Unterschied Selbstzahler - Kassenfinanzierung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Mondin
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Beitrag Di., 27.12.2016, 18:41

.....

@isabe, ich verstehe Deine Sticheleien Richtung mio nicht, die doch mit keinem Wort abgewertet hat was Du tust (oder lässt), sondern lediglich darlegte, was ihr geholfen hat. Scheinbar verwechselst Du es, wenn jemand die Vorteile seiner Verfahrensweise darlegt, mit Abwertung, Deines bevorzugten Vorgehens.

Ich habe den Verdacht, Du verfährst nach dem Motto: "Wer meines nicht lobt, der muss irgendwie dagegen sein." Das ist meiner Ansicht nach nicht richtig. Du kannst doch 300, 600, 900 - ja, so viele Stunden wie immer es Dir beliebt machen, nur gelten für die Finanzierung eben gewisse Regeln. Persönlich dürfte es doch jedem egal sein, der Dich nicht näher kennt, was Du im Speziellen für Dich entscheidest. Das was andere Schreiber argumentativ von ihrer Warte aus darlegen, das sagt doch nichts darüber aus, ob das für Dich dann hilfreich ist oder nicht. Es sagt lediglich etwas über deren Erfahrungswerte aus, die sich mit Deinen eben nicht decken, eine Wertung beinhaltet das nicht.

mio (lisbeth und ich im Übrigen ebenso) legt dar, warum sie meint, dass eine kürzere Therapiedauer für viele Fälle ebenfalls ausreichend sein könnte, ihren Erfahrungen gemäß. Damit wertet sie das Deine nicht ab.

Das findet nur in Deinem Kopf statt.

Grüßerle!
Mondin

edit, eines noch -> Du schreibst:
Darauf, dass das Arbeit ist, kommst du nicht?
Ich beispielweise schrieb, dass Therapie Ackern bedeutete für mich und ich deshalb froh war, als ich das Schlimmste hinter mit hatte. Den Verwöhnfaktor hast eindeutig Du ins Spiel gebracht. Scheinbar hast Du Dir damit verständnistechnisch ein Eigentor geschossen?



.....
Zuletzt geändert von Mondin am Di., 27.12.2016, 18:47, insgesamt 1-mal geändert.

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lisbeth
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Beitrag Di., 27.12.2016, 18:46

isabe hat geschrieben:Man sieht an deiner Reaktion sehr schön, worum es mir geht und gestern schon gegangen ist: um das Abwerten und Abwehren von Menschen, die nicht wie eine Maschine funktionieren wollen oder können, sondern die sich Zeit nehmen möchten.
isabe, das ist jetzt aber mMn ganz klar *deine*Zuschreibung. Mio hat hier ihre Sichtweise dargelegt. Dass das automatisch Abwertung sein soll, bloß weil sie nicht mit dir übereinstimmt? Sorry, dann können wir das Diskutieren gleich sein lassen.
isabe hat geschrieben: Und noch einmal: Die Essensmetapher stammt nicht von mir, sondern vom Therapeuten. Und auch nicht nur von ihm allein, sondern es ist eine mögliche Vorstellung, den Patienten zu nähren. Muss ja nicht jeder für sich persönlich so sehen. Aber es muss auch nicht abgewertet werden, wenn Andere es so sehen.


Auch hier: Wird die Metapher besser, weil sie vom Therapeuten stammt? Darf man deshalb nicht widersprechen? Oder anderer Meinung sein? Abwertung hat auch hier mMn nicht stattgefunden.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


mio
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Beitrag Di., 27.12.2016, 18:47

Isabe, es gibt auch Literatur über Therapien die gescheitert sind, weil der Therapeut unfähig oder gar missbräuchlich agierte und den Zustand der Patienten dadurch erst recht verschlechtert hat, weil niemand von außen mal "prüfte". Und auch hier kannst Du das vielfach nachlesen... Willst Du diese Therapien dann auch endlos laufen lassen und noch dazu finanzieren?

