Burkaverbot

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Kelpie
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Beitrag Mi., 21.07.2010, 18:07

Hinchen hat geschrieben:Ich bin gegen ein Verbot, weil ich folgende Wertvorstellungen habe: Ich will eine Welt/ein Land, wo Menschen ihre Religion frei leben können in allen Facetten- wenn es sie glücklich macht. Wollen sie das nicht, sollen sie ohne Probleme aus der Kirche austreten können. Wo du die "Feigheit" hernimmst ist mir ein Rätsel.
Das ist völlig unrealistisch. Da werden schon die Kinder einer Gehirnwäsche unterzogen und nur sehr wenige werden wirklich geistig frei sein, um zu wählen.

Wenn man wirkliche Freiheit in der Religionsausübung will, wo sich jeder Mensch seinen Glauben selbst suchen kann, dann gehört neben der Burka auch religiöser Unterricht und religiöse Schulen verboten, ebenso alle Rituale an Kindern und Jugendlichen, wie z.B. unsere Taufe und Firmung.

Persönlich hat mich der Zwang zum römisch-katholischen Religionsunterricht massiv gestört, weil ich Religion schon als Kind unter "völliger Blödsinn" eingestuft hatte. Jahrelang musste ich mir jede Woche diesen Schmarrn anhören und meine Zeit darauf verschwenden.
Ich war in der Geschichte meiner Schule die Erste, die die gesetzliche Möglichkeit genutzt hat und mit 16 aus diesem Unterricht ausgetreten ist. Dafür wurde ich von etlichen Lehrkräften und meiner Mutter kritisiert, weil ich mich "offensichtlich nicht anpassen" wollte. Dies in einer normalen öffentlichen Schule und einem großteils nicht-religiösen Elternhaus - um wie viel schwerer hätte es ein Mädchen mit stark religiösem Hintergrund?

Es ist gut und richtig, wenn extreme religiöse Sitten wie z.B. die Burka in der Öffentlichkeit geächtet werden. Ein Verbot ist noch das mindeste, eigentlich sollten solche Schleier allgemein als sittenwidrig und ungehörig gelten.

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Lilli1968
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Beitrag Mi., 21.07.2010, 21:42

Hallo an alle hier im Forum!

Ist mein erster Beitrag, aber dieses Thema regt mich auf. Ich hab nicht den ganzen Tread gelesen, weil es mich ermüdet immer wieder dieselben Argumente zu lesen.

Nur mein Statment als Betroffene: Ich bin konvertierte Muslima, als röm kath. Christin getauft und auch aufgewachsen. Mein Heimatland ist Ö, meine Mama ist Österreicherin und mein Papa ist Österreicher.
Ich bin konvertiert aus freien Stücken, und es bestand kein Zusammenhang mit einem muslimischen Mann.
Mein religiöses Verständnis sagt mir das Hijab Pflicht ist, und das heisst nicht nur Kopftuch sondern auch Körperverhüllene Kleidung. Ich habe sehr schnell begonnen, das zu tragen und war massiven Anfeidungen meiner Umwelt ausgesetzt. Kopftuch wäre ja noch irgendwie toleriert worden aber Abaya und Kopftuch geht gar nicht mehr in Ö, zumindest in der Gegend wo ich wohne.
Und jetzt komme ich auf Niqab( ist ja was anderes als Burka). PS in Ö gibt es KEINE EINZIGE Burkaträgerin lt. Statistik.
Ich trag Niqab, nicht weil ich es als Pflicht für mich sehe, von der religiösen Seite, sondern weil ich gezwungen werde.Jawohl GEZWUNGEN, nicht von Muslimen , nicht von einem Mann , keine Gehrinwäsche....die Gesellschaft in Ö zwingt mich mit ihrer Intoleranz und mit Beleidigungen unter der Gürtellinie. Niqab schützt mich, alles prallt ab wie an einer Wand, niemand kann mich mehr beleidigen, die meisten sind so erschrocken wegen meinem Anblick und ich habe meine Ruhe. Und nochwas...Menschen ohne Vorurteile sprechen mich an, sind sehr freudlich, und es haben sich schon soo viele nette Kontakte ergeben, weil diese Wissen, dahinter steckt ein ganz normaler Mensch, der sich die Freiheit nimmt "ZUVIEL" anzuziehen!

