Hallo Zerissene,
Mich macht es stabiler.
Ja, das irgendwie schon - aber es ist halt alles sehr unwirklich und ziemlich tot - manchmal mehr, manchmal weniger. Das Problem ist halt, dass ich ausser der Arbeit fast nichts mit mir anfangen kann (also z.B. wenn ich Freizeit habe. Momentan ist es halt so, dass ich den Eindruck habe, mich nur permanent selbst zu hypnotisieren und mir zu suggerieren, dass es mit gutgeht. Und das ist halt toal künstlich. Ich merke auch, dass ich teilweise Nachts oder Morgens kurz vorm Aufstehen in mein Inneres reinzufallen drohe. Ich denke einfach, dass es so auf Dauer nicht mehr weitergehen kann...
Ich beginne mal mit dem letzten Teil deiner Aussage.
Würdest du immer zu deinem Inneren einen Bezug haben wollen?
Du brauchst mir ja nicht gleich zu antworten.
Schon ja, aber ich fürchte, dann bleibt von "mir" nicht mehr viel übrig, entweder schreie ich dann nur noch, oder kann nicht mehr gehen, nicht mehr stehen etc.
Was mit besonders Angst macht ist, sind eigentlich weniger die Gefühle, sondern dass mein Inneres nicht über die Fähigkeiten verfügt, das Leben eines Erwachsenen zu führen...
Also kurz gesagt, fürchte ich mir den Ast abzusägen, auf dem "ich" sitze...!
Und hat dieses mechanische Funktionieren nicht auch eine Schutzfunktion? Du hast es doch selber beschrieben. Dir ging es innerlich "extrem schlecht", also hast du dissoziiert, eine wunderbare Überlebensstrategie. Eigentlich könnten wir froh darüber sein so gut dissoziieren zu können, auch wenn es uns an anderen Stellen extrem schadet.
Tja, aber es ist halt auch ein Fluch, wenn ich sehe, dass ich eigentlich kein Leben führe, sondern eine wie auch immer geartete Existenz, die in mir eigentlich überhaupt keine Basis hat.
Ist es bei dir kontrolliertes Dissoziieren? Oder funktioniert das eher unbewußt oder automatisch, vielleicht auch intuitiv?
Das passiert halt einfach, also unbewusst. Das ist eine der Erkenntnisse, die ich in diesem Jahr gewonnen habe. "Ich" (der Beoabachter"), also das Bewusstein, das sich permanent mit sich beschäftigt und sich beobachtet, was in mir gerade passiert, habe da fast keinen Einfluss drauf und schwimme auf dem Ganzen wie ein Rückenschwimmer auf den Wellen, der die Wellen gar nicht sieht, sondern nur fühlt, wenn es ihn auf- und abwärts trägt. Teilweise kommt dann auch ein Sog, und dann ist man auf einmal unter Wasser!
Das "Ich" ist wahrlich nicht Herr im Haus der Seelen...!
Klinik betrachte ich als Krisenintervention, nichts anderes.
Ok...
In der Klinik war ich sehr offen und ich habe dort dissoziierte Innenseiten kennengelernt, von denen ich bis dato noch nichts wußte. Und ich konnte diese Wechsel genauer miterleben. Im Alltag passiert das eher losgelöst von mir. Im Außenleben muss man sich dauernd schützen, in einer guten Klinik darf man sich fallen lassen, schutzlos sein.
Kannst Du mir da vielleicht eine gute Klinik in Deutschland nennen?
Ich meine, wenn z. Bsp. eine junge Seite nach vorne kommt und sich in einen 20jährigen jungen Mann verliebt. Hab ich alles erlebt... (!)
Naja, aber dass Du Dich in einen jüngeren Mann verliebt hast und was ausprobieren möchtest, ist doch nichts krankes oder ungewöhnliches...man muss ja nun nicht gleich alles pathologisieren (neige ich auch dazu!)
Ich bin übrigens ein Mann (hoffe es stört dich - und Andere - hier nicht)...!
Meine ambulante Therapie hat mir geholfen stabil zu werden. Dafür braucht man viel, viel Zeit. Und ich habe noch mal die Kraft gefunden eine Familie zu gründen, arbeiten zu gehen. Auch wenn ich mich gerade wieder in einer Krise befinde und der job hingeschmissen wurde, weil fast nichts mehr ging. Doch durch meine Therapie habe ich auch gelernt, da wieder allein herauszufinden. Ich meine, ich muss schon meinen Weg selber finden, dies kann mir auch nicht mein Therapeut abnehmen.
Tja, aber das ist halt genau die Frage, die ich mir stelle - was soll mir eine Therapie (zumal ambulant) eigentlich bringen...?
Stabil sein heisst ja nichts Anderes, als permanent in einem Zustand der Verdrängung zu sein - was hat das mit Therapie im Sinne von Aufarbeitung zu tun?
Ich möchte eher instabiler werden, aber trotzdem noch einigermassen die Kontrolle behalten, damit das Alles wieder mehr zusammenkommt. Ich wende selbst auch EMDR an (Vorsicht! - nicht selbst anwenden, es sei denn man hat ungefähr eine Vorstellung davon, was einem im Inneren erwartet), das ist aber leider sehr ungezielt und dann gehen unbewusst halt Dynamiken los, die nur teilweise bewusst werden.
Da geraten dann die inneren Pendel dann in Bewegung, mit "interessanten" Effekten...
Veilleicht mache ich es auch nicht richtig (habe keine Ausbildung)!
Aber ich denke, anders geht's nicht voran...
Viele Grüsse,
Moktis