Vorsicht der Stuhl

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Jenny Doe
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Beitrag Mo., 26.01.2015, 23:01

@ leberblümchen,
Gibt es denn auch User / Patienten, die negative Erfahrungen gemacht haben und denken, dass ein Beipackzettel nichts daran hätte ändern können?
interessante Frage!

Auf einem Beipackzettel zu Risiken und Nebenwirkungen stehen ja nur die Nebenwirkungen, nicht die Kunstfehler.
Von daher denke ich in meinem Fall, dass mir ein solcher Beipackzettel nicht bzw. nur wenig geholfen hätte. Ich hätte einen Beipackzettel über Kunstfehler gebraucht.

Beispiel "Abhängigkeit":
Ich habe Abhängigkeit in der Therapie sehr unterschiedlich erlebt,
- angefangen von gar keiner Abhängigkeit
- über (normale) Abhängigkeit als Nebenwirkung, aber mit rechtzeitiger Abnabelung, also Abhängigkeit, die ich nicht als schädigend wahrgenommen habe
- bis hin zu schädigender Abhängigkeit im Sinne eines Kunstfehlers. Bsp. zu Therapiebeginn alle 14 Tage Therapie, zum Therapieende hin wurde das Stundenkontigent immer weiter erhöht, bis zu drei Mal die Woche, zum Teil Doppelstunden und dann plötzlich Therapieende ohne Stundenreduzierung, von drei Mal die Woche auf Null, ohne Abnabelung. Zur schädigenden Abhängigkeit führten noch weitere Verhaltensweisen der Therapeutin, die ich aber hier nicht weiter erläutern mag. Die schädigende Abhängigkeit mündete in einem Selbstmordversuch meinerseits, weil ich nach Therapieende nicht wusste, wie ich ohne diese Therapeutin weiterleben soll.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Widow
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Beitrag Mo., 26.01.2015, 23:50

leberblümchen hat geschrieben:Gibt es denn auch User / Patienten, die negative Erfahrungen gemacht haben und denken, dass ein Beipackzettel nichts daran hätte ändern können? Ich sehe das jedenfalls so
Ja, ich auch.
Doch ich muss das Wort "negativ" noch stärker relativieren als Du: Negative Erfahrungen in Gestalt eines totalen Infragegestelltwerdens gehören für mich seit dem Erstgespräch zu jener Analyse von Mr. G. und mir dazu (er sagte bei jener Erstbegegnung irgendwann mit leisem Spott in der Stimme: "Tja, Frau Widow, andere Menschen trauern, Sie bringen sich um und scheitern damit ...").
leberblümchen hat geschrieben: Für mich klingt das ein bisschen naiv, sich vorzustellen, mit einem Infoblatt könnten ganze Dramen verhindert werden. Ich glaub, das ist so ein Wunsch, einen Verantwortlichen 'festzuklopfen'.
Auch das sehe ich ähnlich.

Vielleicht liegt es in meinem Fall aber auch einfach daran, dass durch die Krebskrankheit des Liebsten und all die Erfahrungen, die wir währenddessen mit sogen. evidenzbasierter Medizin gemacht haben, mit Beipackzetteln, mit ärztlichen Aufklärungen samt all den Kreuzchen auf all den Formularen und so weiter, die allesamt negativ, scheizze, fehlerhaft waren, voller Lücken, Falschauskünfte, Widersprüche, - dass ich also aufgrund dessen ohnehin an derartiges Autoritäten-/Experten-Gerassel (oder auch: Papier-Geraschel) nicht mehr glaube.
Dass man keinem Arzt trauen darf, habe ich seit meiner Kindheit gelernt. Dass aber auch Zweitmeinungen nichts helfen und dass irgendwann alle nur noch sagen: "Das versteh ich jetzt auch nicht", das habe ich in jenen 15 Monaten gelernt.

schneerose hat geschrieben:Ich wäre nie davon ausgegangen, dass ich bis zu meinem Ableben, bei (m) einem Therapeuten in Therapie sein würde..

