Autonomie fördern (bei Langzeittherapien)?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Mo., 09.01.2017, 22:00

Also ich finde eigentlich, dass sich das gut liest Isabe. Wenn Du mal überlegst, dass der WEG ja die Integration des "Abgespaltenen" ist (bei Dir wohl das Bedürfnis geliebt zu werden als Kind, wenn ich das richtig lese) indem es ins Bewusstsein kommen kann (und nicht gleich wieder "zugepflastert" wird) und danach - wie Möbius jetzt sagen würde - ins Regal zu den Akten gestellt werden kann, dann passiert da gerade doch absolut das für Dich richtige und gute.

Du schreibst es sozusagen "auf" (in den Stunden), nicht, indem Du es wirklich aufschreibst, sondern in dem es in Dein Bewusstsein dringt, klar und fühlbar. Dann siehst Du Dir mit ihm das an. Er weiss: Tut jetzt weh. Aber es ist sozusagen "auf dem "Papier". Und damit kann es auch irgendwann "abgeheftet" werden.

So würde ich das verstehen.

Wozu also die Zweifel?

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Thread-EröffnerIn
isabe
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Beitrag Mo., 09.01.2017, 22:03

Ich hab keine Zweifel.


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isabe
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Beitrag Di., 10.01.2017, 13:40

Ich wusste nicht, wohin ich es schreiben soll - das ist ja sozusagen der "Witz", dass ich das Thema gewählt habe, weil es mir wie ein Oberbegriff für so viele Therapien erscheint:

Gestern ging es darum, dass alle geschrieben haben, auch schlechte Gefühle usw. dürfen sich zeigen. Heute dann liest man in einem anderen Thread, dass die Therapeutin "komisch" ist - und sofort taucht die Frage auf: "Vielleicht stagniert deine Entwicklung, und vielleicht musst du jetzt mal weiterkommen" usw. Das meine ich: dass ich es blöd finde, wenn Therapie so ist, dass dem Patienten irgendwann durch "Zeichen" mitgeteilt wird, dass es jetzt genug ist mit dem "es geht mir nicht gut" - und der Patient selbst weiß gar nicht, woher diese Botschaft so plötzlich kommt. Im konkreten Fall gab es wohl keine direkte Aussage darüber, aber es wurde immerhin darüber spekuliert.

Da sehe ich den Unterschied zwischen Theoreie und Praxis: Theoretisch darf der Patient sich zeigen, wie er ist. Praktisch muss er lineare Fortschritte vorweisen - und dies offenbar überhaupt nicht abgestimmt mit dem Innenleben des Patienten. Das ist für mich das Gegenteil von Selbsterkenntnis.

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Ophelia12
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Beitrag Di., 10.01.2017, 13:46

Meine vorherige Therapeutin (vt), hatte genug davon gehabt das es mir nicht gut geht. Sie war ungeduldig und genervt wollte schnelle Erfolge etc. Auch sie hat mich lange warten lassen, in der Zeit wo ich auf sie gewartet habe machte sie sich en Kaffee oder schminkte sich. Ich hab leider zu lange gebraucht es ihr zu sagen und noch länger um zu gehen.

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mio
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Beitrag Di., 10.01.2017, 13:58

isabe hat geschrieben:Das meine ich: dass ich es blöd finde, wenn Therapie so ist, dass dem Patienten irgendwann durch "Zeichen" mitgeteilt wird, dass es jetzt genug ist mit dem "es geht mir nicht gut" - und der Patient selbst weiß gar nicht, woher diese Botschaft so plötzlich kommt. Im konkreten Fall gab es wohl keine direkte Aussage darüber, aber es wurde immerhin darüber spekuliert.
Ich kann gut nachvollziehen, dass Dich das stört. Ich mag sowas auch nicht. Was hilft ist es dann wenn es so ist (oder auch nur sich so anfühlt) es zum Thema zu machen in der Therapie. Auch das ist ein "Entwicklungsschritt" sich das dann zu trauen.

Ich hab meiner Thera zB. mal klar mitgeteilt, dass ich erwarte, dass sie es mir klar mitteilt, wenn sie mit etwas bestimmten ein Problem hat und dass es mich nervt, wenn ich das Gefühl habe, dass sie das nicht tut, sondern es mir sozusagen "durch" die Blume sagt. Seitdem kommt das eigentlich nicht mehr so oft vor habe ich den Eindruck. Ich bin ehrlich zu ihr, da erwarte ich auch, dass sie ehrlich zu mir ist. Und wenn SIE ein Problem hat, dann möchte ich, dass auch sie das anspricht. Und nicht dass sie es mir "zuschiebt" durch "Fehlleistungen", "Ignoranz" oder what ever. Nicht mein Job mich da dann drum zu kümmern. Mein Job ist es mich um "meins" in dem Ganzen zu kümmern.


