Ich-Gefühl bei multiplen Persönlichkeiten

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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ENA
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Beitrag Do., 17.02.2011, 17:57

Gothika hat geschrieben:Der Adminstrator (hier: das eigentliche Ich) schaut sich das Theater, die Wechselwirkungen der Subpersönlichkeiten an wie ein Zuschauer. Distanziert.
So hatte ich das in meinem Beitrag vor ein paar Seiten auch gemeint.
Gothika hat geschrieben: Es sind keine PERSONEN, es sind Persönlichkeitsanteile, welche sich verselbstständig haben.
Yes.
Gothika hat geschrieben:Ihnen auch noch Namen und Hintergrundgeschichten zu geben, treibt die Spaltung nur voran.
Kann ich mir gut vorstellen. Wenn es aber jemand will, soll er es ruhig machen. Hat alles Vor- und Nachteile.

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Offy
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Beitrag Do., 17.02.2011, 20:26

Gothika hat geschrieben:Ihnen auch noch Namen und Hintergrundgeschichten zu geben, treibt die Spaltung nur voran.
Ich weiß nicht, wie das bei anderen ist, aber bei uns ist es so, dass die Namen nicht "erfunden" sind. Die waren einfach da. Es ist schwer zu erklären. Manchmal hat sich erst die Persönlichkeit gezeigt und irgendwann hatte ich den Namen dazu im Kopf oder es war zuerst der Name da, den ich überhaupt nicht zuordnen konnte und später dann der entsprechende Anteil. Dazwischen können z.T. Monate liegen.
Es sind auch keine Hintergrundgeschichten (klingt für mich so nach "erfunden"), sondern Situationen, in denen die Persönlichkeiten heute noch stecken. Genau die Situationen, in denen sie vermutlich dann entstanden sind.
Heute weinte ich –
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gesprungenesWasser
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Beitrag Do., 17.02.2011, 20:47

ENA hat geschrieben:
Gothika hat geschrieben:Ihnen auch noch Namen und Hintergrundgeschichten zu geben, treibt die Spaltung nur voran.
Kann ich mir gut vorstellen. Wenn es aber jemand will, soll er es ruhig machen. Hat alles Vor- und Nachteile.
Ich wollte gerade ähnliches schreiben was Offy mir schon vorweggenommen hat. Mir ist das ziemlich aufgestiegen was hier geschrieben worden ist.

Entweder ist das ein Mißverständnis oder Respektlosigkeit. Oder unser "Problem" wird hier als Belustigung verstanden.

Die Namen und "Hintergrundgeschichten" sind kein "Spaß an der Freude". "Hintergrundgeschichten" sind nicht "erfunden". Und die Namen sind einfach da. Manche Namen erfahre ich erst in der Therapie. Ich habe davon vorher keine Ahnung gehabt.

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ENA
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Beitrag Do., 17.02.2011, 21:07

gesprungenesWasser hat geschrieben:Entweder ist das ein Mißverständnis oder Respektlosigkeit. Oder unser "Problem" wird hier als Belustigung verstanden.
Ich habe nicht vor, hier irgendjemanden mit Respektlosigkeit zu behandeln oder mich über ein Thema zu belustigen (außer, es ist ein Necken in einem der zahlreichen Plauder-Threads). Wenn ich das gewollte hätte, hätte ich mich kaum hier so lange und intensiv beteiligt!...