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Annemarie
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Beitrag Mi., 21.07.2010, 23:11

Eremit hat geschrieben:
Una hat geschrieben:Das bedeutet aber in der Regel, dass die Frauen aus ihrer Familie ausgestoßen sind und auch ihre Kinder nicht mehr sehen.

Wobei es in der westlichen Welt genau verkehrt herum ist...
Das macht es nicht richtiger und auch nicht besser

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Kelpie
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Beitrag Do., 22.07.2010, 06:27

Lilli1968 hat geschrieben:Niqab schützt mich, alles prallt ab wie an einer Wand, niemand kann mich mehr beleidigen, die meisten sind so erschrocken wegen meinem Anblick und ich habe meine Ruhe.
Ich finde das sehr interessant, dass du diesen "Schutz" brauchst um dich wohlzufühlen.

Gefällt dir das, wenn die Leute bei deinem Anblick (mit Recht) erschrocken sind? Fühlst du dich dann stärker?

Wenn ich in als Frau Jagd- und Sportschützenbekleidung rumlaufe oder in mittelalterlicher Kleidung und mit Korsett zur Veranstaltung xyz fahre, dann entspreche ich damit auch nicht den landläufigen gesellschaftlichen Regeln.
Und siehe, ich trege auch öfters ein Kopftuch, hübsch gewickelt. Ich neige nämlich zu Trigeminus-Schmerzen. Da ich dunkle Haare und Augen habe, wirke ich auf den ersten Blick wie eine Muslimin. Aber eben nur auf den ersten Blick. Meine Körperhaltung und Bewegungsweise ist nämlich eine ganz andere als die von Frauen, die sich hinter einem Schleier verstecken müssen oder wollen.
Ich reagiere auf Blicke der Umstehenden einfach mit einem Lächeln - und die Sache hat sich. Noch niemals bin ich beleidigt oder ernstlich belästigt worden.

Es gibt kei "Zuviel" an Kleidung bei uns und auch ein "Zuwenig" wird ja weitgehend toleriert.
Das Problem bei Burka, Niquab etc ist auch nicht, dass es sich um religiöse Kleidung handelt. Kein Mensch stört sich an den Schleiern der katholischen Nonnen oder an den Togen der buddhistischen Mönche. (Die tun mir sogar leid mit ihrer Pagode beim Kraftwerk Freudenau, in der totalen Einschicht. Von Akzeptanz ist da nicht viel zu sehen, aber sie üben ja nicht solchen politischen Druck aus wie die Moslems.)

Das Problem bei der Burka und den Niquab ist, dass diese Kleidung als Mauer benutzt wird, um sich von den Normalsterblichen abzugrenzen.

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Una
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Beitrag Do., 22.07.2010, 07:56

Hallo Lilli,

schön das sich endlich(!) mal eine betroffene Frau meldet.

Darf ich noch etwas fragen?
Lilli1968 hat geschrieben:Mein religiöses Verständnis sagt mir das Hijab Pflicht ist, und das heisst nicht nur Kopftuch sondern auch Körperverhüllene Kleidung.
Warum? Was sagt Deine Religion über den Körper, der so verhüllt wird? Warum ist das eine Pflicht?
Lilli1968 hat geschrieben:Ich trag Niqab, nicht weil ich es als Pflicht für mich sehe, von der religiösen Seite, sondern weil ich gezwungen werde.Jawohl GEZWUNGEN, nicht von Muslimen , nicht von einem Mann , keine Gehrinwäsche....die Gesellschaft in Ö zwingt mich mit ihrer Intoleranz und mit Beleidigungen unter der Gürtellinie. Niqab schützt mich, alles prallt ab wie an einer Wand, niemand kann mich mehr beleidigen, die meisten sind so erschrocken wegen meinem Anblick und ich habe meine Ruhe.
Ich bin etwas verwirrt. Sagt Dir nun Deine Religion das es Pflicht ist den Körper zu verhüllen und das Haar- und hat nun die gesellschaftliche Anfeindung Dich auf die Niqab gebracht oder Dein religiöses Verständnis?

