Griechenland Runde 2 - was nun?

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Nico
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Beitrag Mi., 15.07.2015, 09:31

http://www.n-tv.de/wirtschaft/Puerto-Ri ... 20621.html

Also an der EU scheint es aber nicht unbedingt zu liegen....
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Eremit
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Beitrag Mi., 15.07.2015, 09:50

Dass die Weltwirtschaftskrise gerade erst dabei ist, Fahrt aufzunehmen, vergessen viele Menschen. Natürlich werden da noch viele schlimme Dinge kommen, die nächsten Blasen sind gerade dabei, zu platzen.

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stern
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Beitrag Mi., 15.07.2015, 10:01

... oder vielleicht sind deswegen einige Menschen so nervös.

Nach neueren Umfragen scheint die Bevölkerung jetzt doch mehrheitlich für das Programm zu sein:
Gut 70 Prozent der Griechen sind einer Umfrage zufolge für die Billigung des von den Gläubigern geforderten Spar- und Reformprogramms durch das griechische Parlament.
http://www.focus.de/finanzen/news/wirts ... 16333.html
Und es wird anscheinend auch differenziert gesehen, dass nicht die Daumenschraubens Europas ursächlich für die Krise sind (wie das ja teilweise zu lesen war), sondern auch die eigene Regierung Fehler machte (44% bejahen das).
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Tristezza
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Beitrag Mi., 15.07.2015, 10:18

Klingt fast wie ein Fall für die Psychiatrie: Innerhalb von anderthalb Wochen ändert die Bevölkerung eines Landes ihr Denken um 180°. Ein beängstigendes Beispiel für die Macht von Dem-agogen. Hätte Zypras weiterhin "oxi" gesagt, wäre es sicher nicht zu diesem krassen Umschwung gekommen. Zum Glück hat er sich letztlich als "guter" Dem-agoge erwiesen.

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Hiob
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Beitrag Mi., 15.07.2015, 10:43

vom Sternchen: So kann auch Geld entstehen, aber weder in beliebiger Höhe noch ganz ohne Passiva (wie zum Bleistift Spareinlagen, die jedoch nicht in gleichem Umfang hinterlegt sein müssen). Banken haben eine Mindestreserve zu hinterlegen und auch eine Mindestkapitalisierung und -Liquidität der Bank muss gewahrt bleiben.
Es ist ok, wenn du uns damit Mut machen willst, aber der Mindestreservesatz im EZB-Gebiet wurde ca. 2010 von 2 auf 1% gesenkt. Du kannst also mit 1 Euro 99 Euro verleihen. Die Mafia wäre neidisch auf diese Quote. Der Mindestreservesatz wurde in genau dieser schwierigen Zeit nicht herabgesetzt um die Sicherheit zu erhöhen, sondern um die künftig produzierte Geldmenge (faktisch) zu verdoppeln. Es ist ok, wenn du an Sicherheitsmechanismen glaubst, um selber besser ausgestellt zu sein, wäre es aber sinnvoller, die Dinge nicht so gutgläubig zu sehen. Der Einlagensicherungsfond hat nur wenige Milliarden...das ist ein Witz im Verhältnis zu den Bilanzsummen einer einzelnen Großbank. Es gibt keine Einlagensicherung, im Falle einer Kettenreaktion.
Staatsanleihen kannst evtl. auch du kaufen, wenn du Griechenland unterstützen willst. Die Zinsen sind vermutlich ganz gut derzeit. Nur würdest du das machen? Die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls war in letzter Zeit doch recht hoch.
Wenn ich das Geld selber drucken könnte, würde ich auch den Ausfall in Kauf nehmen. Ich würde sogar großzügig alle paar Jahre einem Schuldenschnitt zustimmen. Wenn du die Verschuldungskurve von Griechenland ansiehst, stellst du 2011 eine Entschuldung fest, die aber gleich im Folgejahr durch massive Neuschulden aufgeholt wurde. Und es wird wieder Entschuldung geben...um ein paar Monate/Jahre zu gewinnen, in denen man das Gemeinvermögen verscherbelt und sich selber gut aufgestellt hat. Wir hingegen, dürfen glauben und hoffen.
Und es geht darum jemanden Geld zu geben, der einen Finanzierungsbedarf hat (für die Überlassung gibt es Zinsen. Würde man es behalten, könnte man das Geld z.B. anlegen oder investieren). Eine Privatperson würde schlichtweg zu ihrer Bank gehen und einen Kredit beantragen... und es erzeugt mitunter ziemlichen Unmut, wenn jemand das Geld benötigt, die Bank aber sagt: Gibt es nicht.
Ich liebe deine positive Sichtweise. Und ich hoffe, dass du Recht hast. *auf Holz klopf*
Aber ich hoffe, du stellst dich auch ein bisschen darauf ein, dass diese Prospektversprechen und unser Schulwissen von der Tätigkeit einer Bank....möööööglicherweise nicht so ganz stimmt. Aus meiner Sicht ist Griechenland für das gesamte Schneeballsystem so gefährlich wie ein Wattebausch. Während man im Hintergrund gewaltige metallische Rassel-Geräusche hört.

