Austausch mit DIS / DDNOS - Betroffenen (Teil 2)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

Thread-EröffnerIn
Zerrissene
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 56
Beiträge: 757

Beitrag Mi., 19.01.2011, 13:01

Hallo moktis,
moktis hat geschrieben: Was mir dann hilft ist:
- viel schlafen
- Kontakt/Gespräche mit Freunden/Familie
- sich intensiv mit etwas beschäftigen, was einem Spass macht und einen buchstäblich absorbiert - dann wandert das Belastende (die Anteile/Innenpersonen) wieder ins Unterbewusstsein, da es/sie im Bewusstsein keinen Platz mehr haben!
Arbeiten hilft da ungemein, weil man funktionieren muss...!
ja, das mache ich alles :
- ich schlafe nachts mind. 10 h
- Kontakt zum Therapeuten und zu einer ganz lieben Freundin, die immer
für mich da ist
- beschäftige mich intensiv mit Dingen, die mir Spaß machen
(heute Gartenarbeit; sonst alte Fenster abschleifen, kleine Renovierungsarbeiten im Haus etc.)

Ich gehe wohl dann auch körperlich weg, denn kleine Verletzungen merke ich erst viel später; damit auch die Schmerzen ; o.k. entdecke ich z. Bsp. auf dem Holz Blutspuren (die ja nur von mir sein können), handele ich natürlich eher...

In Krisenzeiten arbeite ich ganz viel, bis ich vor Erschöpfung in die Badewanne falle. Das körperlich harte Arbeiten empfinde ich aber als Ausruhen, weil dann alles so still in mir ist. Ich fühle mich allein, und das tut sooooooooooooooo verdammt gut. In diesen Ruhezeiten gewinne ich neue Kraft, neue Energie und ich wache erholt aus diesen Phasen auf...

moktis, ich staune über die ähnlichen Überlebensstrategien in Krisenzeiten.

Und danke für die kraftspendenden Worte.

Zerrissene

Werbung

Benutzeravatar

moktis
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 35
Beiträge: 9

Beitrag Do., 20.01.2011, 10:48

Hallo Zerissene,

schön, dass es Dir besser geht. Leider bezahle ich dann das wegdrängen/abspalten meines Inneren gerade wieder mit gähnender Leere und Antriebslosigkeit in mir drin...!
Vorige Woche habe ich gemerkt, wie extrem schlecht es mir innerlich geht und das ich eigentlich schon lange nicht mehr kann. Dann habe ich bzw. mein Unterbewusstsein das dissoziiert und jetzt ist das "Leben" wieder total mechanisch, ich habe zu mir/meinem Inneren überhaupt keinen Bezug mehr und frage mich, wie das alles weitergehen soll. Ich würde gerne in eine Klinik gehen und versuchen, mehr Zugang zu mir? zu erhalten, aber dann ist der Job weg, und man kann da ja nicht ewig bleiben. Ausserdem befürchte ich, da dann erstmal total abzustürzen, und ich weiss nicht, ob dann jemals noch was geht. Ich hatte vor 13 jahren mal eine ganz schwere Krise, wo wirklich alles aufgebrochen ist, und ich habe mehrere Jahre fast nur im Bett verbracht, um mich wieder einigermassen zu stabilisieren.
Hat dir denn Deine ambulante Therapie dabei geholfen, wieder mehr von innen zu spüren und einbinden zu können, d.h. ein einigermassen erfülltes Leben zu führen?

