Machen Psychotherapien abhängig?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

leberblümchen
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Beitrag So., 28.12.2014, 23:35

Naja, aber das hat jetzt schon wieder was von 'guter Patient' - 'böser Patient'. Ich gehe davon aus, dass zunächst mal JEDER Patient einen Grund dafür hat, eine Therapie zu machen und dass man sich hüten sollte, schlimme Erfahrungen gegen noch schlimmere auszuspielen. Vielleicht erzählt dir deine Bekannte auch nicht alles? Und es spielt m.E. auch keine Rolle, ob die Therapie kassenfinanziert ist oder nicht.

Ich würde nicht sagen, dass das Problem wirklich darin liegt, dass Therapie als solches abhängig macht. Wenn es einem gut geht mit einer Sache (oder zumindest besser als ohne sie) - wo ist das Problem? Abhängigkeit würde ich eher sehen, wenn es in so eine Richtung "wir können nicht miteinander und nicht ohneeinander" geht; oft sind es dann auch beide, die an der Beziehung klammern. Ich vermute mal, das, was hier beim Lesen oft so erschreckend wirkt, ist die Angst vor dem Therapieende - was aber m.E. nicht mit Abhängigkeit gleichgesetzt werden sollte, denn es zeigt sich oft, dass die Angst im Nachhinein unbegründet war; also kann eigentlich keine Abhängigkeit bestanden haben.

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pandas
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Beitrag So., 28.12.2014, 23:39

Ich finde schon, dass man von Psychotherapie abhängig werden kann, aber ob das geschieht, liegt mit am Therapeuten.

Es ist etwas anderes, wenn diese Frau bisher nicht den Therapeuten/in gefunden hat, bei dem sie es als aussichtsreich empfindet. Aufgrund der Länge und der Zahl erkennt man noch keine Abhängigkeit.
Kommt drauf an, was in der Therapie geschieht und wie der Patient darauf reagiert, damit umgeht. Abhängig ist man dann, wenn sich das Leben nur noch um die Therapie dreht und nicht umgekehrt.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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viciente
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Beitrag So., 28.12.2014, 23:52

.. das ist wie bei so vielem: KÖNNEN, MÜSSEN aber nicht; insofern ist aus meiner sicht die frage in dieser (generalisierten) form nicht wirklich sinnvoll beantwortbar.
Zuletzt geändert von viciente am So., 28.12.2014, 23:54, insgesamt 1-mal geändert.

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Solage
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Beitrag So., 28.12.2014, 23:53

@Leberblümchen
Naja, wenn ich so im Forum lese, ist gerade das bevorstehende Therapieende für viele schlimm. Manche kommen dann gut damit klar und andere eben nicht... Böser und guter Patient gibt es für mich nicht!
Wenn einem die Therapie gut tut ist es wunderbar, aber es gibt hier auch User, die leiden wohl auch sehr....eben auch unter einer gewissen Abhängigkeit, Verlustängsten etc.

@pandas
Stimme Dir zu, dass eine Abhängigkeit besteht, wenn sich das Leben nur noch um die Therapie dreht.

Wenn ich jetzt von mir ausgehe, dann ist es schon etwas ganz Besonderes, dass da ein Therapeut sitzt, der mir zuhört ohne mir das Gefühl zu geben, dass ich nerve.
Und alleine dieses Gefühl möchte man dann evtl. nicht so ohne weiters aufgeben. DIES KANN Suchtpotential haben.
Schön, wenn jeder für sich gut und entsprechend abgegrenzt damit umgehen kann!

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Broken Wing
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Beitrag Mo., 29.12.2014, 00:31

@ Viciente: Sicher. Das Risiko muss aber auch wert sein, es einzugehen. Eine gewisse Absicherung und Wissenschaftlichkeit (die auch eine Prognose erlaubt) fehlt mir in der Psychotherapie. Man wird erst mal therapiert und weiß am Ende, ob es funktioniert hat. Das ist wirklich keine Wissenschaft, die zu Wissen geführt hat. Ja, damit kritisiere ich nicht einzelne Therapeuten, sondern die Methodik allgemein. Schon möglich, dass man nicht mehr wissen kann, weil Mensch und bla. Das spricht aber nicht allein deshalbfür die Wirksamkeit von Therapien.