Deine Kleidung ist ein Statement und das Statement dieser Kleidung schätzen viele nicht.
Daher wohl die Anfeindungen. Menschen ohne Vorurteile sind selten. Und wer auffällt ist leicht das Ziel von Anfeindungen. Ausgegrenzt hast Du Dich mit dieser Kleidung selbst.
Die Frage ist nur: warum?

Und meinst Du nicht, dass eine freiwillig konvertierte Frau anders betroffen ist, als eine, die in diese muslimische Struktur geboren wurde, in der dann sehr wohl die Männer das Sagen haben?
Lilli1968 hat geschrieben:Ich bin konvertiert aus freien Stücken
Ich würde sehr gerne wissen was die muslimische Religion Dir gibt?
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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Lilli1968
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Beitrag Do., 22.07.2010, 09:27

Kelpie hat geschrieben:
Gefällt dir das, wenn die Leute bei deinem Anblick (mit Recht) erschrocken sind? Fühlst du dich dann stärker?
Nein , aber es gibt mir eine gewisse Unnahbarkeit um mich zu schützen, und wenn sich jemand wirklich auf mich einlässt, dann merkt er schnell, das ein Mensch daruntersteckt, mit dem man ganz normal reden kann.
Und siehe, ich trege auch öfters ein Kopftuch, hübsch gewickelt. Ich neige nämlich zu Trigeminus-Schmerzen. Da ich dunkle Haare und Augen habe, wirke ich auf den ersten Blick wie eine Muslimin. Aber eben nur auf den ersten Blick. Meine Körperhaltung und Bewegungsweise ist nämlich eine ganz andere als die von Frauen, die sich hinter einem Schleier verstecken müssen oder wollen.
Ich reagiere auf Blicke der Umstehenden einfach mit einem Lächeln - und die Sache hat sich. Noch niemals bin ich beleidigt oder ernstlich belästigt worden.
Der Unterschied zu mir ist, ich bin eindeutig als Muslima zu erkennen, weil ich eben nicht nur schön gewickeltes Kopftuch trage sondern körperverhüllende Abaya mit Khimar. Das wird äusserst negativ bewertet, speziell wenn die Leute bemerken ich bin von hier aufgrund meines Dialekts. Das empfinden sie als einen gewissen "Verrat" an den österreichischen, europäischen Werten. und ich bewege mich nicht anders, als früher auch!
Das stößt eben nicht auf Gegenliebe und erzeugt oftmals die negativen Reaktionen bis zu körperlichen Atacken.
Es gibt kei "Zuviel" an Kleidung bei uns und auch ein "Zuwenig" wird ja weitgehend toleriert.
Meine Verhüllung wird oftmals nicht akzeptiert.
Das Problem bei Burka, Niquab etc ist auch nicht, dass es sich um religiöse Kleidung handelt.
Niqab hat sehr wohl für mich einen religiösen Background, einige muslische Gelehrten erachten es als Pflicht, andere als Sunna, freiwillig, aber doch sehr erwünscht.
Kein Mensch stört sich an den Schleiern der katholischen Nonnen
Hat ja auch den traditionell christlichen Hintergrund, ist lol.
oder an den Togen der buddhistischen Mönche. (Die tun mir sogar leid mit ihrer Pagode beim Kraftwerk Freudenau, in der totalen Einschicht. Von Akzeptanz ist da nicht viel zu sehen, aber sie üben ja nicht solchen politischen Druck aus wie die Moslems.)
Kann ich nichts dazu sagen, kein Wissen.
Das Problem bei der Burka und den Niquab ist, dass diese Kleidung als Mauer benutzt wird, um sich von den Normalsterblichen abzugrenzen.
Ich persönlich empfinde mich als Individuum wie jeder andere auch, ich will weder provozieren noch sonstwas, fühle mich werder überlegen noch besser als andere Menschen, ich rede von Menschen und nicht Muslimen. Ich habe das Recht mich so zu kleiden wie ich es für richtig finde, da ich keinen anderen Menschen damit verletze oder angreife.

Liebe Grüsse!


Eremit
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Beitrag Do., 22.07.2010, 11:08

Annemarie hat geschrieben:Das macht es nicht richtiger und auch nicht besser
Das habe ich auch nicht geschrieben. Aber es verdeutlicht, welche Kräfte da aufeinanderprallen. Die westliche Welt ist ebenso ungerecht wie die östliche. So, wie sich hier die Menschen über die östliche Lebensweise entrüsten, tun das die Menschen dort wiederum über die westliche. Nur die Rollen sind vertauscht.

Einwanderer nehmen erst dann Prinzipien an, wenn sich diese als unumstößlich besser gestalten als jene in ihrer vormaligen Heimat. Nur, das trifft eben nicht auf die westlichen Prinzipien zu.

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MrN
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Beitrag Do., 22.07.2010, 11:54

Hi Lilli,
auf Dich hab ich hier im Thema gewartet. Schön, daß Du da bist und mit uns diskutieren möchtest. Ich möchte mich den Fragen von Una anschließen, denn auch mich interessieren zuerst einmal Deine Beweggründe, weshalb Du konvertiert bist.

Mich haben vor mehr als 20 Jahren gerade auch Gespräche mit Arabern über Glaubensfragen stark beeindruckt und eine innere Entwicklung losgetreten, welche bis dato anhält. So lerne ich z.B. Arabisch, weil ich einfach diesen Teil der Welt besser verstehen möchte. Daran zu konvertieren, denke ich allerdings nicht. Aber ich sehe doch sehr viele positive Berührungspunkte zwischen den Kulturen, welche nun von den wachsenden Feindbildern überdeckt zu werden drohen...

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Zwackel
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Beitrag Do., 22.07.2010, 12:10

Eremit hat geschrieben:Die westliche Welt ist ebenso ungerecht wie die östliche.
Dieser Meinung bin ich absolut nicht ! Sicher gibt es auch bei uns Fälle von empörender Ungerechtigkeit, ABER: Bei uns wird niemand mit dem Tode bedroht, wenn er "vom Glauben abfällt" oder sich religionskritisch äußert, niemand wegen Ehebruchs auf entsetzlichste Art und Weise zu Tode gesteinigt, niemand zwangsweise mit einem /einer vollkommen Fremden verheiratet, niemand zum minderwertigen Menschen zweiter Klasse ohne Selbstbestimmungsrecht degradiert, weil er leider das falsche Geschlecht hat - genau das geschieht tagtäglich in Ländern in denen die Scharia die Grundlage der Rechtssprechung bildet !

Wer der Ansicht ist solche unerträglichen Ungerechtigkeiten sollten nicht angeprangert werden, weil es die "Toleranz" gebietet, fremde Sitten, Gebräuche und Religionen (bzw Religionsauslegungen) unbedingt zu achten, der macht sich in meinen Augen mitschuldig.

Toleranz ist ein Wert, der wichtig und sinnvoll ist. Aber ein noch sehr, sehr bedeutenderer Wert ist die Unantastbarkeit der Menschenwürde - die ja auch nicht umsonst den Artikel Nr 1 unserer Verfassung ausmacht.

Wer die Menschenwürde systematisch missachtet, hat keinerlei Anspruch auf "Toleranz" !

Auch Rücksichtnahme auf (angebliche ?) religiöse Vorschriften ist dann absolut fehl am Platz und eine zynische Verhöhnung der Opfer "religiös" motivierter Gewalt.
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)


Eremit
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Beitrag Do., 22.07.2010, 14:05

Zwackel, nur, weil bei uns die Ungerechtigkeit subtiler ist, heißt das nicht, daß sie nicht da ist.

Ich war in einem katholischen Internat. Kennst Du den Ausdruck "Bullycide", Zwackel? Weißt Du, was Folter ist? Weißt Du, wie viele Kinder und Jugendliche durch die Kirche in den Selbstmord getrieben werden?
Zwackel hat geschrieben:niemand zum minderwertigen Menschen zweiter Klasse ohne Selbstbestimmungsrecht degradiert, weil er leider das falsche Geschlecht hat
Ich will auch nach Disney-Land.

Was ist mit den zig tausenden Ex-Ehemännern, die durch Anspannung in den Selbstmord getrieben werden? Was ist mit der Entrechtung der Väter? http://www.vaterverbot.at/

Also hier in Österreich reicht es auch schon, Tierschützer zu sein, damit man ins Gefängnis kommt und auf Anwaltskosten sitzen bleibt, die man nicht mehr zahlen kann. Aus die Maus für jeden, der keinen Sponsoren hat. Die meisten der Angeklaten werden qualvoll untergehen. Nur eben nicht so spektakulär wie durch Steinewerfen. In unserem westlichen Sytsem ist der subtile Mord perfektioniert. Es dauert alles so lange, bis keiner mehr hinschaut. Aus den Augen, aus dem Sinn. Und hinsichtlich wegschauen sind wir Westlichen mindestens so gut wie die Menschen aus dem Osten. Mindestens. Alles ist bei uns eben knallig bunt verpackt.

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Rezna
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Beitrag Do., 22.07.2010, 14:12

Nicht zu vergessen die Menschen, die sich zb. vor dem AMS anzünden...

Bei uns sind es eben weniger die Familien die Menschen in die Verzweiflung treiben (zumindest offiziell... wie es wirklich ist, erleben wir hier im Forum genug) . Die Depressionen sind am Vormarsch. Man kann sagen: Ja, aber arbeit ist freiwillig. Schon mal selbst von Taxifahrern beiläufig als Sozialschmarotzer beschimpft worden? Demütigungen und Hetzkampagnen finden statt, nur eben auf ein anderes Klientel bezogen und gerne durch Politiker unterstützt. Es gibt keine Freiwilligkeit. Sie ist aufgesetzt.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]


Eremit
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Beitrag Do., 22.07.2010, 14:17

Man vergleiche nur mal die Selbstmordraten der Länder. Interessant, nicht?

Oder, daß Männerdiskriminierung legal ist, Frauendiskriminierung aber nicht.


Eremit
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Beitrag Do., 22.07.2010, 14:45

Abgesehen mal davon, was ist von der Gerechtigkeit des Westens zu halten, wenn Gerechtigkeit nur eine Sache des Geldes ist.

Wenn sich die Kirche einfach freikaufen kann von jedem Verbrechen. Wo Pfarrer, Priester, Äbte und all die anderen "Würdenträger" des zigfachen Missbrauchs und der zigfachen Vergewaltigung vor Gericht überführt werden, aber nicht einen Tag im Gefängnis verbringen...

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Zwackel
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Beiträge: 687

Beitrag Do., 22.07.2010, 15:36

Eremit hat geschrieben:Zwackel, nur, weil bei uns die Ungerechtigkeit subtiler ist, heißt das nicht, daß sie nicht da ist.
Lieber Eremit:
Lies doch bitte erstmal genauer, was ich geschrieben habe ! Hier:
Zwackel hat geschrieben:Sicher gibt es auch bei uns Fälle von empörender Ungerechtigkeit,(...)
Ich halte es für völligen Unsinn, das Unrecht, das im Westen passiert, aufzuführen, um damit das Unrecht in radikal-islamischen Staaten in irgendeiner Weise zu relativieren oder zu rechtfertigen.
Das absolut miese Treiben kirchlicher "Würdenträger" mit Verbrechen im Namen des Islam aufzuwiegen, ist genauso daneben, wie die Schuld Hitlers und der Nazis am Holocaust aufzurechnen gegen den Terror Stalins und seiner Anhänger !
Unrecht ist Unrecht, und es wird nicht dadurch besser, dass es auch anderswo passiert.
Eremit hat geschrieben: Zwackel schrieb:
niemand zum minderwertigen Menschen zweiter Klasse ohne Selbstbestimmungsrecht degradiert, weil er leider das falsche Geschlecht hat

Ich will auch nach Disney-Land.
Eremit, diese Antwort ist doch wohl eigentlich unter deinem Niveau !
Falls nicht: Lass' dich nicht aufhalten !