Vielleicht hätte ich nicht den ganzen Satz von Gothika zitieren sollen, sondern nur das mit den Namen. Ich habe außerdem niemals geschrieben, dass ich Namen und Hintergrundgeschichten als Spaß an der Freud ansehen. Ich kann nur den Gedanken von Gothika gut nachvollziehen, dass eine Konzentration auf die einzelnen Anteile/Persönlichkeiten mit Namen,etc. die Integration des Ganzen erschweren könnte (gut, sie schrieb "treibt die Spaltung nur voran").
...UND ich habe geschrieben, dass ich mir das gut vorstellen kann, was nicht heißt, dass ich Eure Erzählungen für Schmarn halte! Ich bin immer noch auf dem Weg des Verstehens, genauso, wie Du auch, wie Du schriebst.
...UND ich habe geschrieben "wenn es aber jemand will, soll er es ruhig machen". Heißt für mich auch: Wenn es für Dich oder andere Betroffene hier so stimmig ist, dann sollt ihr es auch so machen dürfen!...
...und wenn dem so ist, dass Namen etc. einfach da sind, dann ist das so.
...und wenn ihr die annehmt und genauer auf die einzelnen Teile gucken wollt, dann ist das so.
...und wenn ihr Euer Augenmerk mehr auf das Lenken wollt, was da zusammen ist, dann ist das so.

Es ist vollkommend Deine und Eure Entscheidung, was ihr da macht, es sind Eure Empfindungen und Wahrnehmungen. Was ihr daraus macht, ist Eure Sache.

Ich kann mir lediglich vorstellen, dass es bei dem ein oder anderen Fall sein kann, dass eine Konzentration auf das Einzelne die Integration ein Stück weit bremst. ...aber auch dazu habe ich schon mal was geschrieben, nämlich, dass es Leute gibt, die die Integration wollen und andere eher nicht bzw. es einfach so genommen haben, wie es ist.

Es kann sein, muss aber nicht. Mehr wollte ich eigentlich gar nicht sagen.

...und eigentlich wollte ich mich ja eh mehr und mehr aus diesem Thread rausziehen.... .

Allerdings nicht aus Unglaube und Ironie!...

Ihr seit auf der Suche. Gut, auch ich. ...aber für mich ist es in diesem Fall nicht so wichtig, wie für einen für Euch. Ich kann warten, den Thread beobachten, später nochmal nachfragen, schauen, wie sich etwas entwickelt hat.
...und mir ist es zuviel geworden, dauernd hinterher zu lesen, weil hier soviel geschrieben wurde, weil es so ein intensives Thema ist, ich Euer "Klarer-werden" mit dem was ist, ein Stück begleitet habe, und damit auch ein Stück mit in (Eure) Unklarheit hineingegangen bin,...um eben auch mehr Klarheit über diese Erkrankung, diesen Zustand,...zu bekommen. Rein aus interessehalber!
...aber ich muss es nicht!...

...und deswegen bin ich jetzt u.a. erstmal weg!...

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Offy
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Beitrag Do., 17.02.2011, 21:24

Hi ENA,
das ging keineswegs gegen dich und ich denke, da kann ich auch für gW sprechen...äh, schreiben.
Uns ist völlig klar, dass alle sehr kompliziert ist und kaum zu verstehen.
Ich wollte nur meinem Gefühl Ausdruck verleihen, dass Gothika bei dieser Sache vielleicht eine falsche Vorstellung hat.

LG Offy
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(V)
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Beitrag Do., 17.02.2011, 22:06

ENA hat geschrieben:Ich habe außerdem niemals geschrieben, dass ich Namen und Hintergrundgeschichten als Spaß an der Freud ansehen.
Ich auch nicht. Ich weiß auch genau, dass sie "einfach da" sind (manchmal) und man da nichts dagegen tun kann. Erstmal. Aber man kann sich fragen, WIE man damit umgehen will. Beispiel mit den Namen: Sucht man danach? Bohrt man sogar danach? Nimmt man ihn einfach wertfrei zur Kenntnis oder benutzt man ihn? Benutzt man ihn manchmal oder häufig? Nur für sich selbst oder auch nach außen? Lässt man die entsprechende Persönlichkeit eigne Beiträge und Tagebücher schreiben oder verbietet man sich dies? Und so weiter.