Viele Grüße
Hiob

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Nico
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Beitrag Mi., 15.07.2015, 10:47

Eremit hat geschrieben:Dass die Weltwirtschaftskrise gerade erst dabei ist, Fahrt aufzunehmen, vergessen viele Menschen. Natürlich werden da noch viele schlimme Dinge kommen, die nächsten Blasen sind gerade dabei, zu platzen.
Andererseits sollte man angesichts der Tatsache, dass ein einziger Mann die Lage Griechenlands nahezu ausgleichen könnte, auch wieder im Dorf lassen.

Nein Letterlove, beruhige dich, ich meine NICHT MICH !

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stern
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Beitrag Mi., 15.07.2015, 11:23

Hiob hat geschrieben:Es ist ok, wenn du uns damit Mut machen willst, aber der Mindestreservesatz im EZB-Gebiet wurde ca. 2010 von 2 auf 1% gesenkt.
Kreditvergabe ist für eine Geschäftsbank aber nur solange lukrativ wie die EZB sie nicht unschmackhaft macht (z.B. indem sie die Refinanzierung verteuert. Und eine Geschäftsbank vergibt Kredite dann nicht so ohne weiteres, wenn die Refinanzierung zu teuer gemacht wird, so dass sie dabei drauflegen müsste). Es gibt also Möglichkeiten einen Geldmengenwachstum entgegenzuwirken. Die Mindestreserve ist nur eine Möglichkeit.

Wenn sie die Geldmenge etwas ausweiten lässt, so oft auch in der Hoffnung, dass das einen Aufschwung begünstigt.

Angenommen die Banken bleiben noch länger geschlossen: Wenn die Leute nichts mehr kaufen können, weil kein Geld verfügbar ist, so müssen zunehmend Geschäfte schließen (diese sind ja auch auf Kundschaft angewiesen), noch mehr Leute entlassen werden, usw. Ist ja schon der Fall. Sehr restriktive Geldpolitik würde man jedenfalls als zusätzlich verschärfend ansehen.
Es ist ok, wenn du an Sicherheitsmechanismen glaubst, um selber besser ausgestellt zu sein, wäre es aber sinnvoller, die Dinge nicht so gutgläubig zu sehen.
Ich glaube nicht an Sicherheitsmechanismen bzw. nur bedingt (wo nichts ist, findet man auch nichts), aber daran, dass die EZB Einfluss auf die Geldmenge ausüben kann. Und wie gesagt: Sofern ein Kredit zurückgezahlt wird, vermindert sich die Geldmenge ja auch wieder.

Dass im Fall einer Bankenpleite oder Staatspleite (die normal mit einer Bankenpleite einhergeht) Einlagen nicht im vollem Umfang gesichert sind ist mir bewusst. Umso weniger verstehe ich das Gemecker, wenn wenn es z.B. heißt. wääääh, der Bevölkerung wird doch gar nicht geholfen, stattdessen werden Banken wieder kapitalisiert. Damit sichert man auch, dass Leute ihre Einlagen behalten können - sofern sie nicht eh schon im Zuge von Kapitalflucht woanders deponiert sind. Warum wohl hat ein Regierungsmitglied der Syriza vor den Kapitalverkehrskontrollen nochmals 200.000 abgehoben, hmmm.
Wenn ich das Geld selber drucken könnte, würde ich auch den Ausfall in Kauf nehmen. Ich würde sogar großzügig alle paar Jahre einem Schuldenschnitt zustimmen.
Je mehr du druckst, desto mehr entwertest du aber dein Geld. Das will niemand mehr. Du kannst dir dann nichts mehr davon kaufen, weil niemand dein wertloses Geld annehmen will. Wenn jemand sein Haus verkaufen will, so würden sich eher wenige darauf einlassen, Griechenlandanleihen als Gegenwert zu akzeptieren. Höchstens man ist Zocker.