Speechless
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Beitrag Di., 10.01.2017, 14:03

Ja das hab ich auch nicht verstanden, dass da auf den Patienten losgegangen wird von wegen er hätte ja was falsch gemacht. Ich bin froh immer gesagt zu bekommen, dass ich nichts falsch machen kann und es eben die Zeit braucht, die es braucht. Es bringt wohl auch kaum was die Therapie abzubrechen in einem schlechten Zustand, nur dass man dann allen gezeigt hat, dass man alleine klarkommt. Finde das seltsam, dass solche Meinungen selbst von anderen Patienten kommen, von Außenstehenden könnte man das mangels Erfahrung ja gerade noch verstehen.
Es gehen einfach auch - wie zum Glück auch geschrieben wurde - unterschiedliche Themen unterschiedlich lang. Meine erste Therapie hab ich auch im Zeitrahmen erfolgreich abgeschlossen, jetzt kriegen wir das niemals in der gegebenen Zeit hin, weil das Thema jetzt etwas Tieferes ist.


mio
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Beitrag Di., 10.01.2017, 14:16

Speechless, ich denke der Hintergrundgedanke solcher Interventionen ist, dass der Patient lernen soll für seine Bedürfnisse einzutreten. Das ist ja ein Problem was "abhängige" Menschen häufig haben, dass sie sich nicht trauen, für sich selbst einzutreten sondern eben einfach so "hinnehmen" was andere tun, selbst dann, wenn sie es als "schädlich" empfinden.

Ob das immer richtig ist, das bezweifle ich auch. Aber der einzige Weg da dann gegenzusteuern ist eben, darüber zu sprechen und zu sagen, was man gerade bräuchte und sich vom Thera wünschen würde.


Speechless
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Beitrag Di., 10.01.2017, 14:21

Da bin ich auf jeden Fall bei dir.
Aber die Therapeutin schien ja sehr angenervt zu sein und sogar vorgeworfen zu haben, dass es nicht schnell genug geht. Und dann kam gleich der Hinweis, die Therapie dann doch besser zu beenden, weil da habe die Therapeutin ja sicher recht. Das find ich dann doch etwas merkwürdig. Vor allem wenn eh schon große Fortschritte gemacht wurden.


mio
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Beitrag Di., 10.01.2017, 14:28

Ich kann nicht beurteilen, ob die Therapeutin wirklich angenervt war. Das kann auch nur der Wahrnehmung des Patienten geschuldet sein. Den Hinweis das Patienten empfohlen wird die Therapie zu beenden, wenn sie zu sehr stagniert (oder auch Therapieform oder Therapeut zu wechseln) halte ich erst mal für durchaus normal. Denn eine Therapie die sich nur im Kreis dreht bringt nicht viel auf Dauer. Ich denke da kann nichts pauschalisiert werden und ich kenne die konkrete Situation nicht.

Und selbst wenn die Therapeutin tatsächlich angenervt ist und sich deshalb unprofessionell verhält, dann wäre es wichtig ihr das rückzumelden. Denn eventuell ist ihr das gar nicht klar. Therapeuten sind ja auch nur Menschen.

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sandrin
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Beitrag Di., 10.01.2017, 14:31

Exakt das habe ich in meiner vorherigen Therapie erlebt - eine sehr ungeduldige Therapeutin, die entsprechende Resultate von mir forderte.
Und ganz früher hatte ich mal eine, die hat dann einfach die Lust an mir verloren, als sie gemerkt hat, dass nach 300 Stunden nichts anderes passiert ist, als das wir uns laufend im Kreis gedreht haben.

Was man, denke ich, auch nicht vergessen darf, ist, dass auch Therapeuten Menschen sind, die auf Erfolgserlebnisse angewiesen sind und grundsätzlich oft davon ausgehen, dass sie ein tolles Angebot machen, das der Patient für sich einfach nicht zu nutzen weiß. Ich kann schon verstehen, dass das manchmal sehr frustrierend ist. Und ich finde es auch absolut legitim, das Projekt Therapie insgesamt dann in Frage zu stellen. Ich bin nur auch der Meinung, dass man früh genug darüber reden sollte (auch von Therapeutenseite) und nicht warten sollte, bis sich der ganze Frust aufgestaut hat (aus falsch verstandener Professionalität) und sich anschließend eben so entlädt. Für mich ist ein Therapieverhältnis ein gleichberechtigtes Verhältnis, in dem beide Teile das Recht und die Pflicht haben, dem anderen rückzumelden, wenn sie etwas stört.