Das ist von meiner Seite eine echte Interessensfrage und keineswegs "ungut" gemeint..
Ich würde gerne, falls jemand was dazu sagen möchte, erfahren, welche Gedanken dazu entstehen..

Ich, der Couchling, der ab und an auf der Couch von Mr. G. liege, schäme mich zutiefst, weil ich Mr. G. und seine Couch und das da auf deren Rückenlehne
BRAUCHE
Dass das so ist, weiß ich seit jenem Erstgespräch (es hat Monate gedauert, bis ich das mir selbst ansatzweise eingestehen konnte, und noch heute veranstalte ich allerhand, um das - und sei es nur vor mir selbst - leugnen zu können.)
Direkt davor hatte ich alles verloren. Auch mich. (Und das Interesse an allem. Auch an mir.)
Mr. G. ist so vollkommen anders als ich: Ich wollte und will den verstehen, will und wollte mich in den ein wenig hineindenken, hineinfühlen, hineinversetzen können.
Und er hat mich mir selbst in meiner eigenen Fremdheit ansichtig werden lassen (und tut das noch). Auch da gilt: Ich möchte mich besser hineinversetzen können.

Noch, und noch lang, - auch wenn ich dafür zerglühe in Scham -, noch
brauch ich ihn
(und mag ihn, sogar dann noch, wenn ich denke, dass er wieder mal einen seiner Knüppel aus dem Sack gelassen hat).

DAS zuzugeben (und ich übe hier ja schon fleißig), das wirklich zuzugeben und vor allem: es zuzuLASSEN, das ist neben einigen anderen noch eine der größeren Aufgaben in dieser Therapie.

Denn für mich gilt: Nur, wer leben kann, dass der Mensch des anderen Menschen bedürftig ist, ihn braucht, der lebt.
(Der Liebste hat mich das einst leben lassen, doch mit seinem entsetzlichen Sterben starb auch das.
Aber ich weiß: Leben geht nur, wenn man diese Bedürftigkeit, dieses Brauchen nicht nur aushält, sondern als conditio sine qua non lebt [man muss sie ja vielleicht nicht ausleben ...].
- Sonst ist nur Existieren oder wohl eher nur Vegetieren.)

Ob's uns, Mr. G. und mir, gelingt, dass ich dem mal werde sagen können (so als erster Schritt): "Ich brauch Sie", das weiß ich nicht.
(Dass das freilich so IST, das wissen wir beide, der und ich, schon lang. Aber vielleicht sollte es mal gesagt werden - vielleicht kann ich es irgendwann einmal wieder sagen, die ich mir vorgenommen habe, niemals wieder jemanden zu brauchen, und mich dafür zutiefst schäme -- also dafür, dass ich jetzt doch noch einen Menschen brauche.)

w

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Beitrag Di., 27.01.2015, 06:44

"2 die sich treffen" - einer macht abhängig, der andere fällt drauf rein; was dabei herauskommt ist ein Lerneffekt für beide. Jedoch HOCHDOSIERT ist gleich Retrauma - zumindest bei mir und dazu wäre mir ein Beipack hilfreich gewesen um besser zu erkennen wann es zuviel ist anstatt Retrauma zwei Jahre zu erdulden weil man ja Therapie vertrauend durchziehen soll so gut es geht.
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Beitrag Di., 27.01.2015, 06:52

@schneeweiss, auf deine Frage - ich dachte anfangs nie daran ewig in Therapie zu bleiben im Gegenteil, der Gedanke kam mir erst nach ca 4 Monaten als ich endlich ( aus Therapie Sicht ) abhängig genug war ( um mich zu therapieren) und das wäre schon eine Idee für den Beipack um diese Gefahr besser zu zu erkennen.
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Beitrag Di., 27.01.2015, 07:57

Muster Beipackzettel (aus meiner Sicht):

Liebe(r) Patient(in),

Sie haben sich aufgrund ihrer persönlichen Probleme in Therapie begeben;
Therapie ist ein sehr wirkungsvolles Instrument, und kann Ihnen dabei helfen,
Ihr Leben in einer gewissen Zeit für sich besser zu gestalten.
Um Ihnen besser durch die Therapie zu helfen, wurde dieser Beipack erstellt.