Benutzeravatar

EngelsTräume
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 28
Beiträge: 5

Beitrag Do., 20.01.2011, 22:55

hallo zusammen

uns gehts derzeit garnicht gut wir sidn ständig weg und kommen nur dann zurück wenn wir von aussen angesprochen werden ohne grudn einfach so

viele innenpersonen haben agnst udn fühlen sich serh alleine

kontakt haben wir zu kaum jemanden nur unsere thera die hatte heute aber weils ein notfall war nur kurz zeit.

wie gehts euch anderen soß?

lg engelsTräume


Thread-EröffnerIn
Zerrissene
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 56
Beiträge: 757

Beitrag Fr., 21.01.2011, 08:45

Hallo moktis,
moktis hat geschrieben:
Leider bezahle ich dann das wegdrängen/abspalten meines Inneren gerade wieder mit gähnender Leere und Antriebslosigkeit in mir drin...!
Mich macht es stabiler.
moktis hat geschrieben:
Vorige Woche habe ich gemerkt, wie extrem schlecht es mir innerlich geht und das ich eigentlich schon lange nicht mehr kann. Dann habe ich bzw. mein Unterbewusstsein das dissoziiert und jetzt ist das "Leben" wieder total mechanisch, ich habe zu mir/meinem Inneren überhaupt keinen Bezug mehr...
Ich beginne mal mit dem letzten Teil deiner Aussage.

Würdest du immer zu deinem Inneren einen Bezug haben wollen?

Du brauchst mir ja nicht gleich zu antworten.

Und hat dieses mechanische Funktionieren nicht auch eine Schutzfunktion? Du hast es doch selber beschrieben. Dir ging es innerlich "extrem schlecht", also hast du dissoziiert, eine wunderbare Überlebensstrategie. Eigentlich könnten wir froh darüber sein so gut dissoziieren zu können, auch wenn es uns an anderen Stellen extrem schadet.

Ist es bei dir kontrolliertes Dissoziieren? Oder funktioniert das eher unbewußt oder automatisch, vielleicht auch intuitiv?
moktis hat geschrieben:

Ich würde gerne in eine Klinik gehen und versuchen, mehr Zugang zu mir? zu erhalten, aber dann ist der Job weg, und man kann da ja nicht ewig bleiben. Ausserdem befürchte ich, da dann erstmal total abzustürzen, und ich weiss nicht, ob dann jemals noch was geht. Ich hatte vor 13 jahren mal eine ganz schwere Krise, wo wirklich alles aufgebrochen ist, und ich habe mehrere Jahre fast nur im Bett verbracht, um mich wieder einigermassen zu stabilisieren.
Hat dir denn Deine ambulante Therapie dabei geholfen, wieder mehr von innen zu spüren und einbinden zu können, d.h. ein einigermassen erfülltes Leben zu führen?
Klinik betrachte ich als Krisenintervention, nichts anderes. Außerdem müßte man sich das finanziell gesehen auch erlauben können. Und daran denken, noch monatelang krank geschrieben zu werden. Mir hat es damals gut getan, dass mein Therapeut Chefarzt einer psychiatrischen Klinik war, er mich also nicht nur ambulant, sondern auch stationär begleiten konnte. Es wäre aber auch mit einem anderen Trauma-Therapeut gegangen, ganz bestimmt.
In der Klinik war ich sehr offen und ich habe dort dissoziierte Innenseiten kennengelernt, von denen ich bis dato noch nichts wußte. Und ich konnte diese Wechsel genauer miterleben. Im Alltag passiert das eher losgelöst von mir. Im Außenleben muss man sich dauernd schützen, in einer guten Klinik darf man sich fallen lassen, schutzlos sein. Will man sich als System besser kennenlernen, ist die Klinik genau das Richtige (Oh, ich widerspreche mich; hängt wohl auch damit zusammen, dass ich mich gerade genauer erinnere...). Aber dafür sollte man frei sein, richtig frei, also in keiner festen Beziehung stecken usw., weil die Gefahr besteht, dass andere Seiten zuviel Raum erhalten und sich zu sehr ausprobieren. Ich meine, wenn z. Bsp. eine junge Seite nach vorne kommt und sich in einen 20jährigen jungen Mann verliebt. Hab ich alles erlebt... (!) Damals mußte ich meinen Ausweis zeigen, weil mir eh keiner glauben wollte, dass ich 43 bin. Das kann man sich aber nicht erlauben, wenn man sich in einer sehr wichtigen Beziehung befindet. Schon deshalb würde ich nicht mehr in eine Klinik wollen.

