Kleine Umfrage zur Therapieform
Freuds Stundensatz lag vor 1914 bei 40 österreichischen Kronen - der Jahresverdienst eines Industriearbeiters lag bei 120 Kronen. Ich habe es mal versucht, in die heutige Euro-Währung zu extrapolieren, was sehr, sehr schwierig ist, aber ich glaube, für 1 h Freud wären heute so 800-1200 € zu veranschlagen. Er zerrte seine Patienten auch unglaublich intensiv durch: täglich von Montag bis Samstag - in leichteren Fällen "nur" 3-4x wöchentlich. Die Psychoanalyse auf Kassenpatienten anzuwenden, hat er explizit abgelehnt, Ferenczi dafür auch übelst gerüffelt.
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Dann hättest Du bei Deinem Übervater ja schlechte Karten gehabt, Möbius.
Und was sagt Freud DAZU?
Ein Kind das sich vom Vater "unabhängig" macht und ihn instrumentalisiert...tsstsstsss....
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Freud war kein guter Mensch - er hat meiner Überzeugung nach seine jüngste Tochter Anna mißbraucht. Freud selbst hat sie später analysiert - angeblich eine Lehranalyse. Aber auch das ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit: mit einem eigenen Familienmitglied eine Lehranalyse zu machen. Die Inzestbeziehung zwischen den beiden ist jedenfalls als latenter Inzest bis zum Lebensende Freuds fortgesetzt worden. Anna Freud war - wie es den Büchern Freuds auch entspricht - lesbisch geworden, hat das aber lebenslang bestritten, obschon ihre (nach Papas Tod) monogame Beziehung zu einer gruselig invertierten Miß Burlingham offenkundig war - eben weil für Psychoanalytiker dann der Fall klar gewesen wäre.
Am Schlimmsten war aber, daß er seine 4 Schwestern 1938 dem Holocaust auslieferte. Für die "alten Frauen" (Freud) wollte er keine "Fluchtssteuer" bezahlen. Sie sind sämtlich in Auschwitz gelandet.
Aber das ist OT.
Am Schlimmsten war aber, daß er seine 4 Schwestern 1938 dem Holocaust auslieferte. Für die "alten Frauen" (Freud) wollte er keine "Fluchtssteuer" bezahlen. Sie sind sämtlich in Auschwitz gelandet.
Aber das ist OT.
Entschuldigung, was soll "gruselig invertiert" in diesem Kontext? Finde ich nicht ok. Mag sein, dass sie nicht deinem Frauenbild entspricht... Aber solche Bewertungen bzw. Abwertungen sind einfach daneben.Möbius hat geschrieben:obschon ihre (nach Papas Tod) monogame Beziehung zu einer gruselig invertierten Miß Burlingham ...
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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@ mio
Soll die Therapeutin auf eine bessere Ausbildung verzichten, damit sich jeder bei ihre eine Therapie leisten kann? Ehrlich gesagt möchte ich keine Methodenarmut unterstützen. Ich sehe das Problem jedenfalls nicht im "Menschenbild" der Therapeutin, sondern darin, wie die Finanzierung der Versorgungsstruktur allgemein geregelt ist. Therapeuten bezahlen für ihre Ausbildungen durchaus Summen im fünfstelligen Bereich, was sie refinanzieren müssen. Sie sind ganz normale Dienstleister, die von ihrer Arbeit leben wollen. Wer gute Arbeit leistet, darf daran auch verdienen - ich kann nichts verkehrtes in diesem Vorgehen erkennen. Sie müssen auch schon vorher Studium und Grundausbildung finanzieren. Therapeuten mit Kassensitz müssen sich den auch häufig teuer erkaufen.
Ich frage mich, was viele Therapeuten überhaupt motiviert, sich auf diesen Berufsweg einzulassen, der hohe finanzielle Belastungen mit sich bringt - neben der belastenden Arbeit, um die es eigentlich geht.
Soll die Therapeutin auf eine bessere Ausbildung verzichten, damit sich jeder bei ihre eine Therapie leisten kann? Ehrlich gesagt möchte ich keine Methodenarmut unterstützen. Ich sehe das Problem jedenfalls nicht im "Menschenbild" der Therapeutin, sondern darin, wie die Finanzierung der Versorgungsstruktur allgemein geregelt ist. Therapeuten bezahlen für ihre Ausbildungen durchaus Summen im fünfstelligen Bereich, was sie refinanzieren müssen. Sie sind ganz normale Dienstleister, die von ihrer Arbeit leben wollen. Wer gute Arbeit leistet, darf daran auch verdienen - ich kann nichts verkehrtes in diesem Vorgehen erkennen. Sie müssen auch schon vorher Studium und Grundausbildung finanzieren. Therapeuten mit Kassensitz müssen sich den auch häufig teuer erkaufen.