Wichtig ist,
dass Sie selbst die Veränderung in Ihrem Leben wollen,
dazu gibt es auf "psychotherapieforum.at" einen gute Beitrag vom Webseiten Betreiber persönlich (WIE THERAPIE SICHER MISSLINGT)

Jedoch kann es auch sein,
dass der Therapeut, der ja auch nur Mensch ist, Fehler macht,
bzw. die Therapie phasenweise Turbulenzen verursacht, um Ihnen darin zu helfen, ist dieser Beipack da.

Nebenwirkungen:
häufig
-vorübergehendes tiefes Bindugsgefühl zum Thera
-Tränen und Trauer
-...und und und

manchmal:
-Lebensveränderungen wie familiäre Trennung
-Arbeitsplatzwechsel
-...und und und

selten:
-Zugehörigkeitswunsch zum Thera, und seine Familie
-verstärken der Eingangsproblematik die zur Therapie führte
-...und und und

sehr selten:
-Retraumatisierung
-schwere Abhängigkeit (Verlust des eigenen Lebensgefühls, da nur an den Thera gedacht wird)
-...und und und

in letztgenannten Fällen, ist dringend dazu zu raten, sich mindestens eine 2.Meinung einzuholen;
an folgende Adressen können Sie sich wenden...

ein Beipack hat auch immer die Eigenschaft, dass er gelesen werden kann, aber nicht muss...
die die in Therapie "glücklich" sind, brauchen diesen Zettel nicht beachten,
dieser Zettel soll denen helfen,
wo die Therapierurbulenzen ein unerträgliches Maß erreichen, oder Therapie sich einfach nicht mehr "richtig" anfühlt.
Grundsätzlich wäre auch zu empfehlen, neben der Therapie sich auch über Bücher z.B. Selbsthilfe zu erschaffen,
und auch sein persönliches Netz auszubauen, durch Massagen, Energetiker...im prof.Bereich, aber auch durch Freunde, Familie... um die VORÜBERGEHENDE ABHÄNGIGKEIT ZUM THERA BESSER LÖSEN ZU KÖNNEN

Eine Anmerkung sei,
dass das Ziel jeder Therapie ist,
den Pat. wieder auf die Beine zu stellen, damit dieser die Therapie mit erhobenen Haupt verlassen kann,
keinesfalls ist die dauerhafte Abhängigkeit zum Thera das Ziel -
lässt Ihr Therapeut Sie in diesem Gefühl hängen,
läuft etwas schief!...
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Beitrag Di., 27.01.2015, 08:05

GRUNDSÄTZLICH unterscheide ich selbst zwischen
Bindung und Abhängigkeit

Eine Bindung stellt sich immer ein wenn ich mit Jemanden in Beziehung gehe...
eine Abhängigkeit hat für mich einen krankmachenden Charakter.
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Beitrag Di., 27.01.2015, 08:15