Meine ambulante Therapie hat mir geholfen stabil zu werden. Dafür braucht man viel, viel Zeit. Und ich habe noch mal die Kraft gefunden eine Familie zu gründen, arbeiten zu gehen. Auch wenn ich mich gerade wieder in einer Krise befinde und der job hingeschmissen wurde, weil fast nichts mehr ging. Doch durch meine Therapie habe ich auch gelernt, da wieder allein herauszufinden. Ich meine, ich muss schon meinen Weg selber finden, dies kann mir auch nicht mein Therapeut abnehmen.

VG Zerrissene

Werbung

Benutzeravatar

Blütenzauber
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 22
Beiträge: 29

Beitrag Fr., 21.01.2011, 10:26

Hallo,
ich bin noch ganz neu hier. Ich bin beim stöbern auf diesen Thread gestoßen. Wenn es ok ist, würde ich auch gerne mitlesen und mich mit euch zu diesem Thema austauschen.

Meine Therapeutin hat vor ca. einem Jahr die Diagnose DIS bei mir gestellt. Am Anfang hab ich es ihr gar nicht geglaubt und auch jetzt zweifle ich immer wieder mal daran...

Ich bin leider noch nicht dazu gekommen mir den ganzen Thread durchzulesen, aber ich werde das noch mit der Zeit nachholen.

Liebe Grüße,
Blütenzauber
~Ich habe keine Macken, dass sind Special-Effects ~
Bild

Benutzeravatar

Offy
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 38
Beiträge: 470

Beitrag Fr., 21.01.2011, 12:05

Hallo Blütenzauber,
schön, dass du hergefunden hast.

Weißt du...ich habe diese Diagnose seit fast 2 Jahren und zweifle auch noch, obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste.
Vielleicht ist es ja normal, dass man sich damit nicht so nah auseinandersetzen will/kann. Jedenfalls nicht immer.

Wir freuen uns auf den Austausch mit dir.

LG Offy
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?

Benutzeravatar

moktis
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 35
Beiträge: 9

Beitrag Fr., 21.01.2011, 12:48

Hallo Zerissene,
Mich macht es stabiler.
Ja, das irgendwie schon - aber es ist halt alles sehr unwirklich und ziemlich tot - manchmal mehr, manchmal weniger. Das Problem ist halt, dass ich ausser der Arbeit fast nichts mit mir anfangen kann (also z.B. wenn ich Freizeit habe. Momentan ist es halt so, dass ich den Eindruck habe, mich nur permanent selbst zu hypnotisieren und mir zu suggerieren, dass es mit gutgeht. Und das ist halt toal künstlich. Ich merke auch, dass ich teilweise Nachts oder Morgens kurz vorm Aufstehen in mein Inneres reinzufallen drohe. Ich denke einfach, dass es so auf Dauer nicht mehr weitergehen kann...
Ich beginne mal mit dem letzten Teil deiner Aussage.

Würdest du immer zu deinem Inneren einen Bezug haben wollen?