Speechless
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Beitrag Di., 10.01.2017, 14:35

Es war aber lediglich die Berichterstattung, dass die Therapie gut lief und nach einem Rückfall nach wenigen Stunden empfohlen wurde die Therapie zu beenden. Dass die Therapie stagniert hat die TE nirgends gesagt.


mio
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Beitrag Di., 10.01.2017, 14:39

Speechless hat geschrieben:Dass die Therapie stagniert hat die TE nirgends gesagt.
Die Therapeutin scheint es aber so zu sehen, denn sonst hätte sie nicht angesprochen, was sie in solchen Situationen normalerweise empfiehlt. Und auch nicht von einer befürchteten Abhängigkeit gesprochen.

Von Seiten der Therapeutin gab es also klare Signale. Auf die nun vom Patienten reagiert werden muss, wenn er es anders erlebt. Das wäre eben für sich selbst einstehen und eintreten.


MariJane
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Beitrag Di., 10.01.2017, 14:42

mio hat geschrieben:Speechless, ich denke der Hintergrundgedanke solcher Interventionen ist, dass der Patient lernen soll für seine Bedürfnisse einzutreten. Das ist ja ein Problem was "abhängige" Menschen häufig haben, dass sie sich nicht trauen, für sich selbst einzutreten sondern eben einfach so "hinnehmen" was andere tun, selbst dann, wenn sie es als "schädlich" empfinden.

Ob das immer richtig ist, das bezweifle ich auch. Aber der einzige Weg da dann gegenzusteuern ist eben, darüber zu sprechen und zu sagen, was man gerade bräuchte und sich vom Thera wünschen würde.
Bist du dir da sicher? Also ich hab mal ne Frau mit Abhängigkeitsproblematik erlebt, die durchaus dafür eintreten konnte, dass sie vom Therapeuten ausschließlich gehätschelt werden wollte. Das mag von Mensch zu Mensch verschieden sein, aber ich hab damals den Eindruck gewonnen, dass gerade jemand mit einer Abhängigkeitsproblematik überaus anspruchsvoll sein kann.

Ich weiß nicht, ob solche Aktionen wirklich therapeutisches Repertoire sind, oder schlicht ein bisschen unprofessionell, weil der Therapeut unzufrieden ist mit der Entwicklung und sich über sein Unvermögen oder eben den Patienten ärgert. Wobei sowas auch mal Unachtsamkeit sein kann, die man ebenfalls, so sie als störend empfunden wird, ansprechen kann. Irgndwie glaube ich nicht, dass so ein Verhalten therapeutisch zu begründen ist.


mio
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Beitrag Di., 10.01.2017, 14:53

MariJane hat geschrieben:Also ich hab mal ne Frau mit Abhängigkeitsproblematik erlebt, die durchaus dafür eintreten konnte, dass sie vom Therapeuten ausschließlich gehätschelt werden wollte. Das mag von Mensch zu Mensch verschieden sein, aber ich hab damals den Eindruck gewonnen, dass gerade jemand mit einer Abhängigkeitsproblematik überaus anspruchsvoll sein kann.
Klar, das gibt es sicher auch. Aber dann wird ein verantwortungsvoller Therapeut erst recht begrenzen und gegensteuern und dem nicht nachgeben. Alles andere wäre unprofessionell. Und wenn alles nicht hilft, dann ist die Begrenzung eben eine Beendigung der Therapie. Die dann natürlich verargumentiert werden muss, wenn es wirklich so weit kommt.

Es gibt einfach auch Menschen die klare "Ansagen" brauchen um zu verstehen, dass Therapie nicht "verhätschelt werden" meint. Solange ein Patient nicht bereit ist selbst mitzuarbeiten an der Lösung seiner Probleme macht Therapie keinen Sinn. Und wird auch keine Erfolge bringen.


MariJane
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Beitrag Di., 10.01.2017, 15:01

Na sicher muss er da gegen steuern, aber nicht indem er dem Patienten ein schlechtes Gefühl vermittelt, sondern eben verbalisiert und versucht zu vermitteln. Alles andere- finde ich- sind Spielchen, die in einer Therapie doch wirklich nichts zu suchen haben.

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