chaosfee hat geschrieben:
Schneerose hat geschrieben:Hallo Chaosfee, nur als Beispiel: wie hättest du reagiert wenn er dir gleich mal eine Klinge gereicht hätte und dabei provokant gegrinst? Auf dein Entsetzen ueber sein Tun hätte er gesagt: naja sie sind ja selber schuld. - so habe ich Therapie erlebt.
Ich hätte vermutlich anders reagiert als du, so wie ich eben auch auf ein "Sie sind hier, damit Sie möglichst schnell wieder weg sind" anders reagiert hätte als du. Aber genau deshalb schrieb ich:
chaosfee hat geschrieben:es gibt keine einfachen Wahrheiten, die als Schablone auf jede Therapie und auf jeden Patienten gelegt werden können. Einfühlsam ist ein Therapeut, der sich, auch in dieser Frage, auf sein Gegenüber einstellt.
Hallo chaosfee,
ganz versteh ich deinen Kommentar noch nicht,
da ich ja hier garnicht erwähnt habe, wie ich reagiert hätte,
ich habe nur dich um deine Meinung gefragt und eigentlich keine Antwort erhalten...
zudem verletze ich mich nicht selbst, also ist es nicht mein Thema...
ich wollte nur einfach wissen wie du reagiert hättst,
und darauf wolltest du nicht so antworten, dass ich auch dich "verstehen" kann...
aber es ist ok, ist deine Meinung dazu.

passt schon!
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Beitrag Di., 27.01.2015, 08:24

pandas hat geschrieben:@ Schneerose

Na, na, das wäre mir aber ein zu apokalyptisches Denken.

Ausserdem wäre mein Ex-A sehr beleidigt, wenn er gesagt bekommen würde, er hätte zu mir gepasst
Ich sag dir pandas,
als ich den Satz hörte, da musste ich anfangs schlucken...dachte ich doch,
ne, das kann es nicht sein,
aber umso mehr ich darüber nachdachte,
der Satz hat was...

denn ich bin schon eine die herausforderd, hat er auch oft erwähnt,
und er liebt es,
und fordert dann auch heraus...
es war ein Katz und Maus Spiel, dass mir zugegebener Weise eine zeitlang auch Spass machte,
er erwähnte mal, er arbeitet richtig gern mit mir, und auch ich mochte ihn richtig gern...
nur irgendwann wurde aus dem Spiel Ernst, und das wollte er dann nicht hören, er wollte weiter spielen, und mir wurde es zuviel...
da hätte es dann einen "Schiedsrichter" gebraucht...

erst als er begriff, dass ich es ernst meinte, dass es zuviel wird,
da war er denke ich so vor den Kopf gestossen, dass er damit nicht zurecht kam,
und bombardierte mich dann mit "das wäre meine Störung"...und so weiter...
da kamen wir auf keinen grünen Zweig mehr...

mir tut es oft leid noch, dass ich all das nicht mehr mit ihm persönlich bereden konnte,
das hat er dann nicht mehr gewollt, naja schön langsam lässt das Gefühl nach und er wird mir fremd...
nächste Woche wird es ein Jahr, dass ich abgebrochen habe...
unglaublich wie die Zeit dahin läuft, ich bin ihm ein Jahr extrem nachgehangen,
aber ich bin jetzt bei der neuen gut aufgehoben,
und wir nehmen jetzt all die Erfahrungen der ersten Therapie her, damit ich daraus lerne...

und danke für deine Worte im ein Stück weiter hinterem Beitrag -
ich denke auch,
dass es mir an einem gewissen Selbstbewusstsein nicht mangelt...
er sagte sogar zu mir in der ersten Stunde:
"also was führt Sie zu mir,
Sie sitzen da wie eine gestandene Frau..." - so nahm er mich wahr...
und so bin ich auch im Leben,
ich steh meine Frau in vielen Dingen,
aber da sind eben die Dinge die mich aumhauen,
wie das viel zu lang in mir getragene Traumagefühl, dass mich fetzenweise erinnern an den Missbrauch...die Seite in mir,
die Angst hat im Leben, die sich nicht äußern traut...

da sind eben zwei Seiten in mir...
und das hat er spätestens einpaar Monate nach Therapiebeginn ordentlich mitbekommen...
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leberblümchen
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Beitrag Di., 27.01.2015, 08:34

Ich denke, das Problem ist, dass die Gründe für ein Scheitern zu individuell sind, um sie in einen Beipackzettel zu 'packen'. Man wird dem mit "der Therapeut ist auch nur ein Mensch, aber Sie müssen sich auch ändern wollen" meiner Meinung nach nicht gerecht. Gemein ist den meisten Betroffenen wohl am Ende die Feststellung: "Ich brauche eine Therapie, um die erste Therapie zu bearbeiten".