Außerdem geht es bei der Begrenzung ja nicht darum zu sagen: Wird nix mehr... sondern nur darum, dass eine Pause oder eine andere Herangehensweise verordnet wird. Psychotherapie wirkt ja auch nach, weshalb immer mehr "desselben" bisweilen gar nicht sinnvoll ist. Nach der Pause kann der Therapeut neu beantragen, allerdings sollte im Antrag vielleicht nicht unbedingt stehen: Der Patient möchte sich gerne selbst noch näher kommen...denn das wäre das, was übrigens Du so ins Spiel gebracht hast: Sich verwöhnen lassen.


mio
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Beitrag Di., 27.12.2016, 19:02

Zum "Nachnähren":

Das "Konzept" dahinter ist nicht: Ich gebe Dir soviel und solange alles was Du brauchst, bis Du satt bist. Sondern es ist vielmehr ein "Wechselkonzept" (was es übrigens auch bei Kindern die sich normal entwickeln ist) aus "Stärkung/Befriedigung" und "Forderung/Belastung". Der Hintergedanke dabei ist, dass ein Mensch der "in seinem Abhängigkeitsstreben" soweit befriedigt wird, dass er sich selbst sicher fühlt und darüber "zu mehr Autonomie befähigt" wird.

Es dürfte allerdings des öfteren vorkommen, dass da Fehler passieren. Denn die "Grenze" ist schwer zu ziehen. Selbst meine Thera meinte mal zu mir: Frau mio, vielleicht habe ich mich zu sehr von Ihrer Angst beeindrucken lassen... Und die arbeitet was das angeht wirklich sehr aufmerksam und sauber.

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Mondin
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Beitrag Di., 27.12.2016, 19:26

....

Eben! Es ist schließlich - ich wiederhole mich - auch in erster Linie ein Gutachten über die Leistung des Terapeuten, das in gewissen Abständen stattfindet, wenn die Anträge gestellt werden. Es liegt ja nicht immer (im Grunde bin ich geneigt zu sagen, fast nie) in der alleinigen Problematik des Patienten, sondern vielmehr auch an einer ordentlichen Leistung des Theras. Und ein Thera, bei dem sich der Patient erst einmal wohlfühlt, ist nicht auch immer gleich zu setzen einem wirklich fähigen Therapeuten.

Solcherlei Fehler, wie mio sie hier anspricht, sind eindeutig bei der Arbeit des Theras zu sehen und folglich ist ein Kontrollmechanismus auch immer in gewisser Hinsicht ein Schutz.

.....


isabe
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Beitrag Di., 27.12.2016, 21:13

Mio:
Ich dachte früher mal ähnlich wie du. Habe (bzw. hatte) übrigens auch Therapeuten, die selbst keine Fans von sehr langen Analysen sind. Vermutlich würde ich mich bei einem Therapeuten unwohl fühlen, der mir suggeriert, ich könnte bei ihm "einziehen". Ich persönlich mag die Spannung, die entsteht, wenn man nicht schon Jahre im Voraus plant, wie es weitergeht. Das Problem ist nur, dass niemand wirklich von außen beurteilen kann, was sich zwischen zwei Menschen abspielt.

Was den Missbrauch betrifft: Leider funktioniert das Gutachterverfahren an diesem Punkt überhaupt nicht, was nur die Scheinheiligkeit des Ganzen unterstreicht: Ein missbrauchender Therapeut (oder auch "nur" einer, der mit seinem Patienten "verrutscht" ist) kann, wenn er nicht dumm ist, jederzeit seine Berichte so schreiben, dass der Gutachter annehmen muss, es sei alles in bester Ordnung.

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Broken Wing
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Beitrag Di., 27.12.2016, 21:20

Selbst bei schlechten Therapeuten hat der Patient die Konsequenzen zu tragen. Für ihn endet eine Therapie, der Therapeut bekommt einfach den nächsten Pat. Also wo ist hier der Schutz für den Patienten?
Selbst wenn sich jeder beschweren würde, es gäbe noch immer genug Blöde, die das mieseste Angebot als passend empfinden würden. Sieht man daran, wie Scharlatane in den Formaten Wunder- und Geistheiler Millionen verdienen. Da fehlt irgendwo der schützende Aussiebungseffekt.

