den Zettel zeigst, vorliest, Dich zeigst, dann zeigst Du Dich ihr und wenn sie dann ganz abweisend reagieren sollte, dann solltest Du nicht von Dir selbst enttäuscht sein. War einen Versuch wert...

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Sansa
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Beitrag Sa., 16.05.2020, 13:03

Ich gehe nich davon aus, dass die Therapeutin mir ein schlechtes Gewissen machen will. Das habe ich einfach. Wenn sie von ihren Patienten erzählt, dass die es nicht so gut haben, dann habe ich einfach ein schlechtes Gewissen und frage mich, ob meine Themen wirklich soooo wichtig sind.
Und wenn sie, in Vergleich zu mir, so viel mehr um die Ohren hat, dann habe ich das Gefühl undankbar zu sein.

Mich zeigen, ist mir schon passiert. Da konnte ich nicht so reagieren m, wie sie es von mir erwartete. Da fand sie, dass die Stunde für die Katz war. Daher versuche ich schon mehr drauf zu achten, wie ich mich gebe, die "light" Version von mir eben.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 16.05.2020, 13:22

Sansa, das klingt so schrechlich und traurig dass mir die Spucke weg bleibt.

Wenn deine Therapeutin das nicht absichtlich macht dann hat sie das Gespür eines Trampeltieres und echt den Beruf verfehlt.
Kein vernünftiger Therapeut verhält sich so.

Schon gar nicht wenn der Patient noch sagt oder zeigt wie das ankommt.

Und kein Therapeut sagt dass eine Stunde für die Katz war

Mein Vorschlag: Sag ihr in aller Deutlichkeit wie das bei dir ankommt, wie du dich dann fühlst und was du möchtest.

Willst du ernsthaft eine Therapie bei der du so behandelt wirst?


mio
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Beitrag Sa., 16.05.2020, 13:39

Sansa hat geschrieben: Sa., 16.05.2020, 13:03 Das habe ich einfach.
Hast Du denn einen Grund dafür?

Musst Du ein schlechtes Gewissen haben nur weil es ein anderer Mensch schwerer hat als Du? Kannst Du da etwas dafür? Liegt das in Deiner Verantwortung? Kannst Du daran etwas ändern? Was hat das mit Dir zu tun?

Ich glaube Du haust diese ganzen "Schuld-Themen" echt ziemlich wild durcheinander innerlich.

War es neulich noch so, dass Dir das "Sicherheit" gibt so ist es jetzt plötzlich so als ob Du das Opfer dieser Gefühle bist.

Das sind zwei komplett unterschiedliche Grundvoraussetzungen an die man auch unterschiedlich rangehen müsste. Mischen die sich nun tatsächlich bei Dir dann ist das natürlich umso komplizierter, weil dann für jede Situation eigentlich geschaut werden müsste wozu Dir das "dient", ob es Dir "dient" oder ob Du da einfach unrealistische Ansprüche an Dich selbst hast.

Das sind echt zwei Paar Schuh. Einmal haben dieses Gefühle eine "persönliche Funktion" (Du gewinnst also etwas dadurch) und und einmal schaden Dir "überzogene Ansprüche" (dh. Du bräuchtest eine Korrektur dahingehend was realistisch von Dir erwartet werden kann und was nicht).

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WirbelUschi
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Beitrag Sa., 16.05.2020, 14:27

Welche Therapie Richtung ist das mich gleich?

Zahlst du selber?


Du hörst hier ja viele ähnliche Meinungen. Ich Reihe mich da explizit noch mal ein.
Eine Therapeutin, die von anderen Patienten erzählt, ist ein No Go sowohl für die anderen Patienten über die berichtet wird, als auch für den, der es hören muss (du).
Sieht man ja, was es bringt: du bekommst blöde Gefühle dazu. Unnötig. Total unnötig und von der Therapeutin erschaffen.

Eine Therapeutin, die gewisse Reaktionen erwartet und dann gemein wird, wenn die ausbleiben, ist ein No Go.

Und eine Therapeutin, die sagt, dass eine Stunde für die Katz war, ist auch ein No Go.

Ich hab schon oft gedacht je, Stunden waren für die Katz. Meine Therapeutin sagt, es passiert immer das, was grad dran ist und nichts ist deshalb sinnlos
Glaube nicht alles, was du denkst... - und fühlst.

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Anna-Luisa
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Beitrag Sa., 16.05.2020, 15:07

Sansa hat geschrieben: Sa., 16.05.2020, 13:03 Wenn sie von ihren Patienten erzählt, dass die es nicht so gut haben, dann habe ich einfach ein schlechtes Gewissen und frage mich, ob meine Themen wirklich soooo wichtig sind.
Die Dame wird nicht dafür bezahlt, dass sie dir von ihren Patienten erzählt. Auch so ist das doch blöd - dann wird sie ja auch den anderen Patienten von dir erzählen. Ich würde mir gut überlegen, ob du da tatsächlich nochmal hingehen willst.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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