Ich weiß nicht, wo du eine sonderlich positive Sichtweise herausliest. Die Verschuldung finde ich sehr bedenklich. Allerdings sehe ich es nicht so, dass Finanzierungsmaßnahmen eines verschuldeten Landes ein Land in den Ruin treiben soll. Sondern dass die Finanzierung essentiell ist. Ob das dann wirklich eintritt, was man sich erhofft, steht auf einem anderen Blatt. Die derzeitigen Maßnahmen dienen wohl erstmal dazu, dass nicht sofort Land unter ist und der akute Bankrott abgewendet wird (der IWF kündigte bereits heute an, dass das Paket nich ausreicht)... und von einem Aufschwung durch die Pakete träumt nicht wirklich jemand.

Hiob würde anscheinend den Geldhahn zudrehen. Und damit wäre NIEMANDEM geholfen... das wäre vielmehr die ultimative Verschärfung. Aber zweifelsfrei wäre das auch eine Möglichkeit.
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viciente
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Beitrag Mi., 15.07.2015, 17:00


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stern
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Beitrag Mi., 15.07.2015, 22:04

Zu dem Artikel (Viciente): Griechenland und die Folgen: Sie haben mir Europa kaputt gemacht

Irgendwie ist das so typisch deutsch: Man könnte vermutlich machen, was man wollte: Schlecht wäre natürlich alles. Und während Holland von einer europäischen Wirtschaftsregierung spricht, reden "wir" (na gut: manche) Europa kaputt, obwohl gerade eine Rettungspaket auf den Weg gebracht werden soll - was nun auch nicht heißt, dass man etwas verklären und schönreden sollte. Schwierigkeiten sind zu benennen, aber mit Hiobsbotschaften (welche Doppeldeutigkeit ) ist auch niemanden gedient, finde ich.

Na ja, mal schauen, was die Abstimmung im griechischen Parlament ergibt. Mit Tsipras gestrigem Interview tue ich mir immer noch schwer. Einerseits wirbt er für Zustimmung. Anderseits glaubt er nicht daran. Immerhin ehrlich. Und so wie aussieht ist er heute nicht einmal ein Parlament (zumindest bis vorhin noch nicht).
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Nico
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Beitrag Do., 16.07.2015, 04:55

Das Parlament hat mit 229:64 zugestimmt.
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Hiob
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Beitrag Do., 16.07.2015, 07:27

Hmm, liebes Sternchen. *seufz*

Ich red dir da mal nicht weiter rein. Es ist gut, dass du dich damit beschäftigst. Einige Einschätzungen sind aus meiner Sicht sehr optimistisch und vertrauen immernoch dem Wissen über das Finanzsystem und der angeblichen Interessenlage. Sie haben uns im Prinzip zu Geldgläubigen gemacht, die die Mechanismen verinnerlicht haben.

Wenn für dich bestimmte Handlungen der Politiker unschlüssig erscheinen, müsstest du vielleicht die Lage der Interessen der einzelnen Beteiligten, auch die der Geldherausgeber, nochmal neu aufrollen.

H.

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stern
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Beitrag Do., 16.07.2015, 08:21

Ich sprach nicht von Unschlüssigkeit, sondern davon, dass ich mir schwer mit dieser Haltung tue.

Und noch lebt das Finanzsystem, dass in seiner Geschichte schon einige Krise durchstanden hat.
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stern
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Beitrag Do., 16.07.2015, 12:53

Nach Athens "Ja"
Schäuble: Grexit wäre besser für Griechen

Wolfgang Schäuble lässt nicht locker. Auch nach dem Ja des griechischen Parlaments spricht der Bundesfinanzminister offen über die Vorzüge eines Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone.
http://www.n-tv.de/politik/Schaeuble-Gr ... 30581.html
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viciente
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Beitrag Do., 16.07.2015, 14:59

stern hat geschrieben:Und noch lebt das Finanzsystem, dass in seiner Geschichte schon einige Krise durchstanden hat.
.. ja, DAS "lebt" noch, nur die von ihm vernichteten menschen eben nicht mehr.


Eremit
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Beitrag Do., 16.07.2015, 15:08

viciente hat geschrieben:.. ja, DAS "lebt" noch, nur die von ihm vernichteten menschen eben nicht mehr.
Das heißt nicht "Menschen", sondern "Humanressourcen".

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