Ich halte auch "Subpersönlichkeiten" für Persönlichkeiten. Entsprechend gehe ICH auch genauso mit ihnen um wie z.B. mit Menschen aus FLeisch und Blut! Nur weil mir jemanden seinen Namen sagt, bin ich noch lange nicht zu irgendwas verpflichtet, sondern kann immer noch entscheiden, was ich daraus mache und wie. Ich kann jubeln sagen und rufen: "Juchu, endlich hat ES einen Namen und ich kann besser ansprechen" und ihm die Tastatur überlassen und es damit stärken... ich kann aber auch ganz anders damit umgehen und es abmildern. Man kann sich für Wege entscheiden, die weitere Abspaltungen hervorrufen oder sich Wege suchen, die mehr integrieren. Man hat die Wahl, WIE man damit umgeht.

Das sehe ich (mittlerweile) sehr pragmatisch: Ich lasse mir von meinen Innenpersönlichkeiten genauso wenig bzw. genauso viel auf der Nase rumtanzen wie von jedem anderen Menschen auch. (Was bei mir vlt. ein Grund sein könnte, rein spekulativ, wieso nie zu richtigen Erinnerungslücken kam, weil ich keine Kontrolle über mich abgebe...mein Bewusstsein ausknocken würde eine Innenpersönlichkeit nur einmal tun, dann könnte sie aber was erleben!)

Womit ich positiv ausgedrückt (wenn auch mit wenig Hoffnung, dass es so ankommt, wie es gemeint) und anderen sagen will, dass man selbst MEHR Einfluss auf diese Abspaltungen hat, als man sich zugesteht. Man ist dem nicht ganz so hilflos ausgeliefert, wie man auf den ersten Blick glaubt. Man kann vielleicht nichts dafür, DASS es zu Abspaltungen kam. Es war halt einfach da. Aber man kann stärkenden oder abmildernden Einfluss ausüben.
Ich kann nur den Gedanken von Gothika gut nachvollziehen, dass eine Konzentration auf die einzelnen Anteile/Persönlichkeiten mit Namen,etc. die Integration des Ganzen erschweren könnte (gut, sie schrieb "treibt die Spaltung nur voran").
Genau so war es gemeint und nicht anders.
...und wenn dem so ist, dass Namen etc. einfach da sind, dann ist das so.
...und wenn ihr die annehmt und genauer auf die einzelnen Teile gucken wollt, dann ist das so.
...und wenn ihr Euer Augenmerk mehr auf das Lenken wollt, was da zusammen ist, dann ist das so.
Dito. Es hat auch Vorteile und kann man gut als gezielte Methode verwenden. Sofern man aber einen Leidensdruck damit verbindet, denn man minimieren möchte...Nun ja, es gibt mehre Zwischenstufen als entweder "völlig ganzheitlich" oder "völlig multipel". Es gibt nicht nur schwarz-weiß. Nicht nur entweder man ist es, punkt, und kann rein gar nichts machen oder man ist gesund-ganzheitlich.
...und deswegen bin ich jetzt u.a. erstmal weg!...
Ich wohl besser auch. Denn wen mein Betrag als Ver*arsche empfunden wird, dann bin ich hier wohl falsch.

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gesprungenesWasser
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Beitrag Fr., 18.02.2011, 12:59

ENA hat geschrieben:...UND ich habe geschrieben "wenn es aber jemand will, soll er es ruhig machen".
Ich "mache" gar nichts.
Ich bin mir noch nicht ganz sicher ob ich überreagiert habe auf das hier Geschriebene oder angemessen. Sollte ich jemandem Unrecht getan haben, so entschuldige ich mich hiermit in aller Form.

Allerdings muß ich sagen daß ich mich schon wundern muß daß bei all dem Interesse ernsthaft noch in den Raum gestellt wird, wir Betroffenen "gestalten" unsere "Persönlichkeitsstörung". Ein Mensch mit Magen-Darm-Störung "wählt" auch nicht ob er sich erbrechen muß oder nicht. Es kommt unkontrollierbar. Bei Betroffenen psychischer Störungen geht man selbstverständlich davon aus daß sie selbst darüber entscheiden können in welcher Form und wie umfangreich sie betroffen sind.

Schade wenn du dich zurückziehst, ENA, ich respektiere das natürlich. Aber du bist mir mit deinen Fragen nach wie vor willkommen.