Wenn ich durch die Einnahme eines Medikaments mit Behinderungen leben muss, ohne sterben, dann gibt es eine gewisse Abwägung. Es ist wohl so, dass die Psychotherapieforschung eher einem Glaubenskrieg gleicht.
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viciente
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Beitrag Mo., 29.12.2014, 00:34

.. ich verstehe dein "aber" jetzt da nicht, denn davon/dagegen hab ich ja nix gesagt - und stimme dir im übrigen ohnehin weitgehend zu.

ps: meine antwort auf die frage war/ist: therapie KANN zu abhängigkeit führen, MUSS aber nicht! (das ist einfach von sehr vielen faktoren abhängig)

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Broken Wing
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Beitrag Mo., 29.12.2014, 00:59

@Viciente: Ja eh. Für mich ist die Klärung der Frage in der Hinsicht wichtig, ob ich mich auf eine Therapie einlasse. Und da ist meine Antwort ein klares Nein. Alles viel zu Wischiwaschi und der Preis steht in keinem Verhältnis zu dem Risiko, das man trägt.
Was mich doch wundert ist, dass die Psychotherapie verhältnismäßig wenig Kritik von der Fachwelt einsteckt, während gegen Homöopathie, Astrologie u.ä. mehr oder weniger berechtigterweise sturmgelaufen wird. Ich sehe nur wenig Seriosität der Psychotherapie gegenüber der Esoterik.
Liegt es daran, dass es die KK bezahlt (einem geschenkten Gaul ...)? Oder am Lobbying? Selbst die PA wird im Vergleich mit Samthandschuhen angefasst. Vielleicht, weil sie zur Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurde? Ich weiß es nicht. Ich befürchte aber, dass es an der Zielgruppe liegt, der man vordergründig empathisch begegnet. Im Ernstfall und in Wirklichkeit werden Psychopatienten aber zum Schweigen gebracht und Handlungsunfähig gemacht, auch und vor allem seitens Therapeuten und Psychiater. Seien wir uns doch ehrlich. Bevor der Aufschrei kommt, nein, nicht jeder Therapeut höchst persönlich.
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viciente
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Beitrag Mo., 29.12.2014, 01:07

Broken Wing hat geschrieben:@Viciente: Ja eh. Für mich ist die Klärung der Frage in der Hinsicht wichtig, ob ich mich auf eine Therapie einlasse. Und da ist meine Antwort ein klares Nein. Alles viel zu Wischiwaschi und der Preis steht in keinem Verhältnis zu dem Risiko, das man trägt.
.. na ja, das dürft u.a. wohl eine deiner zentralen fragen sein - einlassen (können/wollen); diese verweigerung wird schon ihre (guten) gründe haben, wobei es unter diesen umständen nicht besonders sinnvoll scheint eine therapie zu beginnen, weil sie mit abwehrhaltung ohnehin NIE funktionieren KANN. das allerdings in dem fall eher nicht wegen der abhängigkeitsgefahr, sondern wegen der von vornherein latenten abwehrhaltung. du scheinst eben niemandem - teils nicht mal dir selbst - zu vertrauen, und da ist (wenn auch nur vorgeschoben) renitentes aufbegehren gegen alles das "gut" sein könnt schon ein wirksamer "schutz"schild.

.. letztlich reduziert sich das ganze wohl auf die frage, ob DU etwas zu brauchen meinst an unterstützung, und wenn ja - dann WAS und in welcher form; und das kann - ausser dir selbst - tatsächlich niemand wissen, solang du es nicht artikulierst. du schaffst aufgrund deiner stärke mit sicherheit vieles/alles auch alleine - wenn du jedoch zur erleichterung begleitung möchtest, bleibt es dir nicht erspart diese auch einzuladen.
Zuletzt geändert von viciente am Mo., 29.12.2014, 01:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Broken Wing
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Beitrag Mo., 29.12.2014, 01:24