Es ist sicher sinnvoll, diese Gründe individuell zu betrachten und zu isolieren. Ich zum Beispiel - aber das kann man eben nicht verallgemeinern - wäre künftig sehr vorsichtig, noch mal eine Analyse bei einem Therapeuten zu machen, der sich die Praxis mit seiner Frau teilt. Weil die Frau, platt gesagt, gestört hat - und weil das in meinem Fall nicht bearbeitet werden konnte. Ich 'kenne' aber auch einen Therapeuten plus Frau, mit dem ich einige lange Telefonate hatte und der auf mich sehr abgegrenzt wirkte.

Für mich persönlich würde ich auch sagen, das Zauberwort lautet: Schonungslosigkeit. Ich würde erwarten, dass der Therapeut mich darüber aufklärt, was er mit mir vorhat: Wenn es eine Analyse ist, dann würde ich mir wünschen, dass er mir erklärt, dass das nicht nur 'Nebenwirkungen' haben kann, sondern vor allem, dass er mir und sich selbst gegenüber so ehrlich ist, mir zu sagen, dass das Unternehmen auch scheitern kann. Dass es nicht nur sein kann, dass es nicht hilft, sondern dass es auch schaden kann. Bevor man (s)einem Patienten solch einen Satz sagt, muss man sich nun wohl überlegen, ob diese Methode unter dieser Voraussetzung die richtige Wahl ist für den Betroffenen - Stichwort: Stabilität. Ich würrde auch erwarten, dass er sich selbst gegenüber schonungslos ist und nicht plötzlich Angst bekommt und sich nicht traut, sich mit dieser Angst auseinanderzusetzen. In 'unserer' Beziehung war Angst zumindest die Hürde, über die er nicht gesprungen ist. Weil die Schonungslosigkeit gefehlt hat.

Ich hab den Satz in den Ethik-Richtlinien gelesen: "...ist bereit, sich einer eigenen Analyse zu unterziehen". Das ist sehr vage und lässt viel Spielraum zum Vermeiden. Ich glaub, wenn der Betroffene - in dem Falle also der Therapeut - gemerkt hat, dass er eine Analyse bräuchte, dann braucht er sie eigentlich gar nicht mehr... Das Problem ist das Nicht-Merken. Einen Zwang zur Analyse kann es natürlich (?) nicht geben - insofern gibt es da wohl keine Lösung. Supervision und Intervision sind nur Schlagworte, die eine gute Alibi-Funktion erfüllen: "Was wollt ihr denn? Ich mache doch Intervision!" - sehr vorbildlich... Womöglich wäre es besser, diese Instanzen abzuschaffen, damit der Therapeut wirklich gezwungen ist, sich im Ernstfall tatsächlich auseinanderzusetzen und sich konkret auf den Weg zu machen, sich jemanden zu suchen, mit dem man nicht nur routinemäßig irgendwelche Fälle runterrattert, weil man gerade wieder an der Reihe ist, sondern bei dem man aufgeregt an der Tür klingeln muss, wenn man ein Problem hat.

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Beitrag Di., 27.01.2015, 08:35

@widow,

ich achte und respektiere, deine Lebenserfahrungen und die der anderen hier, denn ich denke, keiner von uns geht rein "weil es so lustig ist" zum Thera;
UND JEDER MACHT TATSÄCHLICH SEINE PERSÖNLICHEN THERAPIE ERFAHRUNGEN
UND DAS IST GUT SO

ich für mich, empfinde es jedoch als einen enormen Fortschritt, mich aus der ungesunden Abhängigkeit gelöst zu haben,
und nicht weiter unglücklich verliebt der "Abhängigkeit" hinterher zu hängen.

ER war eine ganz wichtige weitere Lebenserfahrung für mich,
nur er hätte mir nicht mehr weiterhelfen können,
und ich empfinde es für mich als Stärke, dass ich das endlich kann,
und nicht weiter Jemanden nachrenne, der mir nur noch mehr die Energie für mein Leben raubt...
meine neue Thera arbeitet mit mir jetzt das auf, was er aufgerissen hat...
und das Gefühl das Trauma im Körper zu verlieren,
dass ist so unbeschreiblich, dass ich es wieder so machen würde.

DAS IST GANZ KLAR MEINE ERFAHRUNG
jeder von uns hat seine eigene Erfahrung,
und ich spreche ja in meinem Thread nicht die an,
für die ihre Therapie passt,
sondern die, die ähnliche Erfahrungen haben wie ich...

Meinungen werden immer auseinander gehen...
und manche würden gern einen Beipack haben, andere nicht...
also, ich wäre dafür, dass es einen gäbe,
ich lese ihn
und du ignorierst ihn einfach...
aber jetzt gibt es nur deine Variante an Therapie...nämlich keinen Beipack,
und das finde ich unfair,
denn es gibt nicht nur "widows" im Leben,
sondern auch Schneerosen und andere...
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Beitrag Di., 27.01.2015, 08:40

@leberblümchen, ich hatte da auch ein sehr ähnliches Problem,
mein Thera hatte auch die Praxis mit seiner Frau im selben Gebäude, und er hat sie auch "als Hilfsperson" miteingbunden...
zudem war sie seine Intervision...

ach ja, ein ewiges Kreis-Thema.

Er ging zu einem Analytiker, doch der schien ihm nur einzureden, wie er mich noch knacken könnte...?
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leberblümchen
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Beitrag Di., 27.01.2015, 08:44

Ehefrau in eigener Intervisionsgruppe geht zum Beispiel GAR NICHT. Das wäre ein Punkt, an dem ich sofort meine Sachen packen würde, wenn ich das erfahre.

Aber es zeigt sehr deutlich, wie sehr diese Einrichtung zur Farce werden kann...

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Beitrag Di., 27.01.2015, 08:48

leberblümchen hat geschrieben:Ehefrau in eigener Intervisionsgruppe geht zum Beispiel GAR NICHT. Das wäre ein Punkt, an dem ich sofort meine Sachen packen würde, wenn ich das erfahre.

Aber es zeigt sehr deutlich, wie sehr diese Einrichtung zur Farce werden kann...
EBEN - aber versuche mal zu gehen, wenn du schwer verliebt "und abhängig" bist.
Das braucht seine Zeit, bis man gehen kann...
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leberblümchen
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Beitrag Di., 27.01.2015, 08:55

Aber beim Verliebtsein hilft auch kein Beipackzettel. Es gibt ja sozusagen 'weiche' Kriterien für ein Gehenmüssen und 'harte'. Wenn du schwarz auf weiß siehst, dass der Therapeut sich unprofessionell verhält, weil er z.B. die Intervision mit seiner Frau macht - und wenn du dann trotzdem bleibst, dann könnte das ja ein Hinweis darauf sein, dass 'Zettel' nicht helfen.

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Beitrag Di., 27.01.2015, 09:24

Ich habe mich Monate durch Internet, Bücher gewälzt um herauszufinden was da abgeht; ich hörte meist das sind Phasen die gehören dazu; mein Thera hat mir sogar abgeraten zu lesen, in dieses Forum zu gehen und mich ausgelacht wie ich ihm erzählte, dass ich mich an psychomeda wandte. Ich War zu tief drin, mein Blick war nicht mehr klar - vorab zu wissen was auf keinen Fall ok ist in Therapie hätte mir VIELLEICHT früher die Augen geöffnet und viel unnötiges Leid erspart.
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