Widerstand gegen Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lisbeth
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Beitrag Mi., 11.03.2020, 22:29

hysperias hat geschrieben: Mi., 11.03.2020, 18:14 Dass du dich ohne den Druck nicht spüren konntest, das ist mir noch nie aufgefallen. Aber du hast recht, jetzt wird es mir klar. Ohne die emotionalen Zustände spüre ich mich auch nicht, bin leer. Also sind sie gewissermaßen ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Langsam wird mir manches klarer. Vielleicht hilft mir das, nächstes Mal mit so etwas umzugehen.
Den Druck mach ich ja mehr oder weniger selbst, indem ich mich gegen alles mögliche positioniert habe. Das war für mich weniger ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Sondern auch sowas wie ein künstlich erzeugtes Echo von außen, das dann die innere Leere auch ein Stückweit überdecken kann.
Das Drama, das dann dabei manchmal entstehen kann, hat dann den "Vorteil" dass man sich dabei dann auch weniger leer und mehr lebedig fühlt. So eine Art Adrenalin-Kick.
hysperias hat geschrieben: Mi., 11.03.2020, 18:14 Beziehst du die Vermeidung von Unangenehmem auf die Therapie oder allgemein auf das Leben?
Zur Therapie, ich lasse mich durchaus auf die Dinge ein, die wir dort machen.
Naja, es geht ja nicht nur um die Stunden selbst, sondern dass du auch mal anfängst, außerhalb der Therapie Schritte zu machen und etwas zu verändern. 1h Therapie pro Woche bringt keine Veränderung - die Veränderung passiert im Kontakt mit den Dingen und den Personen, die wir schwierig finden. Da muss man anfangen, mal etwas anders zu machen... Und ich hab so das Gefühl, dass das genau das ist, dem du aus dem Weg gehst - kann mich aber auch täuschen.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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hysperias
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Beitrag Di., 17.03.2020, 21:59

lisbeth hat geschrieben: Mi., 11.03.2020, 22:29 Das war für mich weniger ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Sondern auch sowas wie ein künstlich erzeugtes Echo von außen, das dann die innere Leere auch ein Stückweit überdecken kann.


[...] - die Veränderung passiert im Kontakt mit den Dingen und den Personen, die wir schwierig finden. Da muss man anfangen, mal etwas anders zu machen... Und ich hab so das Gefühl, dass das genau das ist, dem du aus dem Weg gehst - kann mich aber auch täuschen.
Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll. Ich meinte, dass es so eine Art Schrei nach Aufmerksamkeit an mich selbst gerichtet sei, damit ich mehr auf mich achte, mehr im Hier und Jetzt bin und nicht immer in Gedanken. Nur eben eher kontraproduktiv, wenn das in emotionalen Zuständen oder Panikattacken endet.

Ich weiß gar nicht genau, wo und wie ich bei meinen Problemen anfangen kann. Aber für den Anfang wäre schon mal ein gelassener Umgang mit mir selbst ganz hilfreich. Es ist anstrengend, ständig in Todesangst zu leben. Teilweise geht es mir auch selber auf die Nerven.
Soziale Kontakte versuche ich, so gut es in den aktuellen Zeiten geht, immer wieder aufzubauen. Das hat in den letzten Tagen schon etwas besser geklappt.

Übrigens lief die letzte Therapiestunde viel besser ab und wir konnten einige Dinge für uns klären. Die Therapeutin gab offen zu, dass uns beiden das Thema immer abhanden kommt, dass es ständig wechselt und nie konstant ist. Dann habe ich vorgeschlagen, dass das vielleicht daran liegt, dass ich gar kein Ziel habe, das ich erreichen möchte. Denn ohne Ziel hat man ja auch keinen Überblick über die Lage.
Am Ende haben wir festgestellt, dass ich prinzipiell bereits das habe, was ich mir irgendwie auch wünsche, aber trotzdem macht es mich unglücklich. Sie möchte nächstes Mal Achtsamkeitsübungen probieren, um zu testen, ob ich damit genießen/ mich freuen lernen kann.
Auf jeden Fall lief diese Stunde bedeutend besser als die vorige.
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Beitrag Fr., 20.03.2020, 10:13