Du brauchst mir ja nicht gleich zu antworten.
Schon ja, aber ich fürchte, dann bleibt von "mir" nicht mehr viel übrig, entweder schreie ich dann nur noch, oder kann nicht mehr gehen, nicht mehr stehen etc.
Was mit besonders Angst macht ist, sind eigentlich weniger die Gefühle, sondern dass mein Inneres nicht über die Fähigkeiten verfügt, das Leben eines Erwachsenen zu führen...
Also kurz gesagt, fürchte ich mir den Ast abzusägen, auf dem "ich" sitze...!
Und hat dieses mechanische Funktionieren nicht auch eine Schutzfunktion? Du hast es doch selber beschrieben. Dir ging es innerlich "extrem schlecht", also hast du dissoziiert, eine wunderbare Überlebensstrategie. Eigentlich könnten wir froh darüber sein so gut dissoziieren zu können, auch wenn es uns an anderen Stellen extrem schadet.
Tja, aber es ist halt auch ein Fluch, wenn ich sehe, dass ich eigentlich kein Leben führe, sondern eine wie auch immer geartete Existenz, die in mir eigentlich überhaupt keine Basis hat.
Ist es bei dir kontrolliertes Dissoziieren? Oder funktioniert das eher unbewußt oder automatisch, vielleicht auch intuitiv?
Das passiert halt einfach, also unbewusst. Das ist eine der Erkenntnisse, die ich in diesem Jahr gewonnen habe. "Ich" (der Beoabachter"), also das Bewusstein, das sich permanent mit sich beschäftigt und sich beobachtet, was in mir gerade passiert, habe da fast keinen Einfluss drauf und schwimme auf dem Ganzen wie ein Rückenschwimmer auf den Wellen, der die Wellen gar nicht sieht, sondern nur fühlt, wenn es ihn auf- und abwärts trägt. Teilweise kommt dann auch ein Sog, und dann ist man auf einmal unter Wasser!
Das "Ich" ist wahrlich nicht Herr im Haus der Seelen...!
Klinik betrachte ich als Krisenintervention, nichts anderes.
Ok...
In der Klinik war ich sehr offen und ich habe dort dissoziierte Innenseiten kennengelernt, von denen ich bis dato noch nichts wußte. Und ich konnte diese Wechsel genauer miterleben. Im Alltag passiert das eher losgelöst von mir. Im Außenleben muss man sich dauernd schützen, in einer guten Klinik darf man sich fallen lassen, schutzlos sein.
Kannst Du mir da vielleicht eine gute Klinik in Deutschland nennen?
Ich meine, wenn z. Bsp. eine junge Seite nach vorne kommt und sich in einen 20jährigen jungen Mann verliebt. Hab ich alles erlebt... (!)
Naja, aber dass Du Dich in einen jüngeren Mann verliebt hast und was ausprobieren möchtest, ist doch nichts krankes oder ungewöhnliches...man muss ja nun nicht gleich alles pathologisieren (neige ich auch dazu!)
Ich bin übrigens ein Mann (hoffe es stört dich - und Andere - hier nicht)...!
Meine ambulante Therapie hat mir geholfen stabil zu werden. Dafür braucht man viel, viel Zeit. Und ich habe noch mal die Kraft gefunden eine Familie zu gründen, arbeiten zu gehen. Auch wenn ich mich gerade wieder in einer Krise befinde und der job hingeschmissen wurde, weil fast nichts mehr ging. Doch durch meine Therapie habe ich auch gelernt, da wieder allein herauszufinden. Ich meine, ich muss schon meinen Weg selber finden, dies kann mir auch nicht mein Therapeut abnehmen.
Tja, aber das ist halt genau die Frage, die ich mir stelle - was soll mir eine Therapie (zumal ambulant) eigentlich bringen...?
Stabil sein heisst ja nichts Anderes, als permanent in einem Zustand der Verdrängung zu sein - was hat das mit Therapie im Sinne von Aufarbeitung zu tun?
Ich möchte eher instabiler werden, aber trotzdem noch einigermassen die Kontrolle behalten, damit das Alles wieder mehr zusammenkommt. Ich wende selbst auch EMDR an (Vorsicht! - nicht selbst anwenden, es sei denn man hat ungefähr eine Vorstellung davon, was einem im Inneren erwartet), das ist aber leider sehr ungezielt und dann gehen unbewusst halt Dynamiken los, die nur teilweise bewusst werden.
Da geraten dann die inneren Pendel dann in Bewegung, mit "interessanten" Effekten...
Veilleicht mache ich es auch nicht richtig (habe keine Ausbildung)!
Aber ich denke, anders geht's nicht voran...

Viele Grüsse,

Moktis

Benutzeravatar

Blütenzauber
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 22
Beiträge: 29

Beitrag Fr., 21.01.2011, 18:35

Hallo Offy,
danke für die nette Begrüßung.