LG gW

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gesprungenesWasser
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Beitrag Fr., 18.02.2011, 14:26

Gothika hat geschrieben:
ENA hat geschrieben:Ich habe außerdem niemals geschrieben, dass ich Namen und Hintergrundgeschichten als Spaß an der Freud ansehen.
Ich auch nicht.
Tut mir leid, Gothika, ich sehe daß ich dich übergangen habe. Ich habe mir das alles auch noch gar nicht durchgelesen, ist mir gerade alles zuviel. Ich entschuldige mich aber auch bei dir für den Fall dir Unrecht getan zu haben.

Die Sache mit den Namen habe ich als sehr verletzend empfunden. Ich merke daran einfach WIE persönlich das alles ist. Daß die meisten meiner bisher wahrgenommenen "Persönlichkeiten" einen Namen haben, gibt mir Sicherheit. Und das Gefühl für (m?)ein Ich. Diese ganzen kleinen, größeren, starken und schwächeren Ich-Gefühle welche ich -gebunden an unterchiedliche "Identitäten"- habe, werden zusammen wohl mein Gesamt-Ich sein, nach welchem ich mich sehne und das ich versuche zu finden. Unsicher machen mich die "Namenloen" in mir. Vielleicht kennst du das auch: Wenn du jemanden kennenlernst, wird er für dich vielleicht auch ein bißchen vertrauter wenn du seinen Namen erfährst. Du kannst ihn dann ansprechen und er hat ein Stück mehr Persönliches für dich. Jedes Mal wenn ich den Namen meiner "Persönlichkeiten" kennenlerne, ist eine Vertrauensbasis zu ihr geschaffen. Ich komme mir selbst als Ganzheit etwas näher.

Tut mir leid, geht gerade nicht mehr.

LG gW

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(V)
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Beitrag Fr., 18.02.2011, 15:54

gesprungenesWasser hat geschrieben: Die Sache mit den Namen habe ich als sehr verletzend empfunden.
Sei dir versichert: so war es nicht gemeint.
Unsicher machen mich die "Namenlosen" in mir. Vielleicht kennst du das auch: Wenn du jemanden kennenlernst, wird er für dich vielleicht auch ein bißchen vertrauter wenn du seinen Namen erfährst. Du kannst ihn dann ansprechen und er hat ein Stück mehr Persönliches für dich. Jedes Mal wenn ich den Namen meiner "Persönlichkeiten" kennenlerne, ist eine Vertrauensbasis zu ihr geschaffen. Ich komme mir selbst als Ganzheit etwas näher.
Das kann ich nachvollziehen. Sicherlich. Jemand, der einen Namen, ein Gesicht, vlt. sogar eine eigene Geschichte hat, wird natürlich vertrauter und als Person greifbarer, verunsichert weniger. Manchmal besteht allerdings auch die Gefahr, dass man dann mehr auf den Gegenüber focusiert als auf sich selbst.

Ich finde und hoffe, das darf man mal wertfrei und absolut nicht böse gemeint einfach mal als Gedanken in den Raum stellen.

Als Metapher mal die Psychotherapie. Natürlich schafft es beim Patienten mehr Vertrauen, wird die Person des Therapeuten greifbarer, wenn sie sich selbst persönlich mehr einbringt, von sich erzählt etc.pp. Das ist aber in der Regel nicht der Fall, z.B. weil es den Klienten akut von sich selbst ablenken könnte und auch andere Risiken birgt. Aber es ist auch im therapeutischen Rahmen gar nicht nötig, dass man - ichsagmal - die Lebensgeschichte des Therapeuten kennt, obwohl es zwecks Vertrauensbasis sicherlich wünschenswert wäre.
Um in der Metapher zu bleiben: Wenn eine Patientin sehr unsicher ist und Probleme hat den Therapeuten "zuzulassen", gibt es zwei Möglichkeiten um Vertrauen aufzubauen. Erstens, der Therapeut macht sich vertrauter (Focus auf den Therapeuten, weg vom Ich, Abhängigkeit vom Gegenüber). Oder zweitens, man konzentriert sich auf die Unsicherheit und das flaue Gefühl, und lernt somit mit der Zeit Vertrauen.
Du wirst du schon denken können: die eine Methode schwächt eher das Ich-Gefühl, gibt zwar für den Moment Sicherheit, aber lässt es noch langfristig noch unsicherer werden. Die andere ist zwar erst mal "unangenehmer" und "risikoreicher", stärkt es aber eher. Energie folgt immer der Aufmerksamkeit.