Die Ablehnungsquote der Anträge beträgt etwa 4 %. Also da wäre es doch billiger, generell alle Therapien zuzulassen und dafür bei den Gutachtern zu sparen?
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


isabe
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Beitrag Di., 27.12.2016, 21:26

...oder man dreht den Spieß um (ähnlich bei der Evaluation an den Unis) und stellt es den Patienten frei, auf Krankenkassenkosten einen Gutachter zu beauftragen.


mio
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Beitrag Di., 27.12.2016, 21:28

Isabe, Du kannst doch gar nicht Jahre im voraus (sicher) planen wie es weitergeht. Da fängt der "Denkfehler" doch schon an. Ich könnte in einer Minute tot sein. Du auch. Es ist immer eine reine "Wahrscheinlichkeitsrechnung".

Und ganz ehrlich: Mir ist diese "überhöhte persönliche Ebene" ein bisschen zu "phantasiert". Ich bin da eher Realistin. Aber es stimmt: Von außen lässt sich nicht reinschauen. Nie. Nicht mal innerhalb der "Beziehung". Es braucht immer den Austausch und die Rückmeldung und auch das Vertrauen darauf, dass der andere einen schon nicht bescheißt. Wobei ein gewisses "Selbstvertrauen" durchaus von Vorteil ist um zu erkennen, wann einen wer vielleicht doch bescheißt.

Zum Gutachterverfahren: Klar, es funktioniert solange, bis das bewilligte Kontingent aufgebraucht ist, wenn es jemand drauf anlegt. Dann ist Schluss. Es sei denn der Patient ist bereits so abhängig, dass er bereitwillig zahlt. Obwohl ihm die Therapie an sich nicht gut tut im Sinne: Für sein (eigentlich) eigenes.

Aber es ist zumindest ein minimaler Schutz, dass sowas nicht "ewig" betrieben werden kann.


isabe
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Beitrag Di., 27.12.2016, 21:56

Dann ist eben nicht Schluss, weil niemand das bestimmen kann. Es gibt also überhaupt keinen Schutz durch das Gutachterverfahren und die Begrenzung. Das Argument zieht also nicht.


Speechless
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Beitrag Di., 27.12.2016, 21:57

Also jeder der selbst weiter zahlt ist abhängig? LOL


isabe
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Beitrag Di., 27.12.2016, 21:59

...und jeder, der nach dem Höchstkontingent brav aufhört, ist geheilt? Noch mal LOL


mio
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Beitrag Di., 27.12.2016, 22:00

Speechless hat geschrieben:Also jeder der selbst weiter zahlt ist abhängig? LOL
Dreh mir doch nicht das Wort im Munde um Speechless. Ich habe weiter vorne bereits geschrieben, dass es auch ein Schritt in eine gesunde Autonomie sein kann. Hier ging es mir darum, warum ich eine Begrenzung für sinnvoll halte.

Es gibt viel Grau zwischen all dem Schwarz-Weiss.

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Broken Wing
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Beitrag Di., 27.12.2016, 22:11

Ein Abhängiger wird sich die Therapie leisten, koste es was es wolle. Ist bei allen Abhängigen ja so. Nach dem Kontingent wird er auf Selbstzahlung umsteigen.

Ist jemand mal abhängig geworden, ist es schon zu spät. Wahrscheinlich werden weitere Therapien und teure Klinikaufenthalte folgen und wie bei Drogensüchtigen stellt sich die Frage, ob nicht ein geregeltes Leben mit dem Suchtmittel besser wäre als eine radikale Anti-Strategie.
Die Abhängigkeit entsteht ziemlich rasch. Wer nicht in den ersten 100 Stunden abhängig geworden ist, wird dies wahrscheinlich auch nicht nach der 300. Stunde werden.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


isabe
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Beitrag Di., 27.12.2016, 22:17

Broken Wing hat geschrieben: Die Abhängigkeit entsteht ziemlich rasch. Wer nicht in den ersten 100 Stunden abhängig geworden ist, wird dies wahrscheinlich auch nicht nach der 300. Stunde werden.
Ich weiß nicht, ob das bewiesen ist, aber den Eindruck teile ich jedenfalls. Und: Es kommt auf mehrere Faktoren an: Nicht jeder wird von jedem abhängig.

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