Ich frage mich, was viele Therapeuten überhaupt motiviert, sich auf diesen Berufsweg einzulassen, der hohe finanzielle Belastungen mit sich bringt - neben der belastenden Arbeit, um die es eigentlich geht.
Nein, sie soll nur nicht "vermessen" vorgehen und zu weit von den üblichen Sätzen (die ja schon Spielraum bieten) abweichen. Das strukturelle Problem darf nicht auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden meiner Meinung nach. Wenn dies jemand tut, dann ist der für mich unten durch. Von jemandem der derart egoman denkt, würde ich mich nicht therapieren lassen wollen. So jemand wäre für mich wenig vertrauenswürdig.Sunna hat geschrieben:Soll die Therapeutin auf eine bessere Ausbildung verzichten, damit sich jeder bei ihre eine Therapie leisten kann?
Dass sie nicht vermessen vorgeht, setze ich voraus. Ich gehe von einer realistischen wirtschaftlichen Kalkulation aus.
Sowas finde ich vermessen. Da schnuppere ich Selbstüberschätzung und auch Gleichgültigkeit. Das wäre mir die Methodenvielfalt (die ja auch nicht zwingend besagt, dass die Therapie generell eine bessere sein muss) nicht wert, denn die gibt es auch auf anderem Wege, den ich für fairer (und auch ungefährlicher) halte.lisbeth hat geschrieben:Die hat dann aber nur privat abgerechnet und hatte einen Stundensatz, der deutlich über dem Doppelten des GKV-Satzes lag.
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Neh, das Geld kommt in der Regel nicht wieder herein.Sunna hat geschrieben:Einen hohen Stundensatz kann ich gut verstehen, wenn die Aus- und Fortbildungen dahinter entsprechend wertvoll sind. Therapeuten müssen sie aus eigener Tasche finanzieren und das Geld muss auch wieder hereinkommen. Das hat nicht nur etwas mit Aufgeschlossenheit zu tun, sondern ganz banal etwas mit finanziellen Ressourcen. Es gibt bestimmt viele Therapeuten, die ihren Weg ein wenig anders gehen würde, gäbe es diese Barriere (neben vielen anderen) nicht.
Ich kenne keinen Th. der Fortbildungen aus rein finanziellen Gründen macht. Es geht darum sein Wissensspektrum zu erweitern, einen entsprechenden Befund angemessen, für alle Seiten befriedigend, therapieren zu können.Und keinen Dienst nach Vorschrift aus Hilflosigkeit schieben zu müssen.
Liebe Grüße
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Oh, die armen Th., die tun mir richtig traurig.Sunna hat geschrieben:Therapeuten bezahlen für ihre Ausbildungen durchaus Summen im fünfstelligen Bereich, was sie refinanzieren müssen. Sie sind ganz normale Dienstleister, die von ihrer Arbeit leben wollen. Wer gute Arbeit leistet, darf daran auch verdienen - ich kann nichts verkehrtes in diesem Vorgehen erkennen. Sie müssen auch schon vorher Studium und Grundausbildung finanzieren. Therapeuten mit Kassensitz müssen sich den auch häufig teuer erkaufen.
Ich frage mich, was viele Therapeuten überhaupt motiviert, sich auf diesen Berufsweg einzulassen, der hohe finanzielle Belastungen mit sich bringt - neben der belastenden Arbeit, um die es eigentlich geht.
Liebe Grüße
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Therapeuten werden Fortbildungen trotz der finanziellen Gründe machen (und wegen der Vorschriften). Trotzdem sieht es erst einmal so aus, dass nach fünf Jahren Studium eine mindestens dreijährige Ausbildung erfolgt - eine Zeit, in der mit Verdienst über Deckung der Lebenshaltungskosten nicht viel ist oder sogar draufgezahlt wird. Währenddessen haben viele andere schon sieben Jahre voll verdient. Anschließend kommen die Kosten einer Selbstständigkeit, evtl. Kosten für einen Kassensitz hinzu. Bevor sie verdienen, müssen Therapeuten viel investieren. Es gibt genug, die wegen dieser Hürden nicht diesen Weg gehen.