Ich glaub es mir auch mal mehr mal weniger. Manchmal tut es mir gut, es zu Leugnen. Dann bekomm ich einfach wieder etwas mehr Abstand, wenn was zu schwierig geworden ist. Wahrscheinlich wäre es anders manchmal nicht zu ertragen.

Wir freuen uns auch auf den Austausch mit dir/euch . (Wie möchtest du denn lieber angesprochen werden? Als Einzelperson oder als wir?)

Zu dem aktuellen Thema hier im Thread kann ich im Moment leider nicht so viel sagen, aber ich lese einfach weiter mit .

Liebe Grüße,
Blütenzauber
~Ich habe keine Macken, dass sind Special-Effects ~
Bild


Thread-EröffnerIn
Zerrissene
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 56
Beiträge: 757

Beitrag Fr., 21.01.2011, 18:47

Hallo Blütenzauber,

hier gibt es kein aktuelles Thema, sonst wären wir nicht viele.

In der Therapie gibt es doch auch mehrere rote Fäden, oder?

Aber erst einmal ein herzliches Willkommen hier. Übrigens müßte ich jetzt auch erst mal nachlesen, was wir für ein aktuelles Thema haben...

Ich freue mich, dass du hier bist.

Liebe Grüße von Zerrissene

Benutzeravatar

Offy
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 38
Beiträge: 470

Beitrag Fr., 21.01.2011, 20:06

Blütenzauber hat geschrieben:Wir freuen uns auch auf den Austausch mit dir/euch . (Wie möchtest du denn lieber angesprochen werden? Als Einzelperson oder als wir?)
Oh...das kann ich gar nicht so genau sagen.
Ich kann aber manchmal spüren, dass ein "ihr" oder "euch" ganz anders innen ankommt. Wird die Einzelperson angesprochen, ist das in der Regel das "Business-Ich", es sei denn, jemand wird beim Namen genannt. In der Mehrzahl fühlen sich mehrere angesprochen, je nach dem, wer gerade näher am Thema ist.

LG Offy
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?

Benutzeravatar

gesprungenesWasser
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 47
Beiträge: 145

Beitrag Sa., 22.01.2011, 15:09

Hallo Blütenzauber,
Blütenzauber hat geschrieben:Meine Therapeutin hat vor ca. einem Jahr die Diagnose DIS bei mir gestellt. Am Anfang hab ich es ihr gar nicht geglaubt und auch jetzt zweifle ich immer wieder mal daran...

Ich erzähle dir kurz wie es bei mir war: Als ich die Diagnose (auch vor ca. einem Jahr) bekommen habe, war es für mich eine Erleichterung. Es fühlte sich an wie man es von Verbrechern beschreibt, welche von der Polizei ihres Verbrechens überführt sind: "Es ist vorbei" war mein erster Gedanke. Keine Flucht mehr, kein Versteckspielen, kein Lügen und Täuschen mehr. Mit dem was ist (eben der Diagnose) kann ich jetzt etwas machen. Das kippte dann irgendwann über in "Nein, nicht das auch noch". In der Folge, auch heute noch, bemühen einige in mir sich immer wieder, meinem Psychologen den Beweis zu bringen, daß alle sich mit der Diagnose geirrt haben. Das hat für mich den Vorteil daß ich mich mit meiner Situation immer wieder neu betrachte und ich mir näher komme. Den Nachteil aber daß vieles länger dauert.

LG
zersprungenesWasser

Benutzeravatar

moktis
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 35
Beiträge: 9

Beitrag Sa., 22.01.2011, 16:07

Hallo,

mal eine Frage in die Runde...