@ Viciente: Ach, Hilfe hätte ich durchaus nötig, aber die gibt es nicht. Den Vorteil hat der Psychosektor auch, es gibt immer eine Hoffnung. Man muss sich nie mit harten Fakten abfinden. Wenn man trotz Therapie leidet, wars eben die falsche Therapie, der falsche Therapeut, man hat nicht mitgearbeitet, sich nicht artikuliert usw. Das Spiel könnte bis ans Lebensende so weitergehen, was wiederum beweist, dass die Hoffnnung zuletzt, jedenfalls erst nach mir, stirbt.
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viciente
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Beitrag Mo., 29.12.2014, 01:29

Broken Wing hat geschrieben:@ Viciente: Ach, Hilfe hätte ich durchaus nötig, aber die gibt es nicht.
.. ja siehst du, und genau das ist eine festgefahrene überzeugung deinerseits, die zur selbsterfüllenden prophezeiung wird; du bist doch analytisch unheimlich gut - denk doch vielleicht einfach mal in ruhe drüber nach, und zwar ohne das ganze (berechtigt (gesellschafts)kritische) geschwurbel .. sag nicht, was dir auf den geist geht, sondern konzentrier dich (endlich) auf DICH und das, was DU brauchst - und formuliere DAS aus!

ps: schau dir z.b. mal deine signatur an; noch ätzender und zerstörerischer gehts ja wohl nicht mehr; das "hilft" nicht, es macht - auch als mantra - kaputt! wie denn - ausser beschissen - sollt sich denn ein tag anfühlen, den man mit dieser geisteshaltung beginnt? ich wünsch mir von dir - für DICH - eine klare formulierung dessen, wie es sein SOLL, und nicht, wie alles NICHT ist! .. und das beginnt u.a. z.b. mit "ich möchte, will, werde, ..........." (geht mir dabei jetzt gar nicht darum, das hier lesen zu wollen, sondern darum, es für dich selbst formulieren zu können, statt dir ständig selbst säure ins gemüt zu schütten)

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Broken Wing
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Beitrag Mo., 29.12.2014, 02:58

@ Viciente: Ich gehe erst mal schlafen. N8.
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Jenny Doe
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Beitrag Mo., 29.12.2014, 04:38

@ leberblümchen
leberblümchen hat geschrieben:solage, aber jenny hat doch selbst geschrieben, dass sie seit 22 Jahren Therapie macht (vielleicht war es auch wirklich ein Tippfehler?). Und sie schreibt - und ich nehme sie auch so wahr -, dass sie nicht (mehr) abhängig ist. Es scheint also nicht an der Therapiedauer zu liegen.
Das hast Du richtig verstanden. Ich bin heute nicht mehr abhängig, weil ich aufgrund meiner langen Therapieerfahrungen bei diversen Therapeuten eine andere Einstellung als früher gegenüber der Psychotherapie gewonnen habe.

Pandas hat einen Link eingeführt, der genau das wiedergibt, was zu meiner Einstellungsänderung geführt hat, also dazu, dass ich Therapie heute nur noch als Arbeitsbeziehung ansehe und ich bei meiner Therapeutensuche vorrangig Kompetenz achte und weniger auf die Beziehung zu Therapeuten:
FOCUS: Darf man den Patienten das Mitgefühl einfach vormachen?
Jaeggi: Man muss. Das ist keine Heuchelei, es ist absolut legitim, den Patienten die Rolle des Mitfühlenden vorzuspielen. Dann brauchen die Therapeuten auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ihnen der Patient, sobald er zur Tür raus geht, völlig gleichgültig ist.
http://www.focus.de/kultur/leben/modern ... 91770.html

Weißt Du, ich habe in meiner gesamten Therapiekarriere nur einen Therapeuten gehabt, der wirklich echt war, er selbst war. Sie sagte mir ganz klar, dass sie mich nur dann loben wird, wenn sie mich loben möchte, mir nur dann Empathie schenken wird, wenn sie diese auch wirklich spürt, ... Diese Therapeutin hat mir sehr geholfen und das war die einzige Therapie in meinem Leben, die ich als realitätsgetreu und ehrlich wahrgenommen habe. Sie hat mir geholfen, ohne dass ich von ihr abhängig wurde.