Je mehr Focus auf die (Innen-)Persönlichkeiten, um so weniger Focus auf dem (ersehnten, ganzheitlichen) Ich. Simple Logik. Es muss ja nicht in einem ganz oder gar nicht enden, was man draus macht und wo man das eigene Mittelmaß setzt, bleibt stets die eigene Entscheidung. Ich finde lediglich, dass es hilfreich ist, sich dessen bewusst(er) zu werden.

---

Ich kann mir gerade durchaus vorstellen, warum dir das gerade alles zu viel ist. Wenn man sich deine Antwort durchliest, sehe zumindest ich als Außenstehende das "ICH" und seine Unsicherheit deutlich durchblitzen...
... gibt mirSicherheit. ... nach welchem ich mich sehne und das ich versuche zu finden. Unsicher machen mich die "Namenloen" in mir. [...] Jedes Mal wenn ich den Namen meiner "Persönlichkeiten" kennenlerne...

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gesprungenesWasser
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Beitrag Fr., 18.02.2011, 16:39

Gothika hat geschrieben:
gesprungenesWasser hat geschrieben: Die Sache mit den Namen habe ich als sehr verletzend empfunden.
Sei dir versichert: so war es nicht gemeint.
Ich glaube dir das.
Gothika hat geschrieben:Natürlich schafft es beim Patienten mehr Vertrauen, wird die Person des Therapeuten greifbarer, wenn sie sich selbst persönlich mehr einbringt, von sich erzählt etc.pp. (...) Aber es ist auch im therapeutischen Rahmen gar nicht nötig, dass man - ichsagmal - die Lebensgeschichte des Therapeuten kennt, obwohl es zwecks Vertrauensbasis sicherlich wünschenswert wäre.
Gothika hat geschrieben:Je mehr Focus auf die (Innen-)Persönlichkeiten, um so weniger Focus auf dem (ersehnten, ganzheitlichen) Ich. Simple Logik.
Sicher. Nur. Der Therapeut ist nicht ich. Meine "Persönlichkeiten" aber sind ein Teil meiner Ganzheit. Sie alle zusammen bin ich. Und zwar als ein ganzheitliches Ich. Das ist ein Unterschied. Mich interessiert die Lebensgeschichte meines Psychologen (auch wenn ich ihn sehr mag) eigentlich überhaupt nicht. Ich respektiere sein Können, seine Kompetenz, seine Persönlichkeit, seine Professionalität u.v.m. Mich geht seine Lebensgeschichte nichts an. Die Erinnerung, die Gefühle, die Wahrnehmung usf. meiner eigenen "Persönlichkeitsanteile" geht mich dagegen etwas an. Denn das alles bin ich. Mit meinem Psychologen hat das nichts zu tun.

Und ich denke deshalb auch daß ich den Focus tatsächlich auf meine (Innen-)Persönlichkeiten zielen muß gerade um (m)ein ganzheitliches Ich, ebenso aber auch wie meine ganzheitlichen Gefühle, meine ganzheitliche Wahrnehmung und Geschichte und Erinnerung etc., zu finden. Denn das alles ist verteilt auf meine "(Innen-)Persönlichkeiten". Es gibt kein ganzheitliches Ich auf der einen Seite und auf der anderen Seite viele einzelne Ichs. Diese vielen einzelnen Ichs sind wohl das ganzheitliche Ich
Gothika hat geschrieben:Ich kann mir gerade durchaus vorstellen, warum dir das gerade alles zu viel ist. Wenn man sich deine Antwort durchliest, sehe zumindest ich als Außenstehende das "ICH" und seine Unsicherheit deutlich durchblitzen...
... gibt mirSicherheit. ... nach welchem ich mich sehne und das ich versuche zu finden. Unsicher machen mich die "Namenloen" in mir. [...] Jedes Mal wenn ich den Namen meiner "Persönlichkeiten" kennenlerne...
Oh Himmel. Ja, wenn ich das so lese...