Hat hier eigentlich schon jemand Erfahrung(en) damit gemacht, dass sie/er einen abgetrennten Anteil/(Teil-)Person integrieren konnte, also dass da die dissoziativen Barrieren überwunden bzw. nicht mehr benötigt wurden...?
Ist das sehr schmerzhaft, oder passiert das "irgendwann" einfach so...?
Ich habe hier eine gute Beschreibung gefunden, was bei einem schweren Trauma passiert und was es mit einem macht - das beschreibt eigentlich ziemlich gut, wie es bei mir war (zumindest bei den traumatischen Ereignissen, an die ich mich erinnern kann):
http://xn--lngle-gra.com/downloads/Trau ... m%2007.pdf
Vielleicht findet es ja die/der eine oder andere interessant!

Viele Grüsse,
moktis

Benutzeravatar

christiane1964
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 46
Beiträge: 8

Beitrag Sa., 22.01.2011, 23:04

hallo moktis und alle anderen.
ganz kurz meine voestellung: ich bin christiane und hab ein leben lang unter den folgen des mb in meiner familie gelitten. mein leben war ein schrotthaufen. ich lese hier schon länger mit, und ich finde mich zum teil sehr wieder in euren diskussionen.
ich habe vieles auch so erlebt - inzwischen gelte ich als sowas wie "gesund". naja, wer ist das schon... oder viel mehr - was ist eigentlich "krank"... naja , wäre ein eigener thread. bin jedenfalls noch in therapie, aber in der abschlussphase. (die sich aber schon seit einiger zeit zieht, weil sich da immer wieder ein kindanteil ganz furchtbar selbständig macht und das ende verhindert...)
moktis hat geschrieben:Hat hier eigentlich schon jemand Erfahrung(en) damit gemacht, dass sie/er einen abgetrennten Anteil/(Teil-)Person integrieren konnte, also dass da die dissoziativen Barrieren überwunden bzw. nicht mehr benötigt wurden...?
ja. ich war sehr dissoziiert, es gab anteile, die sich nicht integrieren wollten und mit denen "ich" auch nichts zu tun haben wollte . (und ursprünglich haben sie auch nichts voneinander gewusst)
ich hab jahre in therapien gearbeitet, doch erst mit meiner letzten thera ist es gelungen, die anteile einander näher zu bringen, ohne dass das jemals als therapieziel vereinbart gewesen wäre. es ist ganz einfach entstanden - hätte uns vor 2 jahren wer gefragt, ob wir das wollen, es hätten alle rigoros abgelehnt! die thera hat es irgendwie geschafft, dass irgendwann alle miteinander reden begonnen haben, einander kennenlernen wollten. es ist einfach entstanden. ich weiss nicht wieso. vielleicht weil SIE alle angenommen hat, jeden wertgeschätzt hat, auch wenn sie manche in schranken gewiesen hat und sich so nicht behandeln liess... sie hatte vor keinem angst, schützte die kinder, half ihnen größer und sicherer zu werden...
inzwischen hat ganz viel integration stattgefunden - und da ist ein großer unterschied zum verdrängen ungewollter anteile!!! - ich kanns nicht beschreiben, ich hab es einfach erlebt.
manchmal switchen die anteile noch auseinander, zb wenn der stress (zu) gross wird und wieder angst da ist und erinnerungen hochkommen. aber wir kriegen das immer wieder gut hin - immer öfter auch (fast) ohne thera.
zu deiner frage: nein, es tut nicht weh. es tut viel mehr weh, solange sich die anteile bekämpfen, kinder in angst und schrecken leben und täterassoziierte anteile tun und lassen, was sie wollen...
vielleicht werden hier im thread jetzt manche protestieren und sagen, wir wollen gar keine integration. das ist völlig ok. das müssen die anteile selbst entscheiden. jeder noch so geringe druck von außen führt da nur zu widerstand und ist absolut sinnlos. darauf hat keiner einen einfluss. wenn sich aber die teile entscheiden, sich zu integrieren, geht es, wenn nicht, dann eben nicht - aber es tut wirklich nicht weh, wenn alle es wollen. aber ich glaube es wäre eine neue vergewaltigung, ein neuer mb, wenn irgendwer - therapeut oder einige anteile oder auch wer von außen - irgendwas zum therapieziel erklären würde und damit was erzwingen oder beschleunigen würde.
den beitrag, den du gepostet hast, hab ich überfogen, hab noch keine zeit gehabt im detail nachzudenken. was ich aber gesehen habe, beschreibt längle den prozess in 3 schritten, die ich grundsätzlich gut nachvollziehen kann, obwohl es ganz furchtbar wissenschaftlich ist und sehr theoretisch. (man könnte es kaum als handlungsanleitung verstehen... )
aber ich glaub, rückblickend betrachtet, läuft es so ähnlich - möglich, dass es für wissenschaftler, die selbst kein eigenes dissozialtives erleben erlebt haben, so wirkt oder man so als wissenschaftler schreiben "muss"...
aber es stimmt schon irgendwie - und gleichzeitig auch nicht. für mich kann ich nur sagen, dass der prozess viel mehr in vielen schleifen verlaufen ist. es steht und fällt mit dem gegenseitigen "annehmen" von anteilen. bei mir hat die thera, die wirklich wie eine mama zu ihren kindern war, immer wieder getröstet, in den arm genommen hat und vor allem den kindern gezeigt hat, wie sie sich gegen terroristen im system wehren dürfen, dabei aber auch den terroristen zugehört hat, ihnen gezeigt hat, dass es so einfach nicht geht... ohne DIESE thera wäre es wohl nicht gegangen.
ich hatte aber auch das glück, dass ich nicht ihr erster fall war und wir sie per zufall aus einer internet-liste "gefischt" haebn. sie arbeitet seit jahrzehnten höchst erfolgreich ambulant und stationär mit traumatisierten frauen... , borderline, dis und ptbs sind ihre schwerpunkte... das alles wusst aber keiner - oder vielleicht hat es auch einer der anteile mal wo gelesen... jedenfalls war sie ein volltreffer...