Andere Therapeuten setzten bewusst Wärme, Aufmerksamkeit, Empathie, Mitgefühl, .... ein, um mein Vertrauen zu gewinnen, um mich dahin zu bringen, dass ich sie lieben lerne, ... kurz: von ihnen abhängig wurde. Ich habe so manche Therapeuten nach der Therapie privat kennengelernt. Da zeigten sie ihre wahre Einstellung und ihr wahres Gesicht, da war von Mitgefühl usw. nichts mehr zu spüren.
Diese Erfahrung hat mit mir etwas auf der zwischenmenschlichen Ebene gemacht: Ich wurde bewusst vom Therapeuten abhängig gemacht mit Methoden (Verhaltensweisen), die nicht echt, sondern geschauspielert und inszeniert waren.
Eine gute Beziehung kann zur Heilung führen, nicht aber wenn man weiß oder erfährt, dass sie gar nicht echt war, dass der Verhalten des Therapeuten nicht echt war, dass man bewusst manipuliert wurde, um den Therapeuten zu lieben und von ihm abhängig zu werden.

Ich habe großen Schaden genommen, was ich jedoch während der Therapie nicht merkte, sondern erst nach Therapieende. Denn mal ehrlich: Ist doch ein geiles Gefühl soviel Wärme, Aufmerksamkeit, Empathie, Mitgefühl, .... zu bekommen. Ist doch ein tolles Gefühl eine so tolle Beziehung erleben zu dürfen. Ist doch klasse nachts im Bett zu liegen und sich vorzustellen, mit dem empathischen, warmen, mitfühlenden, ... Therapeuten zu schlafen. Das fühlte sich alles so gut an, so gut, dass meine Symptome scheinbar verschwanden. Ich glaubte, die Beziehung zum Therapeuten hätte mich geheilt.
Doch dann war der Therapeut weg und mit ihm die tollen Gefühle, die meine Symptome überdeckten. Und dann stand ich da. Diese Abhängigkeit vom Therapeuten, die Liebe ihm gegenüber, ... hatte bei mir manches Mal dazu geführt, dass private Beziehungen in die Brüche gegangen sind. In der Therapie war es so schön, so warm, so dass die Realität für mich zu einer einzigen Qual wurde. Die Beziehung zu meinen Freunden und meiner Lebensgefahrtin waren zwar auch warm - zumindest bis Therapiebeginn - aber durch diese (geschauspielerte) intensive Wärme, Aufmerksamkeit, Empathie, Mitgefühl in der Therapie reichte mir das, was mir meine Freunde gaben, plötzlich nicht mehr. So verlor ich einen sozialen Kontakt nach dem anderen und Beziehungen gingen in die Brüche.
Nach Therapieende stand ich mit nichts da: Die tollen Gefühle dem Therapeuten gegenüber waren weg, meine Freunde waren weg, meine Beziehung war kaputt und meine Symptome kehrten zurück.

Fortsetzung unten
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 29.12.2014, 04:39

Fortsetzung:

Ich lege heute sehr viel Wert darauf, dass mir Therapeuten durch ihre Kompetenz und ihr Fachwissen helfen und nicht nur kurzfristig dadurch, dass sie mir durch ihre Wärme, Aufmerksamkeit, Empathie, Mitgefühl, .... kurzfristig ein gutes Gefühl vermitteln, das mich täuscht, so dass ich zu dem Glauben gelange, dass mir die Therapie hilft. Für mich ist heute Ehrlichkeit und Echtheit des Therapeuten wichtig und nicht "die gute Beziehung". Mir ist es heute wichtig, dass man mir dabei hilft mir selbst zu helfen, dass ich lerne mit meinen Problemen umzugehen, dass man mir Problembewältigungsstrategien vermittelt. Dafür muss ich meinen Therapeuten nicht unbedingt lieben. Ich muss ihn nicht mal mögen. Das hilft mir auf meiner Symptomebene mehr als eine unehrliche falsche und geschauspielerte gute Beziehung zum Therapeuten.