Es ist doch zum Verrücktwerden. Dieser ewige Wechsel zwischen normal und alles geht den Bach runter... Es gab nur einen Punkt, der mich aus der Bahn geworfen hat und jetzt jage ich seit Tagen von einer Panikattacke zur nächsten. Diese verdammte Todesangst, ich will doch einfach nur wissen, wie ich sie in den Griff bekomme... Ich sehe die Antwort meiner Therapeutin schon vor mir und ich bin so wütend und enttäuscht...
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FloBro
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Beitrag So., 29.03.2020, 00:01

hysperias hat geschrieben: Fr., 20.03.2020, 10:13 Es ist doch zum Verrücktwerden. Dieser ewige Wechsel zwischen normal und alles geht den Bach runter... Es gab nur einen Punkt, der mich aus der Bahn geworfen hat und jetzt jage ich seit Tagen von einer Panikattacke zur nächsten. Diese verdammte Todesangst, ich will doch einfach nur wissen, wie ich sie in den Griff bekomme... Ich sehe die Antwort meiner Therapeutin schon vor mir und ich bin so wütend und enttäuscht...
Was wäre denn die Antwort? Der Vorschlag mit der Klinik?

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Beitrag Mo., 30.03.2020, 15:32

FloBro hat geschrieben: So., 29.03.2020, 00:01 Was wäre denn die Antwort?
Sie hat mich überrascht. Ich soll üben, nicht mehr so viel zu bewerten. Funktioniert bisher eher schlecht als recht, aber immerhin. Ich frage mich, warum nicht gleich am Anfang?
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Beitrag So., 26.04.2020, 15:09

Seltsam, wie viel sich in so kurzer Zeit doch ändern kann. Es fühlte sich an, als würde es bergauf gehen. Dann wurde ich von der wichtigsten Person in meinem Leben hintergangen und bin seitdem ohne sie. Es ging trotzdem weiter bergauf. Doch in den letzten Tagen geht es mir komisch, ganz komisch und auch das holt mich wieder ein.
Ich bin leer, es kommt nichts aus mir. Ich glaube, ich habe noch nie so viel in einer Therapiestunde geschwiegen, darauf wies auch meine Therapeutin indirekt hin. Wir wollten die Verlängerung besprechen, aber ich war zu leer. Es kam kein einziger Gedanke und es war keine Kraft da. Ich fühle mich in den letzten Tagen immer wieder so. Wenn ich aufstehe, frage ich mich, wofür ich das tue, wofür ich überhaupt hier bin und wie ich den Tag rumkriegen soll. Im Kontakt zu meinem Umfeld werde ich plötzlich ständig in komische Zustände geworfen, ich glaube, da werden Kindheitserinnerungen angetriggert. Dann kommt nichts mehr von mir und ich bin wie zusammengekauert, habe nur noch einen Tunnelblick und will fliehen. Fühle mich wie ein unartiges Kind, das bestraft wird.
Mein Leben befindet sich gerade in einer Wandlungsphase und anfangs war ich sehr sicher in diesem Wandel. Jetzt bin ich wie ausgewechselt, als sei es mein kleines Kinder-Ich, das in mir steckt. Ich kann doch selber keine Entscheidungen treffen, ich bin doch ein Versager und werde bestraft für meine Entscheidungen.

Ich habe Angst vor diesem Zustand. Was ist das nur? Bin ich krank, ist es psychisch, ist es etwas bedrohliches? Ich fühle mich dem nicht gewachsen und zum Reden habe ich auch niemanden.
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Beitrag Do., 07.05.2020, 08:47

Die Therapie wird vorerst ausgesetzt, wir haben uns geeinigt, dass wir nicht weiterkommen.
Ich weiß nicht, ob ich jetzt eine neue Therapie brauche oder nicht. Ich bin gerade nicht in Kontakt zu mir selbst, wie abgespalten. Ob ich Probleme habe, kann ich nicht sagen. Meine Stimmung kippt seit Jahren, häufig bin ich leer... Über diese Dinge kann ich nicht reden und auch keine Texte überreichen, wie man in diesem Thread sieht, lasse ich mir auch nicht helfen. Ich weiß selber nicht weiter, ich will doch einfach nur ein gutes Leben führen können. Es ist auch irgendwie gut, nur emotional stimmt etwas in mir nicht. Ich hätte gerne Rat, aber langsam will mir auch niemand mehr Rat geben. Im Gespräch mit der Therapeutin war auch klar, dass ich mich nicht mehr ausdrücken kann. Sie hat mich kaum verstanden und ich war so unkonzentriert. Das ist alles so komisch und ich fühle mich von ihr allein gelassen.
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chrysokoll
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Beitrag Do., 07.05.2020, 11:09

das ist doch eine gute Lösung und gibt dir Raum zum nachdenken
Und auch zu merken ob die Therapie fehlt, was fehlt, was du angehen könntest und ob es in dieser Therapie möglich sein könnte oder nicht.

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hysperias
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Beitrag Fr., 08.05.2020, 17:45

Ich habe nachgedacht.

Ich möchte diese Dinge angehen:
-Stimmungsschwankungen seit Jahren, mal normal, dann völlig erledigt, nieder, gar nichts geht, dann wieder Wahnsinnsangst
-Todesängste. Sie kommen nur auf, wenn ich meine, körperlich krank zu sein. Mein Körper ist mein Feind, er bringt mich um.
-Jeder verlässt mich nach einer Weile. Ich möchte, dass sich das endlich ändert.
-Verstanden und akzeptiert werden

Am liebsten würde ich noch mal mit der Diagnostik anfangen, ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Stimmungslage normal ist. Ich habe versucht, es ihr zu sagen, aber sie ist nicht darauf eingegangen und hat mich gar nicht verstanden...

Und ich habe den Verdacht, dass ich nicht für eine Therapie geeignet bin. "Sie entscheiden, worum es heute geht." Ja, ich möchte, dass meine Probleme, die Stimmung, die manchmal vorhandenen und manchmal verschwundenen Ängste normal werden! Ich möchte Kontakte haben!
Aber darauf geht sie nicht ein. Stattdessen bleiben wir bei einmaligen Ereignissen stecken und schreiben dazu "kleine Schritte", Glaubenssätze auf. Ich will kein Pflaster auf die Wunde kleben, ich will die Wunde heilen lassen und ihre Methode sieht mir nach Pflasteraufkleben auf.
Was bringt es mir, jede Woche über irgendein Ereignis der Woche zu reden und nichts anderes zu tun? Jede Woche gibt es doch ganz andere Themen! Das hat mich in diesem halben Jahr kein bisschen weitergebracht. Ich möchte an den ständig präsenten Problemen arbeiten. Und sie behauptet, da gehören dann kleine einmalige Ereignisse auch rein.
Heißt das, wenn ich depressiv bin, will sie mit mir darüber sprechen, woran es diesmal liegt? Anstatt zu erörtern, wieso es regelmäßig dazu kommt?
Wenn ich von einer Entscheidung überfordert bin, will sie dann nur diese eine Entscheidung besprechen, obwohl dies ein regelmäßiges Problem ist und dann mal auf die Hintergründe geachtet werden sollte?
Durchatmen und Gegenstände zählen bringt mich auf Dauer nicht weiter. Und das regt mich so auf, dass sie das nicht versteht.
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hysperias
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Beitrag So., 24.05.2020, 17:54

Ich hoffe, es ist okay, dass ich zwischendurch meine Gedanken hier sortiere.

Wir machen wieder Diagnostik. Oder vielmehr, ich möchte Diagnostik machen und die Thera macht widerwillig mit, ihr wäre ein Bedingungsmodell lieber. Es hilft mir, den Dingen einen Namen geben zu können. Beispiel: "Ich habe eine Angststörung" statt "Warum fühle ich mich, als würde ich umfallen?"

Mich klar ausdrücken scheint unmöglich. Ich rede nie über meine Gedanken, Meinungen, Ansichten. Dadurch entsteht dann eine komplizierte Erklärung und Umschreibung mit Händen und Füßen und trotzdem versteht die Thera mich nicht. Ich habe versucht, zu erklären, dass ich seit Jahren mit Stimmungstiefs zu kämpfen habe und dann noch Ängste dazukamen. Sie verstand, dass ich jetzt nur noch Ängste hätte und wollte "Vergangenes"/Stimmungstiefs nicht diagnostisch untersuchen. Es ist so anstrengend und kostet viel Kraft, ständig von vorne zu erklären und trotzdem nicht verstanden zu werden.
Wenn ich dann wütend werde, zeigt sie dafür kein Verständnis und erscheint mir rotzfrech durch ihr Verhalten. "Mir schwirrt der Kopf und mit Schwindel arbeiten wir nicht." Mitten in meinen Ausführungen, mich einfach unterbrochen und mir den Mund verboten. Ich spüre zunehmend Hass auf sie.
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