Danke für deine Antwort

LG gW

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elpida
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Beitrag Fr., 18.02.2011, 17:58

Ein liebes Hallo an alle!
Habe gerade diesen Thread (als Angehörige) gelesen und wollte nur mal dalassen, dass ich die Auseinandersetzung mit dem Ich-Gefühl für wirklich interessant und wertvoll erachte im Zusammenhang mit DIS .. Respekt Euch allen! ..

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ENA
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Beitrag Fr., 18.02.2011, 21:19

gesprungenesWasser hat geschrieben:Allerdings muß ich sagen daß ich mich schon wundern muß daß bei all dem Interesse ernsthaft noch in den Raum gestellt wird, wir Betroffenen "gestalten" unsere "Persönlichkeitsstörung".
Das habe ich auch gar nicht behauptet.
Ich glaube im Moment eher, dass Dich das Geschriebene an irgendeinem Punkt berührt. Vielleicht an der Angst nicht ernst genommen zu werden, oder so... .

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heissundkalt
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Beiträge: 536

Beitrag Fr., 18.02.2011, 22:12

Hallo!

also zu gothikas ansichten und vorschlägen möchte ich mich auch noch äußern.

ich weiß nicht, ob bei dir DIS diagnostiziert wurde oder DSNNS (darüber habe ich ein bisschen im Netz gelesen), ich kann jedenfalls nachvollziehen und gut verstehen, dass dir die genannten punkte helfen, ich denke nur, dass es vom grad der innneren spaltung bzw zerrissenheit abhängt, inwieweit man das umsetzen kann. du hast keine erinnerungslücken und bist dir immer bewußt, wer was in dir denkt.

soweit ich das von Offy und gW verstanden habe, haben sie eben nicht immer den überlick. und wie die beiden jetzt auch schon meinten, so stecken die innenpersonen /anteile in einer bestimmten situation fest, weil dass diese spaltung erst durch enormen psychischen druck einer traumatischen situation entstand...und (ich benutze jetzt mal das gelernte ) daher hat jeder seine eigene geschichte - weil keiner alles "erlebt" und "fühlt".
ich weiß nicht, ob es hilfreich ist, es könnte auch sein, dass bei so weit auseinandergetriebenen inneren anteilen, die eigene standpunkte vertreten, es könnte auch sein, dass krieg entsteht, wenn ihr euch sagt, dass diese geschichten nicht existieren, sondern nur EINE, nämlich eure lebensgeschichte! und vielleicht gilt es die anzunehmen, zu verarbeiten und zu fühlen... vielleicht muß das aber gar nicht sein, das müßt ihr natürlich für euch entscheiden.
das wort "erfunden" kann man übrigens auch im übertragenen sinn verstehen: natürlich denkt ihr euch das nicht aus und sicher will sich hier niemand über wen lustig machen, aber eure psyche hat natürlich etwas "erfunden", nämlich diese innenpersonen. das soll nicht falsch verstanden werden!! es war eine schutzfunktion und absolut wichtig. wie gesagt... ich kann mir beide wege vorstellen: dass die anteile getrennt bleiben, mit ihren eigenen geschichten und emotionen, aber sie lernen nebeneinander zu existieren und sich gegenseitig raum zu geben... oder eben der andere ganzheitliche Weg.

Ich will dir aber danken Gothika, da deine tips nämlich für mich, obwohl bei mir soweit ich weiß nicht DIS diagnostiziert wurde, mir sehr helfen... ich habe auch das gefühl immer weiter auseinander zu driften eben WEIL ich mich auf jeden teil konzentriere. und neulich wäre mir in der therapie beinahe tatsächlich ein "wir" herausgerutscht... und ich fange an meine anteile kind,göre,femme fatale ect zu "nennen". und in meinem fall sind das tatsächlich erfundene bezeichnungen ich verhalte mich wahnsinnig widersprüchlich. bzw mehr ist es so, dass ich so fühle - und dann ist eben auch eine art "admin" da, der nur am deckeln ist... und oftmals gefühle wegschaltet. in einer sekunde habe ich einen kindlichen wutanfall, im nächsten schalte ich so bewußt um, dass ich von mir selbst erschrocken bin... vor allem, weil ich ja spüre, dass da immer noch "jemand" in mir kreischt...
naja, könnte noch ewig schreiben, sorry, jedenfalls war für nochmal gut zu lesen, dass das, was ich schon angenommen hatte bestätigt wird...

lg, H&K
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gesprungenesWasser
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Beitrag Fr., 18.02.2011, 23:44

Hallo ENA,
Gothika hat geschrieben:Ihnen auch noch Namen und Hintergrundgeschichten zu geben, treibt die Spaltung nur voran.
ENA hat geschrieben:Ich glaube im Moment eher, dass Dich das Geschriebene an irgendeinem Punkt berührt.
Stimmt, ist tatsächlich so. Ich habe noch nicht herausgefunden was es ist. Aber es hat mit diesen Namen zu tun. Und mit Kontrollverlust. Ich habe keine Kontrolle über diese Namen. Und ich weiß nicht wo sie herkommen.

Daß meine „Persönlichkeiten“ Name und eine Geschichte haben besagt nicht daß sie eine HintergrundGeschichte (womöglich in größerem Umfang) haben. Sondern ihre Geschichte beschränkt sich auf einen einzigen Augenblick meiner GesamtGeschichte oder eine Lebensperiode welche ich durchlebt habe oder auf ein sich wiederholendes Ereignis in meiner Kindheit. Daheraus müssen sie irgendwie geworden sein mit ihrer individuellen Persönlichkeit als welche ich sie wahrnehme. Sie entwickeln sich nach vorne nicht und haben auch keine hinter ihnen liegende Geschichte oder Entwicklung. Sondern sie halten eben nur einen Augenblick/identische Erfahrungen/usf. meines Lebens fest. Mit ihrer eigenen Erinnerung, ihren eigenen Gefühlen und ihrer eigenen Wahrnehmung (ich habe z.B. eine Identität welche NUR Traurigkeit kennt. Sie hat NUR dieses eine Gefühl. Sie weiß nicht was z.B. Freude ist). Welche in Wirklichkeit meine eigenen Erinnerungen, Gefühle und Wahrnehmung(en) sind/sein müssen. Es fühlt sich aber überhaupt nicht so an und ich erlebe es auch nicht so. Ich erlebe (bin) unterschiedliche individuelle Persönlichkeiten und nehme als diese wahr. Kaum eine meiner Persönlichkeiten weiß von den Erinnerungen und Gefühlen und Wahrnehmungen der anderen.

Ich glaube, ENA, es ist meine Angst vor Kontrollverlust. Ich möchte alles unter Kontrolle haben und weil kaum ein Mensch etwas von meiner DIS bemerkt, glaube ich auch die uneingeschränkte Kontrolle zu haben. Die Sache mit den Namen erinnert mich daran daß es nicht so ist.

LG gW

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Beitrag Fr., 18.02.2011, 23:48

Hallo elpida,
elpida hat geschrieben:Habe gerade diesen Thread (als Angehörige) gelesen und wollte nur mal dalassen, dass ich die Auseinandersetzung mit dem Ich-Gefühl für wirklich interessant und wertvoll erachte im Zusammenhang mit DIS
Vielen Dank daß du das schreibst. Wie erlebst du als Angehörige einen Menschen mit DIS? Sozusagen von außen? Ich hoffe ich darf das fragen.

LG gW

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