LG, Zwackel
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)

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Una
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Beitrag Do., 22.07.2010, 18:11

@ Zwackel
Klasse formuliert:
Zwackel hat geschrieben:Dieser Meinung bin ich absolut nicht ! Sicher gibt es auch bei uns Fälle von empörender Ungerechtigkeit, ABER: Bei uns wird niemand mit dem Tode bedroht, wenn er "vom Glauben abfällt" oder sich religionskritisch äußert, niemand wegen Ehebruchs auf entsetzlichste Art und Weise zu Tode gesteinigt, niemand zwangsweise mit einem /einer vollkommen Fremden verheiratet, niemand zum minderwertigen Menschen zweiter Klasse ohne Selbstbestimmungsrecht degradiert, weil er leider das falsche Geschlecht hat - genau das geschieht tagtäglich in Ländern in denen die Scharia die Grundlage der Rechtssprechung bildet !

Wer der Ansicht ist solche unerträglichen Ungerechtigkeiten sollten nicht angeprangert werden, weil es die "Toleranz" gebietet, fremde Sitten, Gebräuche und Religionen (bzw Religionsauslegungen) unbedingt zu achten, der macht sich in meinen Augen mitschuldig.

Toleranz ist ein Wert, der wichtig und sinnvoll ist. Aber ein noch sehr, sehr bedeutenderer Wert ist die Unantastbarkeit der Menschenwürde - die ja auch nicht umsonst den Artikel Nr 1 unserer Verfassung ausmacht.

Wer die Menschenwürde systematisch missachtet, hat keinerlei Anspruch auf "Toleranz" !
Ich kann mich nur anschließen.

Bei allem Interesse für den Koran und arabische Länder, es hat sich eine radikale Richtung entwickelt.
Es gab eine Zeit in Bagdad, da dachten gewisse Gruppen auch darüber nach, dass Glaube nicht radikal sein muß und jeder direkt mit Gott in's gespräch treten kann, ohne das es dazu Vermittler braucht. Mohamed hat der Welt ein Buch gegeben, aber was daraus wurde lag nicht mehr in seiner Hand.
Es wird bis heute "ausgelegt", so wie auch die Bibel bei uns.
Unterm Strich denke ich, darf kein Glaube mit Gewalt durchgesetzt werden.
Eremit hat geschrieben:Was ist mit den zig tausenden Ex-Ehemännern, die durch Anspannung in den Selbstmord getrieben werden? Was ist mit der Entrechtung der Väter?
Was ist das denn jetzt?????? Irgendwie hat man den Eindruck, so eine radikale Männergesellschaft, in der Frauen relativ rechtlose Wesen sind, käme Dir genau richtig....
Eremit hat geschrieben:Weißt Du, was Folter ist? Weißt Du, wie viele Kinder und Jugendliche durch die Kirche in den Selbstmord getrieben werden?
Und Du glaubst das es in muslimischen Ländern weder Selbstmord gibt noch Folter oder Mißbrauch?
Auweia.
Zu all dem kommen noch Hinrichtungen wegen unkeuschem Verhalten oder Verrat an der Religion.
Wenn Du glaubst dass es da besser ist: Geh hin und lebe da!
Eremit hat geschrieben:Aus die Maus für jeden, der keinen Sponsoren hat.
Reichtum bringt in muslimischen Ländern natürlich keinerlei Ungerechtigkeit oder Korruption mit sich.
Oh Mann!

Es wird wohl eher so sein, dass je ärmer die Menschen, desto mehr sind sie radikalen Gedanken zugänglich.
Die bittere Armut in Bagdad hat einst die Menschen dazu gebracht, den Koran mit all seinen radikalen Ansichten anzunehmen.
Und so ging die Geschichte ihren Gang.
Wo sitzen denn die radikalen Muslime? In Dubai?
Bei den Ölmillionären?


Eremit hat geschrieben:Und hinsichtlich wegschauen sind wir Westlichen mindestens so gut wie die Menschen aus dem Osten. Mindestens. Alles ist bei uns eben knallig bunt verpackt.
Jetzt redest Du von Menschen die nicht hinschauen wollen und beklagst dies.
Aber die Frage ist doch, ob jemand hinschauen kann, wenn er denn möchte. Wir habe hier einen Wohlstand, auch was Wissen angeht.
Die Wiege der Kultur stand im Osten, aber da sieht es heute kläglich aus, was freie Wissensvermittlung angeht.
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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