Off-Topic: @ Solage:
Warum Jenny in Therapie ging weiß ich nicht
Ich bin 1992 aus demselben Grund in Therapie gegangen wie 1994, 1998, .... und heute: Heute weiß ich, dass mein eigentliches Problem Hochsensibilität lautet, das, wenn ich nicht auf meine Grenzen achte, zu einer Dissoziation (Depersonalisation) führt. Sowohl Hochsensibilität als auch Depersonalisation sind weitgehend unerforscht und den Therapeuten nahezu unbekannt, so dass meine eigentlichen Probleme all die Jahre nicht erkannt wurden, falsch diagnostiziert und falsch therapiert wurden.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Ephraim
Forums-Insider
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Beitrag Mo., 29.12.2014, 06:55

leberblümchen hat geschrieben: Abhängigkeit würde ich eher sehen, wenn es in so eine Richtung "wir können nicht miteinander und nicht ohneeinander" geht; oft sind es dann auch beide, die an der Beziehung klammern.
Du bestimmst hier Therapieabhängigkeit danach, daß beide, Therapeut und Patient, betroffen sein müssen. Das ist nicht so.
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen


leberblümchen
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Beitrag Mo., 29.12.2014, 09:08

Ephraim, nein, es ist nicht IMMER so. Aber ich glaube, dieser Aspekt wird viel zu oft vernachlässigt, dass es beide sind, die klammern. Der Patient, indem er im Zustand der Hilflosigeiet verharrt, und der Therapeut, indem er sich unersetzlich macht und dieses Verhalten des Patienten unterstützt. Die besondere Würze bekommt dieses Drama noch, wenn es mit gegenseitigen Vorwürfen garniert ist. Wenn der Patient nicht durchblickt, merkt er gar nicht, dass der Therapeut da sehr viel von seiner eigenen Pathologie mitbringt. Und nein, dazu muss man nicht persönlichkeitsgestört sein.
Jenny hat geschrieben:Andere Therapeuten setzten bewusst Wärme, Aufmerksamkeit, Empathie, Mitgefühl, .... ein, um mein Vertrauen zu gewinnen, um mich dahin zu bringen, dass ich sie lieben lerne, ... kurz: von ihnen abhängig wurde. Ich habe so manche Therapeuten nach der Therapie privat kennengelernt. Da zeigten sie ihre wahre Einstellung und ihr wahres Gesicht, da war von Mitgefühl usw. nichts mehr zu spüren.
Diese Erfahrung hat mit mir etwas auf der zwischenmenschlichen Ebene gemacht: Ich wurde bewusst vom Therapeuten abhängig gemacht mit Methoden (Verhaltensweisen), die nicht echt, sondern geschauspielert und inszeniert waren.
Eine gute Beziehung kann zur Heilung führen, nicht aber wenn man weiß oder erfährt, dass sie gar nicht echt war, dass der Verhalten des Therapeuten nicht echt war, dass man bewusst manipuliert wurde, um den Therapeuten zu lieben und von ihm abhängig zu werden.
Ich weiß. Trotzdem kann ich - was mich betrifft - sagen, dass mir diese enge Beziehung sehr viel ermöglicht hat. Ich bin mir nicht sicher, ob du das für dich verleugnen kannst, also, ob dir diese enge Form der Beziehung nicht auch vieles ermöglicht hat - was du vielleicht nicht damit in Verbindung bringen willst?

Ich habe auch zwei Gesichter kennen gelernt, und es war der Horror. Wenn dir der Therapeut etwas sagt, von sich heraus, und es dir verspricht - und dir dann, wenn er merkt, ihm wird das alles doch zu eng und bedrohlich, sagt, er habe das alles nie gesagt und du bildest dir das alles nur ein (und das mehrmals) - da kannst du eigentlich nicht anders, als zu verzweifeln. Das scheint dann alles zu vernichten (und dann heißt es, du seiest der Borderliner, weil du die Vernichtung spürst). Trotzdem würde ich das nicht als Abhängigkeit bezeichnen, sonden eher als unglückliche Liebe...

Jetzt bin ich bei jemandem, der auch nichts sagt, was er nicht sagen will und der nur das sagt, wozu er auch noch drei Monate später stehen kann. Ich weiß aber nicht, ob es unbedingt ehrlicher ist. Ich glaub, nein, ich weiß, in dem Moment, in dem der erste Th. diese Sachen gesagt hat, hat er sie auch gefühlt.

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