Diese Frage wurde ja von einigen anderen aus deren Sicht schon beantwortet, deren Sicht schließe ich mich durchaus an.Widow hat geschrieben: Ich ganz persönlich frage mich, warum jemand, der eine wie auch immer 'erfolgreiche' Psychotherapie abgeschlossen hat, noch das Bedürfnis verspürt, (hier oder auch andernorts) darüber zu "berichten".
Allerdings frage ich mich durchaus, warum du das Wort „erfolgreich“ in ´´ schreibst, es dadurch noch extra hervorhebst. Das suggeriert mir, dass du meine für mich erfolgreiche Therapie anzweifelst.
Nein, dass bist du bestimmt nichtWidow hat geschrieben: Vermutlich bin ich da gnadenlos naiv
Mal auf die Schule übertragen hieße das ja:Widow hat geschrieben: doch ich hoffe für alle, die eine Psychotherapie in dem Gefühl, dass sie ihnen geholfen hat, abgeschlossen haben, - ich hoffe für all die, denen das so ging und geht, dass sie dann nicht mehr irgendwo ausdrücklich davon erzählen müssen (was sie da "geschafft/erreicht" haben), sondern dass sie es dann 'einfach' leben & sein können
- ohne jedes explizite Wort über ihre 'Therapieerfolge', aber vielleicht in Gestalt von Worten an und für andere.
Ein Schüler büffelt einige Wochen ganz intensiv Mathe, kniet sich rein, strengt sich an, investiert Zeit und geistige Kraft und schreibt dann eine Eins. Er freut sich riesig darüber, dass seine ganze Anstrengung zum Erfolg geführt hat. Nach deinem Schreiben wäre es jetzt für den Schüer angebracht, darüber kein Wort zu verlieren, es also nicht bzw niemanden zu erzählen, dafür aber besser anderen Mathenachhilfe zu geben. (mal ganz davon abgesehen, dass er keinen Nachhilfeschüler finden wird, wenn nicht bekannt wird, dass er gut in Mathe ist, vor allem aber auch wenn dann noch von früher Probleme in diesem Bereich bei ihm vorlagen und das ja bekannt war).
Nein, es ist einfach ein menschliches Bedürfnis, auch über eigene Erfolge zu erzählen. Auch gerade in diesem Forum, da ja auch im RL viele gar nicht wissen, dass man eine Therapie gemacht hat, da fehlen dann einfach die Ansprechpartner.
Ich kann aber durchaus nachvollziehen, dass es momentan für dich schwer ist ein solches Bedürfnis anderer nachzuempfinden. Vielleicht denk mal an die Zeit vor deinen schweren Schicksalsschlägen zurück, also vor den Tod deines Lebenspartners und vor dem Verlust deiner Arbeit. Da hattest du doch bestimmt auch Erfolge, die du gerne anderen mitgeteilt hast.
Man sagt, „geteiltes Leid ist halbes Leid“ und „geteilte Freude ist doppelte Freude“
Hier meinst du schon ganz klar mich (unterstrichen von mir), nicht wahr?Widow hat geschrieben: wer also (…) das Bedürfnis hat, von seinen Therapieerfolgen zu "berichten" (in welcher Form auch immer, ob z.B. als positive Bilanz, als Protokoll einer Wiederbegegnung mit der/dem Thera oder, oder, oder ...), - dass da trotz Therapie vielleicht doch noch ein paar persönlichkeitsstrukturelle und/oder lebensweltliche Defizite vorhanden sind.
Für dich ist also aus jetziger Sicht normal: wenn du Erfolge hast, halte gefälligst den Mund, schweige und genieße im stillen Kämmerlein für dich, lebe es eventuell im Umgang mit anderen Menschen aus (aber bitte nicht zu dolle, sonst merken die ja, dass du dich geändert hast/Erfolge hattest). Fall aber doch das Bedürfnis besteht (also ist wohl irgendetwas doch nicht befriedigt, weil sonst hätte man ja kein Bedürfnis danach) , Erfolge in die Welt hinaus zu posaunen, dann besteht definitiv mindesten ein Defizit.
Habe ich das jetzt aus deiner Sicht richtig interpretiert?
Mir ist nicht bewusst, dass ich je behauptet hätte, trotz vieler Erfolge keine Defizite zu haben. Defizite hat jeder, auch derjenige, der sich selber als gesund bezeichnet oder der von anderen als Gesund angesehen wird. Nur ob die Defizite für einen selber oder für die anderen Menschen ein Problem darstellen/zum Problem werden, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Das heißt also, um es zu konkretisieren:Widow hat geschrieben: oder ist er ein performativer Selbstwiderspruch, weil vielleicht der Mensch, der über solche Erfolge berichtet, genau diese Erfolge durch seinen Bericht darüber zweifelhaft werden lässt?
Wenn ich laut sage, ich habe noch nie in meinem Leben geraucht, weckt das sofort Zweifel und jeder denkt, ich habe aber mindestens schon mal heimlich in meiner jugendlichen Sturm- und Drang-Zeit auf dem Schulklo geraucht.
Für jemanden der mit dieser Einstellung an ein gesprochenes Wort (hier natürlich geschrieben) herangeht, wird dann aber doch auch jedes weitere Wort diese Einstellung entgegenbringen, so dass der Aussender von Worten überhaut gar keine Chance hat, die Zweifel zu beseitigen. Er kann ja wohl schlecht irgendwelche Zeugen aus dem RL benennen.
Heißt also für mich (ich bin ja schließlich die Grundlage des Postings): egal was ich sage/schreibe/betone, es wird von dir sowieso in Zweifel gezogen.