hoffe, ich hab jetzt keinen hier überfordert. noch einmal: es müssen die anteile entscheiden, und lt meiner thera entscheiden sich nicht immer alle so, wie es bei "uns" / bei "mir" der fall war.

gruss christiane


Thread-EröffnerIn
Zerrissene
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 56
Beiträge: 757

Beitrag So., 23.01.2011, 08:15

Liebe christiane,

schön, dass du hier bist und jetzt mitschreibst.

VG Zerrissene


Thread-EröffnerIn
Zerrissene
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 56
Beiträge: 757

Beitrag So., 23.01.2011, 08:30

Guten Morgen,
gesprungenesWasser hat geschrieben:
Als ich die Diagnose (auch vor ca. einem Jahr) bekommen habe, war es für mich eine Erleichterung.
Mit dem was ist (eben der Diagnose) kann ich jetzt etwas machen.
Als ich von meiner Diagnose erfuhr, hatte ich dann besseres Verständnis für mein wechselhaftes Verhalten, was mich schon seit meiner Kindheit stark irritierte und für die ich keine Erklärung fand. Kann aber nicht behaupten, dass die Kenntnis darüber eine Erleichterung für mich war, weil mir dann erst mal die ganze Tragweite bewußt wurde und ich meine Kindheit nicht mehr (wie bis dato) verherrlichen konnte. Immer wieder diese Hoffnung sich das alles nur eingebildet zu haben, immer diese Hoffnung, dass das alles nicht wahr ist. Desweiteren war die Diagnose immer zweitrangig für mich, weil das Leid, was damit verbunden, mich gar zu sehr gefangen hielt. Dieses ohnmächtige Gefühl, nicht zu wissen, wer man ist, was man ist... Ich fühlte mich so kaputt, so hilflos, so unverstanden. Mein Thera hat mir vieles erklären müssen, u.a., dass alle Gefühlszustände in mir, auch wenn sie sich noch so sehr widersprechen, echt und damit wahr sind. Ich mußte lernen zu begreifen, dass es mehrere Wahrheiten gibt. Ja, so kann ich es am besten erklären.



Zerrissene

Werbung

Gesperrt
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag