Gefühle für sie - wie sag ich das meiner Therapeutin ?

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*Norma*
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 12:55

Tröte hat geschrieben:ich bin noch unschlüssig, ob ich es ansprechen soll...bin da etwas konfliktscheu...
... genau deswegen solltest du es ansprechen!
und wenn es auch nur als übung sein sollte. therapie als übungsplatz...

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 13:02

Ich würde es nicht ansprechen. Ich hab' das mal gemacht. Und es endete in der totalen Katastrophe.

Es wird einem nicht gedankt, wenn man in dem Punkt ehrlich ist. Das ist meine Erfahrung. Und ich würde sowas nie wieder einer Therapeutin oder einem Therapeuten sagen.

Real wird sowieso nie was daraus, egal, wie hoch die Hoffnungen sind und wie echt oder therapiebedingt diese Gefühle sind. Sogar Menschen, die wie füreinander geschaffen sind und sich in der Thera gegenseitig unsterblich ineinander verlieben gibt's absolut keine Zukunftschance. Die Macht der Zunft des Therapeuten ist so gewaltig, dass man sich das komplett abschminken kann.

Und da es nicht zu realisieren ist, kann man es sich sparen, es zu sagen und geht damit sehr vielen Folgeschwierigkeiten aus'm Weg. Sowas einmal ausgesprochen und der Behandeler wird hochgradig befangen sein und eine normale Fortsetzung der Therapie geht gar nicht mehr.

Wenn man was sagt, verliert man in der Regel alles, besonders dann, wenn da wirklich Liebe im Spiel ist und nicht lediglich Therapieanhimmelei.

Meine Meinung

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neko
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 13:18

ich würde es ansprechen - schon deshalb, weil es dich ja doch beschäftigt und ansonsten zu etwas wird, was dich stört. ich habe das auch schon einmal gemacht. das war damals auch für mich sehr schwer, aber es war letztlich sehr hilfreich. meine therapeutin hat mich damals gefragt, was mein anteil daran war. das hat mich erst einmal tierisch aufgeregt. aber irgendwann konnten wir dann darüber reden, dass sie da das gefühl gehabt hat, sie hätte keinen richtigen kontakt zu mir gehabt und dann - unbewusst - früher schluss gemacht hat, weil sie gefrustet war. dass hat mich sehr berührt, zu wissen, dass es für sie einen unterschied macht und sie auch traurig ist, wenn sie nicht an mich rankommt. undschließlich und endlich konnte ich auch sehen, dass ich damals in der situation auch geblockt habe. also noch mal, es war der beginn von etwas, das sehr wichtig und dann auch irgendwie schön war. auch wenn ich mir am anfang blöd vorkam - wegen so ein paar minuten ein fass aufzumachen. aber es war halt eine menge drin in dem fass.

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Elena
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 14:14

Hallo Tröte,

Du hast einen bestimmten Grund, dass es Dich sehr irritiert hat, dass sie die Stunde etwas früher als geplant beendet hat. Sicher weißt Du, dass es dafür viele Gründe geben kann, aber darum geht es nicht.....
Es geht darum, dass Dir dies ziemlich unter die Haut geht und genau dies würde ich ansprechen. Wenn Du dies so thematisierst, dass Du eine Vorwurfshaltung rauslässt und einfach dabei bleibst, wie es Dir mit dieser Situation erging, ist es doch absolut sinnvoll, sie anzusprechen.
Oft sind es die scheinbar banalen Situationen, die einen so derart triggern können, und genau deshalb ist es wichtig, dies rauszulassen. Mir hat dies immer gut getan, und es kam niemals zu einem Konflikt, im Gegenteil, ich habe den Eindruck, dass dadurch die Beziehung einfach offener und vertrauensvoller wurde, und noch viel besser: ich komme mir dabei selber in meinen Denk- und Gefühlsmustern auf die Schliche.

LG Elena

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Tröte
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 14:49

@ausgefuchst: ich glaube du bist noch bei dem punkt übertragung....dies weiss meine therapeutin bereits und ist auch soweit einigermaßen gut gelaufen.
mir ging es um das vorzeitige beenden der stunde.

ja, ich habe dadurch das gefühl, dass sie von mir genervt ist oder mich nicht leiden kann und es ihr deswegen nicht wichtig ist die stunde "auszufüllen".
ich habe aber angst, dass wenn ich ihr das sage, dass sie mir dann unter die nase reibt, dass wir die stunde auch schon öfter überzogen haben.
das stimmt ja auch, darum geht es mir nicht...ach schwer zu beschreiben...
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Elena
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 14:58

Hallo Tröte,

genau darum geht es, Du hast das Gefühl, dass sie von Dir genervt ist, Dich nicht mag etc. und aus diesem Grund die Stunde früher beendet. Dies ist Deine Interpretation, weil Du es von irgendwoher kennst. Sie wird Dir garnichts unter die Nase reiben, wenn Du es ansprichst, wie heißt es so schön: der Ton macht die Musik!
Und wenn Du dies ohne Vorwurf formulierst, kommt dies auch sicher nicht schräg bei ihr an, glaub mir.
Wenn ich überlege, was ich meiner Therapeutin schon Dinge unterstellt habe, würdest Du mit dem Kopf schütteln. Ich habe es aber getan, indem ich ihr gesagt habe, wie ich über bestimmtes Verhalten von ihr gedacht habe, sagen wir mal so, ich beschrieb ihr, was es in mir ausgelöst hat.
Wenn ich dies so einer Freundin/Freund sagen würde, glaub ich, hätte es einen handfesten Streit gegeben, aber nicht mit meiner Therapeutin, sie hat vollstes Mitgefühl für meine Emotionen gehabt. Therapeuten sind einfach professionell genug, dass sie wissen, dass die Patienten ein bestimmtes Verhalten auch bei ihnen abspulen. Meine hat sich zumindest nicht persönlich angegriffen gefühlt und es kam auch zu keiner Diskussion/Auseinandersetzung.

LG Elena

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Tröte
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 15:26

Hallo Elena,
ja, da hast Du sicherlich recht.
Ich trau mich trotzdem nciht

Lg Tröte
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 15:27

Elena hat geschrieben:Therapeuten sind einfach professionell genug
Meine Thera ist immer besonders begierig, von mir etwas zu erfahren, was uns beide angeht. Sie meint, da könnte sie die besten Schlüsse ziehen, weil sie es live miterlebt hat. Sonst ist sie ja nur auf meine Erzählungen über Dritte angewiesen.
Tröte hat geschrieben:Hallo Elena,
ja, da hast Du sicherlich recht.
Ich trau mich trotzdem nciht
Also, liebe Tröte, nur Mut!

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Elena
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 15:37

Sir hat geschrieben:Meine Thera ist immer besonders begierig, von mir etwas zu erfahren, was uns beide angeht. Sie meint, da könnte sie die besten Schlüsse ziehen, weil sie es live miterlebt hat. Sonst ist sie ja nur auf meine Erzählungen über Dritte angewiesen.
Genau so hat es meine Therapeutin auch formuliert! Und sie hat mich durch ihr Verhalten auch davon überzeugt, dass sie es wirklich will.
Mensch Tröte, trau Dich! Was ist denn so schlimm dran, ihr zu sagen, wie es Dir geht, wenn die Stunde frühzeitig beendet wird? Steh doch dazu, dass es Dir was ausmacht.
Mir machen auch bestimmte "Kleinigkeiten" etwas aus, anfangs dachte ich immer, es wäre kindisch, dies zu thematisieren, ist es aber nicht, weil es um Dich und Deine Gefühle geht.
Du greifst sie doch nicht dabei an, es sei denn, Du würdest z.B. so anfangen, dass Du sagst, es ist eine Unverschämtheit, dass sie die Stunde frühzeitig beendet hat...Klar, würde sie dann in Gegenwehr gehen. Aber doch nicht, wenn Du Deine Gefühle beschreibst.

LG Elena

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coco
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 15:42

Liebe Tröte,
ich würde das, glaube ich, nicht überbewerten. 5 Minuten - überziehen oder auch dranhängen - sind für mich innerhalb einer flexiblen Toleranzgrenze. Wenn wir am Ende der Sitzung noch mitten in einem wichtigen Gespräch sind, überzieht meine Therapeutin oft um ein paar Minuten. Manchmal sagt sie auch, dass wir da lieber in Ruhe nächste Woche weiterreden. Egal wie es läuft, ich habe sie noch nie mit einer inneren "Stechuhr" dort sitzen sehen, sondern immer darauf bedacht, die Sitzung zu einem "organischen" Ende zu bringen.
(Ganz anders meine ehemalige Therapeutin. Die hat mich manchmal bis halb 3 sitzen lassen, während sie nebenan etwas getippt hat. Um drei klingelte dann der nächste Patient und und um zehn nach drei meinte sie dann völlig entsetzt, als hätten wir uns völlig verquatscht und komplett die Zeit überzogen: "Es ist zehn nach drei, wir müssen Schluss machen." Da hätte ich damals etwas bald sagen sollen. Als ich mich dann nach zwei Jahren endlich traute, ihr das zu sagen, meinte sie, dass im Moment einfach unheimlich viel los sei und sie da auf mein Verständnis hofft.)
Vielleicht war Deine Therapeutin heute nicht so gut drauf, vielleicht musste sie auf die Toilette, vielleicht war aber auch gerade einfach nur ein guter Punkt gekommen, an dem sie die Sitzung beenden konnte, ohne ein wichtiges Gespräch zu unterbrechen.
Im Kontext Deiner Gefühle für sie ist Deine Reaktion auf jeden Fall nachvollziehbar. Und in dem Kontext würde es auch Sinn machen, das Thema anzusprechen, weil die Situation zeigt, WIE sehr Du an ihr hängst und WAS für einen Stellenwert die Zeit mit ihr für Dich einnimmt. Außerhalb dieses Kontext, fände ich die Sache eher nicht erwähnenswert. Ich persönlich würde mir jedenfalls keine Therapeutin wünschen, die jede Sitzung nach exakt 50 Minuten beschließt - egal ob das gerade stimmt oder nicht.
Viele Grüße,
Coco

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Elena
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 15:48

coco hat geschrieben:Außerhalb dieses Kontext, fände ich die Sache eher nicht erwähnenswert.
Ja, ganz genau, dies ist passend formuliert!
Innerhalb des Kontextes von Tröte in der Therapie paßt es aber.

LG Elena


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Beitrag Mi., 10.02.2010, 15:59

coco hat geschrieben: Im Kontext Deiner Gefühle für sie ist Deine Reaktion auf jeden Fall nachvollziehbar. Und in dem Kontext würde es auch Sinn machen, das Thema anzusprechen, weil die Situation zeigt, WIE sehr Du an ihr hängst und WAS für einen Stellenwert die Zeit mit ihr für Dich einnimmt. Außerhalb dieses Kontext, fände ich die Sache eher nicht erwähnenswert. Ich persönlich würde mir jedenfalls keine Therapeutin wünschen, die jede Sitzung nach exakt 50 Minuten beschließt - egal ob das gerade stimmt oder nicht.
Dem stimme ich vollständig zu. Ich habe da ja auch Erfahrungen.

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Tröte
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 16:02

hach ihr seid alles sooooooo lieb zu mir

aber genau geht es mir. ich möchte aus einer mücke keinen elefant machen und habe angst vor konfrontation.
auf der anderen seite beschäftigt und ärgert es mich aber, so dass es wirklich sinn machen würde es anzusprechen...
ich bin schlimm, ich weiss...
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coco
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 16:26

ich bin schlimm, ich weiss...
Das würde ich jetzt nicht sagen...schließlich geht es um Deine Gefühle.
Ich denke, Du könntest das Problem sehr gut auf der Metaebene ansprechen. "Eigentlich finde ich es völlig ok, wenn Sie mal früher aufhören oder später anfangen. Aber weil ich so fühle, wie ich fühle, hat mich das letzte Woche sehr verunsichert. Sofort fühlt sich mein inneres Kind abgewiesen obwohl die Erwachsene weiß, dass es sich nur um 5 Minuten handelt. Wenn ich das jetzt anspreche, dann geht es mir nicht um die 5 Minuten, sondern um das Gefühl des Verlassenwerden oder Zurückgewiesensein, das schon eine so kleine und alltägliche Situation bei mir auslösen kann."

Dann machst Du überhaupt nicht mehr aus der Mücke einen Elephanten ("nur 5 Minuten"), sondern Du kommst auf das eigentliche Thema zu sprechen ("schon die kleinsten vermeintlichen Signale verunsichern mich" "ich hänge hier sehr tief drin").


Lg,
Coco

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neko
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 17:41

liebe tröte,

nur mal so hypothetisch - stell dir vor die rollen wären vertauscht. würdest du auf jemanden losgehen, der dir sagt, er habe sich wegen der 5 minuten abgelehnt gefühlt, habe sogar gedacht, das liege daran, dass er so langweilig sei? ich glaub, mensch muss schon ein fieser sadist sein, um dahinter nicht die verzweiflung zu hören. aber vielleicht ist der grund, warum du dich nicht traust auch ein ganz anderer. vielleicht geht es gar nicht darum, dass es eine alberne kleinigkeit ist. ich weiß noch, dass ich damals - bevor ich meinen 5-minuten skandal angesprochen hab - die übelste angst davor hatte, dass meine therapeutin mir sagt, ja woll, das liegt an dir, du bist schuld.

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