Dafür geht es ihnen dann verhältnismässig gut. Keine nervigen Chefs. Keine nervigen Mitarbeiter. Keine Sorge um die Auftragslage. Und ein Einkommen von dem sich schon ganz gut leben lässt, auch wenn es im Verhältnis zu anderen Berufen vielleicht nicht sooo viel ist. Aber es ist auch nicht wenig.Sunna hat geschrieben:Bevor sie verdienen, müssen Therapeuten viel investieren.
Ich finde es gibt schlimmeres. Gierige Therapeuten zum Beispiel die nur Selbstzahler behandeln und sich damit den eigenen Luxus finanzieren.
Das erinnert mich doch sehr an die prozentuale Bezahlung von Unternehmensberatern anhand der "Einsparungen" die erzielt wurden. Und hinterher wird sich gewundert, dass es mit dem Unternehmen langfristig bergab und nicht bergauf geht.
Es muß nicht immer gleich Gier sein, wenn man sich aus dem öffentlich-rechtlichen Gesundheitssystem als Leistungerbringer verabschiedet, und sich auf das zahlungskräftige Klientel kapriziert. Weil: im GKV-System hat der Leistungserbringer kaum noch die Zeit für seine Patienten, die er wirklich aufbringen müsste, um ihn wirklich gut zu behandeln. Bei den Ärzten ist es am Schlimmsten - die Kassenärzte sind doch großenteils nur noch gutbezahlte Fließbandarbeiter. Ich würde so jedenfalls nicht arbeiten wollen.mio hat geschrieben:
Ich finde es gibt schlimmeres. Gierige Therapeuten zum Beispiel die nur Selbstzahler behandeln und sich damit den eigenen Luxus finanzieren.
Ich bin selbst gerne zum Wirtschaftsanwalt geworden, weil ich da wenigstens solide arbeiten konnte - wirklich etwa so, wie es in den völlig unrealistischen Anwaltsserien und -filmen immer gezeigt wird. "Privatmandanten" mit ihren Verkehrsunfällen und dem Kollateralkrieg mit der Rechtsschutzversicherung, der oft stressiger ist, als der eigentliche Prozeß - die haben da einfach nicht mehr reingepasst.
OK - die Parallelen zwischen Heilberufen und Jurisprudenz haben ihre Grenzen. Aber gerade in der Psychotherapie stelle ich es mir vor, daß sich viel angenehmer für Therapeut und Patienten arbeiten lässt, wenn der Therapeut, statt - sagen wir mal 30 Therapiestunden in der Woche nur noch 15 oder 20 absolvieren muß und in der ersparten Zeit auch mal schlicht über seine Fälle "in Ruhe nachdenken kann". Die Lösungen für meine schwierigen Fälle sind mir keineswegs beim Aktenbrüten und Fachliteratur-wälzem am Schreibtisch aufgeleuchtet, sondern auf dem Kochen, auf dem Klo, auf dem Motorrad, in der Badewanne oder mit dem Hund im Park. Über schwierige Fälle muß man auch viel sprechen - mit dem Mandanten, seinen Mitarbeitern, dem Steuerberater, dem Notar, den Banken ... das braucht Zeit, weil man für diese Gespräche auch viel durch die Lande schippert. Diese Zeit hat man nicht, wenn der Schreibtisch ständig vor Kleinklein überläuft, der aber auch fristgerecht erledigt werden muß.
Dann ist es so, daß das Honorar, das der Patient selbst bezahlt - auch wenn er es von einer PKV evtl. zurückbekommt - die therapeutische Beziehung arg entspannt. Hilfe zu brauchen ist eine narzistische Kränkung, die zu reaktiven Aggressionen gegenüber dem Helfenden führt. Das Honorar jedoch, daß der Helfer vom Hilfesuchenden bekommt, gleicht diese narzistische Kränkung wieder aus: auch der Therapeut bekommt eine "Hilfe zum Lebensunterhalt" vom Patienten. Auch die Wertschätzung des Patienten für den Therapeuten und seine Leistung erhöht sich - für mich als Anwalt war das überdeutlich zu merken. Rechtsschutzmandanten und "Umsonst für Freunde" waren einerseits enorm anspruchsvolle, andererseits enorm faule Mandanten, während die "Selbstzahler" meist hochgradig interessiert und dankbar waren, auch sehr aktiv mitgearbeitet haben. Nur so geht das nämlich - zumindest in schwierigen Fällen.
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